So schneiden Sie einen Apfelbaum richtig – Tutorial mit vielen Anleitungen
Dieses Tutorial macht Einsteiger fit für den perfekten Apfelbaum-Schnitt. Praxiserprobte Anleitungen erklären die tadellose Schnittpflege in jeder Wachstumsphase. Folgen Sie diesem Lehrpfad vom Pflanzschnitt über die gelungene Erziehung und ertragreiche Erhaltung bis hin zur erfolgreichen Verjüngung. Nachvollziehbare Hinweise zu den besten Terminen, einer tadellosen Schnittführung und empfehlenswertem Werkzeug runden das Grundlagenwissen sinnvoll ab.
Alle Schnittarten und Termine kurz gefasst
Im Anbau von Apfelbäumen als Hoch- oder Halbstamm erfordert es einige Jahre Geduld bis zur ersten Ernte. Abhängig von der Wuchshöhe und Apfelsorte erstreckt sich die Erziehung über einen Zeitraum von 4 bis 12 Jahren. Der Aufwand lohnt sich, denn mit einer gut geformten Krone beschert Ihnen ein Apfelbaum viele Jahre knackige Äpfel, ohne dass umfangreiche Schnittmaßnahmen erforderlich sind. In Intervallen von 3 bis 5 Jahren wird die Krone ausgelichtet und das Fruchtholz verjüngt. Starkwachsende Apfelsorten profitieren von einem besänftigenden Sommerschnitt, der zugleich die Fruchtqualität optimiert. Einem alten, vernachlässigten Apfelbaum verleihen Sie neuen Lebensmut mit einem kräftigen Verjüngungsschnitt. Alle optionalen Schnittarten mit Hinweisen zum richtigen Zeitpunkt fasst folgende Tabelle zusammen:
Schnittart | Ziel/Anlass | bester Schnitt-Termin |
---|---|---|
Pflanzschnitt | Aufbau einer tragfähigen, ertragreichen Krone | nach der Pflanzung |
Erziehungsschnitt | Aufbau einer tragfähigen, ertragreichen Krone | im Spätwinter ab dem 2. Standjahr bis zum 4. bis 12. Standjahr |
Erhaltungsschnitt | Totholz, Wasserschosse auslichten, Kronenform erhalten, Fruchtholz fördern | alle 3 bis 5 Jahre im Spätwinter ab dem 6. Jahr |
Sommerschnitt | Fruchtqualität und -größe fördern | bei Bedarf ab Ende Juni |
Verjüngungsschnitt | alten Apfelbaum revitalisieren | im Winter |
Der ideale Schnittzeitpunkt für Obstgehölze wird unter Experten kontrovers diskutiert. Winterliche Schnittmaßnahmen werden kritisch gesehen, weil Pflanzen zu dieser Zeit ruhen und Verletzungen nicht oder nur langsam ausheilen können. Aus Sicht von Arbeitsökonomie und Bundesnaturschutzgesetz ist die Schnittpflege im Winter gleichwohl obligatorisch, zumindest für umfangreiche Maßnahmen. Dieses Tutorial plädiert für den goldenen Mittelweg und empfiehlt den tiefgreifenden Erhaltungs- und Verjüngungsschnitt für die Winterzeit. Leichte Pflegeschnitte zur Verbesserung der Fruchtqualität sind für den Sommer vorgesehen.
