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Bäume richtig schneiden – Tutorial für den perfekten Baumschnitt

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Im Reich von Mutter Natur können Bäume frei wachsen, denn hier steht ihnen eine nahezu unbegrenzte Platzkapazität zur Verfügung. Gartenbäumen sind hingegen besondere Funktionen zugewiesen, die sie auf begrenzter Fläche zu erfüllen haben. Aus diesem Grunde entscheiden sich Gärtner für spezielle Zuchtformen, die prächtig blühen, eine dekorative Kugelkrone tragen, eine reiche Ernte saftiger Früchte bescheren oder mit anderen Attributen überzeugen. Dieses Tutorial lädt Sie ein zu einem Streifzug durch die artgerechte Schnittpflege von Laubbäumen, Nadelbäumen und Obstbäumen.

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Welchen Rückschnitt ein Baum braucht, hängt von vielen Faktoren ab
AUF EINEN BLICK
Sollte man Bäume schneiden?
Schneiden Sie die laubtragenden Bäume in den ersten 5-10 Jahren im Spätwinter. Durch regelmäßige Form- und Ausrichtungsschnitte erreichen Sie ein kontrolliertes Höhen- und Längenwachstum. Verschlanken Sie gezielt die Spitzen der Leitäste, wenn sie sehr stark verzweigt sind.

Laubbäume profitieren in jedem Alter vom richtigen Schnitt – ein Überblick

Laubbäume sind das Ass in Gärtner’s Ärmel, wenn die Gartengestaltung nach einem repräsentativen Blickfang verlangt. Von majestätischen Wildarten bis zu kleinwüchsigen Zuchtsorten steht für jede Gartengröße der ideale Hausbaum bereit. Beginnt die Schnittpflege bereits in jungen Jahren und setzt sich regelmäßig fort, bleiben Bäume im Alter ebenso pflegeleicht wie bruchsicher. Die folgende Tabelle nennt die wichtigsten Schnittarten mit Hinweisen zum angestrebten Schnittziel und den besten Terminen:

Lesen Sie auch

Schnittarten Laubbäume Ziel/Anlass bester Termin
Aufbauschnitt Erziehung der idealen Wuchsform mit dicht belaubter Krone in den ersten 5 bis 10 Jahren im Spätwinter
Erhaltungsschnitt Kronenform erhalten, Größenwachstum kontrollieren, Vitalität und Blühfreudigkeit fördern Spätwinter von Januar bis Anfang März
Verjüngungsschnitt alten Laubbaum revitalisieren November bis Februar

Mit Ausnahme einiger weniger frühblühender Zierbäume und Obstbäume, hat der Sommer als zentraler Schnittzeitpunkt für Gehölze ausgedient. Wissenschaftliche Untersuchungen und mehrjährige Feldversuche haben erwiesen, dass Bäume und Hecken einen Schnitt im Spätwinter besser verkraften. Leichte Pflegeschnitte sollten rund um den Johannistag (24. Juni) stattfinden. Zu dieser Zeit legen die meisten Pflanzenarten eine kurze Wachstumspause ein.

Junge Laubbäume aufbauen und erziehen – so gelingt es

Ein Laubbaum in Bestform präsentiert sich mit einem schlanken, geraden Stamm und einer harmonisch geformten, dicht beblätterten Krone. Die Krone selbst setzt sich zusammen aus einem Gerüstsystem. Um einen straff aufrechten Mitteltrieb sind 4 bis 6 Leitäste angeordnet, an denen sich Seitenverzweigungen bilden. Diese Struktur bleibt lebenslang erhalten und sollte mit Bedacht erzogen werden. Wie untenstehende Abbildung aufzeigt, verfolgt die Schnittpflege der ersten Jahre das Ziel, die perfekte Baumkrone aufzubauen. So machen Sie es richtig:

