Blattkäfer erkennen und bekämpfen: Wichtige Arten & Tipps
Blattkäfer bilden eine der größten Käferfamilien der weltweiten Fauna. Die zahlreichen verschiedenen Arten haben zum Teil ein bestaunenswert schönes Aussehen. Als pflanzenfressende Tiere haben viele von ihnen für Gärtner und Landwirte aber auch Schädlingsstatus. Wir stellen Ihnen die wichtigsten Arten vor.
Zoologische Bestimmung der Blattkäfer
Mit insgesamt etwa 50.000 bislang beschriebenen Arten bilden die Blattkäfer, zoologisch Chrysomelidae, eine der größten Käferfamilien weltweit. Sie sind in allen zoolographischen Gebieten der Erde mit Ausnahme der arktischen Zonen verbreitet. In Deutschland kommen von den 50.000 etwa 520 Arten vor.
Aussehen
Obwohl die verschiedenen Arten auf den ersten Blick ziemlich divers erscheinen mögen, haben sie doch einige Gemeinsamkeiten auf der Meta-Ebene in Bezug auf den Körperbau und die Färbung.
Die adulten Tiere sind gemeinhin, also im Verhältnis zur Käferwelt allgemein, von mittlerer Größe und haben eine eiförmige, manchmal länglichere, manchmal rundere, gewölbte Form. Ihre Länge liegt zwischen einem und 18 Millimetern. Ihr Kopf ist im Verhältnis zum Torso eher klein, rundlich und meist bündig über einen gewölbten Halsschild vom Torso abgesetzt, sodass typischerweise eine gedrungene Erscheinung zustande kommt.
Charakteristisch für viele Blattkäfer-Arten ist eine auffällige, manchmal kunstvoll gemusterte und häufig metallisch glänzende Farbe. Der Prächtige Blattkäfer ist in dieser Hinsicht auch namentlich ein Paradebeispiel: mit seiner grünlich-gelblichen, blau bis kupferfarben changeierenden, metallisch schimmernden Färbung, die seinen Körper vollständig bis über die Beine und die Fühler überzieht, wirkt er fast wie ein Juwel. Andere, zum Beispiel der Goldene Erdfloh, erscheinen mit ihrer kupfergoldenen, stark glänzenden Färbung wie eine kostbare Münze. Der Kartoffelkäfer wiederum besticht mit seinem aparten gelb-schwarzen Streifenmuster.
Lebensweise
Die adulten Tiere paaren sich meist mehrmals mit unterschiedlichen Geschlechtspartnern und erzeugen pro Jahr durchaus mehrere Larvengenerationen. Die Weibchen legen ihre Eier einzeln oder in Grüppchen oder Reihen auf den Futterpflanzen ab, je nach Art oft geschützt in flachen, genagten Mulden oder abgedeckt unter einer Kotschicht. Einige Blattkäfer-Arten ernähren sich bevorzugt auch von Wasserpflanzen. Ihre Brut findet man deshalb teilweise auch unter Wasser in Gallerthüllen.
Die Larven schlüpfen meist nach einigen Tagen und reifen in Verpuppungen innerhalb weiterer Tage zu adulten Käfern heran.
Die Futterpflanzen – und damit auch die für Befall anfälligen Pflanzen – sind je nach Blattkäfer-Art unterschiedlich. Einige sind oliophag, bevorzugen also nur eine oder einige wenige bestimmte Pflanzen. Diese Pflanzenbezogenheit spiegelt sich oft auch im Artennamen wider. Bei manchen Arten kann es bei gehäuftem Auftreten zu immensen Schäden. Kartoffelkäfer können ganze Felder kahl fressen
Relevante Blattkäfer-Arten für Gärtner und Landwirte
Bei der enormen Artenvielfalt der Blattkäfer allein bei uns in Deutschland können wir hier nicht alle beschreiben. Wir wollen uns deshalb auf einige Arten konzentrieren, die für Hobbygärtner und Landwirte von erhöhter Relevanz sind. Folgende Blattkäfer sind bei uns häufig vertreten und spielen als Schädlinge eine größere Rolle:
- Pappelblattkäfer
- Lilienhähnchen
- Kartoffelkäfer
- Rothalsiges Getreidehähnchen
- Seerosenblattkäfer
Hier ein Überblick über ihr jeweiliges Aussehen, damit Sie die Schädlinge bestimmen, voneinander abgrenzen und geeignete Bekämpfungsmaßnahmen einleiten können:
Pappelblattkäfer | Lilienhähnchen | Kartoffelkäfer | Rothalsiges Getreidehähnchen | Seerosenblattkäfer | |
