Insekten

Florfliegenlarven: Natürliche Schädlingsbekämpfung im Garten

Die grazilen Florfliegen sind die Elfen unter den Insekten. Die hübschen Winzlinge ernähren sich in erster Linie von Honigtau und Blütennektar. Große Räuber sind dagegen die Florfliegenlarven, denn eine einzige Larve frisst bis zu ihrer Verpuppung zwischen 200 und 500 Blattläuse und andere Pflanzenschädlinge.

AUF EINEN BLICK
Wofür werden Florfliegenlarven eingesetzt?
Florfliegenlarven sind nützliche Insekten, die sich von Blattläusen und anderen Schädlingen ernähren. Sie können im Garten oder Innenräumen eingesetzt werden, um Schädlinge auf natürliche Weise zu bekämpfen. Florfliegenlarven sind im Fachhandel erhältlich und können direkt auf befallene Pflanzen ausgestreut werden.

Florfliegenlarven gegen Blattläuse einsetzen

Blattläuse gehören zu den größten Ärgernissen eines jeden Gärtners, entwickeln sie sich doch aufgrund ihrer ungeschlechtlichen Vermehrungsweise im Handumdrehen zu einer gigantischen Plage: Kolonien von tausenden Tieren saugen Rosen und anderen Gartenpflanzen den Saft aus und setzen den Gewächsen so erheblich zu.

Vorsorge heißt hier das Zauberwort, damit sich solch problematische Populationen gar nicht erst entwickeln können. Ein naturnaher Garten schafft die besten Voraussetzungen, damit sich Blattlaus fressende Nützlinge dort ansiedeln. Als besonders gefräßig in dieser Hinsicht gelten die Larven der Florfliege (Chrysoperla carnea), die bis zu ihrer Verpuppung am liebsten Blattläuse vertilgen. Aus diesem Grund wird die Florfliege gerne auch als „Blattlauslöwe“ bezeichnet. Ein weiterer Name der schlanken Insekten mit den durchsichtigen, grün schimmernden Netzflügeln und den goldfarbigen Augen ist „Goldauge“.

Die Netzflügler – anders als ihr Name suggeriert, gehören Florfliegen nicht zu den Fliegen – legen ihre an langen Stielen befestigten Eier ab Mai direkt auf den Laubblättern der Gartenpflanzen ab. In der Regel suchen die Weibchen für die Ablage gleich einen Platz in der unmittelbaren Nähe einer Blattlauskolonie, damit die Larven nicht darben müssen. Die länglichen, bräunlich gefärbten Larven besitzen sechs Beine und sind ziemlich flink. Sie fressen die Blattläuse jedoch nicht komplett, sondern packen sie mit ihren zangenförmigen Kiefern und saugen sie aus. Zurück bleiben nur die leeren Chininhüllen.

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Florfliegenlarven ernähren sich von Blattläusen

Anwendung

Haben Sie ein Blattlausproblem im Garten oder Gewächshaus, so können Sie die Blattlauslöwen zur Bekämpfung im Fachhandel kaufen und direkt auf die befallenen Pflanzen ausbringen. Die Larven sind in zwei Varianten erhältlich:

  • Streuware: Hierbei handelt es sich um die Eier der Florfliege bzw. um die winzigen Larven im ersten Larvenstadium. Drehen Sie die Dose vorsichtig (nicht schütteln!), damit sich der Inhalt gut vermischt. Streuen Sie die Eier und Larven jetzt direkt auf die Pflanzenblätter aus. Lassen Sie den Behälter noch einige Tage am Fuß der Pflanze stehen, damit Nachzügler sich noch auf den Weg machen können
  • Kartonwabe: Larven des zweiten Larvenstadiums sind in Kartonwaben verpackt, wobei hier jede Larve eine Wabe für sich hat. Das ist notwendig, damit die zum Kannibalismus neigenden Tierchen sich nicht gegenseitig auffressen.

Kartonwaben wenden Sie wie folgt an:

  1. Öffnen Sie die Verpackung und holen Sie die Kartonwabe heraus.
  2. Halten Sie die Wabe waagerecht und ziehen Sie die über die Öffnung geklebte Gaze vorsichtig ab.
  3. Legen Sie ein leicht angefeuchtetes Küchenpapier bereit.
  4. Klopfen Sie die in den Waben befindlichen Larven vorsichtig auf das Küchenpapier.
  5. Legen Sie das Tuch nun auf die befallene Pflanze bzw. hängen Sie es hinein.
  6. Nun können die Larven überlaufen und sich auf die Futtersuche begeben.
  7. Lassen Sie die Kartonwabe noch einige Tage unter der Pflanze stehen, damit Nachzügler noch überlaufen können.

