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Schlupfwespen gegen Schädlinge einsetzen

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Biologische Schädlingsbekämpfung im Haus und im Garten ist sinnvoll, da Sie hierfür auf Gift verzichten und damit sowohl Ihnen selbst als auch der Umwelt etwas Gutes tun. Gegen allerlei Schädlinge helfen die parasitär lebenden Schlupfwespen hervorragend.

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Schlupfwespen sind wertvolle Nützlinge in Haus und Garten
  • Schlupfwespen sind parasitär lebende Nützlinge, die ihre Eier in die Larven von Schadinsekten ablegen.
  • Es gibt zahlreiche verschiedene Arten, die sich oft auf bestimmte Wirtsarten spezialisiert haben.
  • Deshalb können nur bestimmte Schlupfwespen gegen Motten, Blattläuse, Weiße Fliegen, Schildläuse und andere Schädlinge eingesetzt werden.
  • Die Anwendung sollte über einen Zeitraum von mehreren Wochen erfolgen, wobei die mit Schlupfwespen-Eiern bestückten Kärtchen aus dem Fachhandel mehrmals ausgelegt werden.

Was sind Schlupfwespen?

Bei dem Namen „Schlupfwespen“ denken viele Menschen zunächst an die vor allem im Spätsommer nervenden Echten Wespen, die auf der Suche nach Süßem recht hartnäckig sein können. Allerdings haben die nützlichen Schlupfwespen bis auf ihren Namen (und manchmal auch das äußere Erscheinungsbild – die männlichen Tiere mancher Arten betreiben Mimikry) mit den Vespinae-Arten nichts gemeinsam. Stattdessen gehören sie wie Bienen und Hummeln auch zu den Hautflüglern (lat. Hymenoptera).

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Es gibt rund 40.000 verschiedene Arten von Schlupfwespen, die in den unterschiedlichsten Lebensräumen leben und recht unterschiedlich aussehen können. Die kleinsten Varietäten erreichen eine Körperlänge von noch nicht mal einem Millimeter und sind mit bloßem Auge praktisch nicht erkennbar. Andere Arten wiederum können zwischen einem und fünf Zentimeter lang werden.

Allen Schlupfwespen gemein ist ihre parasitäre Lebensweise, denn die Weibchen legen ihre Eier grundsätzlich in die Eier anderer Insektenarten. Die daraus schlüpfenden Larven ernähren sich wiederum von den Wirtslarven und vertilgen diese. Da sich die meisten Schlupfwespen-Arten auf ausgesprochene Schädlinge in Haus und Garten spezialisiert haben, sind die Tiere für die biologische Schädlingsbekämpfung ungemein nützlich. Die adulten Tiere wiederum ernähren sich hauptsächlich von Blütenpollen, Nektar und Honigtau.

Aussehen

Ihren Namen verdanken die Schlupfwespen wahrscheinlich der Tatsache, dass die männlichen Exemplare mancher Arten tatsächlich mit den Echten Wespen zu verwechseln sind. Dabei handelt es sich jedoch nur um eine als Mimikry bezeichnete Taktik, die vor Fraßfeinden schützen soll. Im Allgemeinen erkennen Sie Schlupfwespen an diesen Merkmalen:

  • zumeist dunkelbraune bis schwarze Grundfärbung
  • häufig farbige (rote) oder weiße Flecken oder Streifen
  • dunkle, durchscheinende Flügel
  • bewegliche, lange Flügel
  • typische „Wespentaille“
  • langer Legestachel, der nochmal ebenso lang wie der eigentliche Körper sein kann
  • dieser kommt nur bei Weibchen vor und dient der Eiablage
  • je nach Art Körperlänge zwischen 0,2 bis 50 Millimeter

Lebensweise

„Die Vorgehensweise von Schlupfwespen mag brutal erscheinen, ist aber für den Menschen sehr hilfreich.“

