Brennnessel: Verwendung, Wirkung & Anbau der Pflanze
Die Brennnessel – oft als lästiges Unkraut abgetan – ist eine faszinierende Pflanze mit vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten. Dieser Artikel beleuchtet die Eigenschaften der Brennnessel, von der Blüte über die Verwendung bis hin zur Kultivierung im eigenen Garten.
Steckbrief
Blüte
Die Blüten der Brennnessel sind klein und unscheinbar, in einem grünlich-weißen Farbton. Sie erscheinen typischerweise zwischen Juli und Oktober und hängen in Rispen von den Blattachseln herab. Die Brennnessel ist entweder zweihäusig (diözisch), was bedeutet, dass es männliche und weibliche Pflanzen gibt, oder einhäusig (monözisch) mit Blüten beider Geschlechter auf einer Pflanze.
Männliche Blüten enthalten vier (selten zwei oder fünf) Staubblätter und Blütenhüllblätter, die sich öffnen, um die Staubblätter explosionsartig herauskatapultieren. Weibliche Blüten besitzen einen zentral gelegenen Fruchtknoten, bestehend aus einem Fruchtblatt, und Blütenhüllblätter, die den Fruchtknoten umhüllen. Die Bestäubung der Brennnessel erfolgt durch den Wind.
Die Blütenstände sind vielfältig und können rispig, ährig, traubig oder kopfig sein. Sie befinden sich in den Blattachseln, was eine breite Verteilung der kleinen Blüten innerhalb eines Blütenstandes ermöglicht.
Verwendung
Die Brennnessel ist eine bemerkenswert vielseitige Pflanze, deren Blätter, Samen und Wurzeln in verschiedenen Bereichen Anwendung finden.
Kulinarische Nutzung
Junge Brennnesseltriebe werden im Frühjahr als nahrhaftes Gemüse geschätzt und oft zu Spinat, Suppen oder Pesto verarbeitet. Sie enthalten zahlreiche wertvolle Inhaltsstoffe wie Flavonoide, Mineralstoffe (Magnesium, Kalzium, Silizium), Vitamin A und C, Eisen und Eiweiß. Geschmacklich ist die Brennnessel dem Spinat ähnlich, jedoch aromatischer. Um die Wirkung der Brennhaare zu neutralisieren, können die Brennnesseln in ein Tuch eingewickelt und stark gewrungen, fein geschnitten, mit einem Nudelholz durchgewalkt oder mit kochendem Wasser übergossen werden. Auch das Trocknen für Tee macht die Brennhaare unschädlich.
Die Samen der Brennnessel können geröstet gegessen oder zu Brennnesselsamenöl weiterverarbeitet werden. Besonders die jungen Triebe eignen sich hervorragend als Wildgemüse oder als Zutat für Salate, Polenta, Püree-Gerichte und Füllungen, wie in albanischen Börek-Teigtaschen.
Heilpflanze
Die Brennnessel wird seit Jahrtausenden als Heilpflanze verwendet. In der Naturheilkunde dient sie zur Behandlung von Arthritis, Arthrose, Blasenproblemen, Prostatabeschwerden und entzündlichen Darmerkrankungen. Sie gilt als harntreibend und stoffwechselanregend, weshalb Frühjahrskuren mit Brennnesselsaft oder -tee beliebt sind. Brennnesselprodukte werden auch zur Behandlung von Harnwegsinfektionen, rheumatischen Erkrankungen und zur Förderung des Haarwachstums eingesetzt.
Gärtnerische Verwendung
Im biologischen Gartenbau ist die Brennnessel unersetzlich. Brennnesseljauche dient als Dünger und Pflanzenstärkungsmittel und wird bei Gemüsepflanzen wie Gurken, Kohl, Porree, Tomaten und Zucchini eingesetzt. Abkochungen auf Basis von Brennnesseln helfen durch den enthaltenen Kieselsäureanteil gegen saugende Insekten.
Tierfutter
Brennnesseln sind auch als Futter für verschiedene Tiere geeignet, sei es frisch, angewelkt oder als Heu. Besonders Geflügel und Weinbergschnecken profitieren von diesem nährstoffreichen Futter.
