Obstbaum

Obstbaumschnitt: So gelingt es Ihnen Schritt für Schritt

Der richtige Obstbaumschnitt sichert die Gesundheit und den Ertrag Ihrer Bäume. Dieser Artikel erläutert die verschiedenen Schnittmethoden und gibt Tipps für die richtige Pflege.

Warum ist der Obstbaumschnitt notwendig?

Der Obstbaumschnitt ist entscheidend, um die Gesundheit und Produktivität Ihrer Obstbäume zu sichern. Durch den Schnitt wird die Baumkrone strukturiert, wodurch sie stabiler gegen Wind und die Last reifer Früchte wird. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Förderung der Durchlüftung und Lichtdurchlässigkeit innerhalb der Krone. Dies ermöglicht den Früchten eine bessere Sonneneinstrahlung, was ihre Qualität und Bekömmlichkeit erhöht.

Durch einen regelmäßigen Schnitt neigen Obstbäume nicht zum „Vergreisen“; ungeordnete Äste und geringere Erträge werden vermieden. Der korrekte Obstbaumschnitt verbessert zudem die Wundheilung und verringert das Risiko von Pilzbefall und anderen Krankheiten, da die Krone nach Regenschauern schneller trocknen kann.

Lesen Sie auch

Ein regelmäßiger Schnitt unterstützt das Gleichgewicht zwischen Wachstum und Fruchtertrag, indem dichte, schwache oder tote Äste entfernt werden. Diese Maßnahmen führen dazu, dass die Nährstoffe gezielt zu den fruchttragenden Teilen des Baumes geleitet werden, wodurch größere und qualitativ hochwertigere Früchte heranreifen. Letztlich kann der Schnitt dazu beitragen, Alternanz zu vermeiden und somit für eine kontinuierliche und ausgeglichene Ernte zu sorgen.

Wann ist der richtige Zeitpunkt für den Obstbaumschnitt?

Der optimale Zeitpunkt für den Schnitt Ihrer Obstbäume variiert je nach Art des Schnitts und der Baumart. Grundsätzlich gibt es zwei Hauptphasen für den Schnitt: den Winterschnitt und den Sommerschnitt, jeweils mit spezifischen Vorteilen und Anwendungsbereichen.

Winterschnitt: Dieser erfolgt während der Ruhephase der Bäume, in der Regel von November bis März, sofern die Temperaturen nicht unter -5 Grad Celsius fallen. Der Winterschnitt eignet sich besonders für Kernobst wie Apfel- und Birnbäume, da dieser Schnitt das Wachstum anregt und die Struktur des Baumes verbessert. Bei etablierten Obstbäumen wird er genutzt, um alte und kranke Äste zu entfernen und die Krone für eine gute Belüftung und Lichtdurchlässigkeit auszulichten.

Sommerschnitt: Der Sommerschnitt findet zwischen Juni und September statt. Er wird häufig bei Steinobst wie Kirschen und Pflaumen nach der Ernte durchgeführt. Der Hauptvorteil des Sommerschnitts liegt in der Wachstumsregulierung. Durch das Entfernen überflüssiger Triebe wird die Energie auf die Fruchtausbildung gelenkt und die Baumkrone bleibt weniger dicht. Dies ist besonders nützlich, um stark wachsende Bäume im Zaum zu halten.

Spezifische Obstbaumsorten

  • Äpfel und Birnen: Hoch- und Halbstämme werden traditionell im Winter beschnitten, während für eng gepflanzte Spindelbäume der Sommerschnitt vorteilhafter ist.
  • Kirschen: Der Schnitt erfolgt nach der Ernte im Sommer. Diese Zeit hilft, die Wunden schnell zu schließen und das Eindringen von Krankheiten zu verhindern.
  • Pfirsiche: Ein Schnitt unmittelbar vor der Blüte im Frühjahr ist optimal, da hierbei die Fruchtknospen gut sichtbar sind und gezielt geschnitten werden können.