Außerdem sollten Sie sichergehen, dass sich keine Ameisen auf den Pflanzen befinden. Diese halten sich die Blattläuse nämlich gerne als „Haustiere“ und beschützen die Schädlinge geradezu. Damit die Ameisen nicht ihrerseits die Florfliegenlarven verschleppen und fressen, sollten Sie Ihre Pflanzen vor dem Ausbringen kräftig wässern. Haben Sie nach dem Ausbringen ein wenig Geduld: Es dauert etwa eine Woche bis zehn Tage, bis sich Erfolge zeigen.

Der Vorteil von Florfliegenlarven im Vergleich zu anderen Nützlingen liegt nicht nur in ihrem großen Appetit, sondern auch in ihrer hohen Aktivität schon bei Temperaturen von ab 12 °C. Wiederholen Sie die Anwendung gegebenenfalls nach 14 Tagen.

Tipp

Pro zehn Quadratmetern Fläche sollten Sie etwa 150 Larven ausbringen. Achten Sie darauf, nicht zu viele Larven auszusetzen. Diese fressen sich dann gegenseitig und lassen die Blattläuse links liegen.

Florfliegenlarven in der Wohnung einsetzen

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Florfliegen können auch im Innenbereich zur Schädlingskontrolle eingesetzt werden

Die Florfliegenlarven eignen sich auch sehr gut für die Anwendung in Innenräumen, etwa bei von Blattläusen oder anderen Schädlingen geplagten Zimmerpflanzen oder im Gewächshaus. Die Anwendung erfolgt hier genauso wie oben beschrieben, allerdings müssen die verpuppten, erwachsenen Florfliegen schließlich nach draußen entlassen werden. In der Wohnung bzw. im Gewächshaus könnten sie nicht überleben, da sie dort in der Regel keine geeignete Nahrung finden oder es ihnen auch zu warm werden kann. Ohnehin suchen die adulten Tiere oft von alleine den Weg ins Freie. Hier müssen Sie also bei jedem Befall neue Larven kaufen und diese aussetzen.

Hintergrund

Florfliegenlarven haben großes Beutespektrum

Zwar sind Blattläuse die absolute Leibspeise der Florfliegenlarven, jedoch fressen die Tierchen auch andere Schädlinge wie etwa Spinnmilben, Thripse, Schild- und Wollläuse bzw. deren Eier. Eine einzige Larve kann bis zu 12.000 Spinnmilbeneier aussaugen und reduziert den Befallsdruck somit erheblich.

Florfliegen anlocken – So holen Sie die Nützlinge in Ihren Garten

Damit Sie die nützlichen Florfliegen nicht ständig neu kaufen müssen, sollten Sie ihnen die Ansiedlung in Ihrem Garten erleichtern. Hierzu sollte der Garten möglichst naturnah bewirtschaftet werden und viele Blütenpflanzen beinhalten. Besonders anziehend auf Florfliegen soll übrigens Katzenminze wirken, da der Duftstoff dieser hübsch violett blühenden Pflanze dem Sexuallockstoff der Florfliegen sehr ähnelt. Auch Purpursonnenhut (Echinacea purpurea) und andere im Spätsommer blühende, an Nektar reiche Blütenpflanzen eignen sich. Hierzu gehören etwa:

  • Kapuzinerkresse
  • Ringelblumen
  • Tagetes
  • Borretsch
  • Zinnien
  • Fetthenne
  • Sommerheide
  • Sonnenbraut
  • Sonnenblume
  • Astilben
  • Phlox

Die genannten Pflanzen locken übrigens nicht nur Florfliegen, sondern auch ander nützliche Insekten wie auch Bienen und Hummeln an. Achten Sie jedoch darauf, nur Sorten mit einfachen Blüten anzupflanzen, da gefüllte Blütenköpfe für Insekten wertlos sind. Diese sehen zwar hübsch aus, produzieren aber keinen oder nur wenig Nektar.

Im Winter brauchen Florfliegen einen geeigneten Platz zum Überwintern. Gern nisten sich die Tierchen in kühlen Räumen wie etwa der Garage oder einem Gartenschuppen ein. Auch sogenannte Florfliegenkästen (24,00€ bei Amazon*) werden gerne angenommen. Einen Florfliegenkasten können Sie im Fachhandel kaufen oder aber ganz einfach selber bauen. Wie das funktioniert, erläutert dieser Beitrag ebenso anschaulich wie unterhaltsam:

Die rote Farbe ist nicht etwa des hübscheren Aussehens geschuldet, sondern weil Rot auf Florfliegen sehr anziehend wirkt. Mit dem Anstreichen erhöhen Sie also die Chance, dass sich die Nützlinge in diesem Kasten niederlassen. Übrigens: Anders als im Video behauptet, nutzen die Insekten den Kasten nicht zum Nisten (schließlich legen sie ihre Eier direkt an den Pflanzen ab). Stattdessen überwintern sie darin und starten dann im Folgejahr gleich an Ort und Stelle durch. So haben Blattläuse und Co. von Anfang an keine Chance!

