Giftige Wildkräuter: Welche Pflanzen sollten Sie meiden?
Wildkräuter erfreuen sich zunehmender Beliebtheit, doch birgt das Sammeln auch Risiken. Dieser Artikel widmet sich den wichtigsten Unterscheidungsmerkmalen von essbaren Wildkräutern und ihren giftigen Doppelgängern.
Giftige Doppelgänger von essbaren Wildkräutern
Viele essbare Wildkräuter besitzen giftige Doppelgänger, die ihnen zum Verwechseln ähnlich sehen. Um die Sicherheit beim Sammeln zu gewährleisten, ist es wichtig, die spezifischen Merkmale jeder Pflanze genau zu kennen und zu unterscheiden.
Häufige Verwechslungen und Merkmale
Einige der bekanntesten und gefährlichsten Verwechslungen zwischen essbaren und giftigen Pflanzen sollen hier näher beschrieben werden.
Bärlauch
Bärlauch (Allium ursinum) ist bekannt für seinen knoblauchartigen Geruch und wird häufig im Frühjahr gesammelt. Gefährliche Verwechslungen gibt es jedoch mit:
- Maiglöckchen (Convallaria majalis): Diese haben dunkelgrüne, ledrige Blätter, die paarweise wachsen, sowie einen rötlich-braunen Schaft an der Basis und keinen Knoblauchgeruch.
- Gefleckter Aronstab (Arum maculatum): Ihre pfeilförmigen Blätter mit netzförmiger Nervatur können Hautreizungen verursachen und verströmen keinen knoblauchartigen Geruch.
- Herbstzeitlose (Colchicum autumnale): Mehrere Blätter wachsen aus einem kurzen Stängel, in der Mitte sitzt eine Fruchtkapsel. Diese Pflanzen sind geruchlos und hochgiftig.
Wiesenkerbel
Wiesenkerbel (Anthriscus sylvestris) kann leicht mit dem stark giftigen Gefleckten Schierling (Conium maculatum) verwechselt werden. Der Gefleckte Schierling hat rotbraune bis violette Flecken am Stängel und einen unangenehmen Geruch nach Mäuseurin, während Wiesenkerbel würzig riecht.
Beinwell
Beinwell (Symphytum officinale) kann mit dem giftigen Fingerhut (Digitalis purpurea) verwechselt werden. Wichtige Unterschiede sind:
- Beinwell (Symphytum officinale): Rauhaarige Blätter, die am Stängel herablaufen, und unausgekerbte Blattränder.
- Fingerhut (Digitalis purpurea): Gezahnte Blattränder mit unregelmäßigen Kerben und runzeliger Blattoberseite.
Weitere gefährliche Verwechslungen
Neben den bereits genannten Pflanzen gibt es noch andere kritische Doppelgänger:
- Sellerie und Kren-Wurzeln: Ähneln dem Schierling.
- Petersilie: Kann mit dem Blauen Eisenhut verwechselt werden.
- Heidelbeeren: Täuschen durch Ähnlichkeit mit Tollkirschen.
- Brombeeren: Verwechselbar mit amerikanischen Kermesbeeren.
- Ribisel: Ähneln dem Seidelbast.
- Brunnenkresse: Kann mit dem giftigen Wasserschierling verwechselt werden.
- Schwarzer Holunder: Verwechslungsgefahr mit dem Zwerg-Holunder.
- Rucola: Ähnelt dem giftigen Jakobs-Greiskraut.
- Ackerminze: Kann mit der Poleiminze verwechselt werden.
Beim Sammeln von Wildkräutern ist daher äußerste Vorsicht geboten. Achten Sie auf die spezifischen Merkmale der Pflanzen und testen Sie im Zweifelsfall den Geruch oder vergleichen Sie die Blätter genau.
Merkmale zur Unterscheidung von Wildpflanzen
Beim Bestimmen und Sammeln von Wildpflanzen ist es wichtig, verschiedene Merkmale sorgfältig zu prüfen, um Verwechslungen mit giftigen Doppelgängern zu vermeiden.
Blätter
- Anordnung und Position: Überprüfen Sie, ob die Blätter wechselständig oder paarweise am Stängel angeordnet sind.
- Form: Achten Sie auf die Blattform, diese kann z.B. eiförmig, lanzettlich, herzförmig oder rund sein.
- Blattrand: Untersuchen Sie, ob diese gezähnt, glatt oder mit tieferen Kerben versehen sind.
- Oberfläche: Manche Blätter sind rauhaarig, andere glatt oder pelzig.
Stängel
- Struktur und Beschaffenheit: Stängel können kantig, gerillt, gefurcht oder behaart sein. Auch Flecken oder farbliche Merkmale wie Rot-braune Flecken können Unterscheidungsmerkmale sein.
- Farbe: Einfarbige oder mehrfarbige Stängel kommen vor und können ein Hinweis auf die richtige Pflanze sein.