  • Bester Zeitpunkt ist im Spätwinter, rechtzeitig vor dem Austrieb
  • Mitteltrieb mit 5 bis 7 Gerüsttrieben während der Aufbauphase nicht zurückschneiden
  • Stattdessen die Triebspitzen verschlanken, indem überflüssige Seitentriebe entfernt werden
  • Steil aufwärts gerichtete Konkurrenztriebe zum Kronengerüst am Ansatz abschneiden

Sprießen aus dem Stamm unterhalb der Krone vorwitzige Triebe, entfernen Sie diese ebenfalls. Gleiches gilt für steile Wildtriebe aus dem Wurzelbereich. Sind Bäume auf einer Wildunterlage veredelt, können sich Wasserschosse bilden, die mit der edlen Krone um Nährstoffe konkurrieren. Indem Sie Wildtriebe ausreißen, entfernen Sie letzte Gewebereste, aus denen sie erneut wachsen könnten.

Bäume Aufbauschnitt

Mitteltrieb und Leitäste schneiden Sie während des Kronenaufbaus nicht zurück. Stattdessen verschlanken Sie die Triebspitzen, ohne die Spitzenknospen zu entfernen. Steil aufwärts gerichtete Konkurrenztriebe zu den Gerüstästen lichten Sie aus.

Hintergrund

Wachstumsgesetz Spitzenförderung zu kennen, gibt Sicherheit beim Baumschnitt

Beim Aufbauschnitt werden die Spitzenknospen von Kronenmitteltrieb und Leitästen aus gutem Grund nicht geschnitten. Eines von drei fundamentalen Wachstumsgesetzen besagt, dass Bäume aus ihren Spitzenknospen heraus am stärksten wachsen. Das gilt für Stamm, Mitteltrieb und jeden Ast oder Zweig gleichermaßen. Weil es an den Spitzen am schnellsten in Richtung Sonnenlicht geht, pumpen Pflanzen ihre Säfte kraftvoll nach oben. An tiefer gelegenen Knospen reduziert sich der Saftdruck, je größer der Abstand zur jeweiligen Spitzenknospe. Schneiden Sie Spitzenknospen im Rahmen des Kronenaufbaus erst ab, wenn alle Triebarten die gewünschte Länge erzielt haben.

Form- und Auslichtungsschnitt hält Laubbäume vital und wohlgeformt

Gut erzogene Bäume bleiben in den ersten Jahren von Schere und Säge verschont. Regelmäßige Kontrollen weisen rechtzeitig auf erforderliche Schnittmaßnahmen hin, wie den Rückschnitt zu langer Triebe oder die Entfernung von Totholz. Ziel des Form- und Auslichtungsschnitts sind eine schön geformte, lichtdurchflutete Krone mit dichtem Blätterkleid sowie die Kontrolle von Längen- und Höhenwachstum. Untenstehende Abbildung zeigt am Beispiel des Kastanienbaums den Vorher-Nachher-Vergleich einer sachkundigen Schnittführung. So bleiben Ihre Bäume vital und schön:

  • Alle 4 bis 6 Jahre Baumkronen im Spätwinter gründlich auslichten
  • Abgestorbene Äste auf Astring absägen
  • Konkurrenztriebe zu den Leitästen sowie alle nach innen gerichteten Zweige entfernen
  • Keine hakenförmigen Stummel stehen lassen
  • Zu lange oder aus der Kronenform ragende Äste ableiten auf einen tiefer unten stehen Seitentrieb
  • Wildtriebe aus Stamm und Baumscheibe abschneiden oder abreißen

Nicht immer ist ein Seitentrieb vorhanden, um den zu langen Ast darauf abzuleiten. Verkürzen Sie den Trieb auf die gewünschte Länge mit einem Schnitt an Knospen. Bei dieser Schnitt-Technik schneiden Sie nicht irgendwo, sondern gezielt. Setzen Sie die Astschere wenige Millimeter oberhalb einer nach außen gerichteten Knospe oder einem Knospenpaar an. Somit weisen Sie dem frischen Austrieb schon jetzt die richtige Wuchsrichtung.