Schlupfwespen zählen zu den so genannten Eiparasiten. Die weiblichen Tiere besitzen einen ausgeprägten Geruchssinn, mit dem sie die Larven ihrer Wirtstiere – beispielsweise Motten, Faltern, Wespen, Käfern, Blattläusen, Fliegen oder auch Spinnen – aufspüren und gezielt ansteuern. Anschließend parasitieren sie ihre Wirtstiere, was wie folgt abläuft:

Entwicklungsphase Das passiert:
vor der Eiablage Einspritzen eines Giftstoffs in die Wirtslarve zwecks Lähmung
während der Eiablage Injektion des Eis mit Hilfe des Legestachels in den Wirtskörper
nach der Eiablage Schlupf im Inneren des Wirtskörpers sowie Verpuppung; Wirtskörper sind häufig aufgebläht sowie dunkelbraun bis schwarz gefärbt
Ernährung der Larven Wirtskörper wird von innen aufgefressen
nach der Verpuppung die adulten Schlupfwespen bohren ein Loch durch den Wirtskörper und schlüpfen von dort ins Freie

Biologische Schädlingsbekämpfung in Haus und Garten

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Schlupfwespen fressen ihre Beute aus dem Ei heraus

Die parasitäre Lebensweise der Schlupfwespen sowie ihre Spezialisierung auf spezielle Schädlinge in Haus und Garten machen die Tierchen zu idealen Helfern. Die Nützlinge bekämpfen nicht nur effektiv und ganz ohne Gift Lebensmittel- und Kleidermotten, sondern auch Blatt- und Schildläuse, Weiße Fliegen oder Falter wie etwa den Apfelwickler, Miniermotten oder den Eichenprozessionsspinner. In der Landwirtschaft erfolgt häufig ein großflächiger Einsatz der Nützlinge, die hier durch Schädlinge verursachte Ernteausfälle verhindern.

Tipp

Wenn Sie Schlupfwespen im Garten oder Gewächshaus einsetzen, so lassen Sie die parasitierten Larven unbedingt an Ort und Stelle. Hier wächst eine neue Generation von Schlupfwespen heran, die Ihnen eine weitere Schädlingsinvasion fernhält.

Übersicht: Gegen diese Schädlinge können Sie Schlupfwespen einsetzen

Angesichts der großen Anzahl verschiedener Arten von Schlupfwespen sowie der Tatsache, dass diese sich häufig auf bestimmte Schädlinge spezialisiert haben, können Sie nicht jede beliebige Varietät einsetzen. Je nachdem, welche Schädlingsplage Sie bekämpfen möchten, kommen diese Schlupfwespen-Arten in Frage:

Schlupfwespen helfen gegen diese Schädlinge

Zu bekämpfende Schädlingsart Geeignete Schlupfwespen-Art
Lebensmittelmotten Trichogramma evanescens
Kleidermotten Trichogramma evanescens
Blattläuse Aphelinus abdominalis, Aphdius colemani, Aphidus ervi, Aphidus matricariae
Schildläuse Metaphycus flavus, Microterys flavus, Coccophagus lycimnia
Weiße Fliege Encarsia formosa
Apfelwickler Trichogramma cacoeciae
Miniermotten Encarsia formosa
Holzwürmer Spathius exarator

In der Landwirtschaft sowie im kommerziellen Obstanbau kommen zumeist die winzigen Trichogramma-Arten zum Einsatz. Doch Vorsicht bei der Anwendung von Schlupfwespen im Freiland: Die Tierchen können ihrerseits mit Parasiten oder Krankheitserregern befallen werden, Giftstoffen oder Fraßfeinden (beispielsweise Vögeln) zum Opfer fallen. Dann ist ihre Wirkung nur begrenzt.

Schlupfwespen gegen Speckkäfer?

Gelegentlich wird zudem der Einsatz von Schlupfwespen auch gegen verschiedene Arten so genannter Speckkäfer empfohlen, allerdings gibt es hier sehr unterschiedliche Erfahrungen. Stattdessen greifen Sie besser auf Lagererzwespen (lat. Lariophagus distinguendus) oder Speckkäferwespchen (lat. Laelius pedatus) zurück. Auch bei diesen beiden Nützlingsarten handelt es sich um Eiparasiten, die kein eigenes Nest bauen.

