Meerrettich-Anbau: Aussaat, Pflege & Ernte der scharfen Wurzel
Meerrettich, auch bekannt als Kren, ist eine winterharte Pflanze, die für ihre scharfe Wurzel geschätzt wird. Dieser Artikel beleuchtet alle wichtigen Aspekte des Meerrettichanbaus, von der Herkunft über die ideale Standortwahl bis hin zur Ernte und Verwendung.
- Herkunft
- 🍂 Herbst-Spezial: Schnittkalender
- Wuchs
- Blätter
- Blüte
- Welcher Standort ist geeignet?
- Welchen Boden braucht die Pflanze?
- Meerrettich pflegen
- Meerrettich richtig pflanzen
- Meerrettich richtig schneiden
- Meerrettich vermehren
- Sorten & Arten
- Krankheiten & Schädlinge
- Verwendung
- Häufig gestellte Fragen
Steckbrief
Herkunft
Meerrettich, botanisch als Armoracia rusticana bekannt, stammt vermutlich aus der Ukraine und angrenzenden Regionen Russlands. In Südosteuropa und möglicherweise in Moldawien wurde er seit der Antike kultiviert. Ein Wandgemälde in Pompeji belegt seine historische Nutzung. Durch die slawischen Völker gelangte die Pflanze nach Mitteleuropa und verbreitete sich dort weiter.
Der Anbau von Meerrettich in Deutschland ist seit dem Mittelalter dokumentiert. Schon im 12. Jahrhundert wurde er erwähnt, unter anderem bei Hildegard von Bingen. Ursprünglich als Heilpflanze genutzt, wurde er später auch als Würzpflanze bekannt. Heute sind die Hauptanbaugebiete in Deutschland der Spreewald, das badische Fautenbach, Urloffen und das fränkische Baiersdorf. Auch in Bamberg und Nürnberg ist der Anbau seit der Zeit von Karl dem Großen belegt.
Zudem gibt es bedeutende Anbaugebiete unter anderem in Österreich, speziell in den süd- und oststeirischen Bezirken, in Frankreich im Elsass sowie in den USA in Missouri, Illinois, New York und New Jersey. Auch in Südafrika wird Meerrettich kommerziell angebaut. Als Neophyt hat sich Meerrettich weltweit an feuchten Standorten wie Bachläufen und Wiesenrändern angesiedelt.
Der Name „Meerrettich“ hat verschiedene Deutungen. Eine Theorie besagt, dass er vom mittelhochdeutschen „merretich“ kommt und „der über das Meer zu uns gekommene Rettich“ bedeutet. Eine andere mögliche Herleitung ist das Wort „Mähre“ für ein altes Pferd, was das englische „horseradish“ erklärt. In Süddeutschland und Österreich ist der Name „Kren“ üblich, abgeleitet vom slawischen Wort „Krenas“, was „weinen“ bedeutet, vermutlich wegen der tränentreibenden Wirkung der frisch geriebenen Wurzel.
Der „Steirische Kren“ aus Österreich ist seit 2009 eine geschützte geografische Angabe der EU. Auch in Bayern wird im Rahmen des Projekts „Weltgenusserbe Bayern“ der regionale Meerrettich gefördert.
Wuchs
Meerrettich (Armoracia rusticana) ist eine mehrjährige, krautige Pflanze, die Höhen von 60 bis 120 Zentimetern erreichen kann, gelegentlich sogar bis zu 2 Metern. Die Pflanze bildet eine zylinderförmige Pfahlwurzel aus, die typischerweise 30 bis 40 Zentimeter lang und 4 bis 6 Zentimeter dick ist. In günstigen Böden kann die Wurzel sogar bis zu 60 Zentimeter lang werden.
Die äußerlich gelb-braune, unregelmäßig gerillte Wurzel ist innen weiß und leicht faserig. Sie hat zahlreiche Seitenwurzeln, die Fechser genannt werden und zur Vermehrung verwendet werden können. Die aufrechten Stängel tragen langgestielte, bis zu einem Meter lange Grundblätter, die dunkelgrün, länglich-eiförmig und gekerbt sind. Weiter oben am Stängel sind die Blätter kleiner und fiederspaltig.