Bäume zurückschneiden

Viele Bäume werden nur alle 4 bis 6 Jahre beschnitten und ausgelichtet. Zu lange Äste leiten Sie ab auf einen jüngeren Seitentrieb. Abgestorbene, schwache und ins Kroneninnere gerichtete Äste schneiden Sie auf Astring ab. Unterhalb der Krone oder aus der Baumscheibe sprießende Triebe werden entfernt.

Zu große Bäume verkleinern, nicht einfach kappen

Das Wachstum heimischer Bäume wird häufig unterschätzt. Innerhalb weniger Jahre sprengen die Wachstumsraketen die vorhandene Platzkapazität. Kappen zu geratener Bäume ist tabu. Die radikale Maßnahme zerstört den natürlichen Habitus und hinterlässt große Wunden, die sich nicht mehr verschließen. Letztlich breitet sich Fäulnis aus und der gesamte Baum wird instabil.

Um die Größe eines Laubbaumes zu verringern, empfehlen wir einen maßvollen Auslichtungs- und Formschnitt. Entfernen Sie im Spätwinter Totholz sowie alle Äste, die nicht zum Kronengerüst gehören. Verbliebene, zu lange Triebe leiten Sie ab auf einen weiter hinten stehenden Seitentrieb. Stark verzweigte Spitzen der Leitäste werden verschlankt. Wiederholen Sie die empfohlene Schnittpflege alle 3 bis 5 Jahre, wird Ihr Baum zusehends kleiner und bewahrt dennoch seine natürliche Form.

Tipp

Beliebte Kugelbäume gedeihen ohne dominanten Mitteltrieb. Klassisches Beispiel ist die Ahorn-Zuchtform Kugelahorn ‚Globosum‘. Damit die runde Kronenform bewahrt bleibt, unterziehen Sie diese Bäume alle 2 bis 3 Jahre einem Form- und Auslichtungsschnitt im Spätherbst. Lichten Sie Totholz aus und kürzen die verbliebenen Äste um ein Drittel ein.

Alte Laubbäume revitalisieren – so gelingt der Verjüngungsschnitt

Wird über viele Jahre die Schnittpflege versäumt, verkahlen und vergreisen Laubbäume zu einem unansehnlichen Gestrüpp. Ein Verjüngungsschnitt kann das Problem bei verschiedenen Laub- und Obstbäumen beheben. Da der Schnittumfang weit hinausgeht über den normalen Erhaltungsschnitt, sollte eine Verjüngung nur in Ausnahmefällen durchgeführt werden. Erkundigen Sie sich bitte im Vorfeld bei der Baumschule Ihres Vertrauens, ob Ihr Baum für die folgende Revitalisierung geeignet ist. So gehen Sie sachkundig vor:

  • Bester Zeitpunkt ist während der laubfreien Zeit von November bis Ende Februar
  • Vorab abgestorbene Äste auf Astring auslichten
  • Ebenso mit schwachen, ungünstig positionierten und nach innen wachsenden Trieben verfahren
  • Verbliebene Leitäste um ein Drittel oder die Hälfte ableiten auf einen jüngeren Seitentrieb
  • Vergreiste Leitäste einkürzen auf 10 bis 20 Zentimeter lange Zapfen

Unterstehende Abbildung demonstriert am Beispiel eines alten Birnbaums, wie die Verjüngung gelingt. Letzten Endes verbleibt ein Grundgerüst aus Mitteltrieb, Leitästen mit einigen wenigen Seitentrieben. Je mehr alte Äste Sie auf junge Triebe ableiten können, desto erfolgreicher verläuft die Revitalisierung. Wo keine Ableitung möglich ist, schneiden Sie den Ast auf einen Zapfen von 10 bis 20 Zentimetern zurück. Dieser trocknet in der Folgezeit zwar etwas zurück. Aus der Basis heraus sprießen nach einiger Zeit frische Triebe und das eingetrocknete Gewebe wird entfernt.