Blüten
- Blütenstand und Aufbau: Notieren Sie sich, ob die Blüte gefüllt, verwachsen oder ausgebreitet ist. Auch die Anzahl der Blüten und ihre Anordnung kann aufschlussreich sein.
- Blütezeit: Manche Pflanzen blühen zu spezifischen Jahreszeiten, was ein entscheidendes Erkennungsmerkmal sein kann.
- Farbe: Die Blütenfarbe variiert und kann helfen, Arten auseinanderzuhalten.
Geruch
- Intensität: Unterscheiden Sie zwischen intensiv und kaum vorhandenem Geruch. Manche Pflanzen, wie Bärlauch, haben einen charakteristischen Geruch, der unverkennbar ist und hilft, giftige Doppelgänger zu vermeiden.
- Art des Geruchs: Ein unangenehmer Geruch, wie nach Mäuseurin bei bestimmten giftigen Pflanzen, ist ebenfalls ein wertvolles Identifizierungsmerkmal.
Früchte und Samen
- Form und Größe: Diese Merkmale können variabel sein und Hinweise auf die Pflanzenart liefern.
- Reifezeit: Wann die Früchte reifen, kann ebenfalls ein wichtiges Unterscheidungskriterium sein.
Wachstumsort
Standortbedingungen: Die meisten Wildkräuter wachsen an spezifischen Standorten wie Wiesen, Waldrändern, in feuchten oder nährstoffreichen Böden. Diese Habitat-Präferenzen helfen ebenfalls dabei, essbare Pflanzen von ihren giftigen Doppelgängern zu unterscheiden.
Zusätzliche Tipps
- Literatur und Apps: Verwenden Sie Bestimmungsbücher (15,00€ bei Amazon*) oder spezielle Apps, um detaillierte Informationen zur Identifizierung zu erhalten.
- Schulungen und Exkursionen: Die Teilnahme an Kräuterwanderungen oder Workshops mit Experten kann Ihnen helfen, schnell Sicherheit beim Bestimmen von Wildpflanzen zu gewinnen.
- Vorsicht bei Unsicherheiten: Im Zweifelsfall sollten Sie die Pflanze stehen lassen oder Experten zu Rate ziehen, um sicherzustellen, dass keine giftigen Arten in Ihr Sammelgut gelangen.
Halten Sie diese Merkmale und Vorgehensweisen stets im Hinterkopf, um beim Sammeln von Wildkräutern sicher zu sein. Ihre Gesundheit und Sicherheit stehen dabei immer an erster Stelle.
Verhalten bei Verdacht auf Vergiftung
Sollten Sie den Verdacht haben, dass eine Vergiftung durch den Verzehr von Wildkräutern vorliegt, ist schnelles und richtiges Handeln entscheidend.
Sofortmaßnahmen
- Ruhig bleiben: Vermeiden Sie Panik, um klar denken zu können.
- Auf Symptome achten: Typische Anzeichen sind Schwindel, Brennen im Mund- und Rachenraum, Erbrechen, Übelkeit, Krämpfe, Zittern und Schweißausbrüche.
- Verbleibende Pflanzenteile ausspucken: Falls noch Pflanzenteile im Mund sind, sollten diese sofort ausgespuckt werden.
- Mund ausspülen: Eine gründliche Mundspülung kann helfen, eventuelle Giftreste zu entfernen.
- Wasser trinken: Trinken Sie reichlich Wasser, um die Giftstoffe zu verdünnen. Bestimmte Flüssigkeiten wie Milch sollten jedoch vermieden werden, da diese die Aufnahme von Giftstoffen begünstigen können.
Notfallkontakt
- Notarzt rufen: Wählen Sie schnellstmöglich den Notruf unter 112.
- Giftnotruf anrufen: Kontaktieren Sie die Giftnotrufzentrale. Halten Sie dabei Informationen zur verzehrten Pflanze und der verzehrten Menge bereit.
Wichtige Hinweise
- Kein Erbrechen herbeiführen: Vermeiden Sie es, Erbrechen absichtlich hervorzurufen, da dies die Situation verschlimmern könnte.
- Exakte Beschreibung der Pflanze: Falls möglich, nehmen Sie einen Pflanzenteil der verdächtigen Pflanze mit oder machen Sie ein Foto zur besseren Identifikation durch Experten.
- Belastungsverdacht melden: Informieren Sie auch andere Personen in der Nähe über den Verdacht, um weitere Vergiftungsfälle zu verhindern.
Für Haustiere, die betroffen sein könnten, gelten ähnliche Maßnahmen. Bringen Sie diese umgehend zum Tierarzt und nehmen auch hier Pflanzenteile zur Identifikation mit.
Denken Sie daran, dass die oben genannten Schritte keine individuelle medizinische Beratung ersetzen. In Ernstfällen sollten immer die Anweisungen des medizinischen Personals befolgt werden.