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Form | eiförmig bis rundlich, gedrungen | länglich, schmaler Halsschild, noch schmalerer Kopf | rundlich, etwas schmalerer, abwärts gewölbter Halsschild und Kopf | Länglich-schmal, Halsschild von gleicher Breite, kleiner Kopf | länglich-schmal, Halsschild von gleicher Breite, kleiner Kopf |
Färbung | Flügel ziegelrot, Kopf schwärzlich bis grünlich, Flügel und Beine schwarz | Flügel und Halsschild siegellackrot und matt glänzend, Bauchseite, Beine und Fühler schwarz | Flügel längs in hellem Safrangelb und Schwarz, Halssschild in denselben Farben gepunktet, Beine bernsteinbraun, Füße schwarz | Flügel glänzend schwarz mit punktiger Prägung, Halsschild und Beine Ahornsirup-Rot, Kopf und Fühler schwarz | Flügel matt hellbraun, eher krumpelige Oberfläche, Halsschild und Beine blass bernsteinfarben, schwärzlich gefleckt, Kopf schwärzlich |
Größe | 10-12 mm lang | 6-8 mm lang | 7-15 mm lang | 4-4,5 mm lang | 6-7 mm lang |
Futterpflanzen | Pappeln (Espen), Weiden | Lilien, Schachbrettblumen, Schnittlauch | Kartoffeln, Tomaten, Auberginen, Tabak, Paprika | Weizen, Gerste, Hafer | Seerosen, Gelbe Teichrosen, Wasserknöterich, Erdbeeren |
Bekämpfung | Raupenfliegen, Schlupfwespen, im Winter Boden unter Pappeln aufharken | Absammeln, Larven abspritzen | Kröten, Laufkäfer, Kulturschutznetze, Bakterienpräparat, Neemöl | Marienkäfer, Laufkäfer, Florfliegen, Schlupfwespen, Raubwanzen | Blätter der Wirts-Wasserpflanze längere Zeit untertauchen |
Blattkäfer bekämpfen
Wie man seine Pflanzen vor Blattkäfern am besten schützt, hängt von der jeweiligen Blattkäfer-Art und vom Ausmaß des Befalls ab.
Pappelblattkäfer
Pappelblattkäfer können vor allem in Monokulturen und in warmen, trockenen Jahren zum Problem werden. Pappeln an Alleen werden dann zuweilen regelrecht kahl gefressen und es kann zu massiven Baumverlusten kommen. Insbesondere Espen werden von Pappelblattkäfern bevorzugt, aber auch Weiden können von ihnen befallen werden.
Weil die Pappelblattkäfer nicht gut fliegen können, ist die beste Vorbeugungsmaßnahme gegen ihre Befall das Anlegen von Misch- anstatt Monokulturen. Die Käfer bleiben nämlich so lange wie es Blätter gibt auf einem Baum und bewegen sich so wenig wie nötig fort. Erst wenn der Baum kahl gefressen ist, suchen sie sich einen nächsten. Wenn ein passendes Fressopfer aber nicht bald zu finden ist, verhungern die Käfer bei der Suche.
Wenn bereits ein Befall vorhanden ist, kann man ihn am besten eindämmen, indem man die im Boden unter dem Baum überwinternden Käfer durch Aufharken des Bodens stört und gegebenfalls tötet.
Für die Bekämpfung mit Insektiziden sind derzeit nur noch 6 Mittel auf Basis von Pyrethrinen, Acetamiprid oder Thiachloprid zugelassen.
Lilienhähnchen
Die eigentlich sehr hübschen, siegellackroten Käfer mit dem genauso hübschen Namen sind die in Europa und Eurasien am meisten verbreiteten Lilienschädlinge. Sie befallen bevorzugt Pracht- und Riesenlilien, aber auch Schachbrettblumen oder Schnittlauch. Dabei richten, wie bei den meisten Schädlingen, die Larven wegen ihrer enormen Fraßtätigkeit den größten Schaden an.
Die Weibchen legen ihre orangeroten Eier in Gruppen an den Blattunterseiten ab, wo die Larven nach dem Schlüpfen mit dem Fressen beginnen. Der Befall ist entsprechend an Fraßspuren erkennbar, aber auch an den auffallend roten Imagines sowie an den mit schwarzem Kot bedeckten Larven. Mit dem Kot bedecken sie sich selbst, um sich vor Fressfeinden zu schützen.
Die direkteste Methode zur Bekämpfung von Lilienhähnchen ist das Absammeln der adulten Tiere, am besten morgens, wenn sie noch steif und träge sind. Weil sie sich bei Gefahr fallen lassen und mit der schwerer erkennbaren, dunklen Bauchseite nach oben landen, empfiehlt es sich auch, ein Netz unter der Lilie auszubreiten und die Käfer gezielt abzuschütteln. Die Larven kann man mit einem scharfen Wasserstrahl von der Pflanze spritzen.
