Obstbaum

Obstbaumschnitt: So gelingt es Ihnen Schritt für Schritt

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Der richtige Obstbaumschnitt ist essenziell für gesundes Wachstum, eine reiche Ernte und die Langlebigkeit Ihrer Bäume. Dieser Artikel erklärt Schnittmethoden, gibt Tipps für die richtige Durchführung und zeigt die Besonderheiten verschiedener Obstarten auf.

obstbaumschnitt
Obstbäume werden meist im Herbst oder im Winter geschnitten

Warum ist der Obstbaumschnitt notwendig?

Der Obstbaumschnitt ist eine essenzielle Pflegemaßnahme für die Gesundheit und Produktivität Ihrer Obstbäume. Durch den regelmäßigen Rückschnitt werden mehrere wesentliche Ziele verfolgt:

  • Förderung des Kronengerüsts: Ein stabiles und gut strukturiertes Kronengerüst unterstützt den Baum dabei, die Last der Früchte zu tragen, ohne dass Äste brechen. Besonders bei stark tragenden Obstsorten ist dies unverzichtbar.
  • Vermeidung der Alternanz: Durch gezielte Schnittmaßnahmen kann das Wechselspiel zwischen ertragreichen und ertragsschwachen Jahren weitgehend vermieden werden, was zu einer stabileren jährlichen Ernte führt.
  • Verbesserung der Licht- und Luftdurchlässigkeit: Durch das Auslichten der Krone wird sichergestellt, dass Sonnenlicht bis in die inneren Zweige eindringt, die Entwicklung großer, schmackhafter Früchte gefördert und das Risiko von Pilzinfektionen reduziert wird.
  • Beibehaltung der Vitalität: Ohne regelmäßigen Schnitt neigen Obstbäume dazu zu „vergreisen“. Der Schnitt sorgt dafür, dass der Baum seine Vitalität über Jahrzehnte hinweg bewahrt.
  • Effiziente Nährstoffverteilung: Ein beschnittener Baum kann die vorhandenen Nährstoffe optimal verteilen, was dazu führt, dass die Energie in die fruchttragenden Zweige fließt.
  • Einfache Ernte: Der Schnitt kann auch so ausgerichtet werden, dass der Baum leichter zu ernten ist. Dies ist besonders wichtig bei hochwachsenden Obstbäumen, wo stabile Leit- und Seitenäste sowie Zugänge den Ernteprozess erleichtern.

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Ein gut geplanter und ausgeführter Obstbaumschnitt steigert also nicht nur die Gesundheit und Lebensdauer Ihres Baumes, sondern maximiert auch die Qualität und Menge der Ernte.

Wann ist der richtige Zeitpunkt für den Obstbaumschnitt?

Der optimale Zeitpunkt für den Obstbaumschnitt hängt von der Art des Baumes und dem jeweiligen Schnittziel ab. Es gibt grundsätzlich zwei Hauptphasen für den Schnitt: den Winterschnitt und den Sommerschnitt.

Winterschnitt

Der Winterschnitt erfolgt während der Ruhephase des Baumes, idealerweise zwischen November und Februar, solange die Temperaturen nicht unter -5°C liegen. Dies ist eine günstige Zeit für umfangreichere Schnitte wie den Erhaltungs- und Verjüngungsschnitt. Da die Bäume in dieser Periode keine Blätter tragen, können Sie das Astgerüst besser überblicken und die Schnitte präzise setzen. Beachten Sie jedoch, dass jüngere Bäume durch den Winterschnitt im Wachstum angeregt werden, während ältere Bäume bei zu starkem Rückschnitt kräftige, unerwünschte Wassertriebe bilden können.

Sommerschnitt

Der Sommerschnitt findet während der Wachstumsperiode statt, in der Regel zwischen Juni und August. Dieser Schnitt dient vor allem zur Wachstumskontrolle und zur Entfernung von überflüssigen oder beschädigten Trieben. Ein Schnitt im Sommer hält die Baumkrone lichtdurchlässig, was die Fruchtausbildung und die Gesundheit des Baumes unterstützt. Besonders Kirschen sollten nach der Ernte im Sommer geschnitten werden, um die Wundheilung zu fördern.