Textilien und Färben
Historisch wurde die Brennnessel zur Herstellung von Textilien verwendet. Wegen der enthaltenen Zellulosefasern diente sie vor allem in Zeiten der Baumwollknappheit als alternative Faserquelle.
Die Wurzeln der Brennnessel liefern, nach Vorbeize mit Alaun, eine wachsgelbe Farbe. Oberirdische Pflanzenteile färben Wolle kräftig graugrün, wenn sie mit einer Zinnvorbeize, Kupfernachbeize und einem Ammoniak-Entwicklungsbad behandelt werden.
Brennnessel richtig pflanzen
Die Große Brennnessel (Urtica dioica) wird häufig als Kulturpflanze zur Fasergewinnung und für medizinische Zwecke angebaut. Sie ist eine mehrjährige Pflanze, die über mehrere Jahre hinweg auf derselben Fläche gedeihen kann und anspruchslos in der Pflege ist, solange sie einen nährstoffreichen Boden und ausreichende Wasserversorgung erhält.
Standortwahl und Boden
Brennnesseln bevorzugen sonnige bis halbschattige Standorte. Optimal ist eine abgelegene, ruhige Gartenecke, etwa in der Nähe des Komposts, wo der Boden besonders nährstoffreich ist.
Vermehrung
Die Vermehrung kann sowohl generativ durch Samen als auch vegetativ durch Wurzelausläufer erfolgen. Während im Kleinanbau häufig Wurzelausläufer verwendet werden, ist im großflächigen Anbau die vegetative Vermehrung durch Jungpflanzenanzucht verbreiteter.
Jungpflanzenanzucht
Eine bewährte Methode zur Anzucht von Brennnesseln ist die Jungpflanzenaufzucht im Gewächshaus (129,00€ bei Amazon*):
- Ab Anfang März werden vier bis sechs Samen in kleinen Blumentöpfen gesät und leicht mit Erde bedeckt.
- Die Erde muss während der gesamten Aufzuchtszeit feucht gehalten werden.
- Durch ein Wechselspiel von hoher Tagestemperatur und tiefer Nachttemperatur wird die Keimruhe durchbrochen.
- Ab Mitte April sind die Jungpflanzen bereit zur Auspflanzung ins Freiland.
Vegetative Vermehrung durch Wurzelausläufer
Brennnesseln bilden flache Wurzelausläufer, sogenannte Stolonen, die ab Mitte April in Abständen von ca. 40 cm ins Erdreich gesetzt werden. Diese Methode kann aufwendig sein, bietet jedoch eine hohe Erfolgsquote.
Pflege und Ernte
Pflegemaßnahmen sind minimal. Ein Rückschnitt bis zum Boden fördert die Bildung neuer Triebe über den Sommer, was eine fast ganzjährige Ernte ermöglicht. Die unterirdischen Ausläufer sollten regelmäßig entfernt werden, um ein unkontrolliertes Wuchern zu verhindern.
Erntezeitpunkt
Der Erntezeitpunkt variiert je nach Verwendungszweck:
- Für die Faserproduktion erfolgt die Ernte im Herbst.
- Für die Gewinnung von Blättern, beispielsweise für Arzneimittel, wird bereits im April geerntet.
Je nach Kulturweise und Standort können Wuchshöhen von über zwei Metern und Erträge zwischen 3 bis 12 Tonnen Trockenmasse pro Hektar erzielt werden. Für höhere Erträge ist häufig eine intensive Stickstoffdüngung erforderlich.
Insgesamt stellt die Große Brennnessel eine vielseitige und pflegeleichte Kulturpflanze dar, die durch ihre vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten und unkomplizierte Kultivierung besticht.
Brennnessel vermehren
Brennnesseln können sowohl generativ durch Samen als auch vegetativ vermehrt werden. Für den großflächigen Anbau wird meist die vegetative Vermehrung bevorzugt, da sie einheitlichere Erträge verspricht. Es gibt mehrere Methoden, um Brennnesseln effektiv zu vermehren:
Generative Vermehrung durch Samen
Die Aussaat von Brennnesselsamen ist eine einfache Methode zur Vermehrung:
- Ab Anfang März können vier bis sechs Samen in kleinen Blumentöpfen gesät und leicht mit Erde bedeckt werden.