Wenn der Befall stark ist, helfen auch Insektenbekämpfungsmittel gegen beißende und saugende Schädlinge.
Kartoffelkäfer
Der Kartoffelkäfer stammt ursprünglich aus Zentralmexiko und verbreitete sich durch den großflächigen Kartoffelanbau von weißen Siedlern später auch in den USA. Über Saatkartoffeln wurden die Schädlinge schon Mitte des 19. Jahrhunderts nach Europa, zunächst nach England und in die Niederlande eingeschleppt. Schon bald danach, im Jahr 1877, wurden erste Exemplare auch in Deutschland gesichtet.
Exkurs
Die Invasion des Kartoffelkäfers
Im Zuge des 20. Jahrhunderts wurden Kartoffelkäfer in kurzer Zeit zu einer echten Plage. Im Jahr 1935 wurde im Deutschen Reich wegen seiner invasiven Ausbreitung sogar der sogenannte KAD, der Kartoffelkäfer-Abwehrdienst, gegründet. Er brauchte eine Kartoffelkäfer-Fibel heraus und mobilisierte Schulkinder und Arbeitslose für die Bekämpfung mit dem Aufruf:
Sei ein Kämpfer, sei kein Schläfer, acht‘ auf den Kartoffelkäfer!
Heute ist der Kartoffelkäfer auf der ganzen Welt verbreitet und kann zuweilen in kurzer Zeit ganze Felder kahl fressen. Seine bevorzugten Futterpflanzen sind natürlich die Kartoffel, an der er verschiedene Pflanzenteile befällt. Aber auch andere zu den Nachtschattengewächsen gehörende Gemüse- und Nutzpflanzen wie Auberginen, Tomaten, Paprika und Tabak können betroffen sein.
Zur Bekämpfung des Kartoffelkäfers können zahlreiche Methoden angewandt werden. Hilfreich ist vor allem eine Kombination aus vorbeugenden und akuten Behandlungsmaßnahmen.
Vorbeugungsmaßnahmen
Zunächst sollten Sie natürliche Fressfeinde des Kartoffelkäfers fördern, die es mittlerweile hierzulande durchaus gibt: dazu zählen vor allem Kröten und Laufkäfer. Bei der Aussaat und nach dem Keimen sollten Sie Ihre Nutzpflanzen dann mit Kulturschutznetzen abdecken. Sinnvoll ist es grundsätzlich auch, die Pflanzen mit einer Brennnesseljauchen-Spritzkur zu stärken.
Nach einem Befallsjahr sollten Sie vorbeugend für das nächste Jahr die Erde gut umgraben, da die Käfer darin überwintern. Hilfreich ist es in diesem Sinne auch, Kartoffeln Jahr für Jahr in Fruchtfolge zu kultivieren. Das ist sowieso auch für eine ausgewogene Bodennutzung empfehlenswert.
Akute Maßnahmen
Wenn die dicken Käfer schon zuhauf auf den Kartoffel- oder Paprikapflanzen herumlaufen, lassen sie sich am besten erst einmal absammeln. Bei größeren Anbauflächen können Sie auch mit einem Stock bewaffnet durch die Reihen laufen und die Schädlinge herunterschlagen. Sie lassen sich nämlich wie viele Blattkäferarten bei Gefahr gern fallen und können dann in einem zuvor auf dem Boden ausgebreiteten Netz eingesammelt werden. Minzbrühe oder Kaffeesatz sollen die Käfer vertreiben.
Ziemlich effektiv kann der Einsatz des Bakterienpräparats Bacilllus thuringiensis sein, das für die Käfer toxisch ist, für Mensch und Pflanze aber nicht. Auch das vielfach im biologischen Gartenbau eingesetzte Neemöl (7,00€ bei Amazon*) wirkt gegen die Kartoffelkäfer.
Rothalsiges Getreidehähnchen
Weil es gemäß seines Namens bevorzugt Getreidearten wie Weizen, Gerste oder Hafer frisst, ist das Rothalsige Getreidehähnchen vor allem für Landwirte ein Problem. Auch Futtergräser befallen sie, gelegentlich auch Mais. Die Larven fressen längliche Löcher in die Blätter der Gräser und können für erhebliche Ernteverluste sorgen.
Mit natürlichen Fressfeinden kann man die Rothalsigen Getreidehähnchen relativ gut eindämmen. Appetit auf sie haben vor allem Marienkäfer, Laufkäfer, Florfliegenlarven, Raubwanzen und Schlupfwespen. Für bestimmte häutungshemmende Insektizide muss eine bestimmte Schadschwelle erreicht sein, die länderspezifisch definiert ist.
