Vögel

Lebendige Vogelgärten gestalten: Mit heimischen Gehölzen und Stauden

Ein naturnaher Garten mit heimischen Gehölzen und Stauden ist die Grundlage für einen erfolgreichen Vogelschutz. Die richtige Pflanzenauswahl bietet nicht nur Nistplätze und Schutz, sondern durch Früchte und die an ihnen lebenden Insekten auch ein reichhaltiges Nahrungsangebot über das ganze Jahr.

Gehölze für Hecken

Hecken sind wahre Multitalente im Vogelschutz. Sie bieten Nistplätze, Schutz und Nahrung gleichzeitig.

Weißdorn (Crataegus monogyna/laevigata)

Der Klassiker unter den Vogelschutzgehölzen versorgt bis zu 32 Vogelarten. Seine dornigen Zweige bieten hervorragenden Schutz für Nester, während die Früchte bis in den Winter hinein Nahrung liefern. Die weißen Blüten im Mai sind zudem eine wichtige Nahrungsquelle für Insekten. Zu beachten ist, dass Weißdorn im Alter oft breiter als hoch wird – planen Sie bei der Pflanzung mit 4-6 Metern Breite.

Vogelhecke anbauen

Vögel mögen gern Weißdorn

Liguster (Ligustrum vulgare)

Ein robuster Strauch, der sich hervorragend für Hecken eignet. Seine dichte Struktur bietet auch im Winter Schutz, da die Blätter erst im Frühjahr abfallen. Die cremefarbenen Blüten im Juni/Juli duften intensiv und locken viele Insekten an. Die schwarzen Beeren sind bei Vögeln sehr beliebt. Um ein Verkahlen im unteren Bereich zu vermeiden, sollte die Hecke trapezförmig geschnitten werden. Wichtig: Liguster kann sich durch Ausläufer ausbreiten und sollte regelmäßig kontrolliert werden.

Lesen Sie auch

Schlehe (Prunus spinosa)

Die dornigen Zweige bieten ideale Nistplätze für Heckenbrüter wie Neuntöter oder Dorngrasmücke. Die frühe Blüte im März/April ist wichtig für die ersten Insekten des Jahres. Die herb-säuerlichen Früchte werden nach dem ersten Frost von vielen Vogelarten geschätzt. Achtung: Die Schlehe bildet zahlreiche Ausläufer und kann sich stark ausbreiten.

Schlehenblüten

Hainbuche (Carpinus betulus)

Perfekt für formgeschnittene Hecken und dennoch wertvoll für Vögel. Das dichte Laub bietet hervorragenden Schutz, die Samen sind bei vielen Vogelarten beliebt. Die alten Blätter bleiben oft bis zum Frühjahr am Strauch und bieten zusätzlichen Winterschutz.

Freistehende Sträucher und kleine Bäume

Schwarzer Holunder (Sambucus nigra)

Ein wahrer Vogelmagnet, der über 60 Vogelarten ernährt. Die Früchte sind besonders nährreich und werden von August bis Oktober gerne gefressen. Die großen Doldenblüten locken im Juni zahlreiche Insekten an. Alte Exemplare bieten durch morsche Stellen zusätzlich Nistmöglichkeiten für Höhlenbrüter. Achtung: Holunder kann sich durch Wurzelausläufer stark ausbreiten. Wird 3-7 Meter hoch.

Vogelbeere/Eberesche (Sorbus aucuparia)

Mit einer Höhe von 6-12 Metern ideal für kleinere Gärten. Die orangeroten Früchte sind bei Vögeln sehr beliebt und bleiben lange am Baum. Die weißen Doldenblüten im Mai sind Insektenmagnete. Ein zusätzlicher Vorteil: Der Baum wirft nur leichten Schatten und lässt sich gut unterpflanzen. Die gelb-orange Herbstfärbung ist ein zusätzlicher Schmuck.

mehlbeere-essbar

Vögel lieben die roten Beeren der Mehlbeere

Kornelkirsche (Cornus mas)

Ein früh blühender Strauch, der Vögeln schon zeitig im Jahr Nahrung durch Insekten bietet. Die gelben Blüten erscheinen vor dem Laubaustrieb und sind eine wichtige erste Nahrungsquelle für Insekten. Die roten Früchte sind nicht nur bei Vögeln beliebt, sondern auch für Menschen genießbar. Wuchshöhe 3-6 Meter.

Pfaffenhütchen (Euonymus europaeus)

Ein oft übersehener Strauch, der durch seine auffälligen pink-orangefarbenen Früchte besticht. Diese werden von verschiedenen Vogelarten gefressen. Das dichte Geäst eignet sich gut als Nistplatz. Im Herbst verfärbt sich das Laub spektakulär rot. Höhe 3-5 Meter.

Pfaffehütchen Meise

Die leuchtend gefärbten Früchte des heimischen Strauchs sind eine beliebte Nahrungsquelle für viele Singvögel im Herbst.

