Mischkultur

Mischkultur leicht gemacht: Tipps und Tricks für Anfänger

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Unter den Pflanzen dieser Datenbank können sich Allianzen bilden, um mit vereinten Kräften Krankheiten und Schädlinge abzuwehren. Wer mit der Funktionsweise einer Mischkultur vertraut ist, profitiert von den überzeugenden Vorteilen im Hausgarten. Dieser Leitfaden erklärt die genaue Verfahrensweise der ökologischen Anbau-Strategie. Machen Sie sich hier vertraut mit den Zusammenhängen und lernen bewährte Pflanzen-Koalitionen kennen, die sich als Nachbarn perfekt ergänzen.

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Erdbeeren und Porree passen gut zusammen
AUF EINEN BLICK
Was ist Mischkultur und welche Vorteile hat sie?
Mischkultur ist der gemeinsame Anbau verschiedener Pflanzenarten, die sich gegenseitig positiv beeinflussen und in Wachstum, Ertrag und Gesundheit unterstützen. Vorteile der Mischkultur sind bessere Nährstoff- und Wasserausnutzung, Krankheits- und Schädlingsresistenz sowie Erhalt der Bodenfruchtbarkeit.

Was ist unter Mischkultur zu verstehen? – Begriffserklärung für Praktiker

Die Mischkultur als geniale Anbaumethode resultiert aus genauen Beobachtungen in unberührter Natur und praktischen Erfahrungen von ökologisch orientierten Hausgärtnern. Wissenschaftliche Forschungen zu diesem Thema stehen hingegen noch am Anfang, sodass die Erkenntnisse und Verfahrensweisen überwiegend auf empirischen Daten beruhen. Wie der Begriff andeutet, wirkt sich die Vergesellschaftung unterschiedlicher Pflanzen vorteilhaft aus auf Wachstum, Ertragskraft und Gesundheit im Nutzgarten. Die folgende Definition bringt die Erkenntnisse rund um die Mischkultur auf den Punkt:

  • Mischkultur ist der gemeinsame Anbau verschiedenartiger Pflanzen, die sich gegenseitig positiv beeinflussen

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In der Langfassung besagt diese Definition, dass sich Pflanzen wechselseitig fördern können, trotz unterschiedlicher Ansprüche an die Nährstoff- und Wasserversorgung. Voneinander abweichende Durchwurzelungstiefen sorgen dafür, dass sich Pflanzen in einer Mischkultur nicht gegenseitig ins Gehege kommen. Vielmehr werden lokale Ressourcen perfekt genutzt, ohne die Gartenerde auszulaugen. Die Bündelung aus Wurzelausscheidungen, Wurzelrückständen und entweichenden Gerüchen stärkt die Abwehrkräfte gegen Krankheiten und Schädlinge im Einklang mit der Natur. Simpel ausgedrückt, wird das Motto ‚Gegensätze ziehen sich an‘ aus der menschlichen Partnersuche übertragen auf den Pflanzplan für den Gemüsegarten.

Monokultur – dunkler Gegenspieler mit Chemie im Gepäck

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Wer zu viel von einer Sorte auf einen Fleck pflanzt, kommt um den Gebrauch von Chemie oft nicht herum

Ein Blick auf die Prinzipien von Monokultur verdeutlicht die herausragende Bedeutung von Mischkultur für den Pflanzenanbau nach ökologischen Grundsätzen. Die Kultivierung von Pflanzen identischer botanischer Zuordnung zieht zahlreiche negative Auswirkungen nach sich. Um diese auszugleichen, bedient sich die gewerbliche Landwirtschaft chemischer Hilfsmittel. Die Anwendung von Pestiziden und Kunstdünger sowie weiterer umwelt- und gesundheitsschädlicher Methoden ist in Monokultur-Feldern an der Tagesordnung.