Exkurs

Sind Schlupfwespen gefährlich?

Schlupfwespen sind weder für Menschen noch für Haustiere in irgendeiner Weise gefährlich und können daher bedenkenlos sowohl in der Wohnung als auch im Gewächshaus oder im Garten eingesetzt werden. Die nützlichen Tierchen halten sich ausschließlich dort auf, wo die Nahrung und Fortpflanzungsmöglichkeiten in Form von Insekteneiern finden.

Vor- und Nachteile von Schlupfwespen

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Die Behandlung mit Schlupfwespen hat sowohl Vor- als auch Nachteile

Wie so vieles hat natürlich auch der Einsatz von Schlupfwespen gegen Schädlinge Vor- und Nachteile. Wie Sie diese gewichten, bleibt ganz Ihnen überlassen. Grundsätzlich jedoch sind biologische Bekämpfungsmaßnahmen wie das Ausbringen von Nützlingen sinnvoll, da dadurch sehr viel Gift eingespart wird – und dieses wiederum hat positive Auswirkungen auf den Menschen und die Umwelt. Vergessen Sie nicht, dass Insektizide immer auch schädliche Auswirkungen auf Sie selbst und andere Lebewesen haben!

Vorteile Nachteile
ungiftig, ohne Chemie relativ lange Behandlungszeit
Räume können während der Behandlung weiterhin genutzt werden müssen aufgrund ihrer kurzen Lebensdauer regelmäßig neu ausgebracht werden
Schlupfwespen lassen sich leicht in den Garten locken und dort ansiedeln starke Spezialisierung einzelner Arten auf bestimmte Schädlinge
Einsatz gegen viele verschiedene Schädlinge möglich parasitierte Schädlingslarven sollten nicht weggesammelt bzw. entfernt werden
auch vorbeugender Einsatz (z. B. auf Streuobstwiesen, in Lagerräumen)  
unkomplizierte Anwendung  

Wo kann man Schlupfwespen kaufen?

Schlupfwespen kaufen Sie nicht in Form von lebenden Tieren, sondern als auf speziellen Kärtchen applizierten Eiern. Aus diesen schlüpfen bei Anwendung schließlich die fertigen Nützlinge und legen wiederum ihre Eier in die Larven der zu bekämpfenden Schädlinge. Die Schlupfwespen stammen aus Laboren, in denen die Tierchen unter idealen Bedingungen beständig gezüchtet werden.

Die Eier-Kärtchen wiederum bestellen Sie in spezialisierten Shops im Internet sowie bei den größeren Versandportalen wie Amazon und eBay, können sie aber oft auch in Gartenfachgeschäften, Gärtnereien, Baumärkten, Naturläden oder Drogerien wie beispielsweise DM erwerben. Zumeist werden Schlupfwespen der Gattung Trichogramma angeboten, für speziellere Arten muss man oft etwas intensiver suchen.

Der Vorteil an auf Nützlinge spezialisierten Internethändlern besteht darin, dass diese Ihnen in regelmäßigen Abständen (meist drei Wochen) neue Ei-Kärtchen zusenden und Sie sich nicht beständig selbst um einen Neukauf bemühen müssen. Da eine Vorratshaltung nicht möglich ist und die Kärtchen zudem über einen längeren Zeitraum hinweg immer wieder neu ausgebracht werden müssen, ist dieser Service sinnvoll.

Was kosten Schlupfwespen?

In puncto Kosten variieren die verschiedenen Anbieter, durchschnittlich sollten Sie jedoch mit etwa 30 EUR für drei Lieferungen á vier Kärtchen rechnen. Achten Sie beim Kauf darauf, dass die Kärtchen mehr als nur 300 bis 400 Schlupfwespeneier enthalten: Diese Anzahl ist in der Regel nicht ausreichend für den erfolgreichen Kampf gegen Kleider- und Lebensmittelmotten.