Meerrettich bevorzugt leicht durchwurzelbare, nährstoffreiche und tiefgründige Böden. Er ist robust und winterhart, verträgt Temperaturen bis zu -50 °C und kann sich über unterirdische Ausläufer schnell verbreiten. Besonders gut gedeiht er an feuchten Standorten wie Bachläufen und Wiesenrändern. Im Garten benötigt er regelmäßige Bewässerung im Sommer, um holzige Wurzeln zu vermeiden.
Blätter
Die Blätter des Meerrettichs sind unverwechselbar. Sie sind sowohl grundständig als auch entlang des Stängels verteilt und bestehen aus Blattstiel und Blattspreite.
Der Blattstiel ist besonders bei den Grundblättern an seiner Basis stark verbreitert und kann bis zu 60 Zentimeter lang sein. Die Blattstiele der oberen Stängelblätter sind deutlich kürzer. Die Grundblätter haben eine länglich-oval-lanzettliche Form und können bis zu 60 Zentimeter lang und 17 Zentimeter breit sein. Die oberen Stängelblätter sind lineal-lanzettlich.
Die Blattränder sind bei den Grundblättern stark gekerbt und leicht gewellt, die unteren Stängelblätter sind grob gekerbt und die oberen fast glatt. Die Blattflächen haben stark hervortretende Nerven, die dem Laub eine robuste Struktur verleihen. Diese auffällige Blattstruktur ist ein wichtiges Erkennungsmerkmal der Pflanze.
Blüte
Meerrettich blüht von Mitte Mai bis Juli. Bereits im Frühjahr entwickelt die Pflanze ihre Blütenstände, die bis zu 1,20 Meter hoch werden können. Die traubigen Blütenstände sind typisch für Kreuzblütler und können einen Durchmesser von bis zu 40 Zentimetern erreichen.
Die weißen, zwittrigen Blüten haben vier Kelchblätter und Kronblätter, die bis zu 8 Millimeter lang sind. Der Duft der Blüten zieht zahlreiche Bestäuber an, insbesondere Insekten. Nach der Blüte bilden sich Schoten, die jedoch oft nur wenige keimfähige Samen enthalten. Die Samen sind oval, glatt und braun.
Meerrettichblüten sind nicht nur schön anzusehen, sondern auch ökologisch wertvoll, da sie Bestäubern Nektar und Pollen bieten und so zur Biodiversität beitragen.
Welcher Standort ist geeignet?
Meerrettich bevorzugt sonnige bis leicht halbschattige Lagen. Er gedeiht am besten auf frischen, nährstoffreichen, lockeren und tiefgründigen Böden. Sandig-lehmige oder mittelschwere Böden wie lehmiger Sand und Lössböden sind ideal. Auf schweren Böden wird die Wurzel schärfer und schwieriger zu ernten, während leichte Sandböden das Aroma mindern.
Meerrettich ist winterhart und übersteht auch harte Winter problemlos. Eine gleichmäßige und reichliche Bewässerung im Sommer ist entscheidend, um holzige Wurzeln zu vermeiden.
Da Meerrettich zum Wuchern neigt, sollten Sie ihn in einem abgegrenzten Bereich des Gartens pflanzen. Für optimale Ergebnisse empfehlen sich Flächen von etwa 4 m².
Welchen Boden braucht die Pflanze?
Meerrettich gedeiht auf tiefgründigen, gut durchwurzelbaren Böden. Ein lockerer, durchlässiger Boden, der humos und nährstoffreich ist, bietet die besten Bedingungen. Der ideale pH-Wert des Bodens liegt zwischen 6 und 7.
Eine Herbstdüngung mit gut abgelagertem Kompost verbessert die Bodenstruktur und versorgt die Pflanze mit notwendigen Nährstoffen. Vermeiden Sie frische Stallmistdüngung, da dies die Wurzeln verbrennen könnte.
Für eine optimale Bodenbeschaffenheit sollten Sie folgenden Maßnahmen ergreifen:
- Tiefgründiger, lockerer und humoser Boden
- Ausreichende Nährstoffversorgung und feuchte Bedingungen
- Herbstdüngung mit gut abgelagertem Kompost
In schweren Lehmböden wird die Wurzel schärfer und die Ernte schwieriger. Leichte Sandböden halten oft nicht genug Feuchtigkeit und mindern das Aroma. Ein Standort am Rand eines Gartenteichs kann vorteilhaft sein, um die natürlichen Bedingungen der Pflanze nachzuahmen.
