Kiwi richtig schneiden: Tipps & Tricks für üppige Erträge
Der eigene Anbau erfrischender Kiwi wird zum Erfolgsprojekt, wenn sich ein Gärtner auskennt in der richtigen Schnittpflege. Damit die fernöstliche Schlingpflanze im Frühling prächtig blüht und im Herbst eine reiche Ernte beschert, sollten Sie Ihre Kiwi gekonnt erziehen und zweimal jährlich verschneiden. Das gilt für selbstfruchtende Sorten und als gemischtes Doppel gleichermaßen. Praxisorientierte Anleitungen mit nützlichen Tipps & Tricks können Sie in diesem Tutorial nachlesen.
Kiwi schneiden – Schnittarten und Termin
Kiwis gedeihen als linkswindende Schlingpflanzen mit einem Jahreszuwachs von bis zu 100 Zentimetern. Eine strategische Erziehung am Spalier ist ebenso unabdingbar für eine reiche Ernte, wie ein zweimaliger Schnitt im Jahr. Kiwi-Pflanzen blühen und fruchten an langen, diesjährigen Trieben. Fruchtende Langtriebe entsprießen den vorjährigen Kurztrieben, die wiederum von einem dauerhaften Gerüst getragen werden. Mit welchen Schnittarten Sie eine Kiwi richtig pflegen, fasst folgende Tabelle zusammen:
Schnittart | Ziel/Anlass | bester Termin |
---|---|---|
Erziehungsschnitt | optimaler Aufbau am Spalier | 1. und 2. Jahr im Frühjahr und Sommer |
Sommerschnitt | Ernteertrag verbessern, Fruchtholz fördern | ab 3. Jahr im Sommer |
Frühjahrsschnitt | altes Fruchtholz auslichten, Wachstum regulieren | ab 4. Jahr im Frühjahr |
Kiwi vorbildlich erziehen
Kiwi-Pflanzen sind angewiesen auf eine stabile Rankhilfe. Wenig Aufwand bereitet ein Drahtspalier an der Südwand des Hauses. Spannen Sie waagerecht drei dicke Drähte im Abstand von jeweils 50 bis 80 Zentimetern auf. Den untersten Draht befestigen Sie in einer Höhe von 80 Zentimetern. Gut bewährt hat sich ein Wandabstand von 7 bis 8 Zentimetern. In den ersten beiden Jahren widmet sich die Schnittpflege einer übersichtlichen und ertragreichen Erziehung. So machen Sie es richtig:
Erziehung erstes Jahr
- Im Frühjahr nach der Pflanzung den kräftigsten Trieb als Haupttrieb auswählen
- Haupttrieb zurückschneiden um ein Drittel oder die Hälfte kurz über einer unbeschädigten Knospe
- Alle übrigen Bodentriebe (falls vorhanden) am Ansatz abschneiden
- Aus dem Haupttrieb wachsende Seitentriebe waagerecht am Spalier anbinden
Im ersten Jahr erziehen Sie Ihre Kiwi mit einem Gerüst aus Haupttrieb und Seitentrieben, die Sie zu beiden Seiten waagerecht an den Drähten anbinden. Schneiden Sie die gerüstbildenden Ranken erst dann zurück, wenn sie das Ende des Spaliers erreicht haben.
Erziehung zweites Jahr
Im zweiten Jahr bilden sich an den waagerechten Leitästen die ersten Seitentriebe. Diese werden ab dem dritten Jahr fruchtende Langtriebe hervorbringen. Beschneiden Sie ersten Seitentriebe während des Sommers mehrmals auf eine Länge mit vier bis sechs Blättern. Der daraus resultierende Saftstau leistet einen wertvollen Beitrag zur späteren Verzweigung mit Fruchtholz.