Schnittzeiten für spezifische Obstarten

  • Apfel- und Birnbäume: Diese können ganzjährig geschnitten werden, wobei der Winterschnitt zur Verjüngung und der Sommerschnitt zur Wachstumsregulierung geeignet ist. Schneiden Sie jedoch nicht während der Blüte.
  • Pfirsichbäume: Schneiden Sie Pfirsiche bevorzugt im April oder Mai, kurz vor der Blüte, um die Kräuselkrankheit zu verhindern.
  • Süßkirschen: Schneiden Sie Süßkirschen nach der Ernte im Sommer, um eine bessere Wundheilung und eine kompaktere Krone zu gewährleisten.
  • Pflaumen und Mirabellen: Ein regelmäßiger, aber mäßiger Schnitt im Sommer nach der Ernte ist ideal, um das Wachstum zu lenken und Krankheiten vorzubeugen.

Durch die Wahl des richtigen Zeitpunktes für den Obstbaumschnitt können Sie sowohl das Wachstum als auch die Gesundheit Ihrer Obstbäume optimieren.

Welche Schnittmethoden gibt es?

Je nach Alter und Entwicklungsstadium Ihres Obstbaums kommen verschiedene Schnittmethoden zum Einsatz, die ein gesundes Wachstum und eine reiche Ernte fördern.

Pflanzschnitt

Der Pflanzschnitt erfolgt unmittelbar nach der Pflanzung, oft im Frühjahr. Unabhängig davon, ob der Baum im Herbst oder Frühjahr gepflanzt wurde, sorgt dieser Rückschnitt dafür, dass die Baumkrone gut geformt wird. Alle zukünftigen Leitäste, die die Krone bilden, werden eingekürzt: kräftige Triebe um etwa ein Drittel und schwache bis zur Hälfte. Triebe, die unterhalb der zukünftigen Krone liegen, müssen vollständig entfernt werden.

Erziehungsschnitt

In den ersten Jahren nach der Pflanzung hilft der Erziehungsschnitt dabei, eine stabile Baumstruktur aufzubauen. Hierbei wird besonders auf die Bildung von tragfähigen Ästen geachtet. Drei bis vier Hauptäste und die Stammverlängerung werden eingekürzt, um eine pyramidenförmige Krone zu erzielen. Übermäßig nach innen wachsende Triebe und steil in die Höhe schießende Triebe sollten entfernt werden, um eine gute Belichtung und Belüftung der Krone zu gewährleisten.

Erhaltungsschnitt

Sobald der Baum beginnt, regelmäßig Früchte zu tragen, dient der Erhaltungsschnitt dazu, das Gleichgewicht zwischen Fruchtbildung und Wachstum zu bewahren. In dieser Phase entfernt man Wasserschosse und Konkurrenztriebe am Mitteltrieb. Ältere, stark verzweigte und wenig ertragreiche Äste werden ebenfalls entfernt, um das Wachstum neuer Fruchttriebe zu fördern und die Fruchtqualität zu verbessern.

Verjüngungsschnitt

Falls ein Baum über längere Zeit nicht geschnitten wurde, kann ein Verjüngungsschnitt notwendig sein. Dieser sollte im Frühjahr erfolgen und beinhaltet das großzügige Auslichten der Krone sowie das Entfernen von alten, überhängenden Fruchtästen. Oft führt dies im Laufe der Saison zur Bildung neuer Wasserschosse, die fortlaufend entfernt werden müssen. Der Baum kann im folgenden Jahr dann wieder in den Erhaltungsschnitt übergehen.

Durch das Anwenden dieser spezifischen Schnittmethoden je nach Entwicklungsstadium des Baumes können Sie ein gesundes Wachstum und eine ertragreiche Ernte sicherstellen.

Wie schneidet man die verschiedenen Obstarten?

Die Schnitttechniken variieren je nach Obstart und Baumform. Daher ist es wichtig, die spezifischen Bedürfnisse jeder Baumart zu kennen.

Kernobst: Apfel und Birne

  • Hoch- und Halbstämme: Diese Bäume werden traditionell im Winter geschnitten. Aufgrund der Ruhephase des Baumes in dieser Jahreszeit können Sie die Struktur des Astwerks besser überblicken und präzise Schnitte setzen.
  • Spindelbäume: Diese kompakt wachsenden Bäume profitieren von einem Sommerschnitt. Dadurch bleibt die Baumkrone lichtdurchlässig, was die Fruchtbildung fördert.
  • Ältere Bäume: Entfernen Sie im Winter dicht stehende und nach unten hängende Äste, um die Baumstruktur zu sichern und die Vitalität zu erhalten.

Steinobst: Süßkirsche

  • Rundkrone: Ziel bei Süßkirschen ist eine lockere, runde Krone. Nach der Erziehungsphase genügt es, die Krone jährlich großzügig auszurichten.
  • Erhaltungsarbeiten: Ältere Bäume können selten, aber vorsichtig im Umfang reduziert werden, um ihre Vitalität zu erhöhen.