Pflanzschnitt – So schneiden Sie fachgerecht
Nehmen Sie sich Zeit beim Kauf eines jungen Apfelbaums. Eine Jungpflanze in Premium-Qualität besitzt einen geraden Stamm mit fünf bis sieben einjährigen Trieben, die gleichmäßig angeordnet sind. Auf diese Weise bewahren Sie sich die Option, im Rahmen der Pflanzung die besten Triebe für die Kronenbildung auszuwählen. Mit folgendem Pflanzschnitt stellen Sie die Weichen für einen vitalen, ertragreichen Apfelbaum mit wohlgeformter Krone:
- Geraden Mitteltrieb mit 3 Seitentrieben zur zukünftigen Krone bestimmen
- Idealer Winkel von Seitengerüsttrieb zum Mitteltrieb beträgt 45° bis 60°
- Alle übrigen Triebe auf Astring abschneiden
- Kräftige Leitäste um ein Drittel zurückschneiden
- Schwache Leitäste um die Hälfte einkürzen
- Wenige Millimeter über einer nach außen gerichteten Knospe beschneiden
- Mitteltrieb so beschneiden, dass er im Winkel von 90° bis 120° zu den Leitästen steht
Beim Pflanzschnitt unterlaufen Gartenfreunden häufig Fehler. Zumeist bleiben zu viele Gerüsttriebe stehen oder die Leitäste befinden sich nicht in Saftwaage. Nicht zuletzt wird der empfohlene Winkel von 90° bis 120° nicht eingehalten, sodass der Mitteltrieb viel zu hoch über seinen Leitästen thront, was zu einer spitzen, hohen Krone führt, die wenig waagerechtes Fruchtholz hervorbringt.
Apfelbaum-Krone ertragreich erziehen
Der Umfang des Erziehungsschnitts hängt maßgeblich davon ab, wie Ihr Apfelbaum auf den Pflanzschnitt reagiert. Handeln Sie bitte nach der Faustregel: beim schwachem Austrieb stärker, bei starkem Austrieb schwächer schneiden. Im naturnahen Garten achten wir alle Pflanzen als Mitgeschöpfe der Natur, die ebenso individuell auf Reize von außen reagieren, wie Menschen, nur eben langsamer. Eine Schnitt-Anleitung funktioniert folglich nicht, wie die Bedienungsanleitung einer Maschine. Vielmehr gibt sie die optionalen Rahmenbedingungen an, unter denen die Schnittpflege sich vorteilhaft für Wachstum und Ertrag auswirkt. Bewerten Sie bitte zuerst das individuelle Wachstum Ihres Apfelbaums und führen darauf abgestimmt die folgende Erziehung durch:
- Konkurrenztriebe mit Mitteltrieb auf Astring abschneiden
- Nach innen wachsende Triebe entfernen
- Steiltriebe auf den Leitästen am Ansatz wegschneiden, ohne die Rinde zu verletzten
- Unterhalb der Krone aus dem Mitteltrieb sprießende Zweige wegschneiden
- An allen 4 Gerüsttrieben den vorjährigen Zuwachs um ein Drittel zurückschneiden
- Wichtig: Schnittführung an Knospen beachten (3-5 mm über einer nach außen gerichteten Knospe)
Wie untenstehende Abbildung verdeutlicht, fokussiert die Erziehungsphase auf die Beseitigung von konkurrierenden und steilen Trieben, zugunsten der Kronentriebe und deren flachen Seitentrieben.
Exkurs
Unwilligen Leitast durch Abspreizen formen
Beliebte Apfelsorten, wie ‚Cox Orange‘, neigen zu straff aufrechtem, kegelförmigem Wuchs. Das hat den Nachteil beschatteter Kronen mit wenig waagerechtem Fruchtholz und sehr spätem Beginn der Ertragsphase. Indem Sie senkrechte Leittriebe bereits in der Jugendphase abspreizen, vergrößern Sie die Belichtungsfläche und dirigieren das Wachstum in einen besseren Winkel für wertvolles Fruchtholz mit zahlreichen Blütenknospen. Das Holz von Holunder und Weide eignet sich perfekt für diesen Zweck. Kerben Sie die Hölzer an beiden Enden ein, damit sie stabil am Apfelbaum aufliegen. Spreizen Sie einen zu steilen Leitast innerhalb einer Apfelbaum-Krone in eine ideale Neigung von 45° zum Mitteltrieb. Achten Sie auf die Saftwaage und den empfohlenen Winkel von 90 bis 120° vom Mitteltrieb zu seinen Leitästen.
