Süßdolde

Myrrhis odorata: Die Vielseitigkeit der Süßdolde entdecken

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Lesen Sie hier im kommentierten Süßdolde-Steckbrief wissenswerte Hinweise zu Wachstum, Blatt, Blüte und Verwendung. Viele Tipps rund um die richtige Pflanzung und Pflege von Myrrhis odorata.

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Die Süßdolde wird auch in der Küche und als Heilpflanze verwendet
AUF EINEN BLICK
Was ist die Süßdolde und wie kann sie verwendet werden?
Die Süßdolde (Myrrhis odorata) ist eine ausdauernde, krautige Staude mit gefiederten Blättern, weißen Doldenblüten und einem anisartigen Duft. Sie gedeiht in sonnigen bis schattigen Standorten und bevorzugt frische, nährstoffreiche Böden. Sie kann als Zierpflanze, Küchenkraut oder Heilpflanze verwendet werden.

Steckbrief

  • Wissenschaftlicher Name: Myrrhis odorata
  • Familie: Doldenblütler (Apiaceae)
  • Synonym: Myrrhenkerbel
  • Wuchstyp: Staude
  • Wuchsform: aufrecht, buschig, ausladend
  • Wuchshöhe: 60 cm bis 200 cm
  • Blatt: gefiedert
  • Blüte: doppelte Dolde
  • Frucht: Spaltfrucht
  • Verzehrqualität: alle Pflanzenteile essbar
  • Winterhärte: winterhart
  • Verwendung: Zierpflanze, Küchenkraut, Heilpflanze

Wachstum

Die Süßdolde (Myrrhis odorata) gedeiht als ausdauernde, krautige Pflanze an Waldrändern, in Auwäldern und im Gebirge. Als einzige Pflanzenart innerhalb der Gattung Myrrhis punktet der prächtige Doldenblütler mit besonderen Vorzügen. Hierzu zählt ein angenehmer Duft nach Anis, worauf sich der Artname „odorata“ für wohlriechend bezieht. Der volkstümliche Name Myrrhenkerbel weist hin auf die enge botanische Verwandtschaft mit Kerbel. Alle Pflanzenteile sind essbar und verwöhnen den Gaumen mit einem aromatisch-süßlichen Geschmack, der an Lakritz erinnert. Diese Eigenschaften des Wachstums machen den heimischen Naturschatz zu einem Fest für die Sinne:

  • Wuchsform: aufrecht-ausladende, dichtbuschige Staude mit bogig geneigten Fiederblättern und weißen Doldenblüten.
  • Wuchshöhe: 60 cm bis 120 cm, selten bis 200 cm.
  • Wuchsbreite: 40 cm bis 60 cm, selten bis 100 cm.
  • Stängel: markant gefurcht, im oberen Bereich üppig verzweigt.
  • Wurzeln: möhrenförmige Pfahlwurzeln mit dichtem Feinwurzel-Geflecht.
  • Gärtnerisch interessante Eigenschaften: pflegeleicht, anspruchslos, winterhart, essbar, intensiv duftend, dekorativ, bienenfreundlich.

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Blatt

Kurz nach dem letzten starken Frost sorgt die Süssdolde für das erste frische Grün im Garten. Munter treiben sehenswerte Laubblätter aus mit diesen Erkennungsmerkmalen:

  • Blattform: gestielt, doppelt bis vierfach gefiedert, gesägter Blattrand.
  • Blattfarbe: hellgrün bis mittelgrün.
  • Anordnung am Trieb: wechselständig
  • Textur: weich, Blattunterseite sowie Blattscheide und Blattstiel flaumig behaart.
  • Blatteigenschaft: essbar, beim Zerreiben appetitlich duftend.

Blüte

Vom Frühling bis zum Sommer thronen diese charakteristischen Doldenblüten über dem schmucken Laub:

  • Blütenstand: doppelte Dolde mit 4 bis 24 Strahlen, bestehend aus zahlreichen Einzelblüten.
  • Einzelblüte: einfach, weiß, fünfzählig, 1 cm bis 4 cm im Durchmesser.
  • Blütezeit: April/Mai bis Juni/Juli.
  • Besonderheiten: aromatisch duftend, essbar, reich an leicht zugänglichem Nektar.

