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Verjüngungsschnitt an Obstbäumen: Warum, wann und wie?

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Der Verjüngungsschnitt revitalisiert ältere Obstbäume und fördert neues, gesundes Fruchtholz. Dieser Artikel erklärt detailliert, wie Sie den Schnitt durchführen, welche Techniken es gibt und wie Sie den Baum optimal pflegen.

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Beim Verjüngungsschnitt wird z.B. die Krone ausgelichtet

Was ist ein Verjüngungsschnitt?

Ein Verjüngungsschnitt ist eine kräftige Rückschnittmaßnahme, die meist bei älteren oder vernachlässigten Obstbäumen durchgeführt wird. Diese Bäume zeigen häufig ein geringes Triebwachstum, eine reduzierte Fruchtgröße sowie abnehmende Vitalität. Das Hauptziel des Verjüngungsschnitts besteht darin, den Baum zu neuem Triebwachstum anzuregen und damit die Bildung von jungem, gesundem Fruchtholz zu fördern.

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Während des Verjüngungsschnitts werden primär die überalterten, schwachen und im Wachstum behinderten Äste entfernt. Dadurch wird die Saftlaufbahn zwischen Wurzel und Krone verkürzt, was die Nährstoffversorgung der verbleibenden und neuen Triebe verbessert. Dies unterstützt die Erhöhung der Fruchtqualität und die Wiederherstellung einer ausgewogenen Kronenform.

Wann ist der richtige Zeitpunkt für den Verjüngungsschnitt?

Der optimale Zeitpunkt für den Verjüngungsschnitt liegt im Spätwinter, zwischen Januar und März. In dieser Phase befinden sich die Obstbäume in ihrer Ruheperiode, und die Nährstoffe sind in die Wurzeln zurückgezogen, was einen kräftigen Neuaustrieb im Frühjahr ermöglicht und zugleich die Wundheilung verbessert. Schneiden Sie jedoch unbedingt an einem frostfreien Tag, idealerweise bei Temperaturen über –4 °C, um Frostschäden an den Schnittstellen zu minimieren.

Für Steinobstbäume wie Kirschen und Pfirsiche empfiehlt sich ein Schnitt nach der Ernte, um das Wachstum zu reduzieren und die Bildung von hochwertigem Fruchtholz zu fördern.

Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein?

Damit ein Verjüngungsschnitt erfolgreich ist, sollten bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein:

Gesundheit des Baumes: Der Baum sollte eine gute Grundgesundheit aufweisen. Bäume, die von schwerwiegenden Krankheiten oder holzzersetzenden Parasiten befallen sind, sollten besser neu gepflanzt werden.

Standortbedingungen: Der Standort des Baumes sollte optimal sein, mit ausreichendem Licht und Nährstoffen. Ein Verjüngungsschnitt kann Bäume an ungünstigen Standorten nicht langfristig revitalisieren.

Genehmigungen und Vorschriften: Informieren Sie sich, ob lokale Vorschriften oder gesetzliche Begrenzungen bestehen. Zu Schutzzeiten für die Vogelbrut, die vom 01. März bis 30. September andauern, sind starke Rückschnitte generell untersagt.

Werkzeug und Vorbereitung: Verwenden Sie scharfes und geeignetes Werkzeug für saubere Schnitte. Planen Sie den Arbeitsbereich so, dass genügend Platz für das Schnittgut vorhanden ist und benachbarte Pflanzen oder Strukturen geschützt werden.

Gründliche Baumanalyse: Analysieren Sie den Baum sorgfältig, identifizieren Sie kranke oder überalterte Äste und planen Sie die gewünschte Pyramidenform oder eine ausgewogene Kronenstruktur.

Wie wird der Verjüngungsschnitt durchgeführt?

Bevor Sie mit dem Verjüngungsschnitt beginnen, analysieren Sie zunächst die Struktur des Baumes sorgfältig. Ziel ist es, die Baumkrone in eine pyramidenförmige Struktur zu bringen, wobei die Stammverlängerung den höchsten Punkt bildet und drei bis fünf Leitäste gleichmäßig um den Stamm verteilt sind.