Ein alter Birnbaum zählt zu den Laubbäumen, die einen radikalen Verjüngungsschnitt verkraften. Kürzen Sie alle Leitäste um die Hälfte ein. Totholz, schwache und ungünstig stehende Äste lichten Sie auf Astring aus. Es setzt ein starkes Wachstum ein, das durch einen regelmäßigen Form- und Erhaltungsschnitt gesteuert wird.

Hintergrund

Bundesnaturschutzgesetz hat das letzte Wort beim Schnittzeitpunkt

Bei der Lektüre dieses Tutorials werden Sie bemerkt haben, dass umfangreichere Schnittmaßnahmen auf die Winterzeit beschränkt sind. Wenn Sie die Empfehlung beherzigen, folgen Sie den Vorgaben des Bundesnaturschutzgesetzes. Gemäß Paragraf 39, dürfen Bäume grundsätzlich beschnitten werden vom 1. Oktober bis 28. Februar. Das gilt für Auslichten, auf-den-Stock-setzen und andere tiefgreifende Schnittmaßnahmen. Grund ist der Schutz wild lebender Tiere, die während des Sommers ihren Nachwuchs großziehen. Vornehmlich heimische Vogelarten nisten mit Vorliebe in Baumkronen, Hecken und Sträuchern. Daher sind während der sommerlichen Schonfrist leichte Pflegeschnitte an Gehölzen aller Art bedingt erlaubt, sofern keine Tiere beeinträchtigt werden.

Nadelbäume selten schneiden – Anleitung für die Schnittpflege

Beim Schneiden von Nadelbäumen sind gärtnerische Vorbehalte durchaus angebracht. In der Tat sind die meisten Koniferen merklich schnittempfindlicher, als Laubbäume. Tragen Bäume Nadeln statt Blätter, treiben sie aus altem Holz nicht mehr aus. Hauptursache ist der Verzicht auf die Anlage schlafender Augen entlang der Triebe als „eiserne Reserve“ für den Fall, dass aktive Pflanzenteile ausfallen. Um Kiefern, Zypressen oder Tannen-Bäume zu schneiden, sind folgende Prämissen zu beachten:

  • Nadelbäume stets im grünen, benadelten Bereich beschneiden
  • Gerüsttriebe im unbenadelten Bereich niemals einkürzen oder entfernen
  • Das Wachstum drosseln mit leichtem Pflegeschnitt im Juni (Johannistag)
  • Zu lange Äste ableiten auf einen kürzeren, dicht benadelten Seitenzweig

Einen radikalen Verjüngungsschnitt beantworten Nadelbäume mit einem Totalausfall. Einzige Ausnahme sind Eiben, die Ihnen notfalls einen Schnitt ins alte Holz und einen Verjüngungsschnitt verzeihen.

Nadelbaum Rückschnitt

Zu lange Triebe an Nadelbäumen lenken Sie um auf einen kürzeren Seitenzweig. Sofern sich zwei Triebe gegenüberstehen, wie beim Tannenbaum, verschlanken Sie die neue Spitze auf einen einzelnen, gut benadelten Trieb.

Obstbaumschnitt ist kein Buch mit sieben Siegeln – die 5 besten Tipps

Die fachkundige Schnittpflege von Obstbäumen geht über den Baumschnitt an Zier-Laubbäumen hinaus. Damit die Bäume nicht nur eine schöne Krone formen, sondern eine reiche Obsternte bescheren, sind wichtige Prämissen zu beachten. Die folgenden 5 Tipps machen Sie mit den Grundlagen im Obstbaumschnitt näher vertraut:

Obstbäume im Winter schneiden

Der Schnittzeitpunkt beeinflusst maßgeblich das Wachstum. Je früher im Winter Sie einen Obstbaum schneiden, desto kräftiger treibt er im Frühjahr aus. Da ein schwächeres Wachstum förderlich ist für die Blüten- und Fruchtbildung, sollten starkwüchsige Apfel- und Birnbäume im Spätwinter geschnitten werden. Zielen Sie an jungen Obstbäumen auf ein kräftiges Wachstum ab, schneiden Sie bereits im Oktober oder November.