Tipp

Damit in Ihrem Hausgarten ausschließlich die Vorteile von Mischkultur zum Tragen kommen, sind wichtige Voraussetzungen zu beachten. Wählen Sie einen Standort, der für alle Pflanzen geeignet ist. Graben Sie den Gartenboden zwei Spaten tief um und arbeiten Kompost, Rindenhumus oder Dung ein. Verzichten Sie konsequent auf Kunstdünger und chemische Pflanzenschutzmittel, damit die bunt gemischte Pflanzengesellschaft ihre natürlichen Stärken optimal ausspielen kann.

Auf gute Nachbarschaft – Dream-Teams der Mischkultur

Das Paradebeispiel für eine gelungene Vergesellschaftung von Nutzpflanzen nach dem Prinzip der Mischkultur ist das Duo Möhre und Zwiebel. Die Möhre wehrt Zwiebelfliegen effektiv ab, während die Zwiebel herannahende Möhrenfliegen vertreibt. In anderen Allianzen gehen die Vorteile in eine Richtung, weil sich eine Pflanze für die andere opfert. So lenkt Meerrettich heranrückende Kartoffelkäfer auf sich, damit Kartoffelpflanzen unbehelligt bleiben. Die folgende Tabelle stellt Ihnen bewährte Dream-Teams im Nutzgarten vor, die sich begünstigen:

Mischkultur Gute Nachbarn Vorteilhafter Effekt
Kohl Tomaten Schutz vor Kohlfliege, Kohleule, Erdflöhen
Tomaten Petersilie, Zwiebeln Wehren Krautfäule-Erreger ab
Kartoffeln Meerrettich Vertreibt Kartoffelkäfer
Gurken Erbsen Natürlicher Windschutz
Bohnen Mais Natürliche Rankhilfe
Mais Bohnen Stickstoffanreicherung und Bodendurchlüftung
Porree Erdbeeren Abwehr von Grauschimmel-Sporen
Erdbeeren Borretsch Förderung von Blütenansätzen und Befruchtung

Eine weitere, wichtige Prämisse für die erfolgreiche Mischkultur ist fernerhin, dass sich die benachbarten Pflanzen nicht beschatten. Beachten Sie daher einen ausreichenden Pflanzabstand, wenn Sie sich für eine dieser floralen Koalitionen entscheiden. Meerrettich beispielsweise kann seine Aufgabe als natürliches Bollwerk gegen Kartoffelkäfer perfekt erfüllen, wenn die Pflanze an jeder der vier Ecken im Kartoffelbeet angesiedelt ist, fernab der schattenwerfenden Kartoffelblätter.

Bunte Blüten und aromatische Kräuter – ideale Begleitpflanzen für die Mischkultur

Die strategische Umsetzung einer Mischkultur im Nutzgarten bedeutet nicht, dass Sie auf farbenfrohe Blumen oder aromatische Kräuter verzichten müssen. Die folgenden Blütenschönheiten machen sich im Gemüsegarten zugleich als gute Nachbarn nützlich:

  • Tagetes: Förderung der Bodengesundheit
  • Maiglöckchen: Heilende Wirkung bei Braun- und Krautfäule
  • Sonnenhut: Abwehr von Schnecken
  • Ringelblumen: Vertreibung von Drahtwürmern, Bohnenblattläusen und Nematoden
  • Süßlupinen: Anreicherung des Bodens mit Stickstoff

Wo sich Schnittlauch zu Gemüsepflanzen gesellt, haben Pilzinfektionen schlechte Karten. Die ätherischen Wurzelausscheidungen wehren listige Pilzsporen wirksam ab. Kamille sorgt dafür, dass Beetnachbarn eine stabile Abwehrkraft gegen Krankheiten aufbauen. Wo Kapuzinerkresse gedeiht, nehmen Weiße Fliegen, Läuse und Ameisen Reißaus.