Schlupfwespen einsetzen und anwenden

Wie die Anwendung von Schlupfwespen funktioniert, erklärt dieses anschauliche Video sehr gut:

Die Anwendung der Schlupfwespen-Kärtchen ist denkbar einfach: Legen Sie diese einfach aus bzw. hängen Sie sie auf und warten Sie ab. Alles weitere passiert ganz von alleine! Achten Sie jedoch darauf, dass Sie während dieser Zeit keine intensiven Düfte (wie beispielsweise die gegen Motten empfohlenen ätherischen Öle), scharfe Reinigungsmittel etc. verwenden, da diese auch negative Auswirkungen auf die Schlupfwespen haben und daher den Erfolg der Behandlung beeinflussen. Sorgen Sie zudem dafür, dass Raumtemperatur und Luftfeuchtigkeit nicht allzu sehr schwanken, da die Schlupfwespen hierauf recht empfindlich reagieren.

Tipp

Schlupfwespen-Kärtchen mit Eiern der Arten Trichogramma sollten Sie niemals irgendwo frei hängen lassen: Diese Tierchen können nur kriechen, aber nicht fliegen und brauchen daher einen festen Halt.

Gegen Lebensmittelmotten

Lebensmittelmotten sind in vielen Haushalten ein Problem und nur selten auf Mängel in der Hygiene zurückzuführen. Meist schleppen Sie sich die Tiere schlicht mit dem Einkauf nach Hause, wo sie sich munter vermehren. Der Befall ist nicht nur unappetitlich, sondern auch gesundheitlich bedenklich. Zwar sind Lebensmittelmotten und ihre Larven selbst nicht giftig, können aber allergische Symptome hervorrufen. Zudem verschmutzen sie Lebensmittel durch ihre Ausscheidungen. Es gibt verschiedene Arten – etwa die Mehlmotte (Ephestia kuehniella), die Kornmotte (Nemapogon granella), die Dörrobstmotte (Plodia interpunctella) oder die Reismotte (Corcyra cephalonica) – die sich jedoch allesamt sehr gut mit Schlupfwespen bekämpfen lassen.

Und so funktioniert es:

  1. Kaufen Sie Schlupfwespen-Kärtchen für Lebensmittelmotten.
  2. Diese sollten etwa 3000 bis 4000 Eier enthalten.
  3. Lagern Sie die Kärtchen nicht, sondern bringen Sie sie sofort nach dem Erhalt an.
  4. Bringen Sie die Kärtchen in direkter Nähe zum festgestellten Befall an.
  5. Pro Regalfach bzw. Schublade sollten Sie ein Kärtchen einplanen.
  6. Wiederholen Sie die Anwendung drei Mal im Abstand von je drei Wochen.

Entfernen Sie zudem mit Motten und Motteneiern kontaminierte Lebensmittel, um eine weitere Ausbreitung der Plage zu verhindern.

Exkurs

Das können Sie noch gegen Motten tun

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Lavendelsäckchen sind ein guter Schutz gegen Schlupfwespenbefall

Ein Befall mit Lebensmittel- oder Kleidermotten lässt sich in der Regel kaum vermeiden, da die Tiere oftmals mit dem Einkauf eingeschleppt werden – eine mit Motteneiern verseuchte Tüte Mehl reicht hierfür schon! Kleidermotten wiederum gelangen zumeist durch ein zum Lüften geöffnetes Fenster ins Haus. Sie können mit einigen Vorkehrungen jedoch dafür sorgen, dass die Tierchen keine Chance haben: Bei Lebensmitteln helfen gut verschließbare Behältnisse beispielsweise aus Glas oder Metall, um die Schädlinge fernzuhalten. Plastik- oder Papierverpackungen sind hingegen ungeeignet, weil sich die Larven hier hindurchbohren können. Im Kleiderschrank vertreiben Duftstoffe, etwa Lavendel, Zitronenöl, Zedernholz und andere intensive Gerüche die Plagegeister.

