Obstbaum

Apfel, Birne, Kirsche: Schnittpflege für eine üppige Ernte

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In der Schnittpflege von Obstbäumen unterscheiden Gärtner nach Winter- und Sommerschnitt. Regelmäßige Schnittmaßnahmen garantierten für eine verschwenderische Blüte und viele saftige Früchte. Der Zeitpunkt ist ebenso wichtig, wie die Schnittführung. Dieses Tutorial ist gespickt mit fundierten Anleitungen, wann und wie Sie Obstbäume vorbildlich schneiden.

Wie Obstbäume zu schneiden sind, hängt maßgeblich von deren Alter ab
AUF EINEN BLICK
Wann und wie sollte man Obstbäume schneiden?
Obstbäume richtig zu schneiden fördert ihre Gesundheit und Fruchtbarkeit. Kernobst wie Apfel und Birne sollten im Spätwinter (Februar) alle 2-5 Jahre geschnitten werden, während Steinobst wie Kirsche und Pflaume im Sommer oder Herbst nach der Erntealle 1-2 Jahre einen Schnitt benötigt.

Kernobst und Steinobst – Schnittarten und Termine

Für den perfekten Schnitt an Kernobstbäumen hat sich ein Termin im Spätwinter durchgesetzt. Im Februar geht es daher hoch her in den Kronen von Apfel, Birne und Quitte, wenn sich Gärtner dem abgetragenen und zukünftigen Fruchtholz widmen. Gut erzogenes Kernobst kommt mit einem Schnitt alle 2 bis 5 Jahre ausgezeichnet zurecht. Steinobst spricht besser an auf einen Sommerschnitt, wahlweise in Verbindung mit der Ernte oder nach dem Laubfall im Herbst. Keine Regel ohne Ausnahme gilt auch für den Obstbaumschnitt, wie Kirsche, beweisen. Wichtige Schnittarten und empfehlenswerte Termine bringt folgende Tabelle auf den Punkt:

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Schnittart Ziel/Anlass bester Termin
Kernobst Erhaltungsschnitt Fruchtbarkeit von Kernobst begünstigen alle 2 bis 5 Jahre im Februar
Steinobst Erhaltungsschnitt Vitalität, Gesundheit und Ertragskraft erhalten alle 1 bis 2 Jahre im Sommer oder Herbst nach der Ernte
Sonderfall: Süßkirsche neues Fruchtholz fördern alle 4 bis 5 Jahre im Sommer nach der Ernte

Geht ein Obstbaumschnitt weit über Pflege und Erhaltung hinaus, hat das Bundesnaturschutzgesetz bei der Terminwahl das Sagen. Zum Schutz unserer massiv bedrohten Vogelwelt sind radikale Gehölzschnitte untersagt vom 1. März bis 30. September. Zurückhaltende Schnittmaßnahmen dürfen während der Schonfrist durchgeführt werden, sofern sich im Geäst keine Vogelnester befinden.

Kernobst im Februar schneiden

Hauptaufgabe eines Erhaltungsschnitts besteht darin, die Fruchtbarkeit und Fruchtqualität zu fördern. Eine lichtdurchflutete Krone ist ebenso wichtig, wie junge Seitentriebe mit schräg-waagerechter Ausrichtung. Die besten Äpfel, Birnen und Quitten ernten Sie an sonnenverwöhnten Fruchtzweigen, die maximal halb so dick sind, wie der Haupttrieb. Wie untenstehende Abbildung illustriert, muss jetzt alles Holz weichen, das Gerüsttriebe und Fruchtholz beeinträchtigt. So schneiden Sie richtig:

  • Alle Konkurrenztriebe zu Mitteltrieb und Leitästen entfernen
  • Senkrechte Triebe auf den Astoberseiten (Wasserschosse) abreißen oder abschneiden
  • Abgestorbene, schwache, beschädigte und ins Innere der Krone gerichtete Zweige herausschneiden
  • Zu lange, stark verästelte Gerüsttriebe zurückschneiden auf eine nach außen gerichtete Knospe

Im letzten Arbeitsschritt widmen Sie sich dem kostbarsten Schatz einer Obstbaumkrone, dem Fruchtholz. Die süße Last vergangener Jahre hat ihre Spuren hinterlassen. Erschöpfte Fruchttriebe sind gut zu erkennen am tief herabhängenden Wuchs. Wählen Sie hinter dem Scheitelpunkt einen vitalen Seitentrieb aus, um das abgetragene, überalterte Holz an dieser Stelle abzuschneiden. Die bewährte Schnitttechnik dient als lokale Verjüngung und wird in Gärtnerkreisen als Ableitungsschnitt bezeichnet.

