Seidelbast

Seidelbast: Blüte, Pflege & Giftigkeit des Zierstrauchs

Der Seidelbast bezaubert mit frühzeitiger Blütenpracht und leuchtenden Beeren. Dieser Artikel liefert umfassende Informationen zu seinen Eigenschaften, von Standortwahl und Pflege bis zur Vermehrung und Sortenvielfalt.

Herkunft

Die Gattung Seidelbast (Daphne) umfasst etwa 70 bis 92 Arten und gehört zur Familie der Seidelbastgewächse (Thymelaeaceae). Diese Pflanzen sind in Europa, Kleinasien und Nordasien weitverbreitet, wobei die meisten Arten in Kleinasien, im Kaukasus und in Sibirien anzutreffen sind. Der Name „Daphne“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet „Lorbeer“, was auf die Ähnlichkeit der Blätter dieser Pflanzen mit denen des Lorbeerbaums hinweist.

In Deutschland sind zwei Seidelbastarten heimisch:

Rosmarin-Seidelbast (Daphne cneorum):

  • Vorkommen: Pfalz, Südschwarzwald, Schwäbische Alb und der Alpenraum.
  • Standort: Saure, mäßig trockene Böden an meist südexponierten Berghängen.

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Gewöhnlicher oder Echte Seidelbast (Daphne mezereum), auch Kellerhals genannt:

  • Verbreitungsgebiet: Buchenmischwälder in warmen Buchenwäldern oder sonnigen Eichengebüschen.
  • Standort: Frische bis feuchte, humus- und meist kalkreiche Lehmböden.
  • Vorkommen: Häufig an Waldrändern und Hecken in den europäischen Gebirgen und Mittelgebirgen.

Der Gewöhnliche Seidelbast ist zudem die einzige stammblütige Art Mitteleuropas und blüht besonders früh im Jahr, bereits im März und April. Beide Arten stehen auf der Roten Liste der geschützten Wildpflanzen. Der Seidelbast besiedelt hauptsächlich humusreiche Wälder und seine Verbreitung hängt stark von der geografischen und klimatischen Region ab. Während er im gemäßigten und borealen eurasischen Raum vorkommt, fehlt er in den westlichen und nördlichen Gebieten Europas.

Wuchs

Der Seidelbast ist ein kleiner Zwergstrauch mit variabler Wuchshöhe und -breite. Er wächst aufrecht und buschig, wobei die einzelnen Arten sowohl breit aufrecht als auch mattenartig erscheinen können.

Die aufrecht wachsenden Arten erreichen:

  • Eine Höhe von bis zu zwei Meter
  • Eine Breite von bis zu zwei Meter
  • Eine hellbraune bis graubraune Rinde

Der Echte Seidelbast zeigt ein besonders markantes Erscheinungsbild. Er ist ein wenig verzweigter, sommergrüner Strauch mit zähen rutenförmigen Ästen. Seine Wuchshöhe variiert zwischen 40 und 125 Zentimeter, bei einer Breite von etwa 60 bis 100 Zentimeter.

Charakteristisch für den Echten Seidelbast sind:

  • Gelblich-braune Rinde junger Zweige, die später aufreißt und eine braun-graue Farbe annimmt
  • Dicke und biegsame Äste
  • Eine jährliche Wuchsgeschwindigkeit von weniger als zehn Zentimetern
  • Eine Lebenserwartung von bis zu 25 Jahren

Seidelbast bildet ein tiefgründiges, stark verzweigtes Wurzelwerk aus, das sehr empfindlich ist und besondere Aufmerksamkeit beim Pflanzen und Umpflanzen benötigt.

Blätter

Die Blätter des Echten Seidelbasts sind sommergrün und erscheinen nach der Blütezeit. Sie sind wechselständig und häufig in spiraliger Anordnung an den Zweigspitzen zu finden.

