Schädlinge

Kartoffelkäfer erkennen und natürlich bekämpfen – Steckbrief, Hausmittel und viele Tipps

Artikel zitieren

Gefräßige Kartoffelkäfer torpedieren weltweit den Anbau von Kartoffeln und anderen Feldfrüchten. Geniale Überlebensstrategien der eingeschleppten Blattkäfer machen die Bekämpfung zu einer besonderen Herausforderung für naturnahe Hobbygärtner. Erfahren Sie im Steckbrief wichtige Details über den unersättlichen Feind im Kartoffelbeet. Dieser Ratgeber erklärt, wie Sie Kartoffelkäfer natürlich bekämpfen mit praktischen Tipps & Tricks.

kartoffelkaefer
Kartoffelkäfer sind eine sehr hartnäckige Plage
  • Die Kartoffelkäfer-Larve im dritten und vierten Larvenstadium verursacht die schlimmsten Schäden im Gemüsegarten.
  • Kartoffelkäfer sind 7-15 cm groß mit hellgelben, schwarz gestreiften Deckflügeln. Larven sind leuchtend rot, später orange-gelb mit schwarzen Flecken.
  • Natürliche Mittel gegen Kartoffelkäfer sind Neemöl, Rainfarn-Tee, Gesteinsmehl, Kaffeesatz, Brennnesseljauche und manuelles Absammeln.

Kartoffelkäfer – Steckbrief und Lebenszyklus

kartoffelkaefer

Der Kartoffelkäfer stammt ursprünglich aus Nordamerika

Die Jahreszahl 1877 hat sich eingebrannt ins kollektive Gedächtnis von gewerblichen und privaten Kartoffelbauern. In jenem Jahr wurden in Deutschland, Holland und England die ersten Kartoffelkäfer gesichtet. Innerhalb weniger Jahre entwickelten sich die Käfer zu den gefährlichsten Schädlingen für den Anbau von Kartoffeln und anderen Nachtschattengewächsen. Kartoffelkäfer richten solch katastrophale Verwüstungen an, dass sie Mitte des vorigen Jahrhunderts sogar als biologische Waffe in Betracht gezogen wurden.

Lesen Sie auch

Um als Hobbygärtner aus Konfrontationen mit dem Kartoffelkäfer als Sieger hervorzugehen, sollten Sie vertraut sein mit Aussehen und Lebensgewohnheiten der gefräßigen Käfer und nimmersatten Larven. Folgender Steckbrief informiert Sie kurz und kompakt über alle wichtigen Aspekte:

  • Insekten-Familie: Blattkäfer (Chrysomelidae)
  • Käfer-Art: Kartoffelkäfer, Erdäpfelkäfer, Colorado-Käfer (Leptinotarsa decemlineata)
  • Herkunft: Nordamerika, speziell Bundesstaat Colorado
  • Körperlänge adulter Käfer: 7-15 mm
  • Aussehen: rundlich-oval, hellgelbe Flügeldecken mit 10 dunkelbraunen oder schwarzen Längsstreifen
  • Aussehen Larve: blutrot, später orange-rot, schwarze Punkte seitlich und am Kopf
  • Aussehen Eier: zylindrische Form, orange-gelb gefärbt
  • Aufkommen pro Jahr: 1 bis 3 Generationen
  • Aktivität: tagaktiv
  • Lebensdauer: 2-jährig mit einer Überwinterung
  • Nahrungspflanzen: Nachtschattengewächse, primär Kartoffeln, Tomaten, Paprika, Auberginen

Die auffällige Warntracht von Kartoffelkäfern hat einen handfesten Grund. Bei drohender Gefahr scheiden die Käfer ein giftiges Wehrsekret aus, um sich Feinde vom Hals zu halten. Für Menschen ist das Toxin unbedenklich. Vögel, Kröten und anderen Nützlingen könnte es freilich schwer im Magen liegen. Untenstehende Bilder verdeutlichen das unverwechselbare Erscheinungsbild von Kartoffelkäfer und Kartoffelkäfer-Larve.

Der Kartoffelkäfer, seine Larven und Eier

Folgenreicher Lebenszyklus

Für eine erfolgreiche Bekämpfung ist es wichtig, den Lebenszyklus von Kartoffelkäfern genau zu kennen. Tatsächliche Verursacher der katastrophalen Ernteschäden sind nämlich die gefräßigen Larven in den beiden letzten Entwicklungsstadien. Ein kurzer Streifzug durch das Leben eines Kartoffelkäfers verdeutlicht seine geniale Überlebensstrategie, die weltweit unter Hobbygärtnern und Landwirten für Verdruss sorgt.