Hände weg von Pflanzenschutzmitteln

„Schädlingsbekämpfung funktioniert besser mit Nützlingen wie den Florfliegenlarven als mit giftiger Chemie.“

Wenn Sie den Schädlingen erfolgreich mit Florfliegen und anderen Nützlingen Herr werden wollen, müssen Sie unbedingt auf jegliche Pflanzenschutzmittel verzichten. Insektizide und Fungizide töten nämlich nicht nur die unerwünschten Plagegeister, sondern machen auch Nützlingen den Garaus. Dasselbe gilt für ölhaltige Mittel, beispielsweise auf der Basis von Neem oder Rapsöl. Beides wird gern im ökologischen Gartenbau verwendet, hat jedoch auf nützliche Insekten oftmals dieselbe Wirkung wie auf die Schädlinge. Verzichten Sie vor einer geplanten Anwendung von Nützlingslarven mindestens sechs Wochen auf das Ausbringen solcher Mittel, da Sie die Tierchen sonst abtöten und diese dann natürlich ihrer Aufgabe nicht mehr nachkommen können.

Exkurs

Welche Nützlinge kann man noch gegen Blattläuse einsetzen?

Gegen Blattläuse lassen sich auch andere Nützlinge sehr gut einsetzen. Großen Appetit haben beispielsweise Marienkäfer und ihre Larven, denn diese vertilgen innerhalb ihrer etwa 20tägigen Lebensspanne zwischen 400 und 800 Blattläuse – pro Tier. Nach der Winterruhe sind Marienkäfer besonders hungrig und räumen daher schon im Frühjahr kräftig im Garten auf. Daneben eignen sich auch Schlupfwespen, Schwebfliegen und Raubwanzen zur natürlichen Schädlingsbekämpfung. Sie können die Nützlinge zusammen mit den Florfliegenlarven ausbringen, sollten dann jedoch darauf achten, dass sich die verschiedenen Tierchen nicht gegenseitig in die Quere kommen.

Häufig gestellte Fragen

Beißen Florfliegenlarven auch Menschen?

Tatsächlich können Florfliegenlarven mit ihren Zangen kräftig zubeißen, weshalb Sie die Tierchen besser nicht auf die Hand nehmen oder anderweitig berühren. Ihr Biss kann sehr schmerzhaft sein und zeigt zudem ähnliche Symptome wie nach einem Mücken- oder auch Wespenstich: Die Bissstelle rötet sich, schwillt möglicherweise an und juckt. Gefährlich ist ein solcher Biss jedoch nicht.

Kann ich Florfliegenlarven auch im Herbst noch ausbringen?

Grundsätzlich ist ein Ausbringen von Florfliegenlarven aufgrund ihres kurzen Lebenszyklusses auch im Herbst noch möglich, sofern die Temperaturen konstant (auch nachts!) über 12 °C liegen. Ist es zu kühl, fahren die Tierchen ihren Stoffwechsel herunter und fressen nicht mehr so viel. Daher wäre es sinnvoller, den Garten oder das Gewächshaus winterfest zu machen und die mit Blattläusen befallenen Pflanzenteile über den Hausmüll zu entsorgen. Auf diese Weise halten Sie die Plage im Folgejahr in Schach. Im warmen Zimmer hingegen können Sie die Tierchen jederzeit anwenden, allerdings werden die erwachsenen Tiere anschließend sterben. Sie überwintern nicht in warmen Räumen und draußen ist es ab Oktober oft schon zu kalt.

Wie lange leben Florfliegenlarven?

Florfliegen haben ein sehr kurzes Leben: Die Larvenzeit verläuft in drei Phasen (erst ab der zweiten Phase fressen die Tierchen Blattläuse und andere Schädlinge!) und dauert ungefähr 18 Tage an. Anschließend verpuppen sich die Tiere und leben weitere zwei bis drei Wochen. Pro Saison werden zwei bis drei Generationen Florfliegen gezogen.

Tipp

Wenn Sie Kinder haben, können Sie zusammen mit diesen Florfliegeneier kaufen und aussetzen. Anschließend sehen die Kleinen hautnah, wie daraus Larven schlüpfen und sich zu einer Florfliege entwickelt. Lebensnaher Biologieunterricht für zu Hause!

Bilder: HHelene / Shutterstock