Hintergrund
Waagerechte Gerüsttriebe profitieren von Wachstumsgesetz
Sommerschnitt optimiert Ernteertrag
Im dritten Standjahr mündet die Schnittpflege von der Erziehung in die Erhaltung. Mit Beginn der Wachstumsperiode bilden sich erste Fruchttriebe, die in den inneren vier oder fünf Blattachseln die ersehnten Blütenknospen tragen. Den langen Fruchtranken widmet sich der sommerliche Rückschnitt. So gehen Sie sachkundig vor:
- Langtriebe einkürzen bis auf 4 Blätter hinter der letzten Blütenknospe
- Im selben Sommer aus der Schnittstelle entstehende Verzweigungen mit der Hand ausbrechen
- Verlängerungen an den Leitästen zurückschneiden auf 150 bis 200 Zentimeter und erneut anbinden
Im Sommer nicht verschnitten werden junge, diesjährige Triebe, die entlang der waagerechten Gerüstäste austreiben. Hierbei handelt es sich um neue Kurztriebe, die im kommenden Jahr das wertvolle, lange Fruchtholz bilden.
Frühjahrsschnitt fördert Fruchtholz
Beim Frühjahrsschnitt stehen abgetragene, befrorene und abgestorbene Triebe im Zentrum der Aufmerksamkeit. Ein beherzter Rückschnitt sorgt für Ordnung und macht den Weg frei für frische Langtriebe, die in diesem Jahr blühen und fruchten werden. So absolvieren Sie einen vorbildlichen Frühjahrsschnitt an Ihrer Kiwi:
- Leergepflückte Fruchtruten zurückschneiden auf 5 cm kurze Stummel
- Befrorene Zweige zurückschneiden bis ins gesunde Holz
- Totholz auf Astring abschneiden
- Letztjährigen Zuwachs an den Gerüsttrieben zurückschneiden und erneut anbinden
- Zu dicht wachsende Zweigpartien ausdünnen, damit künftige Fruchtranken im Sommer nicht beschattet werden
- Vorjährige Kurztriebe nicht schneiden
Wie untenstehende Abbildung illustriert, schneiden Sie abgetragenes Fruchtholz nicht vollständig ab. Den kurzen Zapfen obliegt die Aufgabe, aus schlafenden Augen zu verzweigen und auf diesem Weg neue Kurztriebe zu bilden.
Exkurs
Achillesferse Kurztriebe – Schutz gegen Spätfröste ist Trumpf
An einer Kiwi entstammt das diesjährige Fruchtholz den Kurztrieben des Vorjahres. Das macht die kurzen Triebe anfällig für verspätete Fröste im April und Mai. Im Ernstfall treiben entweder überhaupt keine fruchtenden Langtriebe aus oder es wachsen Langtriebe ohne Blütenanlagen. Alle Bemühungen um eine sachkundige Schnittpflege sind dann Makulatur – zumindest für den diesjährigen Ernteertrag. Behalten Sie den Wetterbericht im Auge. Verkünden Meteorologen nächtliche Temperaturen unter dem Gefrierpunkt, umhüllen Sie Ihre Kiwi-Pflanze mit einem Vlies. Das bewahrt die wertvollen Kurztriebe mit den angelegten Knospen vor Erfrierungen.
Häufig gestellte Fragen
Sind Kiwi-Pflanzen selbstfruchtbar?
Mehrheitlich gedeihen Kiwi-Sorten als zweihäusige Pflanzen. Das bedeutet konkret, dass sich an getrennten Pflanzen männliche oder weibliche Blüten bilden. Eine weibliche Kiwi kann nur dann fruchten, wenn ihre Blüten durch männliche Pollen befruchtet werden. Neuere Züchtungen sind selbstfruchtbar, wie die bekannten Kiwi-Sorten ‚Solo‘ oder ‚Jenny‘, weil sie männliche und weibliche Blüten tragen. Der Ertrag ist freilich deutlich höher, wenn sich eine weitere männliche Pflanze in räumlicher Nähe befindet.
Im vergangenen Jahr habe ich eine selbstfruchtende Kiwi-Sorte gepflanzt, die bereits im Pflanzjahr Früchte getragen hat. Mit einem Durchmesser von 2,5 Zentimetern sind die Beeren sehr klein. Was kann ich tun, damit die Früchte größer werden?