Wenn im Frühling die ersten Kartoffelpflanzen sprießen, erwacht der Kartoffelkäfer in seinem Winterquartier tief im Boden. Kaum haben sich die Käfer den Winterschlaf aus den Augen gerieben, widmen sie sich einem Reifungsfraß an den zarten Blättern. Bis Ende Mai/Anfang Juni haben sich die adulten Colorado-Käfer soweit gestärkt, dass sie die Fortpflanzung in Angriff nehmen. Begattete Weibchen legen ihre Eier paketweise ab auf den Unterseiten der Blätter. In einem Sommer platziert ein fleißiges Weibchen bis zu 1200 Eier in Paketen von 20 bis 80 Stück. In Anbetracht einer zweijährigen Lebensdauer produziert ein einziger weiblicher Kartoffelkäfer bis zu 2400 Nachkommen.

Innerhalb von 5 bis 12 Tagen schlüpfen aus den Eiern leuchtend rote Larven, die sich sogleich über die Blätter hermachen. Jetzt geht es Schlag auf Schlag. Im Verlauf von insgesamt vier Entwicklungsstadien wachsen die Larven rasant. Parallel dazu steigert sich ihr Heißhunger auf Kartoffelblätter stetig und nimmt in der letzten Phase desaströse Dimensionen an. Nach 17 bis 20 Tagen ist der Spuk vorbei, denn die Fressmaschinen kriechen zur Verpuppung in den Boden.

Verpuppung und Schlupf im Erdreich nehmen etwa zwei Wochen in Anspruch. Daraufhin beginnt der Teufelskreis von vorne, indem die ausgewachsenen Kartoffelkäfer ausfliegen, sich an Blättern satt fressen und im Juli die zweite Generation ins Leben rufen. Bei idealen Rahmenbedingungen entwickelt sich im August eine dritte Generation und gibt den wenigen überlebenden Kartoffelpflanzen den Rest. Die Käfer der diesjährigen Generationen überwintern in bis zu 50 Zentimetern Tiefe im Gartenboden.

Verheerendes Schadbild

kartoffelkaefer

Wird der Befall nicht bekämpft, richten Kartoffelkäfer großen Schaden an

Die Spirale der Vernichtung setzt sich in Gang, wenn Kartoffelkäfer nach dem Winter aus dem Boden kriechen. Mit jedem Entwicklungsschritt eskaliert der Schaden im Gemüsegarten. Folgender Überblick zum Schadbild verdeutlicht, warum rechtzeitiges Eingreifen eine Schlüsselfunktion einnimmt im Kampf gegen Erdäpfelkäfer:

  1. Reifungsfraß bis zur Eiablage: leichte Fraßschäden an den Blatträndern
  2. Erstes und zweites Larvenstadium: mittlere Schäden als Rand- und Lochfraß an Nachtschattengewächsen
  3. Drittes und viertes Larvenstadium: pausenloser Kahlfraß bis zur vollständigen Skelettierung betroffener Pflanzen

Als Nahrungsquelle dienen primär Kartoffelpflanzen, worauf der Name der Schädlinge Bezug nimmt. In Ermangelung ihrer Lieblingspflanzen verschmähen Kartoffelkäfer weitere Nachtschattengewächse nicht. Hierzu zählen Tomaten, Paprika, Auberginen und Chili.

Exkurs

Marienkäfer vertilgen Kartoffelkäfer-Eier

Sind im Gemüsegarten Marienkäfer zur Stelle, sinkt der Befallsdruck durch Kartoffelkäfer spürbar. Obschon adulte Käfer durch ihre Warntracht vor Feinden gut geschützt sind, gilt dieser Vorteil für die Brut nur bedingt. [marienkaeferlarven]Marienkäferlarven[/link] haben die Eier des Kartoffelkäfers zum Fressen gern. Weil Marienkäfer ihre Familienplanung bereits Ende April in Angriff nehmen, lauert eine Armada hungriger Larven auf den Beginn der Eiablage der Kartoffelkäfer im Juni. Damit die vorbeugende Strategie fruchtet, können Sie die Population an Marienkäfern gezielt erhöhen. Zertifizierte Zuchtfarmen liefern Ihnen fleißige Larven des heimischen Zweipunkt-Marienkäfers mitsamt einer Bio-Box für die tierschonende Ausbringung im Kartoffelbeet.

