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Auge an Gehölzen: Wofür steht diese Bezeichnung?

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Ist im Gehölzschnitt von einem Auge die Rede, hat dieser Terminus mit dem Sinnesorgan von Mensch und Tier wenig gemeinsam. Dieser Ratgeber ist um eine schlüssige Definition bemüht, die Hausgärtnern den häufig verwendeten Begriff näher bringt.

auge
Das Auge an Bäumen und Sträuchern bezeichnet schlicht die Knospen
AUF EINEN BLICK
Was ist ein Auge im Gartenwesen?
Ein Auge bezeichnet in der Gartenwelt eine Knospe, den Wachstumspunkt an einer Pflanze, der Blätter, Blüten oder Triebe hervorbringt. Im Laufe der Vegetationsperiode entscheidet sich, ob ein Auge sich als Blatt, Blüte oder Trieb entwickelt, beeinflusst durch innere und äußere Faktoren wie Pflanzenhormone, Licht und Temperatur.

Auge – nachvollziehbare Begriffsbestimmung

Auge ist ein Synonym für Knospe, dem Wachstumspunkt an einer Pflanze. Dieser wird im Sommer gebildet und überdauert den Winter, um im Folgejahr als Blatt, Blüte oder neuer Spross auszutreiben.

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Ein Auge enthält bereits alle Anlagen im Miniformat, die für das Wachstum als Blatt, Blüte oder Trieb erforderlich sind. Geschützt wird die embryonale Anlage durch Knospenschuppenblätter. In der Regel tragen Zweige an Zier- und Obstgehölzen eine Mischung aus verschiedenen Knospenarten, wie untenstehende Abbildung am Beispiel eines Pfirsichzweigs demonstriert.

Baum Auge

Erst inmitten der Vegetationsperiode ist zu erkennen, ob ein Auge sich als Blatt oder Blüte entfaltet.

Nicht alle Augen treiben aus

Setzt im Frühjahr das Wachstum ein, verharren einige Augen im Ruhezustand. Gärtner bezeichnen diese Sonderform einer Knospe als schlafendes Auge. Im botanischen Fachjargon lautet die Bezeichnung Proventivknospe. Im Gegensatz zu ihren vitalen Pendants entlang der Sprossachse, schwellen schlafende Knospen im Frühling nicht an, sondern bleiben winzig klein und unscheinbar. Dieser Zustand ändert sich mitunter viele Jahre nicht. Die einzige Aufgabe eines schlafenden Auges besteht darin, verlorene Pflanzenorgane wiederherzustellen, wie Äste oder einen kompletten Stamm.

Signale zum Austrieb – natürlicher oder gärtnerischer Ursprung

Zumeist entscheidet sich erst im Verlauf der Vegetationsperiode, welche Aufgabe eine Knospe für die jeweilige Pflanze erfüllt. Bei zahlreichen Blütengehölzen beispielsweise findet die Festlegung als Blüten-, Blatt- oder Triebknospe erst im Hochsommer statt. Gesteuert wird der faszinierende Prozess durch innere und äußere Einflussfaktoren. Pflanzenhormone, Licht- und Temperaturverhältnisse geben einem Auge das Signal zum Austrieb.

Aus gärtnerischer Sicht können Sie ebenfalls Einfluss nehmen auf den Austrieb eines Auges. Dies geschieht mithilfe von Schere (10,00€ bei Amazon*) oder Säge im Rahmen eines Rückschnitts. Kürzen Sie einen Zweig bis kurz oberhalb eines Auges ein, setzt an dieser Stelle das Wachstum ein. Wie untenstehende Abbildung aufzeigt, kommt es auf die richtige Distanz zur Knospe an, damit die Initialzündung zum Austrieb erfolgreich ist.

Ein Auge treibt vital aus, wenn der Schnitt 3 bis 5 Millimeter über einem Auge ansetzt.

Tipp

Den Abstand zwischen zwei Augen entlang einer Sprossachse bezeichnen Gärtner als Internodium. Aus der Distanz zwischen zwei Knospen können Sie Rückschlüsse ziehen über die Bedeutung eines Triebes für die Pflanze. Unerwünschte Wildtriebe an einem veredelten Strauch oder Baum verraten sich durch auffallende große Abstände zwischen den Blattknospen.

Bilder: djgis / Shutterstock