Im Blütenstand einer Süßdolde sitzen zwittrige, weibliche und männliche Einzelblüten. Primär in der dominanten Enddolde versammeln sich rein männliche Blüten ohne Fruchtknoten oder Griffel im Doldenzentrum, umringt von zwittrigen oder weiblichen Einzelblüten mit mehreren Fruchtblättern. Die später aufblühenden Seitendolden beherbergen in der Regel ausschließlich männliche Blüten.

Frucht

Befruchtete Süßdolden-Blüten verwandeln sich in auffällige Früchte mit diesen Eigenschaften:

  • Fruchtform: länglich-lanzettlich, 1,5 bis 2,5 cm lang, geschnäbelt.
  • Fruchtfarbe: zunächst grün, bei Vollreife glänzend-dunkelbraun.
  • Fruchtreife: ab August/September.
  • Fruchteigenschaft: essbar
  • Geschmack: nach Lakritz.

Die in den reifen Spaltfrüchten enthaltenen, dunkelbraunen Samen sind Kaltkeimer.

Verwendung

Aus gutem Grund wird die Süßdolde in einem Atemzug genannt mit den nützlichsten Kulturpflanzen für Beet und Balkon. Erstklassige Verzehrqualität, verführerischer Duft, ätherische Öle und ein dekoratives Erscheinungsbild lassen fantasievolle Ideen sprudeln für diese Verwendungsmöglichkeiten:

Zierpflanze kreative Idee Küchenkraut kulinarische Idee Heilpflanze/Heilwirkung
Staudenbeet ornamentale Leitstaude Blätter würzige Zutat für Fisch, Fleisch, Gemüse appetitanregend
Blumenbeet dekorative Schnittblume Blüten schmackhafte Salatzutat Magen-beruhigend
Naturgarten Dreier-Gruppe als Bienenweide Samen knackiger Brotbelag schleimlösend
Topfgarten Kübelpflanze mit Sichtschutzfunktion Wurzeln gekocht als Gemüse antibakteriell
Kräuterspirale Blickfang in der gemäßigten Zone Fruchtansätze Snack mit Lakritz-Geschmack blutreinigend

Süßdolden sind eine schmackhafte Bereicherung für die naturnahe Küche. Die Blätter werden idealerweise frisch verwendet und kommen bei gekochten Speisen erst am Schluss in den Topf. Delikat verfeinern die geschälten Wurzeln Gemüseaufläufe, Kartoffel- und Wildgerichte. Ätherische Öle in hoher Konzentration machen die Samen zu einem hochwertigen Gewürz für Backwaren, Fisch, Fleisch und Saucen. Längeres Backen, Braten oder Kochen beeinträchtigt das besondere Aroma von Süßdolden-Samen nicht. Zubereitet als Tee lindert Myrrhenkerbel lästige Beschwerden, wie Magendrücken, Husten oder Halsschmerzen.

Süßdolde pflanzen

Eine pflanzfertige Süßdolde kaufen kann man in jeder gut sortierten Gärtnerei zum Preis um 7 Euro. Günstiger gelingt die Pflanzung nach einer Anzucht auf der Fensterbank oder mittels Direktaussaat im Beet. Lesen Sie diese praktischen Tipps rund um die richtige Pflanzung im Beet und auf dem Balkon:

Standort

Die Ansprüche einer Süßdolde an Standort, Boden und Substratqualität sind bescheiden:

  • Sonne, Halbschatten bis Schatten.
  • Normaler Gartenboden, idealerweise frisch-feucht, nährstoffreich, kalkhaltig, humos und locker-durchlässig.

Als Topf-Substrat eignet sich organische, nährstoffreiche Gemüseerde, angereichert mit Algenkalk oder Gesteinsmehl für eine Extraportion Kalk und Lavagranulat für beste Durchlässigkeit ohne Staunässe.