Kartoffelkäfer bekämpfen – Methoden im Überblick

Im ersten und zweiten Stadium ist eine Kartoffelkäfer-Larve besonders anfällig für Bekämpfungsmaßnahmen. Fernerhin ist die Brut noch nicht von einem unersättlichen Hunger getrieben, wie in späteren Entwicklungsphasen. Kommen die richtigen Mittel zum perfekten Zeitpunkt zum Einsatz, findet das große Fressen des dritten und vierten Stadiums in Ihrem Garten nicht statt. Folgende Tabelle nennt bewährte Mittel gegen Kartoffelkäfer beim Namen:

Natürliche Methoden Hausmittel Bio-Spritzmittel Abwehr-Pflanzen
Absammeln Kaffeesatz Neemöl Lein
Brennnesseljauche Mondamin Rainfarn-Tee Kapuzinerkresse
Minzbrühe Holzasche   Meerrettich
Gesteinsmehl      

Aus zwei wichtigen Gründen finden chemische Spritzmittel in dieser Übersicht keine Berücksichtigung. Wenn Sie Kartoffelkäfer chemisch bekämpfen, kann nicht ausgeschlossen werden, dass Ihre Kartoffeln mit dem Insektizid belastet sind. Um ebendiesem Problem aus dem Wege zu gehen, investieren Hausgärtner viel Zeit und Mühe in den natürlichen Gemüseanbau. Fernerhin haben Kartoffelkäfer und Larven eine ausgeprägte Pestizidresistenz entwickelt. Selbst hochgiftige Spritzmittel, wie DDT in den Nachkriegsjahren und Pyrethrum in den 70er Jahren, hatten innerhalb kurzer Zeit ihr Pulver verschossen im Kampf gegen die Kartoffelkäfer-Plage.

Kartoffelkäfer natürlich bekämpfen

Im Ringen mit dem Kartoffelkäfer geben Hobbygärtner natürlichen Mitteln den Vorzug. Im Fokus stehen vier Methoden, die sich in der Gartenpraxis gut bewährt haben. Die genaue Vorgehensweise wird in den folgenden Abschnitten erläutert.

Absammeln

kartoffelkaefer

Absammeln ist langwierig aber effektiv

Im Kleingarten ist die manuelle Bekämpfung von Kartoffelkäfern, Larven und Eiern in Bezug auf die Wirksamkeit nicht zu toppen. Da die traditionelle Methode verbunden ist mit einem hohen Zeit- und Arbeitsaufwand, eignen sich primär kleine Anbauflächen zum Absammeln der Plagegeister. So machen Sie es richtig:

  • Bester Zeitpunkt: ab Mai in regelmäßigen Abständen wiederholend bis August
  • Beste Tageszeit: frühe Morgenstunden
  • Erster Schritt: Pflanzen schütteln, abgefallene Kartoffelkäfer und Larven einsammeln
  • Zweiter Schritt: Ober- und Unterseiten der Blätter untersuchen, um Eier und Eipakete von Hand zu zerdrücken

Die manuelle Bekämpfung wirft für naturnahe Hobbygärtner die Frage auf: Absammeln von Kartoffelkäfern und dann? Hierzu gibt es leider nur eine Antwort. Kartoffelkäfer stehen auf der Schwarzen Liste invasiver Arten, den sogenannten Neophyten. Somit bewegen sich die Käfer auf Augenhöhe mit Wanderratten, Nacktschnecken, Moskitos und weiteren Lebewesen, die als biologische Invasoren gefürchtet sind. Es ist verboten, Neophyten einfach freizusetzen, weil sie heimische Arten in Bedrängnis bringen. Eine erprobte, schonende Methode ist, abgesammelte Kartoffelkäfer in ein Glas mit Wasser zu werfen.