Dichte Kronen rechtzeitig auslichten

Totholz ist Gift für einen vitalen Obstbaum. Abgestorbene Äste beschatten das wertvolle Fruchtholz, was die Anzahl von Blüten und Früchten reduziert. Lichten Sie daher regelmäßig die Kronen Ihrer Bäume aus. Eine alte Gärtner-Regel besagt, dass Sie durch einen geschnittenen Obstbaum einen Hut werfen können und er zu Boden fällt. Ganz so wörtlich ist die alte Regel freilich nicht zu nehmen. Handeln Sie nach der Faustregel: je luftiger die Krone, desto größer und saftiger die Früchte.

Saftwaage beachten

Die klassische Obstbaumkrone ist als Pyramide geformt. Ein durchgehender Mitteltrieb trägt drei bis vier Leitäste. Damit sich die Krone gleichmäßig entwickelt, kommt es auf die Einhaltung der Saftwaage an. Die Spitzenknospen der Leitäste müssen sich auf gleichem Niveau befinden, damit sie gleichmäßig wachsen. Zugleich darf deren Abstand zur Spitzenknospe des Hauptstamms nicht zu groß sein. Schneiden Sie einen Obstbaum so, dass die Mitteltrieb-Spitze die Leitäste um rund 20 Zentimeter überragt, wie untenstehende Abbildung illustriert.

Obstbäume schneiden

Die Spitzenknospen der Leitäste müssen sich auf gleicher Höhe befinden. Befindet sich die Krone am Obstbaum in der Saftwaage, trägt er schneller Früchte.

Steile Äste tragen keine Früchte

Die Wachstumsgesetze lehren uns, dass ein steil aufwärts gerichteter Trieb nicht daran denkt, Knospen für eine Blüte anzulegen. Stattdessen sprießen unablässig Blätter, die für die Bildung von Reservestoffen wichtig sind. Erst wenn sich der Trieb in eine geneigte bis waagerechte Wuchsrichtung begibt, bilden sich Blüten und Früchte. Schneiden Sie an Obstbäumen steile Äste nicht einfach ab. Binden Sie die Triebe herunter oder hängen kleine Gewichte daran, um das Wachstum in eine flachere Position zu dirigieren. Die ersten Blüten und Früchte werden nicht lange auf sich warten lassen.

Fruchtholz regelmäßig verjüngen

Beliebte Obstbäume, wie Apfel und Birne, tragen die saftigsten Früchte an zweijährigen Blütenzweigen. Im Laufe der Zeit altern die Triebe und hängen zu Boden. Um die Bäume zur Bildung von jungem Fruchtholz anzuregen, leiten Sie altes Holz auf einen schrägen oder waagerechten Trieb ab. Schneiden Sie abgetragenes Fruchtholz dort ab, wo ein junger, mit Blütenknospen garnierter Trieb abzweigt.

Einmaleins des Baumschnitts – Grundlagen der Schnitt-Technik

Häufige Schnitt-Techniken kamen in diesem Tutorial bereits zur Sprache. Vertiefend erklärt die folgende Übersicht wichtige Schnittführungen praxisbezogen und anfängertauglich:

Ableitungsschnitt

Im Aufbau- und Erhaltungsschnitt nimmt er eine Schlüsselfunktion ein. Sie werden Ihre Bäume in jeder Altersphase richtig schneiden, wenn Ihnen der Ableitungsschnitt geläufig ist. Der wesentliche Vorteil liegt darin, dass Sie zu lange oder ungünstig stehende Äste nicht einfach kappen, sondern umlenken auf einen günstig positionierten, jungen Seitentrieb. Wie unten stehende Abbildung illustriert, schneiden Sie genau dort, wo sich alter und junger Ast gabeln.