Schlechte Nachbarn – hier sind Konflikte vorprogrammiert

Die Kehrseite der Mischkultur-Medaille sind ungünstige Pflanzen-Kombinationen. Längst nicht alle Nutz- und Zierpflanzen pflegen eine harmonische Nachbarschaft, sondern beeinträchtigen sich gegenseitig in Wachstum und Vitalität. Vergesellschaften Sie daher bitte Ihre Pflanzenfavoriten nicht wahllos, sondern recherchieren im Vorfeld genau, wie es um die nachbarschaftliche Verträglichkeit bestellt ist. Unter anderem eignen sich die folgenden Gemüsepflanzen nicht für eine Mischkultur:

  Schlechte Nachbarn  
Bohnen Erbsen, Möhren, Porree, Tomaten, Gurken  
Gurken Bohnen, Salat, Rote Beete, Tomaten  
Kartoffeln Tomaten, Erbsen, Sellerie, Rote Beete, Zwiebeln  
Tomaten Kartoffeln, Bohnen, Erbsen, Gurken, Zwiebeln, Rote Beete  
Möhren Rote Beete  
Rote Beete Möhren, Gurken, Kartoffeln, Spinat, Tomaten  

Die Aversionen innerhalb unverträglicher Pflanzenkombinationen gehen sogar über die unmittelbare Nachbarschaft hinaus. So ist es nicht empfehlenswert, Gurken im Anschluss an Möhren anzubauen, weil der Boden von Nematoden verseucht sein kann. Als Fruchtfolge von Kartoffeln eignen sich Gurken ebenfalls nicht, aufgrund der Gefahr von verbliebenen Welkepilzen im Erdreich.

Balkongärtner bauen gerne Erdbeeren im Blumenkasten an. Im Sinne von Mischkultur bieten sich als bunte Nachbarn Tagetes und Ringelblumen an, wohingegen Tulpen verschiedene Schädlinge auf den Plan rufen, wie Drahtwürmer und Nematoden.

Praxis-Beispiel für ein Gemüsebeet in Mischkultur

Wie die konkrete Umsetzung von Mischkultur im eigenen Nutzgarten funktioniert, verdeutlicht das folgende Praxisbeispiel. Aus beliebten Pflanzen dieser Datenbank haben wir einen Pflanzplan für insgesamt 4 Beete erstellt. Diese werden in Mischkultur bewirtschaftet mit dem Ziel, eine vierköpfige Familie vom Frühling bis zum späten Herbst mit leckerem, urgesundem Gemüse zu versorgen. Die Beete verfügen über eine arbeitstechnisch vorteilhafte Breite von 1,20 m und sind getrennt durch 30 cm breite Wege.

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Kohl und Salat wirken sich positiv auf einander aus

In Beet 1 pflanzen Sie in 3 Reihen Ihrer liebsten Kohlarten, wie Rosen-, Rot-, Blumen- oder Weißkohl. Eine Pflanzenreihe befindet sich in der Beetmitte. Die beiden anderen Reihen legen Sie jeweils 10 cm vom Beetrand entfernt an. Innerhalb einer Reihe beträgt der Pflanzabstand 50 cm. Da es einige Zeit dauert, bis Kohl den Platz ausfüllt, setzen Sie dazwischen Frühsalat und Frühkohlrabi. Diese Pflanzen haben Sie längst geerntet, bevor Kohl die Reihen verschließt.

In Beet 2 pflanzen Sie Buschbohnen, Kohlrabi und Sellerie. Der Pflanzabstand beträgt innerhalb der Reihen 50 cm. Die Reihen selbst kommen mit einem Abstand von 40 cm aus, da sich diese Gemüsearten nicht so ausladend gedeihen, wie Kohl im Beet 1.

In Beet 3 sollen Gurken, Kopfsalat und Frühkohlrabi gedeihen. Von den Gurken pflanzen Sie lediglich eine Reihe in der Mitte des Beets mit einem Abstand von 30 cm. Da für Gurken erst Mitte Mai die Pflanzzeit beginnt, nutzen Sie die Fläche bis dahin mit zwei zusätzlichen Reihen Ihrer favorisierten Salatsorte. Frühkohlrabi und Kopfsalat fungieren als Randbepflanzung.