Brennnesseljauche

Bio-Gärtner attestieren selbst hergestellter Brennnesseljauche beste Wirksamkeit gegen Kartoffelkäfer. Kommt das Naturmittel ab dem Frühjahr regelmäßig zum Einsatz, stärken es die Widerstandskraft junger Kartoffelpflanzen gegenüber den Schädlingen. Rechtzeitige Blatt-Spritzungen vermiesen dreisten Weibchen den Plan, darauf ihre Eier zu platzieren. So gelingt es:

  1. 1 kg frische Brennnessel in einem Holzbottich aufschichten
  2. 10 l gesammeltes Regenwasser darüber gießen
  3. Behälter abdecken mit Maschendraht
  4. täglich mehrmals umrühren mit einem Holzstab

Der Gärprozess nimmt 10 bis 14 Tage in Anspruch. Seihen Sie die fertige Brennnesseljauche ab. In diesem Zustand ist die Jauche zu konzentriert für Pflanzen. Vor der Verwendung als Naturmittel gegen Kartoffelkäfer verdünnen Sie je einen Liter Brennnesseljauche mit 8 bis 10 Litern Wasser. Wichtig zu beachten ist, dass Sie die Ober- und Unterseiten von Kartoffel- und Tomatenpflanzen mindestens ein Mal pro Woche besprühen.

Minzbrühe

kartoffelkaefer

Pfefferminztee hilft gegen junge Kartoffelkäfer

Als Sofortmaßnahme gegen winzige Kartoffelkäfer-Larven kurz nach dem Eischlupf hat sich Minz-Brühe einen guten Ruf erworben. Um die Wartezeit auf fertige Brennnesseljauche nicht ungenutzt verstreichen zu lassen, rücken Sie den Schädlingen mit frisch aufgebrühtem Pfefferminz-Tee zu Leibe. Wichtig zu beachten ist, dass Sie die echte Pfefferminze (Mentha x piperita) verwenden und keine züchterisch behandelte Minz-Sorte, wie Ananas-Minze oder Erdbeer-Minze.

Gesteinsmehl

Liegt eine hauchdünne Schicht aus Gesteinsmehl auf den Blättern, suchen anfliegende Kartoffelkäfer das Weite. Bestäuben Sie daher regelmäßig das Laub ober- und unterseits, damit sich hier keine Eier und Larven ansiedeln können. Beginnen Sie mit der Maßnahme, sobald das Wachstum in Gang kommt, idealerweise vor dem Ausflug der Schädlinge aus dem Boden. Positiver Nebeneffekt: Gesteinsmehl beugt zugleich Blattläusen effektiv vor.

Kartoffelkäfer natürlich zu bekämpfen zielt ab auf eine deutliche Reduzierung des Befalls. Vereinzelte Exemplare werden sich den Mitteln immer entziehen. Damit können Ihre Kartoffelpflanzen gut leben und bescheren Ihnen dennoch einen reichen Ernteertrag.

Hausmittel gegen Kartoffelkäfer

Die Hausmittel obiger Tabelle nehmen einer Kartoffelkäfer-Plage den Schrecken, wenn sie auf die Larven des ersten und zweiten Stadiums treffen. Frühzeitig angewendet, sind Pflanzenblätter gerüstet für die Invasion Eier-bepackter Käfer-Weibchen. Die folgenden drei Hausmittel wehren Erdäpfelkäfer ab:

Kaffeesatz

kartoffelkaefer

Kaffee ist nicht nur ein super Dünger, er hilft auch gegen Kartoffelkäfer

Mit jeder Tasse frisch aufgebrühten Kaffees produzieren Sie nebenbei ein schlagkräftiges Naturmittel gegen verfressene Kartoffelkäfer-Larven. So wenden Sie das Hausmittel richtig an:

  1. Kaffeesatz aus dem Filter auf einen Teller oder in ein Sieb schütten
  2. 1 bis 2 Tage trocknen lassen
  3. ab Anfang/Mitte Mai auf den Boden streuen
  4. ab 10 cm Wuchshöhe die Pflanzenblätter dünn bestäuben (Ober- und Unterseiten)
  5. Behandlung in Intervallen von 4 Wochen wiederholen

In kürzeren Zeitabständen sollten Sie das Hausmittel im Gemüsebeet nicht anwenden. Kaffeesatz hat die Eigenschaft, in größeren Mengen den pH-Wert im Gartenboden zu senken.

Mondamin

Auf der Suche nach einer preisgünstigen Alternative zu Gesteinsmehl werden Sie fündig im Küchenregal. Das hauchfeine Pulver von Mondamin wehrt Kartoffelkäfer und Kartoffelkäfer-Larven ebenso erfolgreich ab. Tragen Sie das Hausmittel mit einer Puderspritze auf, wenn am frühen Morgen die Pflanzenblätter noch feucht vom Tau sind und Mondamin gut haften bleibt.