- Während der gesamten Aufzuchtszeit muss die Erde feucht gehalten werden.
- Um die Keimruhe zu durchbrechen, wird eine hohe Tagestemperatur und eine tiefe Nachttemperatur benötigt.
- Ab Mitte April sind die Jungpflanzen bereit zur Auspflanzung ins Freiland.
Vegetative Vermehrung durch Wurzelausläufer
Diese Methode nutzt die natürliche Ausbreitungsfähigkeit der Brennnessel durch Wurzelstöcke und Stolonen:
- Brennnesseln besitzen bis zu 17 cm lange, winterharte Wurzelstöcke und flache Wurzelausläufer (Stolonen).
- Ab Mitte April können die Wurzelausläufer in Abständen von etwa 40 cm ins Erdreich gesetzt werden. Die Ausläufer sollten dabei eine Länge von ca. 10 cm haben.
- Obwohl die Methode aufwendig sein kann und Lücken hervorbringen könnte, bietet sie eine hohe Erfolgsquote.
Teilung der Pflanzen
Eine weitere Methode zur vegetativen Vermehrung der Brennnessel ist die Pflanzenteilung, die entweder im Frühjahr oder Herbst erfolgen kann:
- Die Pflanze wird ausgegraben und in mehrere Teile geteilt, wobei darauf zu achten ist, dass jeder Teil ausreichend Wurzeln hat.
- Diese Teile werden dann an einem gewünschten Standort wieder eingepflanzt.
Durch diese Methoden lässt sich die Brennnessel gezielt vermehren und an gewünschten Stellen im Garten kultivieren.
Häufig gestellte Fragen
Warum „brennt“ die Brennnessel, wenn man sie berührt?
Die Brennnessel ist mit sogenannten Brennhaaren bedeckt. Diese Brennhaare sind einzellige Röhren, die in einem Zellbecher enden und mit Brennflüssigkeit gefüllt sind. Bei Berührung brechen die Spitzen dieser Härchen ab und injizieren die Brennflüssigkeit in die Haut. Diese Flüssigkeit enthält unter anderem Ameisensäure, Serotonin und Histamin, die die charakteristischen brennenden Schmerzen und Quaddeln verursachen.
Welche Schmetterlinge profitieren von der Brennnessel?
Die Brennnessel ist eine wichtige Futterpflanze für die Raupen von rund 50 Schmetterlingsarten. Besonders hervorzuheben sind Arten wie der Admiral, das Tagpfauenauge, der Kleine Fuchs und das Landkärtchen. Diese Insektenarten sind teilweise sogar auf die Brennnessel als ausschließliche Nahrungsquelle während ihres Raupenstadiums angewiesen, was sie zu sogenannten monophagen Arten macht.
Wie lassen sich die Brennhaare der Brennnessel unschädlich machen, um sie in der Küche zu verwenden?
Es gibt mehrere Methoden, die Brennhaare der Brennnessel unschädlich zu machen:
- Starkes Wringen der Pflanzenteile in einem Tuch
- Feines Schneiden mit einem Messer oder dem Wiegemesser
- Durchwalzen mit einem Nudelholz
- Übergießen mit kochendem Wasser
- Trocknen der Blätter, um sie für Tee zu verwenden
Diese Verfahren brechen die Brennhaare oder lassen sie ihre Reizstoffe verlieren, sodass die Blätter ohne schmerzhafte Berührungen verwendet werden können.
Können Brennnesseln im Garten schädlichen Pflanzenbefall verhindern?
Ja, Brennnesseln können im biologischen Gartenbau vielseitig eingesetzt werden. Ein scharfer, nur 24 Stunden angesetzter Kaltwasserauszug aus Brennnesseln, auch „brennende Brennnesseljauche“ genannt, soll die Widerstandskraft von Pflanzen gegenüber Schädlingen erhöhen. Diese Jauche dient sowohl als Dünger als auch als Pflanzenstärkungsmittel und wird bei verschiedenen Gemüsepflanzen wie Gurken, Kohl, Porree, Tomaten und Zucchini eingesetzt.