Einige Merkmale der Blätter:

  • Form und Länge: Länglich bis verkehrt-lanzettlich, mit einer Länge von 4 bis 9 Zentimeter und einer Breite von 1,5 bis 2,5 Zentimeter.
  • Blattränder: Nach unten eingerollt.
  • Farbe: Frischgrüne Oberseite, grau-grüne Unterseite.
  • Textur: Dünn und weich, nach dem Laubaustrieb behaart.
  • Knospen: Länglich bis eiförmig und zugespitzt, mit weißen Wimpern an den Rändern der Knospenschuppen.

Im Herbst verfärben sich die Blätter leuchtend gelb, bevor sie schließlich abfallen. Diese einzigartigen Blätter verleihen dem Seidelbast während der gesamten Vegetationsperiode ein dekoratives Aussehen.

Blüte

Die Blüten des Seidelbasts variieren je nach Art in ihrer Farbe von weiß bis zu verschiedenen Rosatönen und erscheinen im Frühling bis Frühsommer. Der Echte Seidelbast blüht besonders früh im Jahr und bildet seine Blüten bereits Anfang März aus. Diese verströmen einen intensiven Duft, der von einigen Menschen als unangenehm empfunden wird.

Besondere Merkmale der Blüten sind:

  • Die Blüten sitzen in Dreiergruppen seitenständig unmittelbar an der Sprossachse.
  • Sie bilden sich über den Narben der abgefallenen Blätter des Vorjahres.
  • Die Blüten entstehen unterhalb einer Gipfelknospe, die nach dem Abblühen einen langen Laubtrieb ausbildet.
  • Der Echte Seidelbast ist die einzige cauliflore Art Mitteleuropas, was bedeutet, dass er seine Blüten direkt am Stamm ausbildet.

Die Blüten sind rosafarben bis purpurrot und etwa 7 bis 9 Millimeter lang. Die Blütenhülle besteht aus einer zylindrischen, seidig behaarten Kelchröhre. Zur Bestäubung werden langrüsselige Insekten wie Schmetterlinge, Bienen und Hummeln angelockt.

Früchte

Die Früchte des Seidelbasts sind auffällig, leuchtend rote oder selten gelbe Beeren, die etwa 10 Millimeter im Durchmesser erreichen. Diese beerenartigen Früchte reifen von August bis September und erscheinen dicht an den vorjährigen Trieben.

Einige Eigenschaften der Seidelbastfrüchte:

  • Aussehen: Glänzend, leuchtend rot oder selten gelb
  • Größe: Etwa 10 Millimeter im Durchmesser
  • Reifezeit: Von August bis September
  • Struktur: Beerenartig mit einem schwarzen Steinkern

Die Früchte sind hochgiftig und sollten in Gärten mit spielenden Kindern vermieden werden.

Giftigkeit

Seidelbast ist eine der giftigsten Pflanzen und sollte besonders in Gärten mit Kindern oder Haustieren nur mit großer Vorsicht gepflanzt werden. Alle Pflanzenteile sind hochgiftig, insbesondere die Beeren und die Rinde.

Selbst geringe Mengen der Beeren können tödlich sein:

  • Erwachsene: 10-12 Beeren gelten als tödliche Dosis.
  • Kinder: Schon 4-5 Beeren können tödlich sein.

Kontakt mit der Haut kann zu schweren Reizungen führen, und der Verzehr führt zu ernsthaften Vergiftungserscheinungen. Auch Tiere sind durch Seidelbast gefährdet, während Vögel die Samen unverdaut wieder ausscheiden und so verbreiten.

Welcher Standort ist geeignet?

Seidelbast gedeiht am besten an einem absonnigen bis halbschattigen Platz im Garten. Die Pflanze bevorzugt einen kalkhaltigen und nährstoffreichen Boden, der gut durchlässig, frisch und humusreich ist. Staunässe sollte vermieden werden.

Einige wichtige Punkte für den idealen Standort:

  • Halbschattig bis schattig, vor praller Mittagssonne geschützt
  • Nährstoffreicher, humoser Lehm- oder Tonboden
  • Gut drainiert, um Staunässe zu vermeiden
  • Kühle Umgebung des Wurzelballens

Seidelbast eignet sich gut zur Unterpflanzung größerer Bäume und Sträucher.