Wildapfel und Wildbirne

Beide Arten bieten Vögeln Schutz und Nahrung. Die Früchte bleiben oft lange am Baum und sind besonders im Winter eine wichtige Nahrungsquelle. Die Blüten im Frühjahr locken viele Insekten an.

Kletterpflanzen für Fassaden

Efeu (Hedera helix)

Bietet ideale Nistplätze für verschiedene Vogelarten wie Grünfink oder Zaunkönig. Die spät reifenden Früchte sind eine wichtige Nahrungsquelle im späten Winter. Die Blüten im Spätsommer sind eine der letzten Nahrungsquellen für Insekten. Achtung: Efeu kann sehr stark wuchern und braucht regelmäßige Kontrolle.

efeu-beeren-voegel

Vögel lieben Efeu-Beeren

Wilder Wein (Parthenocissus)

Schafft durch seinen dichten Wuchs gute Versteckmöglichkeiten. Die Früchte werden von vielen Vogelarten geschätzt. Die spektakuläre Herbstfärbung ist ein zusätzlicher Gartenschmuck. Die Pflanze sollte regelmäßig kontrolliert werden, da sie sehr wuchsfreudig ist.

Stauden für Vögel

Stauden sind eine wichtige Ergänzung zu Gehölzen im vogelfreundlichen Garten. Sie bieten sowohl Nahrung als auch Strukturen.

Hohe Strukturstauden

  • Wilde Karde (Dipsacus fullonum): Die Samen sind besonders bei Stieglitzen beliebt
  • Königskerze (Verbascum): Bietet Sitzwarten und Samen
  • Disteln (Cirsium): Wichtige Nahrungsquelle für viele Vogelarten
  • Wasserdost (Eupatorium): Hohe Staude mit dichter Struktur
  • Sonnenhut (Rudbeckia): Samenstände sind bei Finken beliebt
wasserdost-kombinieren

Wasserdost passt farblich perfekt zu Purpursonnenhut

Mittlere Stauden

  • Flockenblume (Centaurea): Samen werden gerne gefressen
  • Wegwarte (Cichorium): Lockt viele Insekten an
  • Natternkopf (Echium): Wichtige Insektenpflanze
  • Malven (Malva): Bieten Samen und locken Insekten
Wann blüht die Wegwarte?

Die Wegwarte blüht ausdauernd den ganzen Sommer über

Pflegetipps für Stauden

  • Samenstände über Winter stehen lassen
  • Erst im Frühjahr zurückschneiden
  • Stauden in Gruppen pflanzen
  • Verschiedene Blühzeiten kombinieren

Pflege und Hinweise

  • Schneiden Sie Beerensträucher erst nach der Fruchtreife zurück
  • Vermeiden Sie Schnittarbeiten während der Brutzeit (März bis Juli)
  • Lassen Sie auch totes Holz stehen, sofern keine Gefahr davon ausgeht
  • Verzichten Sie auf den Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln
  • Kombinieren Sie verschiedene Gehölze für ein vielfältiges Nahrungsangebot
  • Schaffen Sie „wilde Ecken“ mit Laub und Reisighaufen
  • Stellen Sie eine Vogeltränke in geschützter Lage auf

Ungünstige Arten

Nicht alle Gehölze sind für den Vogelschutz geeignet. Folgende Arten sollten Sie meiden:

  • Chinesischer Wacholder (Juniperus chinensis): Ernährt nur eine einzige Vogelart
  • Scharlachdorn (Crataegus pedicellata): Deutlich weniger wertvoll als heimischer Weißdorn
  • Kirschlorbeer (Prunus laurocerasus): Bietet kaum Nahrung, giftige Pflanzenteile
  • Thuja (Lebensbaum): Kaum Wert für die Vogelwelt
  • Forsythie: Bietet weder Früchte noch nennenswerte Insektennahrung

Diese exotischen Arten bieten Vögeln kaum Nahrung und sind ökologisch weniger wertvoll als heimische Alternativen.

Gestaltungstipps

  • Schaffen Sie verschiedene Vegetationsschichten von bodendeckenden Pflanzen bis zu höheren Gehölzen
  • Kombinieren Sie früh- und spätfruchtende Arten
  • Planen Sie ausreichend Platz für das ausgewachsene Gehölz ein
  • Berücksichtigen Sie die Lichtverhältnisse am Standort
  • Schaffen Sie Übergangsbereiche zwischen verschiedenen Strukturen
  • Lassen Sie auch „unordentliche“ Bereiche zu

Mit der richtigen Auswahl und Kombination von Gehölzen und Stauden schaffen Sie nicht nur Lebensraum für Vögel, sondern tragen auch zum Erhalt der heimischen Biodiversität bei. Ein naturnaher Garten ist dabei nicht nur ökologisch wertvoll, sondern auch ästhetisch reizvoll und das ganze Jahr über interessant.

Bilder: Rolf Müller / stock.adobe.com, kn1 / iStockphoto