Erhaltungsschnitt alle 3 bis 5 Jahre durchführen
Fruchtholz in Premium-Qualität befindet sich am Apfelbaum an 10 bis 15 cm kurzen Fruchtspießen, garniert mit einer Blütenknospe und getragen von mehrjährigen, schräg bis waagerechten Fruchtästen. Im Verlauf der folgenden Jahre verzweigt das Fruchtholz zusehends, trägt indes jedes Jahr Blüten und Früchte. Nach 3 bis 5 Jahren hat sich das Fruchtholz im Apfelbaum verausgabt, hängt unverkennbar herab und wird mithilfe eines Erhaltungsschnitts verjüngt. Da sich mittlerweile die Krone intensiv verzweigt hat und zahlreiche Wasserschosse sprießen, beschatten sich belaubte Äste gegenseitig. Die Schnittmaßnahme zielt somit ab auf die Förderung von jungem Fruchtholz und ein lichtdurchflutetes Wachstum. So schneiden Sie vorbildlich:
- Bester Zeitpunkt ist im Winter an einem frostfreien Tag
- Vorweg Totholz auslichten, einschließlich aller nach innen oder steil wachsenden Triebe
- Zweige mit diagonaler Wuchsrichtung nicht schneiden
- Gerüsttriebe mit stark verästelten Spitzen ableiten auf einen tiefer stehenden, jungen Seitentrieb
- Zuletzt abgetragene, herabhängende Äste mittels Fruchtholzschnitt verjüngen
Untenstehende Abbildung illustriert die Schnittführung beispielhaft. Es unterliegt Ihrer individuellen Einschätzung, wie intensiv Sie mit Schere und Säge ins Wachstum eingreifen. Am Ende sollte sich Ihr Apfelbaum mit einer lichten Krone präsentieren, die ein ausgewogenes Verhältnis aus einem tragenden, langlebigen Gerüst mit schräg-waagerechtem Fruchtholz aufweist. Hier gilt die Faustregel: ein Fruchttrieb ist nicht mehr als halb so dick, wie sein tragender Gerüsttrieb. Der spätwinterliche Schnittzeitpunkt hat den Vorteil, dass Sie die schwellenden Blütenknospen gut erkennen können, um an diesen Stellen nicht zu schneiden.
So gelingt der fachgerechte Fruchtholzschnitt
Im letzten Schritt der spätwinterlichen Erhaltung widmet sich die Schnittführung dem abgetragenen Fruchtholz. Während Auslichten von Totholz und ungünstigen Trieben einfach von der Hand geht, bereitet der Fruchtholzschnitt dem Einsteiger Kopfzerbrechen. Aus diesem Grunde wird die wichtige Schnitt-Technik im Folgenden näher erklärt:
- Altes Fruchtholz identifizieren an ausgeprägt hängendem Wuchs
- Für den Schnittpunkt einen schräg aufwärts gerichteten Reiter im hinteren Triebbereich auswählen
- Schneiden an der Verzweigung von altem und jungem Trieb
Damit Sie das junge Fruchtholz nicht verletzten, schneiden Sie bitte einige Millimeter weit in den ausgedienten Fruchttrieb hinein. Einen zu langen Stummel von mehr als 1 Zentimeter sollte der Schnitt nicht hinterlassen, weil daraus ein Infektionsherd für Krankheitserreger werden könnte. Untenstehende Abbildung verdeutlicht die richtige Schnittführung.
Beste Fruchtqualität dank Sommerschnitt
Gegen Ende Juni (rund um den Johannistag am 24. Juni) legen Gehölze eine kurze Wachstumspause ein, um anschließend mit verminderter Kraft nochmals auszutreiben. Für die Schnittpflege am Apfelbaum gilt daher die Faustregel: Winterschnitt stimuliert das Wachstum – Sommerschnitt wirkt sich beruhigend auf das Wachstum aus. Wenn an älteren Apfelbäumen kein starkes Wachstum mehr erwünscht ist und die Fruchtqualität in den Vordergrund rückt, hat sich in der Praxis ein sommerlicher Pflegeschnitt bewährt.