Holzasche

Hobbygärtner mit eigenem Kamin oder Grillofen schwören auf Holzasche als natürlichen Dünger. Weniger bekannt ist eine ausgezeichnete Funktion als Hausmittel gegen Kartoffelkäfer. Damit Holzasche ihre Aufgabe perfekt erfüllt, dürfen sich keine giftigen Rückstände darin befinden, beispielsweise von lackiertem Holz oder Hochglanzmagazinen. Treffen Kartoffelkäfer-Weibchen mit Eiern im Gepäck auf Pflanzenblätter mit dünner Holzasche-Schicht, wenden sie sich angewidert ab. Legt sich die Asche auf aktive Larven, vergeht dem Gesindel nachweislich der Appetit.

Als alleiniges Bekämpfungsmittel stehen Kaffeesatz, Mondamin und Holzasche auf verlorenem Posten. In Kombination mit natürlichen Methoden entfalten sich hingegen ungeahnte Synergie-Effekte. Ein gutes Beispiel ist die Behandlung gefährdeter Pflanzen mit Brennnesseljauche. Sobald die Flüssigkeit auf den Blättern angetrocknet ist, folgt die zweite Welle in Form von Mondamin oder Holzasche.

Tipp

Wenn Sie das nächste Mal eine Thuja schneiden, werfen Sie das Schnittgut bitte nicht weg. Bereiten Sie aus den Lebensbaum-Trieben einen Tee zu. Besprühen Sie gefährdete Pflanzen wiederholt mit diesem Sud.

Biologische Spritzmittel gegen Kartoffelkäfer

kartoffelkaefer

Aus Neemöl oder Rainfarn lassen sich effektive Spritzmittel gegen Kartoffelkäfer herstellen

Zwei biologische Spritzmittel können hartgesottenen Kartoffelkäfern bislang noch beikommen. Ein Bio-Insektizid ist der modernen Forschung zu verdanken. Die Alternative diente schon im 19. Jahrhundert als probates Bekämpfungsmittel gegen die gefürchteten Schädlinge und hat erstaunlicherweise bis heute an Schlagkraft nichts eingebüßt. Lesen Sie im Folgenden die Einzelheiten:

Neemöl

In den tropischen Regionen dieser Erde gedeiht ein prächtiger Baum, dessen Früchte prall gefüllt sind mit heiß begehrten Samen. Aus diesen Samen wird Neemöl gewonnen, ein biologisches Insektizid gegen Kartoffelkäfer. Die natürlichen Inhaltsstoffe wirken nicht unmittelbar tödlich auf die Schädlinge. Vielmehr werden Wachstum, Fortpflanzung und Nahrungsaufnahme gehemmt. Folgende Produkte mit Neemöl als Hauptbestandteil erfreuen sich guter Bewertungen von Käfer-geplagten Hobbygärtnern:

  • Bayer Garten Bio Schädlingsfrei Neem
  • Compo Bio Insektenfrei Neem
  • Neudorff Neem Plus Schädlingsfrei
  • Naturen Bio Schädlingsfrei Neem

Bester Zeitpunkt für die Anwendung ist in den ersten fünf Tagen nach der Eiablage, idealerweise genau am fünften Tag. Um den exakten Termin zu ermitteln, kontrollieren Sie bitte täglich die Blätter von Nachtschattengewächsen auf den Ober- und Unterseiten. Es ist von Vorteil, wenn Sie eine Lupe dabei haben, damit die winzigen Eier nicht Ihrer Aufmerksamkeit entgehen.

Rainfarn-Tee

Fragen Sie einen versierten Bio-Pflanzendoktor: Was hilft gegen Kartoffelkäfer? Wie aus der Pistole geschossen kommt die Antwort: Rainfarn-Tee. In der Tat wird das biologische Spritzmittel seit den Anfängen der Kartoffelkäfer-Invasion eingesetzt und erzielt nach wie vor beachtliche Erfolge. Rainfarn ist eine weit verbreitete Pflanze, die allerorten am Wegesrand gedeiht. Markenzeichen sind die gelben Körbchenblüten, die von Juli bis September erscheinen. Nicht zu sehen sind ihre inneren Werte, wie aktive Gerbstoffe, Lignane und ätherische Öle. So macht sich Rainfarn-Tee als Anti-Kartoffelkäfer-Mittel nützlich:

  • 5 g getrocknetes Rainfarn in einen Kessel geben
  • 1 l kochendes Wasser hinzugeben
  • umrühren und aufkochen lassen
  • Herd abschalten, Deckel auflegen und 15 Minuten ziehen lassen

Den abgekühlten Rainfarn-Tee füllen Sie in einen Drucksprüher. Benetzen Sie Kartoffel- und Tomatenpflanzen mit dem Spritzmittel, sobald Sie die ersten Käfer oder Larven entdeckt haben. Der Wirkungsgrad wird verstärkt, indem Sie die Rainfarn-Blätter zunächst mit kaltem Wasser übergießen, 24 Stunden ziehen lassen und erst dann aufkochen.

Obligatorisch für einen optimalen Bekämpfungserfolg ist der regelmäßige Wechsel zwischen den Bio-Spritzmitteln. Dank dieser Strategie können Sie einer Resistenzbildung der Larven entgegenwirken. Idealerweise findet der Wechsel immer dann statt, wenn eine neue Kartoffelkäfer-Generation in den Startlöchern steht. Kam im Mai ein Neem-Spritzmittel zum Einsatz, sollte im Juli Rainfarn-Tee den Biestern das Leben schwer machen. Auf die dritte Generation im August trifft dann wieder ein Neem-haltiges Produkt.

Wir tricksen den Kartoffelkäfer nicht aus. Der Schädling hat so viele Strategien gegen alle möglichen Gifte entwickelt, dass er uns in 100 Jahren noch beschäftigen wird mit der Suche nach wirksamen Bekämpfungsmitteln. (Prof. Dr. Stefan Kühne)

Abwehr-Pflanzen gegen Kartoffelkäfer

kartoffelkaefer

Kapuzinerkresse hält Kartoffelkäfer fern

Grüne Schützenhilfe im Kampf gegen den Kartoffelkäfer leisten Ihnen verschiedene Abwehr-Pflanzen. Indem Sie um das Kartoffel- oder Tomatenbeet ein Bollwerk aus diesen Pflanzen anlegen, optimieren Sie den Bekämpfungserfolg von natürlichen Methoden, Hausmitteln und Bio-Spritzmitteln. Folgende Arten vergrämen Kartoffelkäfer mit floraler Lebenskraft:

  • Stauden-Lein (Linum perenne), Wuchshöhe 30 cm, geeignet für sonnige Lagen mit sandig-trockener Erde
  • Kapuzinerkresse (Tropaeolum), Wuchshöhe 15-30 cm, mit Rankhilfe deutlich höher
  • Meerrettich (Armoracia rusticana), Wuchshöhe 30-50 cm, geeignet für Sonne bis Halbschatten mit nahrhafter Gartenerde

Als Beetumrandung oder Zaunbegrünung verströmen diese Pflanzenarten ober- und unterirdisch spezielle Duftstoffe, die anrückende Kartoffelkäfer aus dem Konzept bringen. Infolge der Irritation meiden die Schädlinge vorsichtshalber den Garten und suchen andernorts nach Standorten für die Fortpflanzung. Wissenschaftliche Argumente untermauern die Abwehrkraft gegen die Schädlinge nicht. Da die Stauden mit wunderschönen Blüten begeistern, lohnt sich eine Probepflanzung im Gemüsegarten auf jeden Fall.

Kartoffelkäfer vorbeugen – Tipps & Tricks

Konfrontationen mit dem Kartoffelkäfer und seiner maßlos gierigen Brut gehen Sie aus dem Weg, wenn Sie die folgenden drei Tipps beherzigen. So beugen Sie einer Plage im Kartoffelbeet effektiv vor:

  • Umgraben: vor dem Setzen von Saatkartoffeln das Beet mindestens 50 cm tief umgraben
  • Boden benetzen: mit engmaschigen Schutznetzen aus dem Boden krabbelnde Kartoffelkäfer einfangen
  • Fruchtfolge einhalten: Anbaufläche idealerweise jährlich wechseln, spätestens alle 2 bis 4 Jahre