Gegen Kleidermotten

Bei der Kleidermotte (lat. Tineola bisselliella) handelt es sich um einen Nachtfalter, der auf der ganzen Welt verbreitet ist. Der Schädling ist sehr klein, wird lediglich zwischen sechs und neun Millimeter groß. Da die Larven sich von Keratin, dabei handelt es sich um Proteine, die in Tierhaarfasern vorkommen, ernähren, sind vor allem Kleidungsstücke aus natürlichen Fasern wie beispielsweise Wolle gefährdet. Die Motte legt ihre Eier direkt an den Kleidungsstücken ab und die daraus schlüpfenden Larven hinterlassen unschöne Fraßlöcher. Ein Befall ist häufig auch an dem typisch muffigen Geruch zu erkennen.

Um Kleidermotten erfolgreich mit Schlupfwespen zu bekämpfen, gehen Sie am besten wie folgt beschrieben vor:

  1. Entfernen Sie zunächst alle sichtbar mit Motten befallenen Kleidungsstücke.
  2. Reduzieren Sie auf diese Weise den Mottenbefall.
  3. Waschen Sie die Textilien bei mindestens 60 °C oder frieren Sie sie für 24 Stunden ein.
  4. Dadurch werden die Motten und ihre Eier ebenfalls abgetötet.
  5. Legen Sie die Schlupfwespenkärtchen zwischen die Kleidungsstücke oder befestigen Sie sie an diesen.
  6. Die Kärtchen dürfen nicht frei hängen!
  7. Verwenden Sie pro Regalfach ein Kärtchen mit mindestens 3000 Schlupfwespeneiern.

Da Kleidermotten sehr hartnäckig sind, sollten Sie die Behandlung über einen Zeitraum von 15 Wochen durchführen und insgesamt sechs Mal im Abstand von je drei Wochen erneut frische Kärtchen ausbringen.

Schlupfwespen gegen Schädlinge in Garten und Gewächshaus

Schlupfwespen lassen sich jedoch nicht nur in der Wohnung oder im Haus einsetzen, sondern leisten auch im Garten sowie im Gewächshaus nützliche Dienste. Hier können Sie die Tierchen gern in Kombination mit anderen Nützlingen – wie etwa Marienkäfern und Florfliegen – einsetzen. Das funktioniert allerdings nur, wenn Sie draußen auf chemische Mittel in Form von Pestiziden, Insektiziden etc. verzichten. Diese töten nicht nur die Schädlinge, sondern auch die gewünschten Nützlinge ab und bringen so das biologische Gleichgewicht aus dem Takt. Auch zur Vorbeugung eines Schädlingsbefalls an gefährdeten Pflanzen wie beispielsweise Tomaten oder Gurken eignen sich die Tierchen.

Und so funktioniert es:

  • Legen Sie die Kärtchen mit den Schlupfwespen-Eiern möglichst schon ab April aus.
  • Platzieren Sie sie direkt an den befallenen oder gefährdeten Pflanzen.
  • Zur Vorbeugung genügen Kärtchen mit etwa zehn bis 15 Eiern pro Quadratmetern.
  • Zur Bekämpfung einer aktuellen Plage müssen Sie natürlich deutlich mehr Tierchen einsetzen.
  • Hier beträgt der Richtwert ca. 3000 Eier pro ausgebrachtem Kärtchen.

Am besten funktioniert die Bekämpfung mit Schlupfwespen im Sommer, wenn die Temperaturen konstant bei 20 bis 27 °C und die Luftfeuchtigkeit bei rund 60 Prozent liegt. Bei diesen Bedingungen vermehren sich die Schlupfwespen sehr rasch. Ist es hingegen zu kalt, zeigt die Behandlung oftmals keinen oder nur einen geringen Erfolg – dann nämlich vermehren sich die robusteren Schädlinge schneller als die Schlupfwespen. Daher greifen Sie bei kühleren Temperaturen zusätzlich auf weitere Nützlinge zurück bzw. beschränken den Einsatz der Schlupfwespen auf Innenräume bzw. das Gewächshaus.