- Bester Zeitpunkt ist Mitte bis Ende Juli
- Termin verschieben oder streichen, wenn im Apfelbaum Vögel nisten
- Steil stehende und ins Kroneninnere wachsende Triebe am Ansatz abschneiden
- Waagerechte Jungtriebe nicht verschneiden als zukünftiges Fruchtholz
- Wildtriebe aus einer Unterlage oder am Stamm mit einer Drehbewegung abreißen
Ein Termin im Juli ist gut geeignet, um die Qualität und Größe von Äpfeln positiv zu beeinflussen. Beim sogenannten Junifall wirft ein Apfelbaum selbstständig nicht oder unzureichend bestäubte Fruchtanlagen ab. Befinden sich anschließend dennoch zu viele Fruchtanlagen am Holz, ist Ihr Eingreifen erforderlich. In der Mitte eines Fruchtbüschels befindet sich in der Regel der vielversprechendste Apfel. Alle übrigen Früchte des Büschels brechen Sie aus. Bei dieser Gelegenheit selektieren Sie die besten Fruchtansätze innerhalb der gesamten Baumkrone auf einen Mindestabstand von 3 Zentimetern. Alle übrigen sowie beschädigten Früchte schneiden Sie ab.
Hintergrund
Sterile Triebe ohne Schnitt in Fruchtholz verwandeln
Alten Apfelbaum verjüngen – so gelingt es
Wird ein Erhaltungsschnitt am Apfelbaum über viele Jahre versäumt, verwandelt sich die Krone in ein undurchdringliches Geflecht aus alten und jungen Trieben. Das Kroneninnere liegt permanent im Schatten, sodass hier kaum noch Blätter gedeihen. Ehemals vitale Fruchttriebe hängen massiv über und tragen wenige bis überhaupt keine Blüten und Früchte. Mit folgendem Verjüngungsschnitt revitalisieren Sie Ihren erlahmten Apfelbaum:
- Bester Zeitpunkt ist zwischen November und Februar bei frostfreier Witterung
- Totholz, schwache und nach innen gerichtete Äste entfernen, um freie Sicht auf die Krone zu erhalten
- Neues Gerüst definieren aus einem Mitteltrieb und drei gleichmäßig verteilten Leitästen im richtigen Winkel
- Alle übrigen Äste auf Astring auslichten
- Kronentriebe um die Hälfte zurückschneiden, idealerweise durch Ableitung auf einen jungen, diagonalen Seitentrieb
Sehen Sie sich gezwungen, mehr als ein Drittel aus der Krone herauszuschneiden? Dann empfehlen wir Ihnen einen etappenweisen Verjüngungsschnitt über 2 bis 3 Jahre. Das hat in mehrfacher Hinsicht Vorteile. Vornehmlich verkraftet ein alter Baum den radikalen Schnitt besser. Fernerhin setzt ein minder starker Austrieb ein, den Sie besser kontrollieren können.
Exkurs
Starker Schnitt löst massiven Austrieb aus – nur keine Panik
Je radikaler Sie beim Verjüngungsschnitt vorgehen, desto kräftiger erweist sich der anschließende Austrieb. Das massive Wachstum sorgt bei Einsteigern in die Apfelbaum-Schnittpflege für Besorgnis, denn es sprießen unzählige Neutriebe aus vitalisierten schlafenden Augen. Statt panikartig die Schere kreisen zu lassen, sollten Sie das frische Wachstum gezielt für einen Neuaufbau nutzen. Entfernen Sie im folgenden Spätwinter die Hälfte aller steilen und nach innen gerichteten Neutriebe. Schräge bis waagerechte Triebe lassen Sie als zukünftiges Fruchtholz stehen. Im zweiten Winter nach der Verjüngung entfernen Sie die restlichen Steiltriebe. Leiten Sie nunmehr die Schnittpflege über in eine Erhaltungsphase in Intervallen von 3 Jahren, ergänzt um einen leichten Sommerschnitt, wie ihn dieses Tutorial erklärt.