Vorbeugende Maßnahmen haben die überwinternden Kartoffelkäfer im Visier. Indem Sie im Frühjahr das Gemüsebeet zwei Spaten tief umgraben, erwischen Sie die Schädlinge im Winterschlaf und bereiten ihnen den Garaus. Mit engmaschigen Bodennetzen als Empfangskomitee berauben Sie die hungrigen Käfer der Option, sich sogleich über die zarten Pflänzchen herzumachen. Ein jährlicher Beetwechsel entzieht Kartoffel- und andere Nachtschattenpflanzen dem Zugriff ausgehungerter Kartoffelkäfer, die aus der Erde krabbeln. Ergänzend ist ein unterjähriger Fruchtwechsel sinnvoll. Indem Sie nach den Frühkartoffeln andere Gemüsearten pflanzen, steht die Entwicklung einer zweiten Käfer-Generation auf wackeligen Beinen.

Häufig gestellte Fragen

Können Kartoffelkäfer fliegen?

kartoffelkaefer

Kartoffelkäfer können sehr gut fliegen

Mit seinen 6 dünnen Beinen kann ein Kartoffelkäfer schlecht laufen. Dieses Handicap gleichen stabile Flügel und eine ausdauernde Kondition aus. In der Tat sind Erdäpfel-Käfer ausgezeichnete Flieger, die sich mühelos von einem Garten zum nächsten Weidegrund fortbewegen können. Herrscht in einem Kartoffelbeet drangvolle Enge, erheben sich Kartoffelkäfer in die Lüfte und halten Ausschau nach neuen Weidegründen.

Welchen Schaden richtet der Kartoffelkäfer an?

Die größten Ernteschäden richtet die Kartoffelkäfer-Larve an und nicht der erwachsene Käfer. Im Verlauf von vier Entwicklungsstadien fressen die roten Larven pausenlos an den Blättern von Kartoffelpflanzen und anderen Nachtschattengewächsen. Nicht selten werden ganze Felder und Gemüsebeete restlos kahl gefressen. Insbesondere im dritten und vierten Larvenstadium sind Kartoffelkäfer-Larven wahre Fressmaschinen, die von einer Pflanze lediglich das Gerippe übrig lassen.

Wie sieht ein Kartoffelkäfer aus?

Ein Kartoffelkäfer ist 7 bis 15 mm lang und hat einen rundlich-ovalen, unbehaarten Körper. Markantes Erkennungszeichen sind zwei glänzende, lichtgelbe Deckflügel mit jeweils 5 dunklen Längsstreifen. Auf dem gelb-orangen Halsschild sind schwarze Flecken zu erkennen. Der Käfer besitzt 6 dünne Beine und zwei gut sichtbare Fühlhörner. Die Unterseite des Körpers ist rotbraun. Männchen und Weibchen sind für Laien optisch nicht zu unterscheiden.

Woher stammt der Kartoffelkäfer?

Der Kartoffelkäfer ist ein Blattkäfer und zählt zu den Neophyten. So bezeichnen Biologen diejenigen Tiere, die aus ihrer Heimat in andere Regionen eingeschleppt wurden und dort heimisch geworden sind. Ursprüngliche Herkunft ist der Bundesstaat Colorado in Nordamerika. Darauf nimmt sein zweiter Name Colorado-Käfer Bezug.

Warum haben Kartoffelkäfer keine natürlichen Feinde, wie die meisten anderen Schädlinge?

Im Grunde genommen wäre jeder Kartoffelkäfer ein willkommener Leckerbissen für Vögel oder Frösche. Diese Nützlinge machen freilich einen großen Bogen um den Colorado-Käfer aufgrund der leuchtend bunten Warntracht mit den markanten Streifen. Ebenso werden die roten Larven von potenziellen Nützlingen konsequent gemieden. In der Tat hat die Warnung ihre Berechtigung, denn Kartoffelkäfer sind bewaffnet mit einem leicht giftigen Wehrsekret.

Tipp

Vorgekeimte Kartoffeln sind mit einem vitalen Wachstumsvorsprung gut gewappnet für Kartoffelkäfer und ihre unersättlichen Larven. Das Zeitfenster öffnet sich Mitte Februar für leckere Frühsorten, wie „Cilena“ oder „Sieglinde“. Gut geeignet für die Anzucht sind Eierkartons, Obstkisten und Multitopfplatten. Am hellen, kühlen Standort bei 12° bis 15° Celsius schreitet die Keimung zügig voran für eine Auspflanzung Ende März/Anfang April.

Bilder: SerPhoto / Shutterstock