Aussaat

Als Kaltkeimer benötigen Süßdolden-Samen für die Keimung einen mehrwöchigen Kältereiz. Dafür sorgt eine unkomplizierte Stratifikation bei einer Anzucht auf der Fensterbank. Direkt ausgesäte Samen überwinden die Keimhemmung auf natürlichem Weg. Alle wichtigen Rahmenbedingungen für die Aussaat bringen diese Tipps auf den Punkt:

  • Aussaat unter Glas: Saatgut für 2 bis 4 Wochen bei 18° bis 22° Celsius feucht halten, anschließend draußen für 4 bis 6 Wochen kühlen Temperaturen zwischen – 4° und + 4° Celsius aussetzen und wieder nach drinnen umsiedeln.
  • Direktaussaat: im September/Oktober Samen etwa 2 cm tief in Beeterde säen, feucht halten mit feiner Brause, vor dem ersten Frost mit Laub und Reisig abdecken.

Pflanz-Tipps

Beste Pflanzzeit für eine selbst vorgezogene oder pflanzfertig gekaufte Süßdolden-Staude ist im Herbst. Im Grunde ist das Zeitfenster für die Pflanzung ganzjährig geöffnet, sofern der Boden nicht gefroren ist. Ein Blick auf diese praxiserprobten Pflanz-Tipps wird belohnt mit prächtigem Wachstum, betörendem Duft und aromatischem Gaumenkitzel:

  • Der richtiger Pflanzabstand im Beet beträgt 40 cm bis 60 cm.
  • Eine geräumige Pflanzgrube mit extra aufgelockerter Sohle fördert das Wachstum der Pfahlwurzel.
  • Zwecks Startdüngung wird der Aushub zu einem Drittel angereichert mit Kompost und Hornspänen.
  • Als Kübelpflanze die Süßdolde in ein tiefes Gefäß pflanzen, wie einen urigen Zinkeimer oder ehemaligen Palmentopf.
  • Das perfekte Pflanzgefäß verfügt über Bodenlöcher als Wasserablauf.
  • Eine Drainage aus Kies, Splitt, Blähton oder Tonscherben beugt Staunässe vor.
  • Die Pflanztiefe im Beet und Kübel entspricht der Pflanztiefe im Anzucht- oder Kaufcontainer und berücksichtigt einen Gießrand.

Jungpflanzen absolvieren eine zweiwöchige Phase der Eingewöhnung im Halbschatten, sofern ihnen ein Platz an der Sonne zugedacht ist.

Exkurs

Vorsicht Verwechslungsgefahr – giftige Doppelgänger

Stark giftige Doldenblütler sehen Myrrhis odorata zum Verwechseln ähnlich. Hierzu zählen primär Gefleckter Schierling (Conium maculatum), Hundspetersilie (Aethusa cynapium) und Wasserschierling (Cicuta virosa). Indem Sie eine Süßdolde kaufen in der Gärtnerei Ihres Vertrauens, gehen Sie der gefährlichen Verwechslungsgefahr beim Sammeln in freier Natur zuverlässig aus dem Weg.

Süßdolde pflegen

Die Süßdolde ist eine pflegeleichte Staude. Mit einer regelmäßigen Wasser- und Nährstoffversorgung ist die heimische Naturschönheit zufrieden. Schneiden und ernten gehen Hand in Hand. Winterschutz ist lediglich für Kübelpflanzen erforderlich. Für eine zahlreiche Nachkommenschaft liefert eine Myrrhenkerbel genügend Vermehrungsmaterial. So pflegen Sie Myrrhis odorata richtig:

Gießen

  • Süßdolde bei Trockenheit durchdringend gießen mit normalem Leitungswasser.
  • Bei Kübelpflanzen am sonnigen Standort mithilfe täglicher Fingerproben den Gießbedarf ermitteln.

Düngen

  • Beetpflanzen im März/April düngen mit Kompost und Hornspänen.
  • Topfpflanzen von April bis Oktober monatlich mit flüssigem Gemüsedünger versorgen.

Schneiden, ernten

  • Blütenstängel als Schnittblumen schneiden am Vormittag; dabei die unteren Fiederblätter entfernen.
  • Frische Blätter ernten von Mai bis Oktober (besonders aromatisch kurz vor der Blütezeit).
  • Grüne Samenstände ab Juli/August abzwicken für knackigen Frischverzehr.
  • Reife, braune Früchte im Herbst ernten für die Vermehrung durch Aussaat.
  • Wurzeln im Herbst ausgraben für die Zubereitung als Gemüse oder Beilage.
  • Abgestorbene Stängel im Winter auszupfen oder bodeneben abschneiden.