Empfehlenswertes Werkzeug – Tipps für die Grundausstattung
Sicherheit ist Trumpf beim Schneiden von Apfelbäumen. Die Prämisse hat für Gärtner und Baum gleichermaßen Gültigkeit. Hochwertiges Markenwerkzeug garantiert für reibungslose Schnittarbeiten und hinterlässt glatte Schnittwunden am Gehölz. Krankheiten und Schädlinge haben keine Angriffsflächen, wenn Schneiden, Klingen und Sägeblätter penibel sauber und desinfiziert sind. Eine standfeste Leiter nimmt Kletterpartien in luftige Kronenhöhen den Schrecken. Die folgende Grundausstattung sorgt für einen reibungslosen Schnitt im Apfelbaum:
- Einhand-Gartenschere für Triebstärken bis 2 cm
- wahlweise als Bypass- oder Amboss-Schere, für Links- oder Rechtshänder
- Zweihand-Astschere für Triebstärken von 2 bis 4 cm (idealerweise mit kraftverstärkendem Ratschengetriebe)
- Schwert- oder Bügelsäge für Triebstärken von mehr als 4 cm
- Teleskop-Baumschere für Arbeiten bis in 4 m hohe Apfelbaumkronen
Nicht immer meistern Sie den Schnitt in Baumkronen vom Boden aus mit einer Teleskop-Baumschere. Für diesen Fall sollte eine stabile Steh- oder Klappleiter bereitstehen, die über zwei Schenkel verfügt, die Sie auseinander klappen. Das sorgt für mehr Sicherheit gegenüber einer herkömmlichen Anlegeleiter, die nur einen Schenkel besitzt. Spezielle Obstbaumleitern setzen sich zusammen aus einem Schenkel und einem Bein als Stütze. Die Füße von Schenkel und Stütze sind mit Metallspitzen ausgestattet, um die Leiter fest im Boden zu verankern. Ein integriertes Schiebeelement erlaubt die Verlängerung bis in die Kronenspitze. Dank einer konischen Form eignen sich Obstbaumleitern für unebenes Gelände und werden überdies gerne für den Schnitt von Hecken verwendet.
Häufig gestellte Fragen
Unser Apfelbaum trägt jedes Jahr viele Früchte. Leider wirft er allesamt im Juni und Juli ab. Was tun?
Das beschriebene Dilemma ist typisch für einen Baum mit zu vielen Äpfeln. Entfernen Sie im nächsten Jahr die Hälfte des Fruchtansatzes und kontrollieren, ob die andere Hälfte der Äpfel bis zur Erntereife hängen bleibt. Ergänzend achten Sie bitte auf eine ausreichende Bodenfeuchte. Nach einer trocken-heißen Witterungsperiode kann es zu Fruchtfall kommen.
Mein Apfelbaum wird jetzt im Oktober 3 Jahre alt, hat noch nie geblüht und steht im Sommer schon früh mit vertrockneten Blättern da. Ist der Baum tot?
Indem Sie ein wenig Rinde abkratzen, können Sie das überprüfen. Ist das Gewebe unter der äußeren Borke noch grün, dann ist Ihr Apfelbaum am Leben und hat lediglich seine Winterruhe begonnen. Braunes Gewebe zeigt an, dass der Baum abgestorben ist. Als Frühblüher bilden Äpfel ihre Blütenknospen im Spätsommer, um diese im Frühjahr zu entfalten. Aus diesem Grund sollte ein Winterschnitt bedachtsam durchgeführt werden. Fernerhin kann es bei Hochstämmen bis zu 8 Jahre dauern, bis ein Apfelbaum zum ersten Mal blüht und fruchtet. Als Spindel oder Busch erscheinen die Blüten und Äpfel erfahrungsgemäß ab dem zweiten Standjahr.
Kann ich einen Apfelbaum im großen Kübel auf den Balkon stellen?
Grundsätzlich spricht nichts dagegen, einen Apfelbaum im Kübel zu halten. Beliebte Sorten, wie ‚Weißer Klarapfel‘, ‚Gravensteiner‘ oder ‚Cox Orange‘ erreichen eine Wuchshöhe von 2 bis 4 Metern, was auf einem Balkon für Platzprobleme sorgen kann. Fernerhin ist eine Bestäubung problematisch, da geeignete Befruchter sich in 5 bis 30 Metern Entfernung befinden sollten. Für den Kübel auf dem Balkon eignet sich ein Säulenapfel oder Zwergapfel besser.