Steinobst: Pflaume, Mirabelle und Reneklode

Diese Bäume sollten regelmäßig, aber nur mäßig geschnitten werden. Intensive Schnitte können die Bäume stressen und das Wachstum negativ beeinflussen. Daher beschränkt man sich auf das Entfernen von überflüssigen oder kranken Ästen.

Steinobst: Pfirsich, Aprikose und Sauerkirsche

Diese Bäume neigen zum Vergreisen und benötigen daher einen stärkeren Rückschnitt, um neues Fruchtholz zu bilden. Der Erziehungsschnitt sollte im Frühjahr kurz vor der Blüte erfolgen, während der Erhaltungsschnitt im Sommer stattfindet.

Allgemeine Tipps für den Obstbaumschnitt

  • Scharfes Werkzeug: Verwenden Sie stets scharfes und sauberes Werkzeug, um saubere Schnitte zu gewährleisten und Infektionen zu vermeiden.
  • Schnittführung: Schneiden Sie immer etwa 5 Millimeter oberhalb einer Knospe oder eines Auges schräg ab, um sicherzustellen, dass Wasser abläuft und die Knospe nicht fault.
  • Korrekturen: Beobachten Sie den Baum nach dem Schnitt und führen Sie bei Bedarf Korrekturen durch.

Durch die gezielte Anwendung dieser Schnitttechniken können Sie das gesunde Wachstum und die Fruchtqualität Ihrer Obstbäume unterstützen.

Worauf sollte man beim Obstbaumschnitt achten?

Beim Obstbaumschnitt sind einige wesentliche Aspekte zu berücksichtigen, um das Wachstum und die Gesundheit der Bäume zu fördern:

  • Verwendung des richtigen Werkzeugs: Nutzen Sie stets scharfes und sauberes Werkzeug wie spezielle Baumscheren, Astsägen und Bypass-Scheren, um saubere Schnitte zu erzielen und Verletzungen am Baum zu minimieren.
  • Sicheres Arbeiten: Stellen Sie sicher, dass Sie eine stabile und sichere Leiter verwenden, vor allem bei älteren oder hoch wachsenden Bäumen. Teleskopaufsätze können helfen, ohne Leiter in größeren Höhen zu arbeiten.
  • Schnittführung: Führen Sie die Schnitte stets schräg etwa 5 Millimeter über einer Knospe oder einem Auge durch, damit Wasser ablaufen kann und die Knospe nicht fault.
  • Angemessenheit des Rückschnitts: Vermeiden Sie zu radikale Schnitte, insbesondere bei älteren Bäumen, da dies die Wurzeln und das gesamte Baumgleichgewicht schaden kann. Eine zu starke Kürzung führt oft zu kräftigem Neuaustrieb, dem sogenannten Wasserschossen, die regelmäßig entfernt werden müssen. Junge Bäume vertragen in der Regel stärkere Rückschnitte besser.
  • Zeit und Geduld: Planen Sie ausreichend Zeit für den Schnitt ein, insbesondere bei größeren und älteren Bäumen. Ein Verjüngungsschnitt sollte in mehreren Etappen und über Jahre hinweg erfolgen.
  • Beobachten und Anpassen: Nach dem Schnitt sollten Sie den Baum genau beobachten und bei Bedarf Korrekturen vornehmen. Diese Nacharbeiten sind entscheidend, um eine harmonische Baumstruktur zu erhalten.
  • Wundbehandlungen: Bei größeren Schnittwunden über 2 Zentimeter Durchmesser kann ein Wundverschlussmittel aufgetragen werden, um das Eindringen von Krankheiten und Schädlingen zu verhindern. Lassen Sie kleinere Wunden hingegen oft unverschlossen, da sie sich meist von selbst schließen.
  • Saisonaler Ansatz: Unterscheiden Sie zwischen Winter- und Sommerschnitt. Der Winterschnitt fördert das Wachstum und die Kronenstrukturierung, während der Sommerschnitt für eine bessere Lichtdurchlässigkeit und eine kontrollierte Aufrechterhaltung der Baumgröße sorgt.

Diese Hinweise helfen Ihnen, Ihre Obstbäume gesund und ertragreich zu halten. Durch regelmäßige Pflege und Aufmerksamkeit können Sie die Lebensdauer Ihrer Bäume deutlich verlängern und deren Fruchtqualität verbessern.

Bilder: agrofruti / Shutterstock