Welchen Boden braucht die Pflanze?

Der Seidelbast bevorzugt einen lockeren, gut durchlässigen Boden, der humusreich und frisch ist, damit keine Staunässe entsteht.

Einige grundlegende Eigenschaften des optimalen Bodens:

  • Humusreich: Fördert das Wachstum und liefert wichtige Nährstoffe.
  • Gut durchlässig: Verhindert Staunässe und sorgt für ausreichende Belüftung der Wurzeln.
  • Frisch: Hält das Substrat feucht, ohne zu überwässern.
  • Durchlüftet: Vermeidet Wurzelfäule und unterstützt die Nährstoffaufnahme.

Für schwere Lehmböden bietet sich eine Mischung mit Sand oder kleinen Steinen zur Verbesserung der Drainage an. Je nach Art hat der Seidelbast unterschiedliche pH-Wert Bedürfnisse.

Pflanzung

Seidelbast wird am besten im Herbst oder Frühling gepflanzt. Da die Pflanze ein empfindliches Wurzelwerk ausbildet, ist ein späteres Umpflanzen nicht zu empfehlen.

Beim Pflanzen von Seidelbast sollten Sie einige wichtige Punkte beachten:

  • Heben Sie eine großzügige Pflanzgrube aus, die etwa den doppelten Umfang des Wurzelballens hat.
  • Setzen Sie den Seidelbast vorsichtig in den tiefgründig gelockerten Boden ein, um die empfindlichen Wurzeln nicht zu verletzen.
  • Reichen Sie den Boden mit Kompost oder Humus an, um die Nährstoffversorgung zu verbessern.
  • Halten Sie einen Abstand von etwa 50 cm zwischen mehreren Pflanzen ein.
  • Gießen Sie die Pflanze nach der Pflanzung reichlich.

Eine Mulchschicht rund um den Seidelbast hilft, die Feuchtigkeit zu regulieren und Unkrautwuchs zu verhindern.

Seidelbast pflegen

Für den Echten Seidelbast ist eine regelmäßige Nährstoffversorgung wichtig, wohingegen der Rosmarin-Seidelbast nicht gedüngt werden sollte.

Pflegehinweise für den Echten Seidelbast:

  • Düngung: Regelmäßige Kompostgaben und reichlich Mulch fördern das Wachstum. Kalkgaben zweimal jährlich unterstützen die Blütenbildung.
  • Bewässerung: Bei längeren Trockenperioden ist regelmäßiges Gießen notwendig.
  • Standort: Ein absonniger bis halbschattiger Standort mit gut drainiertem, nährstoffreichen Boden ist ideal.

Seidelbast sollte nach Möglichkeit nicht umgesetzt werden, da seine empfindlichen Wurzeln schwer wieder anwachsen. Ein Rückschnitt ist allgemein nicht notwendig, jedoch kann beim Rosmarin-Seidelbast nach der Blüte ein Verjüngungsschnitt vorgenommen werden. Beim Echten Seidelbast sollten nur leichte Verjüngungsschnitte gemacht werden.

Seidelbast richtig schneiden

Ein regelmäßiger Rückschnitt ist bei Seidelbast nicht notwendig. Meist reicht es aus, störende oder abgestorbene Zweige zu entfernen.

Beim Rosmarin-Seidelbast kann nach der Blüte bei Bedarf ein Verjüngungsschnitt erfolgen, indem der Schnitt kurz hinter den verblühten Trieben gesetzt wird. Beim Echten Seidelbast ist ein leichter Verjüngungsschnitt empfehlenswert, ohne ins ältere Holz zu schneiden.

Beim Rückschnitt sollten stets Handschuhe getragen werden, da der Pflanzensaft hautreizend ist.

Seidelbast vermehren

Die Vermehrung von Seidelbast kann entweder durch Aussaat oder Absenker erfolgen.