Vor 5 Jahren habe ich einen Apfelbaum gepflanzt und einem alljährlichen Erziehungsschnitt unterzogen. Leider wachsen nach wie vor nur Blätter und keine Blüten. Liegt das Problem am Schnitt?
Im Anschluss an den Pflanz- und Erziehungsschnitt sollte man einen Apfelbaum wachsen lassen, damit er sich naturgemäß entwickeln kann. Dreh- und Angelpunkt ist eine möglichst waagerechte Erziehung der Triebe, damit sich daran das Fruchtholz bilden kann. Statt zu schneiden, sollten Sie die Äste spreizen oder herunterbinden. Alle 3 bis 5 Jahre ein Auslichtungsschnitt reicht vollkommen aus. So kann sich ab Juli an den Leitästen das Fruchtholz bilden, an dem die Blüten und Früchte gedeihen. Wann die Ertragsphase beginnt, hängt unter anderem von der Stammhöhe ab. Ein Apfelbaum mit Hochstamm nimmt 6 bis 8 Jahre in Anspruch, mitunter sogar 10 bis 12 Jahre, bis zur ersten Apfelernte. An Halbstämmen dauert die Entwicklung 3 bis 6 Jahre, an Büschen 2 bis 4 Jahre.
Vor 3 Jahren habe ich einen Elstar-Apfelbaum gepflanzt. Er trägt jetzt im August so viele Äpfel, dass sich seine Zweige zu Boden biegen und ich die Äste stützen muss, damit der Baum nicht umfällt. Wann und wie beschneide ich den Apfelbaum?
Damit sich die Krone gut verzweigt, empfehlen wir einen kräftigen Rückschnitt im Februar/März. Auf diese Weise baut der Baum ein stabiles Gerüst auf. Wichtig zu beachten ist, dass Sie nach innen wachsende Zweige heraus schneiden. Die verbliebenen Äste werden in ihrer Länge dergestalt eingekürzt, dass sich eine tragfähige, pyramidale Krone bildet. Schneiden Sie stets 0,5 bis 1 Zentimeter oberhalb einer nach außen gerichteten Knospe. Damit die Äste in diesem Jahr unter ihrer Last nicht abbrechen und irreversible Schäden verursachen, empfehlen wir, die Triebe bereits jetzt leicht einzukürzen, um den Apfelbaum zu entlasten.
Die 3 häufigsten Schnittfehler
Ein Apfelbaum mit dichtem Blätterkleid und wenigen Blüten oder Früchten ist Leidtragender eines klassischen Schnittfehlers. Die drei häufigsten Irrtümer beim Schneiden von Apfelbäumen nennt folgende Übersicht beim Namen und gibt nützliche Tipps, wie Sie die Fehler abwenden.
Schnittfehler | Schadbild | Vorbeugung |
---|---|---|
zu steile Leitäste | dichte, schattige Krone, wenige Blüten und Äpfel | Leitäste abspreizen in einen idealen Winkel von 45° |
zu viel und zu häufig geschnitten | viele Blätter, wenige Blüten und Früchte | Apfelbaum wachsen lassen, alle 3 bis 5 Jahre schneiden |
nie ausgelichtet und Fruchtholz verjüngt | vergreiste Krone, altes, blühfaules Fruchtholz | spätestens alle 5 Jahre auslichten und Fruchtholzschnitt durchführen |
Einen weiteren, typischen Anfängerfehler wollen wir Ihnen hier nicht verschweigen. Die Freude über einen üppigen Fruchtansatz ist groß, mündet leider häufig im vorzeitigen Fruchtfall oder mickrigen Äpfeln. Auch wenn es schwerfällt, sollten Sie einen zu dichten Fruchtansatz ausdünnen auf einen Mindestabstand von 3 Zentimetern.
Tipp
Schneiden Sie nicht jeden Wasserschoss im Winter aus einer Apfelbaum-Krone heraus. In einem senkrechten Trieb ruht das Potenzial zum Fruchtholz. Je schwächer das Wachstum, desto aussichtsreicher, einen Wasserschoss durch Herunterbinden in die diagonale Position zur Blüte zu motivieren.