Bei Pfirsichbäumen kann manchmal ein weiterer Schnitt im Herbst notwendig sein, um der Kräuselkrankheit vorzubeugen. Unabhängig von der Jahreszeit ist es wichtig, immer auf das spezifische Bedürfnis des Baumes und die vorherrschenden Wetterbedingungen zu achten. Achten Sie bei jedem Schnitt darauf, dass Ihre Werkzeuge sauber und scharf sind, um Verletzungen des Baumes zu vermeiden und eine schnelle Heilung zu fördern.

Welche Schnittmethoden gibt es?

Der Obstbaumschnitt umfasst mehrere Methoden, die je nach Lebensalter und Zustand des Baumes variieren. Diese Schnittmethoden unterstützen nicht nur das Wachstum, sondern fördern auch die Blüte und Fruchtbildung in einem ausgewogenen Verhältnis. Hier sind die wichtigsten Schnittmethoden, die je nach Entwicklungsstadium Ihres Obstbaums zur Anwendung kommen:

Pflanzschnitt: Gleich nach dem Pflanzen, auch bei einer Herbstpflanzung, erfolgt der Schnitt grundsätzlich im Frühjahr. Die Leittriebe werden auf eine einheitliche Länge gekürzt, was eine gleichmäßige Kronenbildung und starkes zukünftiges Wachstum fördert. Starkwüchsige Triebe sollten etwa um ein Drittel, schwächere bis zur Hälfte eingekürzt werden. Triebe unterhalb der künftigen Krone werden komplett entfernt.

Erziehungsschnitt: In den ersten Jahren nach der Pflanzung ist der Erziehungsschnitt entscheidend, um eine stabile und gut strukturierte Krone zu formen. Dabei werden störende, nach innen oder steil wachsende Triebe entfernt und Hauptäste so eingekürzt, dass eine gleichmäßige, pyramidenförmige Krone entsteht. Der senkrechte Leittrieb wird regelmäßig gekürzt, um die seitliche Verzweigung zu fördern.

Erhaltungsschnitt: Sobald Ihr Baum regelmäßig Früchte trägt, hält der Erhaltungsschnitt das Gleichgewicht zwischen Fruchtbildung und neuem Wachstum. Dabei werden senkrechte Wasserschosse, die stark zu Neuansätzen neigen, entfernt. Auch ältere, weniger produktive Astpartien werden abgeschnitten, um eine kontinuierliche Erneuerung des Fruchtholzes zu gewährleisten.

Verjüngungsschnitt: Bei stark vernachlässigten oder vergreisten Obstbäumen ist ein Verjüngungsschnitt notwendig. Hierbei lichtet man die Krone erheblich aus und entfernt stark überalterte Fruchtäste. Ziel ist es, die Vitalität des Baumes wiederherzustellen, indem man das Aufbrechen neuer Triebe fördert und somit die Baumstruktur erneuert. Diese neuen Wasserschosse sollten im Verlauf der Saison schrittweise entfernt werden.

Durch den gezielten Einsatz dieser Schnittmethoden sichern Sie nicht nur eine harmonische und gut durchlüftete Baumkrone, sondern fördern auch die langfristige Gesundheit und Produktivität Ihrer Obstgehölze. Achten Sie darauf, stets scharfes und sauberes Werkzeug zu verwenden, um Verletzungen des Baums zu minimieren und eine schnelle Wundheilung zu gewährleisten.

Wie schneidet man die verschiedenen Obstarten?

Jede Obstart erfordert spezifische Schnitttechniken, um optimale Erträge und gesunde Bäume zu gewährleisten. Hier finden Sie eine Übersicht, wie Sie die gängigsten Obstarten richtig schneiden:

Äpfel und Birnen

Hoch- und Halbstämme werden im Winter beschnitten, um die Krone zu formen und die Fruchtqualität zu verbessern. Bei niedriger wachsenden Spindelbäumen hat sich der Sommerschnitt bewährt, um das Wachstum zu regulieren und zu dichte Fruchttriebe zu entfernen.