Bäume Ableitungsschnitt

Die artspezifische Kronenform Ihrer Bäume bleibt gewahrt, wenn Sie zu lange oder ungünstig stehende Äste auf einen unten stehenden, jüngeren Seitentrieb ableiten.

Auf Astring schneiden

Ältere Bäume machen es mitunter erforderlich, abgestorbene Leitäste auszulichten. Damit Laubbäume den Eingriff unbeschadet überstehen, darf der Astring nicht verletzt werden. Erkennbar ein Astring als kleiner oder dicker Wulst am Übergang von Ast zum Stamm. Darin befindet sich wertvolles Gewebe, das später für die Wundheilung zuständig ist. Setzen Sie die Säge bitte so an, dass Sie in kurzer Distanz zum Astring schneiden nach unten und außen. Untenstehende Abbildung verdeutlicht die richtige und falsche Vorgehensweise.

Wenn Sie einen Trieb einkürzen, setzen Sie den Schnitt 3 bis 5 Millimeter oberhalb einer nach außen gerichteten Knospe an. Schneiden Sie nicht in eine Knospe hinein und lassen Sie keinen Stummel mit mehr als 1 Zentimeter Länge stehen.

Dicke Äste etappenweise schneiden

Sind Äste mehr als armdick oder besonders schwer, besteht Bruchgefahr beim Schnitt in einem Zug. Schwere Schäden am Baum sind die Folge. Die Gefahr ist gebannt, wenn Sie dicke Äste etappenweise schneiden. Wie untenstehende Abbildung verdeutlicht, gehen Sie so richtig vor:

  • Im Abstand von 40 bis 50 Zentimetern zur eigentlichen Schnittstelle beginnen
  • Säge auf der Unterseite ansetzen und bis zur Mitte schneiden
  • Den Ast mit der freien Hand in sicherer Entfernung zum Sägeblatt abstützen
  • Den nächsten Schnitt die Säge 10 bis 20 Zentimeter entfernt auf der Ast-Oberseite ansetzen
  • Sägen, bis der Ast durchbricht

Die letzte Etappe ist dem verbliebenen Stumpf gewidmet. Diesen sägen Sie auf Astring ab. Mit einem Messer glätten Sie zum guten Schluss die Schnittwunde.

Dicke Äste werden schrittweise und auf Astring entfernt. Zuerst sägen Sie 40 bis 50 Zentimeter von der eigentlichen Schnittstelle entfernt den Ast von unten an. Versetzen Sie die Säge ein Stück, um von oben zu sägen, bis der Ast bricht. Den verbliebenen Stumpf sägen Sie auf Astring ab.

Das richtige Werkzeug für den Baumschnitt – Tipps zu Schere und Säge

Dünne Zweige Ihrer Bäume beschneiden Sie mit einer Gartenschere, wahlweise als Bypass- oder Amboss-Schere. Stärkere Äste mit 2 bis 3 Zentimetern Durchmessern verschneiden Sie ganz einfach mit einer zweihändigen Astschere. Greifen Sie zu einem Modell mit Ratschengetriebe, schafft die Schere häufig bis 4 Zentimeter Stärke. Ab 4 Zentimetern Durchmesser kommt die Baumsäge zum Einsatz. Klappsägen haben den Vorteil, dass sie auch in dicht verzweigter Krone gut zu handhaben sind. Als Vorstufe zur Kettensäge dient die Bügelsäge. Mit diesem Werkzeug arbeiten Sie auf Zug und Druck, sodass Sie selbst richtig dicke Äste bewältigen.

Häufig gestellte Fragen

Wie viel Abstand sollte bei der Pflanzung von Laubbäumen zur Garagen- und Hauswand eingehalten werden? Wir planen, eine Reihe von Kugelahorn ‚Globosum‘ mit einer Stammhöhe von 220 Zentimetern zu pflanzen.