Meerrettich pflegen
Meerrettich ist robust, benötigt jedoch einige Pflege, um optimale Erträge zu erzielen. Regelmäßige Bewässerung, besonders im Sommer, ist unerlässlich. Trockenheit führt zu holzigen Wurzeln.
Kompostgaben vor dem Austrieb im Frühjahr genügen meist zur Nährstoffversorgung. Achten Sie darauf, den Meerrettich vor Unkraut zu schützen, da dieses Nährstoffe und Platz raubt. Entfernen Sie regelmäßig Unkraut und verwenden Sie gegebenenfalls Rhizomsperren, um eine unkontrollierte Ausbreitung zu verhindern.
Zur Vorbeugung von Krankheiten und Schädlingen sollten Sie morgens gießen und die Blätter trocken halten, um Falschen Mehltau zu vermeiden. Befallene Pflanzenteile sollten sofort entfernt werden. Kontrollieren Sie regelmäßig auf Meerrettichblattkäfer, Erdflöhe und andere Schädlinge.
Halten Sie eine Kulturpause von vier Jahren zwischen dem Anbau von Meerrettich und anderen Kreuzblütlern ein. Verwenden Sie nur verticilliumfreies Pflanzgut und wählen Sie Standorte mit guter Regenverdaulichkeit.
Meerrettich richtig pflanzen
Pflanzen Sie Meerrettich im Frühjahr (Ende März bis April) oder im Herbst (November). Vermehrt wird er durch Fechser, etwa 6 bis 8 Millimeter dicke und 30 bis 60 Zentimeter lange Seitenwurzeln. Lagern Sie die Fechser über den Winter in feuchtem Sand und pflanzen Sie sie im April.
Graben Sie einen circa 50 Zentimeter tiefen, schrägen Graben oder stechen Sie ein entsprechendes Pflanzloch. Legen Sie die Fechser schräg hinein, sodass der Kopf etwa 2 bis 3 Zentimeter unter der Erdoberfläche bleibt. Bedecken Sie die Fechser leicht mit Erde.
Meerrettich wächst am besten in sonnigen bis leicht halbschattigen Lagen mit frischen, nährstoffreichen und tiefgründigen Böden. Halten Sie eine Anbaupause von vier Jahren ein und verwenden Sie verticilliumfreies Pflanzgut. Achten Sie auf gute Regenverdaulichkeit und prüfen Sie den Nährstoff- und Humusgehalt sowie den pH-Wert des Bodens.
Meerrettich richtig schneiden
Um das Wachstum der Hauptwurzel zu fördern, sollten Sie im Juni die Wurzelstöcke freilegen und die Seitenwurzeln entfernen. Dieses „Putzen“ führt zu größeren und kompakteren Hauptwurzeln. Tragen Sie Handschuhe, um Hautirritationen zu vermeiden.
Der beste Zeitpunkt für das Schneiden zur Ernte ist, wenn das oberirdische Kraut zu welken beginnt, normalerweise im Herbst bis Winter. Das sorgt für eine reiche Ernte von dicken, qualitativ hochwertigen Meerrettichwurzeln.
Meerrettich vermehren
Meerrettich wird hauptsächlich vegetativ vermehrt, da die Pflanze selten keimfähige Samen ausbildet. Dies geschieht durch das Stecken von Fechsern, etwa bleistiftdicken und 30 bis 60 Zentimeter langen Wurzelstücken. Schneiden Sie im Herbst die Seitenwurzeln ab und lagern Sie sie bis zum Frühjahr in feuchtem Sand.
Im April pflanzen Sie die Fechser in schräg verlaufende Pflanzlöcher, sodass der Kopf etwa 2 bis 3 Zentimeter unter der Erdoberfläche bleibt. Verwenden Sie keine Kronenstücke, da diese zu minderwertigen Pflanzen führen.
Sorten & Arten
Offiziell anerkannte Meerrettich-Sorten gibt es nicht. Es haben sich jedoch verschiedene lokale Herkünfte, sogenannte Ökotypen, entwickelt, die sich in Wurzelform und Geschmack unterscheiden.
- Ökotyp ‚Karl der Große‘: Er stammt aus Bayern und zeichnet sich durch kräftiges Wachstum aus.
- Ökotyp Unbenannt: In Österreich als „Kren“ bekannt, bildet dicke, zylinderförmige Pfahlwurzeln.