Sie haben alles richtig gemacht, wenn sich Ihr Kernobstbaum mit einer lichten Krone präsentiert. Idealerweise können Sie, gemäß bewährter Gärtner-Regel „durch einen geschnittenen Apfelbaum einen Hut werfen und wieder auffangen“. Wörtlich nehmen müssen Sie die Weisheit nicht, obschon ein wahrer Kern enthalten ist. Eine luftige Krone resultiert in einer minimalen Anfälligkeit für Pilzinfektionen und lässt größere, saftigere Früchte reifen.

Kernobst schneiden

Nach 2 bis 5 Jahren hat sich das Fruchtholz in Kernobst verausgabt. Mit einem umfassenden Erhaltungsschnitt machen Sie den Weg frei für junge Fruchttriebe. Totholz, Wasserschosse und ungünstige Äste werden entfernt. Abgetragenes, tief herabhängendes Fruchtholz wird verjüngt durch die Ableitung auf einen weiter innen stehenden Seitentrieb.

Tipp

Älteres Kernobst profitiert von einem ergänzenden Schnitt im Juli. Schneiden Sie alle Steiltriebe und Blätter ab, die Schatten werfen auf Äpfel, Birnen oder Quitten. Wildtriebe reißen Sie ab. Sitzen zu viele Fruchtanlagen auf den Ästen, dünnen Sie die Früchte aus. Beschädigte und mickrige Exemplare brechen Sie ab. Die vielversprechendsten Früchte sollten sich in einem Abstand von mindestens 3 Zentimetern befinden, um auszureifen in Premium-Qualität.

Steinobst im Sommer schneiden

Traditionell wird Steinobst im Sommer geschnitten, weil das Holz anfälliger ist für Krankheiten und Fäulnis. Steht ein Obstbaum voll im Saft, kann er Schnittwunden schneller verschließen und pathogene Erreger besser abwehren. Pflaumen, Zwetschgen und Sauerkirschen verschneiden Sie wahlweise zeitgleich mit der Ernte oder nach dem Laubfall im Herbst. Obschon sich die Schnittführung gegenüber Kernobst nicht markant unterscheidet, sind folgende Aspekte beim Schneiden von Steinobst zu beachten:

  • Beim Sommerschnitt Triebe mit rund geformten Blütenknospen nicht verschneiden
  • Herabhängendes, altes Fruchtholz ableiten auf einen zweijährigen Seitentrieb garniert mit Blütenknospen
  • Zu starkes Fruchtholz (fast so dick, wie der Leitast) zurückschneiden auf 10 bis 20 cm lange Zapfen
  • Ungünstige, abgestorbene Zweige einkürzen auf 5 cm kurze Stummel
  • Diesjährige, unverzweigte Langtriebe mit mehr als 20 cm Länge um ein Drittel einkürzen

An einigen der beliebtesten Sauerkirschen blühen und fruchten primär die einjährigen Triebe. Schattenmorelle und daraus hervorgegangene Sorten sollten aus diesem Grund jedes Jahr geschnitten werden. Ziel der Schnittführung ist, dass auf je 10 Zentimeter Leitast-Länge nicht mehr als drei einjährige Triebe stehen mit einer Länge von 20 bis 30 Zentimetern. Schneiden Sie nach der Ernte abgetragene Zweige kräftig zurück auf zwei Knospen oder einen inneren Seitentrieb. Daraus sprießen im selben Jahr frische Fruchtholz-Triebe, die im nächsten Frühling erblühen und anschließend fruchten.

Hintergrund

Saftwaage beachten

Zu den wichtigsten Prämissen im Obstbaumschnitt ist die Beachtung der Saftwaage. Die klassische Obstbaumkrone ist pyramidal geformt mit einem durchgehenden, dominanten Mitteltrieb und drei bis vier seitlichen Leitästen. Ein gleichmäßiges Wachstum ist nur dann sichergestellt, wenn sich die Spitzen der Leitäste auf gleicher Höhe befinden. Der Mitteltrieb überragt seine Leitäste um 15 bis 20 Zentimeter, sodass sich ein gedachter Winkel von 90° bis 120° formiert. Untenstehende Abbildung zeigt am Beispiel der Erziehung am Apfelbaum, wie das Kronengerüst idealerweise aufgebaut und erhalten werden sollte.

Steinobst Rückschnitt

Erziehen Sie einen Obstbaum mit pyramidaler Krone aus Mitteltrieb und drei bis vier Leitästen. Gemeinsam bildet das Gerüst einen Winkel von 90° bis 120°. Die Leitäste befinden sich in Saftwaage.

