Schnitttechniken für Gehölze: Worauf kommt es an?
Die erfolgreiche Schnittpflege an Zier- und Obstbäumen hängt von einer sorgfältigen und wohlüberlegten Schnittführung ab. Dieser Leitfaden erläutert praxisbezogen, wo und wie Sie Schere oder Säge ansetzen, damit die Pflanze munter weiterwächst und Schnittwunden schneller heilen. Lernen Sie hier die wichtigsten Schnitt-Techniken kennen mit nachvollziehbaren Kurzanleitungen.
An Knospen schneiden – so machen Sie es richtig
Zum kleinen Einmaleins der Schnitt-Technik gehört der Schnitt an Knospen. Sind Sie mit dieser Technik vertraut, erledigen Sie die wichtigsten Schnittarten im Hausgarten mit Bravour. Wie die Bezeichnung bereits andeutet, stehen die Knospen der Pflanze im Fokus. Damit sich das Wachstum wunschgemäß fortsetzt, darf die Knospe weder verletzt noch von einem langen Stummel überragt werden. So machen Sie es richtig:
- 3 bis 5 Millimeter über einer Knospe schneiden
- Leicht schräg vom Auge wegschneiden
- Mit der freien Hand den Trieb abstützen
Untenstehende Abbildung zeigt drei häufige Fehler und die korrekte Schnitt-Technik.
Auf Astring schneiden – so gelingt es
Im Astring befindet sich wertvolles Teilungsgewebe (Kambium), das sich in Kallus verwandelt und Schnittwunden überwallt. Eine der wichtigsten Schnitt-Techniken in der Gehölzpflege zielt darauf ab, den Astring nicht zu verletzen oder durch einen langen Stummel in Bedrängnis zu bringen.
Setzen Sie die Säge oberhalb der wulstartigen Verdickung an, die den Astring markiert. Sägen oder schneiden Sie nunmehr leicht schräg in Richtung unten und außen. Zum guten Schluss glätten Sie die Wundränder mit einem Messer oder einer Hippe. Bestreichen Sie die Schnittwunde bitte nicht mit Baumwachs, damit das Wundholz seine Aufgabe ohne eine Blockade erfüllen kann.
Zapfenschnitt macht unwillige Gehölze munter – so geht’s
Der Zapfenschnitt beweist, dass auch Schnitt-Techniken nicht ohne eine Ausnahme auskommen. Damit widerspenstige Gehölze, wie Rhododendren, Azaleen und verschiedene Kernobstarten nach einem Schnitt ins alte Holz wieder austreiben, gibt es den Zapfenschnitt. So wenden Sie die Schnitt-Technik fachkundig an:
- Trieb zurückschneiden bis auf einen 5 bis 10 Zentimeter langen Zapfen mit seitlichem Trieb oder Blatt
- Wo kein Trieb oder Blatt vorhanden, auf Zapfen mit schlafendem Auge schneiden
Untenstehende Abbildung dokumentiert den Zapfenschnitt an Kernobst. Je dicker der zu entfernende Trieb, desto länger darf der Zapfen sein. Ein seitlicher Trieb oder ein Blatt verhindern, dass der Zapfen eintrocknet. Zugleich stellen die Pflanzenteile sicher, dass weiterhin Wasser und Nährstoffe zugeführt werden. In der nächsten Saison treibt die Pflanze an dieser Stelle aus und die Reste des nunmehr eingetrockneten Zapfens können entfernt werden.
Alte, dicke Äste etappenweise schneiden – Schritt-für-Schritt-Anleitung
Wenn Sie dicke, alte Äste entfernen, besteht die Gefahr, dass sie während des Schneidens abbrechen und eine große Wunde verursachen. Diesem Schaden beugen Sie vor, indem Sie etappenweise vorgehen. Die folgende Anleitung erklärt die vorbildliche Schnitt-Technik Schritt für Schritt:
- Die Säge im Abstand von 40 bis 50 Zentimetern von der eigentlichen Schnittstelle von unten ansetzen
- Den Ast maximal bis zur Mitte ansägen
- Säge herausziehen und ein Stück weit nach links oder rechts von oben ansetzen
- So lange sägen, bis der Ast abbricht
Dieser Schnitt-Technik ist zu verdanken, dass der Stamm oder Haupttrieb unverletzt bleibt. Den verbliebenen Aststumpf schneiden Sie auf Astring ab, während sie ihn mit der freien Hand abstützen.
Tipp
Die perfekte Schnitt-Technik führt nur dann zum Ziel, wenn Sie scharfe, saubere Klingen und Sägeblätter verwenden. Reinigen und desinfizieren Sie das Werkzeug vor und nach jedem Einsatz, damit Sie keine pathogenen Erreger auf Ihre Gehölze übertragen. Mindestens einmal pro Saison sollten Sie die Scherenklingen schärfen und stumpfe Sägeblätter austauschen.