1. Auslichtungsschnitt:

  • Entfernen Sie alle kranken, abgestorbenen, sich reibenden oder nach innen wachsenden Äste.
  • Schneiden Sie zu dicht stehende oder parallel wachsende Äste ab.
  • Die verbleibenden Leitäste sollten in unterschiedlichen Höhen und mit ausreichendem Abstand zueinander wachsen.

2. Hauptäste einkürzen:

  • Kürzen Sie die Hauptäste und den Mitteltrieb um etwa ein Drittel ihrer Länge.
  • Leiten Sie die Äste, wenn möglich, auf gut positionierte Seitenäste ab, die den Saftfluss fördern.
  • Achten Sie darauf, dass alle Leitäste auf einer ähnlichen Höhe enden (Saftwaage) und die Stammverlängerung den höchsten Punkt bildet.

3. Verjüngung des Fruchtholzes:

  • Kürzen Sie die Nebenäste ein und entfernen Sie alte Fruchtholz-„Fahnen“.
  • Leiten Sie ältere Fruchtäste auf jüngere, höher gelegene Triebe ab.
  • Lichten Sie die verbleibenden Bereiche an den Leitästen und der Stammverlängerung aus.

Nach dem Verjüngungsschnitt sollten Sie überschüssige Neutriebe (Wasserschosse) im Juni ausbrechen, um die Wuchskraft zu lenken und eine harmonische Kronenstruktur zu erhalten.

Welche Schnitttechniken gibt es?

Es gibt verschiedene Schnitttechniken, die im Rahmen eines Verjüngungsschnittes an Obstbäumen angewendet werden können:

Schnitt auf Knospe: Schneiden Sie den Ast leicht schräg direkt über einer nach außen gerichteten Knospe ab, um den Austrieb neuer Seitenäste zu fördern.

Schnitt auf Astring: Entfernen Sie ganze Äste direkt am Stamm oder Hauptast. Die Säge wird unmittelbar vor dem Astring angesetzt, was die Wundheilung fördert und die Bildung von Neutrieben minimiert.

Schnitt auf Zapfen: Kürzen Sie den Ast auf eine bestimmte Länge, wobei ein etwa 10 bis 20 cm langer Zapfen stehen bleibt, um die Bildung mehrerer Neutriebe zu fördern.

Schnitt auf Auslage: Kürzen Sie den Ast auf einen gut positionierten Seitenast zurück, um die Wuchskraft des Hauptastes auf den verbleibenden Seitenast zu lenken.

Diese Techniken helfen, das Baumwachstum zu steuern und die Kronenstruktur zu verbessern.

Nachbehandlung des Baumes

Nach einem Verjüngungsschnitt benötigt der Obstbaum eine sorgfältige Nachpflege, um seine Gesundheit und Vitalität zu unterstützen.

Wasserschosse entfernen: Wasserschosse sollten im Frühsommer entfernt werden, solange sie noch nicht verholzt sind. Reißen Sie diese besser aus, anstatt sie abzuschneiden, um zu verhindern, dass sich neue Triebe an derselben Stelle bilden.

Wundverschluss und Pflege: Große Schnittwunden sollten mit einem Wundverschlussmittel behandelt werden. Glätten Sie unsaubere Schnittstellen mit einem scharfen Messer, bevor Sie das Mittel auftragen.

Regelmäßige Kontrolle und Pflege:

  • Wasserzufuhr: Gießen Sie besonders bei Trockenperioden ausreichend.
  • Schädlingskontrolle: Überprüfen Sie die neuen Triebe auf Schädlinge.
  • Holzverwertung: Entscheiden Sie, wie das Schnittgut verwendet oder entsorgt werden soll.

Langfristige Pflege: Beobachten Sie den Baum in den folgenden Jahren und führen Sie, wenn nötig, weitere sanfte Schnitte durch, um die gewünschte Kronenform beizubehalten und neues Fruchtholz zu fördern.

Bilder: beldesigne / Shutterstock