Überwintern

Als klassische Staude zieht die Süßdolde im Winter ihre oberirdischen Pflanzenteile ein. Es überwintert der Wurzelballen in der Erde unbeschadet bei Temperaturen von bis zu -30° Celsius. Daraus treiben im zeitigen Frühjahr junge Stängel und frische Blätter aus. Lediglich im Pflanzjahr ist als Winterschutz eine Abdeckung aus Laub und Nadelreisig zu empfehlen.

Im Kübel ist Myrrhenkerbel dagegen angreifbar für Frost. Eine Ummantelung aus Vlies schützt den Wurzelballen vor Frostschäden. Idealerweise räumen Sie den Kübel ein in ein dunkles, frostfreies Winterquartier.

Vermehrung

Einfach und zuverlässig ist die Süßdolde durch Aussaat zu vermehren. Idealerweise ernten Sie die dunkelbraunen Samen im Herbst und säen diese zeitnah direkt aus. Alternativ warten Sie das Ergebnis der Selbstaussaat ab und graben die vielversprechendsten Sämlinge aus für eine Pflanzung am neuen Standort. Teilung ist als Vermehrungsmethode weniger geeignet, weil die Staude eine tiefreichende Pfahlwurzel treibt.

Beliebte Sorten

Züchterische Eingriffe können die besonderen Eigenschaften von Myrrhis odorata nicht verbessern. Aus diesem Grunde sind Süßdolden-Sorten bislang nicht erhältlich.

FAQ

Besitzt die Süßdolde Heilwirkung?

In einer Süßdolde sind verschiedene ätherische Öle enthalten, die eine wohltuende Heilwirkung entfalten. Zubereitet als Tee lindern Blätter, Blüten oder Samen unter anderem Magenbeschwerden, Husten und Halsschmerzen. Kräuterkundler empfehlen Süßdolden-Tee im Rahmen einer Blutreinigungskur im Frühling. In der Homöopathie ist Myrrhenkerbel als Globuli bekannt für die Behandlung von Krampfadern und Hämorrhoiden. Im Zusammenspiel mit Lavendel, Zitronenmelisse und anderen Duftkräutern spielt Süßdolde eine wichtige Rolle bei der Aromatherapie.

Woran kann man eine Süßdolde erkennen?

Die Süßdolde ist eine ausladende, krautige Staude mit großen, gefiederten Laubblättern. Eine Wuchshöhe von bis zu 2 Metern ist keine Seltenheit. Von April bis Juli entfalten sich strahlend weiße Doldenblüten über dem schmucken Blattgewand. Bei näherem Hinsehen ist eine flaumige Behaarung zu erkennen auf den Blattunterseiten, den Blattstielen und Blattscheiden. Wer die weichen Fiederblätter zwischen den Fingern zerreibt, nimmt einen intensiv-aromatischen Duft nach Anis und Lakritz wahr. Von einer Verkostung in freier Natur ist allerdings abzuraten, denn äußerlich sieht die Süßdolde dem stark giftigen Gefleckten Schierling zum Verwechseln ähnlich.

Ist die Süßdolde winterhart?

Die Süßdolde ist eine heimische Staude und zuverlässig winterhart. Klirrender Frost bis – 30° Celsius bereitet dem Wildkraut keine Probleme. Im Winter zieht der Doldenblütler ein und treibt im zeitigen Frühjahr munter wieder aus.

Steht die Süßdolde unter Naturschutz?

Die Süßdolde stammt ursprünglich aus den Alpenregionen von Mittel- und Südeuropa. Heute ist die Staude in ganz Europa weit verbreitet und im Bestand nicht gefährdet. In größerer Anzahl sollte Myrrhis odorata dennoch nicht der Natur entnommen werden. Abgesehen von der Verwechslungsgefahr mit dem hochgiftigen Gefleckten Schierling, dient die Süßdolde als wichtige Nahrungspflanze für unsere bedrohte Insektenwelt,

Bilder: mcajan / Shutterstock