Obstbaumkrone in Balance: Die Bedeutung der Saftwaage
Als sei der Aufbauschnitt eines Obstbaumes nicht schon herausfordernd genug, ist in Anleitungen häufig die Rede von der Saftwaage. In diesem Ratgeber können Sie eine praxisbezogene Definition nachlesen mit nachvollziehbaren Erläuterungen.
Saftwaage – Definition
Für einen gleichmäßigen Kronenaufbau müssen sich die Spitzenknospen der Leitäste auf gleichem Niveau befinden. Die Entfernung zur Spitzenknospe des Hauptstamms darf nicht zu groß bemessen sein.
Untenstehende Abbildung verdeutlicht die ideale Saftwaage. Sofern die Saftwaage nicht durch Schnittmaßnahmen zu erzielen ist, werden gleichrangige Leittriebe durch Auf- oder Abbinden auf gleiche Höhe gebracht.
Warum ist die Beachtung der Saftwaage wichtig?
Mithilfe der Saftwaage wird das Wachstumsgesetz der Spitzenförderung in die Praxis umgesetzt. Dieses Gesetz besagt, dass eine Knospe immer dann am kräftigsten austreibt, wenn sie sich am höchsten Punkt des Triebes befindet. Eine gleichmäßige Krone kann sich folglich nur dann entwickeln, wenn sich bereits in der Jugendphase eines Baumes die Spitzenknospen der Leittriebe auf gleicher Höhe befinden. Bei dieser Konstellation gedeihen die Zweigspitzen gleichmäßig in Richtung des Sonnenlichts. Die Spitze des Mitteltriebes sollte mit den Leittrieben einen Winkel formen von 90-120°.
Im Umkehrschluss resultiert die Nichtbeachtung der Saftwaage in einer ungleichmäßigen, schiefen Krone, weil höher stehende Knospen stärker versorgt werden, als weiter unten befindliche Knospen. Zugleich werfen die stärker wachsenden Zweige Schatten innerhalb der Krone, was zu einer vorzeitigen Verkahlung und Vergreisung führt. Nicht zuletzt entwickeln sich steil aufwärts gerichtete Konkurrenztriebe zur Stammverlängerung.
Untenstehende Abbildung verdeutlicht am Beispiel eines Apfelbaumes, wie mithilfe eines Pflanzschnitts die Erziehung zu einer Rundkrone in Saftwaage eingeleitet wird.
Tipp
Kennt sich ein Hausgärtner mit der Funktionsweise einer Saftwaage aus, verwandelt er überflüssige Triebarten, wie Wasserschosser ganz einfach in wertvolles Fruchtholz. Zu diesem Zweck wird der Zweig schräg nach unten gebunden. Es entsteht verstärkter Saftdruck, der letztlich im Wachstum von Früchten mündet.