So locken Sie Schlupfwespen in den Garten

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Erwachsene Schlupfwespen ernähren sich vor allem von Blütennektar und Pollen

Einige Schlupfwespenarten sind hierzulande beheimatet und lassen sich – sofern das Lebensumfeld stimmt – mit ein paar Tricks in den Garten locken und dort ansiedeln. Diese Arten sind insbesondere für die natürliche Bekämpfung häufiger Gartenschädlinge wie etwa Blatt- und Schildläusen wertvoll. Was diese Schlupfwespen brauchen, um sich in Ihrem Garten wohlzufühlen, lesen Sie in diesem Abschnitt.

  • Nahrungsquellen: Zwar leben Schlupfwespen-Larven parasitär und sind daher auf Wirtstiere angewiesen, erwachsene Tiere jedoch ernähren sich vornehmlich von den Pollen und dem Nektar von Doldenblütlern. Daher sollten Sie in Ihrem Garten vorzugsweise entsprechende Gewächse kultivieren, um die Tiere anzulocken.
  • Geeignete Doldengewächse: Viele Kräuter und Nutzpflanzen wie Fenchel, Anis, Liebstöckel, Dill, Kerbel, Möhren und Pastinaken gehören in diese Gruppe, aber auch hübsche Zierpflanzen wie die schattenverträgliche Süßdolde (Myrrhis odorata), der sonnenhungrige Wiesenkerbel (Anthriscus sylvestris) sowie ausgesprochen beliebte Blütenpflanzen wie Elfenbein-Mannstreu (Eryngium giganteum) , Zierlauch oder Pfingstrosen. Kaum eine andere Pflanzengattung lockt mehr nützliche Insekten an als diese!
  • Insektenhotel: Eine geeignete Unterkunft darf natürlich auch nicht fehlen, selbst wenn die Tierchen durch ihre Lebensweise keine Nester bauen. Ein Insektenhotel in der Nähe blühender Doldengewächse, an einem geschützten und warmen Platz, lockt zahlreiche andere Insekten an. Schlupfwespen bevorzugen kleine Hölzer mit winzigen Bohrlöchern (Durchmesser zwischen zwei und acht Millimetern), die Sie möglichst zeitig im Jahr auslegen oder in die Bäume hängen. Diese Hölzchen werden gern auch zum Überwintern genutzt.

Kann ich Schlupfwespen auch selber züchten?

Typische, im Garten vorkommende Schlupfwespen lassen sich mit der Schaffung eines geeigneten Lebensraumes anlocken. Andere, etwa die Trichogramma-Arten, müssen hingegen unter geeigneten Bedingungen im Labor gezüchtet werden. Wer Geld sparen möchte, kann dies natürlich selbst versuchen – allerdings sind die Erfolgsaussichten nicht besonders hoch. Achten Sie dabei auf diese Bedingungen:

  • konstante Temperaturen zwischen 18 und 20 °C
  • Luftfeuchtigkeit von rund 60 Prozent
  • ausreichend Motteneier als Nahrung
  • Motteneier und Schlupfwespen zusammen in ein Glas geben
  • Glas mit Leinentuch abdecken
  • Brutkasten ist ideal für Anzucht
  • Starttemperatur 25 °C
  • langsames Absinken auf 18 °C
  • permanent neue Nahrung (Motteneier) hinzufügen
  • Schlupfwespen machen sich nach dem Schlupf sofort auf die Suche nach neuen Eiern

In industriellen Laboren lassen sich die Tierchen weitaus kostengünstiger herstellen. Für einen Privatverbraucher bedeutet die eigene Zucht von Schlupfwespen einen hohen Aufwand, der zudem nicht immer von Erfolg gekrönt ist – dafür sind die Nützlinge zu empfindlich.

Exkurs

Darf ich gleichzeitig Schlupfwespen und Insektizide anwenden?