Süßkirsche selten schneiden

Wenn an Kernobst oder Sauerkirsche das Fruchtholz längst erschöpft ist, erstrahlt die Süßkirsche immer noch mit verschwenderischer Blütenpracht und saftigen Früchten. Am Kirschbaum hat ein Schnitt folglich Seltenheitswert. Vollkommen streichen sollten Sie die Schnittpflege dennoch nicht. In Intervallen von vier bis fünf Jahren profitieren Süßkirschen davon, wenn Sie Totholz auslichten und Fruchtholz verjüngen. So machen Sie es richtig:

  • Bester Schnittzeitpunkt ist im Sommer, unmittelbar nach der Ernte
  • Ungünstig wachsende, abgestorbene und kahle Triebe auslichten
  • Herabhängende Äste mit mehr als 5 cm Durchmesser ableiten auf einen gesunden Seitentrieb
  • Dicke, alte Äste entfernen auf Zapfen mit 10 bis 20 cm Länge

Das kostbarste Gut einer Süßkirsche sind Kurztriebe, reich garniert mit dicken Blütenknospen. In Gärtnersprache wird das ergiebige Fruchtholz als Buketttrieb bezeichnet und bleibt von der Schere verschont. Ansonsten spricht nichts gegen ein beherztes Schneiden in der Kirschbaumkrone. Ein sachkundiger Erhaltungsschnitt hinterlässt eine nahezu leergefegte Krone. Das ist kein Grund zur Sorge. Im Gegenteil wird der Schnittaufwand belohnt mit einer üppig blühenden und reich tragenden Süßkirsche in den folgenden Jahren, bis das nächste Mal ein Erhaltungsschnitt auf dem Pflegeprogramm steht.

Exkurs

Steile Triebe fruchten nicht

Ein straff aufrechter Trieb wächst kräftig in die Höhe, weil hier das Wachstumsgesetz der Spitzenförderung wirkt. Im Gegenzug dämpft das massive Höhenwachstum die Fruchtbarkeit. Erst in schräger bis waagerechter Position lässt der Saftdruck nach, damit sich Blüten bilden können. Das impliziert nicht, dass jeder Steiltrieb weichen muss. Befindet er sich an einer vorteilhaften Position im Kronengerüst, binden Sie den Trieb herunter, beschweren ihn mit Gewichten oder regulieren mit Spreizhölzern die Wuchsrichtung.

Häufig gestellte Fragen

Warum sollten Obstbäume geschnitten werden? Kann ich Apfel, Birne oder Kirsche nicht einfach wachsen lassen?

Wichtigstes Ziel der Schnittpflege an Obstbäumen ist die Förderung von Fruchtholz. Es gilt, diejenigen Triebe vital und sonnenverwöhnt zu halten, die Blüten und Früchte tragen. Mehrheitlich legen Obstbäume die Blütenanlagen im Vorjahr an. Das beste Fruchtholz an Pfirsich oder Sauerkirsche steht an einjährigen Zweigen. Apfel und Birne tragen Früchte überdies an zwei- und dreijährigen Trieben. Ohne einen regelmäßigen Schnitt ist eine Obstbaumkrone spätestens nach vier bis fünf Jahren überaltert und trägt keinen nennenswerten Fruchtbehang mehr.

Zur Zeit lege ich einen naturnahen Garten an mit drei bis vier Obstbäumen. Diese Bäume möchte ich im Einklang mit der Natur pflegen und so wenig, wie möglich schneiden. Wie gelingt das, ohne auf einen reichen Ernteertrag zu verzichten?

Obstbäume entwickeln einen malerischen und natürlichen Habitus, wenn sie in den ersten Jahren wenig geschnitten werden. Kleinere Eingriffe stören das Wachstum nicht, sondern wirken sich vorteilhaft aus auf eine lichtdurchflutete Kronenform mit zahlreichen Blüten und Früchten. Ein Pflanz- und Erziehungsschnitt sind durchaus im Einklang mit der Natur. In späteren Jahren ist jeder Schnitt an Obstbäumen eine Gratwanderung zwischen Optimierung der Ernte und Holzschädigung. Wenn Sie für einen Obstbaum den Standort planen, sollte er so großzügig bemessen sein, dass sich die Krone frei entfalten kann, ohne dass Schnittmaßnahmen für eine Verkleinerung erforderlich sind. Dank dieser Voraussicht reduziert sich die Schnittpflege auf einen gelegentlichen Fruchtholzschnitt am Apfel- oder Kirschbaum alle drei bis fünf Jahre.

Sind alle Obstbäume selbstfruchtbar?