Aussaat:

  1. Entnehmen Sie das Fruchtfleisch der Beeren.
  2. Säen Sie die Samen im Frühjahr aus.
  3. Bedecken Sie die Samen leicht mit Erde und halten Sie die Saatschale feucht.

Absenker:

  • Ziehen Sie einen Zweig in die Erde, bis er Wurzeln schlägt.
  • Trennen Sie den bewurzelten Zweig von der Mutterpflanze.
  • Pflanzen Sie ihn an den gewünschten neuen Standort.

So kommt die Pflanze über den Winter

Seidelbast benötigt keinen speziellen Winterschutz, da die Pflanze winterhart ist. Ursprünglich aus Gebirgsregionen stammend, verträgt der Seidelbast starke Kälte problemlos.

Wichtige Hinweise zur Überwinterung:

  • Die meisten Seidelbastarten sind vollständig winterhart.
  • Arten wie Daphne odora, die weniger winterhart sind, sollten im Winter mit Reisig bedeckt werden.
  • Vermeiden Sie übermäßiges Düngen im Spätsommer, um die Winterhärte nicht zu beeinträchtigen.

Sorten & Arten

Die Vielfalt der Seidelbastsorten ist bemerkenswert. Hier eine Auswahl:

Daphne mezereum ‚Rubra‘

Intensiv dunkel karminrote Blüten, starker Duft, blüht besonders früh im Jahr.

Daphne mezereum ‚Bowles‘ Variety‘

Weiße Blüten, duftend, gelbe Früchte im Spätsommer.

Daphne mezereum ‚Plena‘

Gefüllte, weiße Blüten, elegante Optik.

Daphne cneorum ‚Variegata‘

Weiße Blüten, grün-weiß panaschiertes Laub, ideal für Steingärten.

Daphne x Somerset

Robust, eignet sich gut für Pflanzgefäße, verträgt kurze Trockenperioden.

Daphne cneorum ‚Ruby Glow‘

Karminrote Blüten, für sonnige Lagen und saure Böden.

Seidelbast bietet somit eine breite Palette an Sorten, die je nach Standort und Verwendungszweck ausgewählt werden können. Beachten Sie stets die Giftigkeit aller Pflanzenteile, insbesondere in Gärten mit Kindern.

Häufig gestellte Fragen

Warum ist der Seidelbast besonders wertvoll für Insekten?

Der Seidelbast blüht besonders früh im Jahr, bereits im März und April, was ihn zu einer wichtigen Nahrungsquelle für langrüsselige Insekten wie Schmetterlinge, Bienen und Hummeln macht. Zudem haben einige Seidelbastarten, insbesondere die winterblühenden, einen intensiven Duft, der Insekten anzieht, die in der kalten Jahreszeit weniger häufig unterwegs sind.

Welche historische Bedeutung hat der Seidelbast?

Seidelbast spielte eine Rolle in der frühen Geschichte des Papiers. Einige seiner Arten wurden zur Herstellung von Papier genutzt. Zudem wurde der Seidelbast im Mittelalter als Heilpflanze verwendet, insbesondere gegen Kopf- und Zahnschmerzen, obwohl er sehr giftig ist.

Was ist das Besondere an der Blütenbildung des Echten Seidelbasts?

Der Echte Seidelbast (Daphne mezereum) ist die einzige stammblütige (cauliflore) Pflanze Mitteleuropas. Dies bedeutet, dass seine rosafarbenen bis purpurroten Blüten direkt am Stamm entstehen. Diese Blütenanomalie ist sonst eher bei tropischen Pflanzen verbreitet.

Welche Rolle spielen Vögel bei der Verbreitung des Seidelbasts?

Einige Vogelarten wie Bachstelzen und Rotkehlchen tragen zur Verbreitung des Seidelbasts bei. Diese Vögel fressen die giftigen Beeren und scheiden die Samen unbeschadet wieder aus. So unterstützen sie die Verbreitung der Pflanze, obwohl die Beeren für viele andere Tiere und Menschen hochgiftig sind.

Bilder: Argument / iStockphoto