Krankheiten & Schädlinge
Meerrettich kann von verschiedenen Schädlingen und Krankheiten befallen werden. Zu den häufigsten Schädlingen gehören Mäuse, Engerlinge, Meerrettichblattkäfer, Erdflöhe und Blattläuse. Diese verursachen Schäden an den Wurzeln und Blättern.
Zu den Pilzkrankheiten gehören Ascochyta armoraciae, Cercospora armoraciae, Weißer Rost und Falscher Mehltau. Verticillium dahliae verursacht die Meerrettichschwärze, die die Wurzeln schwarz färbt und für den kommerziellen Verkauf unbrauchbar macht.
Viren wie das Virus der Fadenblättigkeit und das Turnip mosaic virus (TuMV) können große Schäden anrichten. Diese Viren verursachen deformierte Blätter und beeinträchtigen das Wachstum.
Regelmäßige Kontrollen und entsprechende Gegenmaßnahmen sind essenziell, um die Gesundheit der Pflanzen zu gewährleisten.
Verwendung
Meerrettich ist sowohl in der Küche als auch in der Medizin vielseitig einsetzbar. Sein scharfer Geschmack und die enthaltenen Senfölglykoside, vor allem Sinigrin, machen ihn zu einem unverwechselbaren Gewürz.
In der Küche wird Meerrettich in vielen Gerichten verwendet:
- Fleischgerichte: Tafelspitz, Roastbeef, Schinken und Würstchen
- Fischgerichte: Räucherfisch und gedünsteter Fisch
- Saucen: Sahnemeerrettich oder zusammen mit Senf
- Quark und Frischkäse: Brotaufstriche
- Suppen und Rohkostsalate: Würzige Note
In der Lebensmittelindustrie wird Meerrettich oft zu Wasabi-Pulver verarbeitet. Eingelegte und geriebene Varianten bieten viele Nutzungsmöglichkeiten.
Medizinisch ist Meerrettich seit Jahrhunderten bekannt. Seine Senföle wirken antibakteriell, antiviral und entzündungshemmend. Sie werden bei Erkältungskrankheiten, Harnwegsinfektionen, Muskelschmerzen und rheumatischen Beschwerden eingesetzt. Äußerlich kann Meerrettich als Breiumschlag die Durchblutung fördern und Muskelschmerzen lindern. Das Einatmen von geriebenem Meerrettich kann Kopfschmerzen verringern und Verspannungen lösen.
Meerrettich ist somit nicht nur als Gewürz, sondern auch als vielseitiges Hausmittel und Heilpflanze unverzichtbar. Probieren Sie verschiedene Anwendungen aus und entdecken Sie die vielfältigen Möglichkeiten dieser bemerkenswerten Wurzel.
Häufig gestellte Fragen
Warum tränen die Augen beim Reiben von Meerrettich?
Meerrettich enthält Senföle, insbesondere Allylisothiocyanat, das bei Zellverletzungen freigesetzt wird. Dieses scharfe Öl reizt die Schleimhäute stark und kann zu Tränenbildung und einer laufenden Nase führen. Der Stoff entsteht, wenn das in den Zellen enthaltene Sinigrin durch das Enzym Myrosinase abgebaut wird.
Wie kann Meerrettich bei Verdauungsproblemen helfen?
Meerrettich regt die Verdauung an und kann so bei Appetitlosigkeit oder Verdauungsstörungen hilfreich sein. Die in der Wurzel enthaltenen Senföle fördern die Produktion von Magensaft und Gallensaft, was die Fettverdauung unterstützt.
Gibt es gesundheitliche Gegenanzeigen für die Einnahme von Meerrettich?
Ja, es gibt einige Gegenanzeigen. Meerrettich sollte nicht bei Magen- oder Darmgeschwüren (Magen- und Darmulcera) und Nierenentzündungen (Nephritiden) eingenommen werden. Zudem sollte Meerrettich nicht bei Kindern unter 4 Jahren angewendet werden. Im Zweifelsfall ist es ratsam, einen Arzt zu konsultieren.
Wussten Sie, dass Meerrettich auch als Bienenweide dient?
Meerrettichblüten sind nicht nur ästhetisch ansprechend, sondern auch ökologisch wertvoll. Sie produzieren Nektar und Pollen und ziehen zahlreiche Bestäuber, insbesondere Bienen, an. Dies macht Meerrettich zu einer nützlichen Pflanze für die Förderung der Biodiversität in Ihrem Garten.