Seerosenblattkäfer
Seerosenblattkäfer gehören zu den wasserpflanzenaffinen Blattkäferarten. Problematisch sind sie deshalb vor allem für Ziergärtner, die einen Teich mit Wasserpflanzen unterhalten. Seerosenblattkäfer befallen nicht nur die Weiße Seerose, sondern auch andere Wasserpflanzen wie die Gelbe Teichrose, den Wasserknöterich, das Sumpf-Blutauge oder das Gewöhnliche Pfeilkraut. Aber auch Erdbeeren gehören zu ihren Futterpflanzen, weswegen sie auch Erdbeerkäfer genannt werden.
Die Imagines und die Larven der Seerosenkäfer leben auf den Blattoberseiten ihrer Wirtspflanzen und leben dort recht gefährlich. Denn schwimmen oder unter Wasser atmen können sie nicht. Wenn Sie einen Befall feststellen, ist die sicherste Bekämpfungsmethode deshalb, die Blätter unterzutauchen. Die Larven und gegebenenfalls auch die adulten Tiere ertrinken dabei.
Tipp
Eine längere Tauchphase ist dabei am sichersten. Dazu können Sie die Blätter mit einer Baustahlmatte beschweren.
Häufig gestellte Fragen
Welche Blattkäferarten gibt es?
Insgesamt umfasst die Familie der Blattkäfer etwa 50.000 Arten. Bei uns in Deutschland kommen davon aber nur etwa 520 Arten vor. Die am häufigsten vertretenen davon sind etwa der Prächtige Blattkäfer, der Kartoffelkäfer, der Wegerichblattkäfer, der Pappelblattkäfer, das Lilienhähnchen, das Gemeine Spargelhähnchen, die Schild- und die Weidenblattkäfer oder der Weißdornblattkäfer.
Wie bestimme ich Blattkäfer-Arten?
Einige der heimischen Blattkäferarten sind leicht, manche schwieriger zu bestimmen. Der Kartoffelkäfer oder der Prächtige Blattkäfer sind mit ihrer blassgelb-schwarz gestreiften beziehungsweise bläulich-grünlich bis kupferfarben und violett schimmernden Färbung sehr einfach zu erkennen. Auch das Lilienhähnchen ist mit seinem siegellackroten Rücken sehr auffällig, ist aber von dem ähnlich aussehenden Maiglöckchenhähnchen zu unterscheiden, dessen Unterseite nicht schwarz, sondern ebenfalls rot ist. Schwerer zu identifizieren sind vor allem die platten, runden, hellgrünen Schildkäfer-Varianten, die sich untereinander stark ähneln.
Sind Blattkäfer Schädlinge?
Als Schädlinge sind hierzulande vor allem der Kartoffelkäfer, der Pappelblattkäfer, das Rothalsige Getreidehähnchen, das Gemeine Spargelhähnchen oder das Lilienhähnchen relevant. Sie richten zuweilen große Schäden im Gemüsebau und in Ziergärten an.
Welche Maßnahmen eignen sich zur Blattkäfer-Bekämfpung?
Die verschiedenen Blattkäfer-Arten bekämpft man auf unterschiedliche Arten. Bei den häufigsten Arten wie dem Kartoffelkäfer oder dem Lilienhähnchen ist das Absammeln oder Abschütteln und Auffangenb der Imagines in Netzen eine gängige Methode. Larven können effektiv mit einem scharfen Wasserstrahl von den Pflanzen gespritzt werden. Gut lassen sich Befallspopulationen auch durch natürliche Fressfeinde wie Schlupfwespen, Laufkäfer, Florfliegen oder Marienkäfer eindämmen. Als biologische oder chemische Insektizide können in schweren Fällen bestimmte Bakterienpräparate, Neemöl oder Schädlingsbekämpfungsmittel eingesetzt werden.
Wie erkenne ich Eier und Larven von Blattkäfern?
Die Eier der bei uns verbreitetsten Blattkäfer-Arten sitzen meist in Grüppchen an den Blattunterseiten ihrer Wirtspflanzen. Je nach Käferart haben sie unterschiedliche Farben. Die Larven haben auch je nach Art ihr eigenes Aussehen. Die des Kartoffelkäfers etwa haben einen gedrungenen, asselartig gerippten Körper und eine hellrote, an den Seiten gepunktete Färbung. Die Larven der Lilienhähnchen fallen durch ihre Einhüllung in den eigenen, dunklen Kot auf, mit der sie sich selbst gegen Fressfeinde schützen. An den Blättern wirken sie wie kleine Teerhäufchen. Die Larven von Seerosenblattkäfern heben sich durch ihre schwarze Farbe auffällig von den grünen Blattoberseiten der befallenen Wasserpflanzen ab.