Wie alle Ahorn-Arten gedeiht Kugelahorn als Flachwurzler. Die Wurzeln breiten sich überwiegend horizontal und weniger vertikal aus. Der Durchmesser der Kugelkrone entspricht auch in späteren Jahren immer dem Durchmesser der Wurzelscheibe. Streben Sie im Rahmen der Schnittpflege einen Kronendurchmesser von 5 Metern an, sollten Sie die Bäume in einem Abstand von 250 Zentimetern zu Garagen- und Hauswand pflanzen.

Wir haben vor 3 Jahren einen Kuchenbaum (Cercidiphyllum japonicum) ins Blumenbeet gepflanzt, der uns jetzt über den Kopf wächst. Mit mehr als 3 Metern Höhe ist er an diesem Standort überdimensioniert, sodass wir ihn umpflanzen wollen. Wann ist die beste Zeit? Worauf ist zu achten?

Innerhalb der ersten 5 Jahre ist ein Standortwechsel für die meisten Bäume problemlos möglich. Das gilt auch für exotische Arten, wie den Kuchenbaum. Beste Zeit ist nach dem Laubfall im Herbst, wenn sich der Baum in seine winterliche Wachstumsruhe begibt. Ein Rückschnitt der Krone um ein Drittel oder die Hälfte erleichtert das spätere Anwachsen am neuen Standort. Je mehr Wurzelvolumen erhalten bleibt, desto besser sind die Erfolgsaussichten. Wichtig ist eine großzügig bemessene Wasserversorgung in den ersten Wochen.

Die 3 häufigsten Schnittfehler

Bäume mit verkrüppelten, vergreisten Kronen, ohne Blüten, Blätter oder Früchte sind in der Regel Opfer von Schnittfehlern. Um Sie vor typischen Missverständnissen im Baumschnitt zu bewahren, werfen Sie bitte einen Blick auf folgende Tabelle. Die 3 häufigsten Fehler in der Schnittpflege von Laub-, Nadel- und Obstbäumen mit Tipps für die Vorbeugung in Kurzfassung:

Schnittfehler Schadbild Vorbeugung
Spitze von Mitteltrieb oder Leitästen gekappt unförmige Krone, vorzeitiges Ende von Höhen- und Längenwachstum beim Aufbauschnitt Spitzenknospen nicht beschneiden, sondern verschlanken
Krone nie ausgelichtet kahle Baumkrone ohne Blätter, Blüten und Früchte, vorzeitige Vergreisung Totholz regelmäßig auslichten
Schnitt ins alte Holz am Nadelbaum Konifere ohne grüne Nadeln, Totalausfall Nadelbäume stets im grünen Bereich verschneiden

Ein weiterer, häufiger Fehler bereitet Hausgärtnern Sorgen, selbst wenn sie ihre Bäume perfekt schneiden. Die Rede ist von verunreinigten, stumpfen Astscheren und Sägen. Statistiken haben zweifelsfrei nachgewiesen, dass ungepflegte Klingen und Sägeblätter die Hauptursache sind für die Ausbreitung von Krankheiten und Schädlingen nach einem Gehölzschnitt. Schärfen und desinfizieren Sie bitte jedesmal das Werkzeug, bevor Sie Ihre Bäume beschneiden.

Tipp

Baumwurzeln brauchen Luft. Pflanzen Sie Ihren Laub- oder Nadelbaum innerhalb einer befestigten Fläche, sollte der Boden gut durchlüftet sein. Reichern Sie die Erde an mit Schotter, Kies oder Lavagranulat. Strukturstabile Bodenhilfsstoffe garantieren dafür, dass den Wurzelsträngen selbst unter Pflastersteinen nicht die Luft ausgeht.

Bilder: Nataliia Melnychuk / Shutterstock