Humus: Das Geheimnis fruchtbarer Gartenböden
Humus – so weiß jeder Laiengärtner – ist etwas äußerst Wertvolles für den Garten. Was er genau ist, kann aber selbst manch kundiger Pflanzenkenner nicht wirklich beantworten. Woraus sich Humus zusammensetzt, wie er entsteht und was er im Garten bewirken kann, nehmen wir im Folgenden einmal unter die Lupe.
Was ist Humus eigentlich genau?
Humus zu definieren, ist auf den ersten Blick nicht schwierig: er bezeichnet nämlich eigentlich nur den zersetzten Anteil von organischem Material in der Erde, beziehungsweise den im Zersetzungsprozess begriffenen. Sein Pendant, beziehungsweise seine Vorstufe ist der Detritus – der unzersetzte Anteil. Den restlichen Anteil in mineralischer Erde machen lebende Organismen aus – die Biomasse.
Bei der Betrachtung des Zersetzungsprozesses von organischem Material, beginnt es allerdings, kompliziert zu werden. Denn die Grenze zwischen zersetztem und unzersetztem Material ist schwimmend. Und das vor allem deshalb, weil der Zersetzungsprozess mehrere Stadien durchläuft und sich der genaue „Todeszeitpunkt“ des Materials nicht genau festlegen lässt.
Bei der Zersetzung entstehen zwei verschiedene Arten von Humus – Nähr- und Dauerhumus. Diese Humusarten unterscheiden sich in ihrer Beständigkeit, die von der Abbaubarkeit ihrer Bestandteile bestimmt wird. Nährhumus besteht zur Hälfte aus schnell abbaubaren Kohlenhydraten und zu einem zweiten Großteil aus Lignin. Dauerhumus hingegen – der im Grunde nur ein späteres Stadium der Zersetzung darstellt – kann als stabile organische Substanz Jahrtausende überdauern.
Exkurs
Humusanteil im Boden
Der Humus-Anteil liegt normalerweise in einem ziemlich niedrigen Bereich. Ein durchschnittlicher mitteleuropäischer Boden (also schluffiger bis sandiger oder toniger Lehmboden) enthält nur etwa zwischen 1 und 15% davon. Eine Ausnahme bilden Moorböden (definiert als Boden mit mindestens 30 Zentimetern Auflage aus Torf), bei denen der Humus-Anteil um die 80% betragen kann. Der Großteil des Humus liegt in der Bodenkrume.
Hier zur Veranschaulichung der realen Durchschnittswerte eine Übersicht über Humusgehalte in den Böden Deutschlands. Sie entstammt dem Ergebnis einer Untersuchung durch die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe im Rahmen des Projektes Gehalte an organischer Substanz in Oberböden Deutschlands“. Dabei sind um die 9000 Bodenprofildaten der drei häufigsten Bodennutzungsarten Deutschlands – Acker-, Forst- bzw. Waldwirtschaft und Grünland – von 1985 bis 2005 ausgewertet worden.
Ackerland | Forst-/Waldwirtschaft | Grünland | |
---|---|---|---|
Humusgehalt | 1 bis 4 % | 2 bis 8 % | 4 bis 15 % |
Wie entsteht Humus?
Humus entsteht also aus organischem Material in der Erde – was ist das genau? In erster Linie natürlich nicht mehr lebende Pflanzen und Pflanzenteile wie Totholz, Falllaub oder Wurzelreste. Aber auch Hinterlassenschaften von Tieren, etwa Häutungshüllen, Borsten oder Ausscheidungen, gehören dazu.
Bei der Zersetzung durchläuft das organische Material mehrere Stadien, in denen verschiedene biochemische Reaktionen und mechanische Prozesse ablaufen. Diese Stadien sind folgende:
1. Vorphase
In der Vorphase der Zersetzung reagieren nur organismeneigene Stoffe miteinander, etwa in Form von Oxidation oder Hydrolyse. Dabei bleibt der Zellverband noch intakt, das heißt, dass die äußere Form noch bestehen bleibt.
2. Initialphase
In der Initialphase kommen neben weiteren biochemischen Reaktionen noch mechanische Auswaschungen z.B. von Amino- und anderen Säuren hinzu. Die dabei freigesetzten Stoffe ziehen eine Vielzahl an Mikroorganismen an, die sich von ihnen ernähren.