Süßkirschen

Beim Schnitt von Süßkirschen geht es darum, eine lockere Rundkrone zu erhalten. Nach der Erziehungsphase genügt eine jährliche Auslichtung der Krone, um die Belüftung zu fördern und Pilzkrankheiten vorzubeugen. Bei älteren Bäumen können Sie den Umfang der Krone auch behutsam verkleinern.

Pflaumen, Mirabellen und Renekloden

Diese Steinobstarten profitieren von einem regelmäßigen, jedoch moderaten Schnitt. Vermeiden Sie starke Einschnitte, um die Bäume nicht zu schwächen. Entfernen Sie jährlich überflüssige und sich kreuzende Triebe, um die Baumstruktur zu erhalten und die Fruchtqualität zu sichern.

Pfirsiche und Aprikosen

Diese Obstarten neigen dazu, schnell zu vergreisen und benötigen daher einen stärkeren Rückschnitt, um neues Fruchtholz zu fördern. Der ideale Zeitpunkt für den Erziehungsschnitt ist im Frühjahr kurz vor der Blüte, wohingegen der Erhaltungsschnitt nach der Ernte im Sommer durchgeführt wird.

Sauerkirschen

Sauerkirschen müssen jährlich ausgelichtet werden, um das Wachstum neuer Fruchttriebe anzuregen und die Kronenstruktur zu erhalten. Dies beugt der Vergreisung vor und gewährleistet eine kontinuierliche Ernte.

Durch die Anpassung Ihrer Schnittmethoden an die jeweilige Obstart und deren spezifische Bedürfnisse, können Sie die Gesundheit und Produktivität Ihrer Obstbäume nachhaltig verbessern. Achten Sie darauf, stets scharfes und sauberes Werkzeug zu verwenden, um den Baum so wenig wie möglich zu verletzen und eine schnelle Wundheilung zu fördern.

Worauf sollte man beim Obstbaumschnitt achten?

Beim Obstbaumschnitt gibt es verschiedene Aspekte, die für den langfristigen Erfolg und die Gesundheit Ihrer Bäume entscheidend sind. Hier sind einige wichtige Punkte, die Sie berücksichtigen sollten:

  • Unterschiedliche Bedürfnisse der Baumarten: Jede Obstart hat spezifische Anforderungen und erfordert angepasste Schnitttechniken.
  • Vermeidung radikaler Schnitte bei alten Bäumen: Starke Rückschnitte können das breit gefächerte Wurzelwerk schädigen und das Absterben des Baumes begünstigen.
  • Etappenweiser Verjüngungsschnitt: Bei Bedarf sollten Verjüngungsschnitte in mehreren Etappen durchgeführt werden, um übermäßigen Stress für den Baum zu vermeiden.
  • Beachtung der physiologischen Baumprozesse: Seitentriebe sollten an der knospennahen Wurzel geschnitten werden, und höherstehende Triebe häufiger zurückgeschnitten werden, um ausgewogenes Wachstum zu fördern.
  • Verwendung geeigneten Werkzeugs: Hochwertige, scharfe und saubere Werkzeuge minimieren Verletzungen und fördern eine schnelle Wundheilung. Verwenden Sie verschiedene Werkzeuge je nach Triebstärke.
  • Planung und Sicherheit: Sichern Sie sich stabile Arbeitsbedingungen mit gutem Werkzeug und geeigneten Leitern. Teleskopaufsätze können nützlich sein, wenn keine Leiter zur Hand ist.
  • Beobachtung und Korrektur: Nach dem Schnitt sollte der Baum genau beobachtet werden, um bei Bedarf Korrekturen vorzunehmen.
  • Schnitt in gemäßigten Temperaturen: Vermeiden Sie das Schneiden bei extremen Temperaturen, insbesondere unter -5 Grad Celsius.
  • Vermeidung des Schnittes bei Nässe: Schneiden Sie Ihre Obstbäume nicht bei Nässe, um das Eindringen von Pilzerkrankungen zu verhindern.

Indem Sie diese Punkte beachten, tragen Sie wesentlich zur Gesundheit und Produktivität Ihrer Obstbäume bei und sichern sich langfristig eine reiche Ernte.

Bilder: agrofruti / Shutterstock