Damit eine Kiwi-Pflanze große Früchte trägt, kommt es an auf einen sonnigen, warmen Standort sowie ein locker-luftiges, lichtdurchflutetes Wachstum. Verschneiden Sie die Schlingpflanze im Frühjahr und Sommer, um das Wachstum von Fruchtholz zu fördern. Ergänzend empfehlen wir von April bis Juli eine organische Nährstoffversorgung mit Kompost (12,00€ bei Amazon*) und Hornspänen im Beet oder flüssigem Beerendünger im Kübel. Ende Juli endet die Gabe von Dünger mit einem Kalium-betonten Herbstdünger, wie Kalimagnesia oder Patentkali.
Seit zwei Jahren steht meine Kiwi an einem nicht optimalen Standort. Kann ich die Kiwi jetzt im Oktober umpflanzen?
Kiwi-Pflanzen sind beheimatet in Asien und können sich nicht auf den Heimvorteil mitteleuropäischer Obstgehölze verlassen. Es daher ratsam, mit dem Standortwechsel bis zum nächsten Frühjahr abzuwarten. Die Pflanze ist am jetzigen Standort ausreichend verwurzelt, um den Winter zu überstehen. Im März oder April können Sie die Kiwi dann umpflanzen. Ein Rückschnitt um die Hälfte erleichtert das Anwachsen.
Kann ich eine Kiwi am Rosenbogen kultivieren?
Das ist sehr gut möglich. Wichtig zu beachten ist ein sonniger, warmer und windgeschützter Standort. Leiten Sie die Ranken am Rosenbogen entlang und binden den Zuwachs regelmäßig an.
Unsere Kiwi ‚Jenny‘ ist 5 Jahre alt und hat in diesem Jahr zum ersten Mal üppig geblüht. Leider hat die Pflanze alle Blüten abgeworfen? Woran liegt das?
Die häufigsten Ursachen für den Abwurf von Blüten sind Spätfrost, Trockenheit und Kaliummangel. Versorgen Sie Ihre Kiwi mit Spezialdünger dessen NPK-Formulierung hinweist auf einen hohen Gehalt an Phosphor und Kalium, wie Terrasan Bio-Beerendünger mit NPK 7+8+12. Achten Sie bitte auf eine gleichmäßige Bodenfeuchte. Im Kübel trocknet die Erde sehr viel schnell aus, als im Beet. Kündigen Meteorologen im Mai verspätete Bodenfröste an, schützen Sie Ihre Kiwi mit einem Vlies.
Die 3 häufigsten Schnittfehler
Ein Rückschnitt zum falschen Zeitpunkt oder der Verzicht auf den Erziehungsschnitt wirft Ihre Kiwi aus der Bahn. Nach den saftigen Vitaminbomben werden Sie nach eklatanten Versäumnissen in der Schnittpflege vergeblich Ausschau halten. Folgende Tabelle nennt die drei häufigsten Schnittfehler, beschreibt typische Schadbilder und gibt Tipps zur Vorbeugung:
Schnittfehler | Schadbild | Vorbeugung |
---|---|---|
kein Erziehungsschnitt | wild wucherndes Wachstum, wenig waagerechtes Fruchtholz | in den ersten beiden Jahren am Spalier erziehen |
im Sommer nicht zurückgeschnitten | abreißende Fruchtranken, Schattenwurf auf Früchte | im Sommer Fruchttriebe einkürzen auf 6 Blätter hinter der letzten Kiwi |
zu viel geschnitten im Frühjahr | wenige Langtriebe, geringer Fruchtertrag | im Frühjahr auslichten und abgetragene Fruchtranken zurückschneiden – mehr nicht |
Tipp
Kiwi-Pflanzen haben eine Aversion gegen Kalk. Es genügt nicht, auf einen leicht sauren pH-Wert von Beeterde oder Substrat zu achten. Wird hartes Leitungswasser zum Gießen verwendet, sammelt sich Kalk im Boden an und die Pflanze wird krank. Verwenden Sie vornehmlich gefiltertes Regenwasser oder abgestandenes Leitungswasser, wenn Sie Ihre Kiwi gießen.