Die meisten Obstsorten sind nicht selbstfruchtbar. Sie tragen erst dann saftige Früchte, wenn eine andere Sorte ihre genetischen Informationen in Form von Pollen beiträgt. Moderne Züchtungen werden mitunter als selbstfruchtbar deklariert, was indes bei Gärtnern für Enttäuschung sorgt über einen kärglichen Ernteertrag. Für die Pflanzung von Obstbäumen hat sich in der Gartenpraxis bewährt, mindestens zwei Sorten in räumlicher Nähe anzusiedeln, die sich gegenseitig befruchten.

Stimmt es, dass man Obstbäume nicht bei Frost schneiden darf?

Es hat sich als Irrglaube herausgestellt, dass ein Rückschnitt bei Frost an Obstbäumen Schaden anrichtet. Dank intensiver Feldversuche durch erfahrene Experten wissen wir heute, dass Gehölzschnitt bis – 5 Grad Celsius ohne Weiteres möglich ist. Erst wenn das Thermometer tiefer fällt, sollten Sie mit Vorsicht an einen Schnitt herangehen. Groß ist die Gefahr, dass Triebe einreißen oder abbrechen, weil das kalte Holz spröde ist.

Welche Sägen- und Scherentypen sind für den Schnitt an Obstbäumen zu empfehlen?

Für den Baumschnitt perfekt geeignet sind zwei Sägentypen: handliche Klappsägen (65,00€ bei Amazon*) und flexible Bügelsägen mit verstellbarem Sägeblatt. Klappsägen, auch bekannt als Japansägen, meistern den Schnitt an schwer zugänglichen Ästen auf Zug. Bügelsägen punkten mit präziser Schnittführung auf Astring, weil sich das Sägeblatt individuell einstellen lässt. Unter den Scheren wetteifern ebenfalls zwei Typen um die Gunst des Gärtners. Bypass-Scheren arbeiten mit zwei scharfen Klingen, die aneinander vorbeilaufen. Amboss-Scheren funktionieren mit einer geraden, scharfen Schneide, die auf ein stumpfes Gegenstück gepresst wird. Für den Schnitt am lebenden Holz überzeugt die Bypass-Mechanik. Für den Schnitt harter, trockener Äste hat sich die Amboss-Mechanik bewährt.

Die 3 häufigsten Schnittfehler

Verweigert ein Obstbaum die ersehnte Blütenpracht und saftigen Früchte, ist dem Gärtner ein Schnittfehler passiert. Damit Sie sich gegen typische Schadbilder an Obstbäumen wappnen, nennt folgende Tabelle drei Kardinalfehler beim Namen und gibt Tipps für die Vorbeugung:

Schnittfehler Schadbild Vorbeugung
nie geschnitten vorzeitige Vergreisung, mickriger Ernteertrag zumindest alle 3 bis 4 Jahre schneiden
zu steile Kronenäste dicht verzweigte Krone ohne wertvolle Fruchtholz Leitäste erziehen in einen idealen Winkel von 45° bis 90° zum Stamm
dicke Äste nicht auf Astring oder Zapfen abgeschnitten Ausbreitung von Holzfäulnis mehr als armdicke Äste vor dem Astring oder mit 10-cm-Zapfen absägen

Ein häufiger Fauxpas unterläuft Gärtnern, noch bevor der erste Schnitt ausgeführt wird. Die Rede ist von unsauberen Klingen und Sägeblättern. Statistische Erhebungen haben bewiesen, dass die häufigste Ursache für Krankheiten und Schädlingen an Obstbäumen auf verunreinigtes Schneidwerkzeug zurückzuführen ist. Pathogene Erreger nutzen die Schneiden als Transportmittel unmittelbar in die Leitungsbahnen der beschnittenen Triebe. Versäumen Sie es bitte nicht, vor jedem Schneiden das Werkzeug zu reinigen und penibel zu desinfizieren.

Tipp

Der perfekte Obstbaumschnitt läuft ins Leere, wenn es an fleißigen Insekten als Bestäuber mangelt. Um Bienen, Hummeln, Schwebfliegen und andere Nützlinge anzulocken, sollte der Garten einladend gestaltet sein. Frühe Blütensträucher, wie die Kornelkirsche, bieten Nahrung satt. Insektenhotels und mit Holzwolle gefüllte Blumentöpfe laden zum Verweilen und die Brutpflege ein. Lassen Sie morsche Baumstämme und Laubhaufen liegen als begehrte Rückzugsorte. Natürlich sind im Insekten-freundlichen Garten giftige Pestizide und Kunstdünger verpönt.