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Schlafendes Auge: Das Geheimnis ruhender Knospen

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Unter Gärtnern ist der Begriff Auge ein geläufiges Synonym für Knospenarten an verholzenden Pflanzen. Für Stirnrunzeln sorgt unter Einsteigern in die Hobbygärtnerei die Bezeichnung schlafendes Auge. Dieser Ratgeber bringt Licht ins Dunkel mit einer verständlichen Definition und einleuchtenden Erläuterungen.

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Schlafende Augen sind kaum zu erkennende Knospen
AUF EINEN BLICK
Was bedeutet „schlafendes Auge“ im Gartenbereich?
Ein schlafendes Auge bezeichnet eine ruhende Knospenanlage bei verholzenden Pflanzen, die häufig unter der Rinde versteckt ist. Es bleibt über Jahre lebensfähig und dient als Reserve zur Wiederherstellung abgestorbener Pflanzenteile. Die Aktivierung erfolgt durch erhöhten Saftdruck, z.B. durch Beschneiden.

Schlafendes Auge – Begriffserklärung für Hausgärtner

Ist unter Gärtnern von einem Auge die Rede, ist der Vegetationspunkt einer Pflanze gemeint, den Botaniker als Knospe bezeichnen. Dabei handelt es sich um die embryonale Anlage eines Triebes, eines Blattes oder einer Blüte. In welches Pflanzenteil sich ein Auge tatsächlich verwandelt, ist zumeist erst im Verlaufe der Wachstumsperiode zu erkennen. Demzufolge ist der Begriff schlafendes Auge ein Synonym für schlafende Knospe und mündet in folgende Definition:

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Schlafendes Auge bezeichnet eine ruhende Knospenanlage, die eine verholzende Pflanze im jungen Stadium zeitgleich mit aktiven Knospen anlegt. Schlafende Augen befinden sich zumeist unter der Rinde und sind nicht oder kaum zu erkennen.

Die besondere Eigenschaft schlafender Augen ist, dass sie über viele Jahre lebensfähig bleiben können. Ihre einzige Funktion besteht in der Wiederherstellung verlorener oder abgestorbener Organe, wie Äste, Zweige oder gar eines kompletten Hauptstamms. Salopp ausgedrückt, handelt es sich bei schlafenden Augen um die eiserne Reserve von Sträuchern und Bäumen.

Wie wird ein schlafendes Auge zum Leben erweckt?

Ein schlafendes Auge ist winzig klein, weil es vom Saftstrom innerhalb einer Pflanze nicht profitiert. Wie uns das Wachstumsgesetz der Spitzenförderung vermittelt, streben die Nährstoffe vornehmlich in Richtung der obersten Knospen eines Triebes. Unterhalb der Spitzenknospen befindliche aktive Knospen werden mit einem kleineren Anteil an Reservestoffen bedacht und treiben entsprechend zurückhaltender aus. Für ruhende Knospen stehen Nährstoffe zur Verfügung, wenn über ihnen befindliche Pflanzenteile wegfallen.

Ein schlafendes Auge wird erst dann aktiviert, wenn sich der Saftdruck an dieser Stelle erhöht. Schneiden Sie einen Trieb kurz über einer ruhenden Knospe ab, treibt die Pflanze emsig aus. Diesem Prozess ist es zu verdanken, dass die meisten Gehölze auch nach einer radikalen Schnittart, wie einem Verjüngungsschnitt, ihr Wachstum nicht einstellen.

Damit ein Apfelbaum eine Rundkrone in Saftwaage entwickelt, entfernen Sie alle Triebe, bis auf den Mitteltrieb mit drei Leitästen. Die Leitäste kürzen Sie so ein, dass sich ihre Spitzenknospen auf gleicher Höhe befinden. Insgesamt sollten die Gerüstäste einen Winkel bilden von 90 -120°.

Bilder: VVVproduct / Shutterstock