Keine Frage, die Versuchung ist bei einem massiven Mottenbefall groß. Doch bekämpfen Sie eine Schädlingsinvasion auf keinen Fall gleichzeitig mit Schlupfwespen sowie mit insektenabtötenden Mitteln! In diesem Fall würden Sie nicht nur die Schädlinge, sondern auch die eigens eingesetzten Nützlinge abtöten. Diese wiederum wären gar nicht in der Lage, ihre Aufgabe zu erfüllen.

Halten Sie sich stattdessen an die durch den Hersteller angegebene Empfehlung bezüglich der Menge der eingesetzten Schlupfwespen-Tafeln sowie an die empfohlene Dauer der Behandlung, dann werden Sie Ihre Schädlinge schnell wieder los.

Häufig gestellte Fragen

Überleben die Schlupfwespen auch bei großer Hitze oder Kälte? Woher weiß ich, ob sie den Postversand überleben?

Auch im Winter oder während der größten Sommerhitze können Sie Schlupfwespen bedenkenlos bestellen. Der Hersteller bzw. Händler wird die Verpackung entsprechend anpassen oder Ihnen die gewünschte Sendung zu einem geeigneteren Zeitpunkt zukommen lassen. Doch ganz gleich, welche Witterungsbedingungen gerade vorherrschen: Lassen Sie die Schlupfwespen nicht tagelang herumliegen (schon gar nicht in einem im Freien befindlichen Briefkasten!), sondern verteilen Sie sie umgehend nach Erhalt. Ein Kauf auf Vorrat ist demzufolge nicht möglich und auch nicht sinnvoll. Sie sollten die Tierchen immer nur dann kaufen, wenn Sie sie direkt verwenden wollen.

Was passiert mit den Schlupfwespen, wenn die Schädlingsplage beseitigt ist?

Sie brauchen nicht zu befürchten, dass Sie sich mit den Schlupfwespen eine neue Insektenplage ins Haus bzw. in den Garten holen. Die nützlichen Tiere überleben nur so lange, wie sie genügend Nahrung und Fortpflanzungsmöglichkeiten in Form ihrer bevorzugten Insekteneier vorfinden. Da die meisten Arten auf bestimmte Schädlinge spezialisiert sind, sterben sie durch den Nahrungsmangel ab (ergo wenn keine Schädlingseier mehr vorhanden sind) oder wandern in lohnendere Gebiete ab, etwa durch ein geöffnetes Fenster.

Wie lange überleben Schlupfwespen?

Schlupfwespen haben nur eine sehr kurze Lebensspanne: Je nach Art erreichen die adulten Tiere ein Alter zwischen wenigen Tagen oder Wochen. Im Falle der bei Lebensmittel- und Kleidermotten eingesetzten Trichogramma-Schlupfwespen ist es sogar so, dass diese wesentlich kürzer leben als die Motten selbst. Aus diesem Grund müssen Sie die Anwendung so planen, dass Sie über einen Zeitraum von insgesamt neun bzw. 15 Wochen jeweils im Abstand von drei Wochen immer wieder neue Kärtchen auslegen.

Können Schlupfwespen stechen?

Im Gegensatz zu den Echten Wespen, die Ihnen im Spätsommer die Kaffeetafel im Freien verleiden und bei Bedrohung durchaus auch mal stechen können, interessieren sich Schlupfwespen weder für Kuchen noch für Menschen oder Haustiere. Mit ihrem extrem feinen Geruchssinn spüren die Tierchen die Eier ihrer bevorzugten Wirtstiere auf und suchen diese umgehend auf. Schlupfwespen stechen oder beißen jedoch nicht, daher besteht keine Gefahr für Mensch oder Tier (jedenfalls nicht, wenn es sich nicht gerade um ein durch Schlupfwespen favorisiertes Insekt handelt).

Tipp

Die Schlupfwespenart Lysiphlebus testaceipes eignet sich besonders gut zur Bekämpfung von Blattläusen, da die Tiere einen den Blattläusen sehr ähnlichen Duft abgeben und daher von Ameisen – die ja Blattläuse gerne als „Haustiere“ halten – nicht erkannt und angegriffen werden.

Bilder: Eileen Kumpf / Shutterstock