Für Beet 4 sind Tomaten, Paprika und Peperoni als Hauptkultur vorgesehen, ergänzt mit Radieschen, Salat, Kresse und Spinat als Nebenkulturen. Anfang April säen Sie in 4 Reihen Spinat aus oder setzen auf der Fensterbank vorgezogene Jungpflanzen. Ende April folgen Gartenkresse, Schnittsalat und Radieschen. Diese Pflanzen ernten Sie nach 6 Wochen, wenn Spinat mehr Fläche beansprucht. Mitte Mai müssen dann die Spinatpflanzen weichen, weil für Tomaten, Paprika und Peperoni die Pflanzzeit beginnt. Setzen Sie in den beiden mittleren Reihen Tomatenpflanzen. Die beiden äußeren Reihen sind für Paprika und Peperoni gedacht. Inmitten der Hauptreihen säen Sie in Sinne von Mischkultur Petersilie, Ringelblumen und Tagetes.

Tipp

Treffen Artgenossen verschiedener Gattungen im Beet aufeinander, leiden Pflanzengesundheit und Ertrag darunter. Klassische Beispiele für fatale Nachbarschaften sind Kreuzblütler, Hülsenfrüchtler und Doldenblütler. Vermeiden Sie daher eine Mischkultur aus Kohlarten, wie Blumenkohl, Rosenkohl oder Grünkohl. Erbsen, Bohnen und Wicken vertragen sich ebensowenig, wie Möhren, Dill und Sellerie.

Mischkultur für Fortgeschrittene – So beziehen Sie Fruchtfolgen mit ein

Sind Sie nach einiger Zeit vertraut mit der grundsätzlichen Funktionsweise von Mischkultur, können Sie das Anbau-Prinzip noch optimieren. Zu diesem Zweck bezieht der Pflanzplan die richtige Fruchtfolge der Kulturen mit ein. Das bedeutet konkret, dass von Jahr zu Jahr die Beetbepflanzung wechselt zwischen Schwach-, Mittel- und Starkzehrern, damit der Boden nicht auslaugt. Jährliche Fruchtfolge garantiert, dass die Bodenfruchtbarkeit erhalten bleibt, was den Bedarf an Düngemitteln deutlich reduziert. Die folgende Tabelle verdeutlicht, wie es funktioniert:

Fruchtfolge Beet 1 Beet 2 Beet 3 Beet 4
1. Jahr Gründünung Starkzehrer Mittelzehrer Schwachzehrer
2. Jahr Starkzehrer Mittelzehrer Schwachzehrer Gründüngung
3. Jahr Mittelzehrer Schwachzehrer Gründüngung Starkzehrer
4. Jahr Schwachzehrer Gründüngung Starkzehrer Mittelzehrer

Typische Starkzehrer sind Kohl, Kartoffeln, Tomaten, Mais, Bohnen und Spinat. Den Mittelzehrern zugerechnet werden Erbsen, Radieschen, Zwiebeln, Porree, Sellerie, Möhren und Spinat. Als Schwachzehrer gelten Salate, nahezu alle Kräuter sowie Gartenkresse. Die Grenzen sind allerdings fließend. Verschiedene Zuordnungen unter Gärtnern kontrovers diskutiert. Gründüngung hat in diesem Zusammenhang die Aufgabe, den Gartenboden zu regenerieren und für die nächstjährige Bepflanzung mit Starkzehrern vorzubereiten.

Die Kunst der Umsetzung von Mischkultur mit Fruchtfolge besteht darin, alle Aspekte einschließlich des Nährstoffbedarfs einzubeziehen in den Pflanzplan. Demnach folgt das Duo Möhre/Zwiebel als Mittelzehrer von Jahr zu Jahr dem Dream-Team Mais/Bohnen, um von dem zu leben, was die Starkzehrer an Nährstoffen übrig ließen.

Bilder: Moskwa / Shutterstock