3. Zerkleinerungsphase
In der Zerkleinerungsphase wird das Material – wen wundert’s – maßgeblich zerkleinert. Und zwar von der sogenannten Makrofauna, also Würmern, Spinnen, insekten und Schnecken. Sie fressen Teile des Materials, scheiden es in veränderter Art wieder aus und arbeiten es in den Boden ein.
4. Ab- und Umbauphase
Zum Schluss kommt es noch zu Aufspaltungen der Fragmente durch Enzyme. Dabei entstehen schließlich auch anorganische Stoffe wie Wasser oder Stickstoffdioxid. Bei diesem Prozess entsteht letztlich mineralisches und schwer abbaubares Material wie Lignin, was vor allem von Pilzen ab- und umgebaut wird. Bei dieser sogenannten Mineralisierung (also quasi Vererdung) spricht man auch vom Ton-Humus-Komplex, also der Verbindung von organischen mit anorganischen Fragmenten. Vor allem gehen dabei Huminstoffe mit Tonmineralien eine Verbindung ein und sorgen für die so wertvolle Krümelbildung des Humus, die für dessen bodenstrukturierende und wasser- und nährstoffhaltende Eigenschaft sorgt.
Aus was besteht Humus?
Das ist nicht pauschal zu beantworten. Denn die Zusammensetzung des organischen Materials, das sich zum Humus zersetzt, ist ja immer unterschiedlich – je nach den Pflanzen- und Tierarten, deren Hinterlassenschaften lokal zusammenkommen. (und auch deren Alter!)
Man bemisst die Art des Humus vor allem anhand seines Stickstoff-Kohlenstoff-Verhältnisses. Dabei ist Stickstoff die wertvolle wachstumsfördernde Komponente. Daneben enthält Humus aber auch Phosphor und Schwefel, ebenfalls wichtige pflanzenwuchsfördernde Stoffe.
Bedeutung von Humus
Humus hat vor allem eine wasserhaushaltsregulierende, strukturbildende und fruchtbarkeitsfördernde Bedeutung für den Boden. Vor allem die in ihm enthaltenen Stoffe Stickstoff, Schwefel und Phosphor sind unerlässlich für das Pflanzenwachstum. Daneben wirkt die krümelige Konsistenz des Humus wie eine schwammartige Struktur, die dem Boden wirkungsvoll beim Haushalten mit Wassermangel und -überschuss hilft. Dadurch steht der Pflanzen- und Tierwelt das Bodenwasser länger zur Verfügung und Überschwemmungen können gut abgefangen werden.
Seine poröse Struktur macht den Humus darüber hinaus auch zu einem effektiven Filter für Schadstoffe wie Rückstände von Pflanzenschutzmitteln.
Außerdem kann Humus CO2 binden – und das für tausende von Jahren.
Wofür wird Humus eingesetzt?
Humus dient allgemein der Nährstoffanreicherung der Gartenerde, der Wasserspeicherung bzw. Verhinderung von Austrocknung und des Bodenschutzes. Damit ist vor allem gemeint, dass wichtige Bodenorganismen, vor allem die Mikrofauna, sich unter einer schützenden Mulchschicht besonders wohlfühlt und die Humusanreicherung emsig vorantreibt.
Bei der Humusförderung Ihres Gartenbodens sollten Sie folgendes beachten:
- bringen Sie Kompost bzw. Mulch vor dem Winter zum Kälteschutz aus und entfernen die Schicht zum Frühjahr zunächst, um Sonne und Wärme an den Boden kommen zu lassen
- besonders dunkles Kompostmaterial ist der frühjährlichen Bodenaufwärmung förderlich
- besser eigenen Kompost zur Humusanreicherung verwenden, dessen Ausgangsmaterialien Sie kontrollieren können. Humuserde aus Kompostierungsanlagen bzw. der konventionellen Landwirtschaft sind häufiger von chemischen Schadstoffen, Harzen, Pilzen und Unkrautsamen belastet. Wenn Sie Kompost und damit Ihren Humus selber machen und konsequent ohne Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln gärtnern, erhalten Sie den besten „Bio-Humus“.
- eine zusätzliche Beimpfung mit stickstoffhaltigen Pflanzenjauchen (vor allem aus Brennnesseln) im Frühjahr macht eine Mulchausbringung noch wirkungsvoller. Sie gibt vor allem Pflanzen bei der Aussaat einen inititalen Wachstumsschub
- Mulchschicht dick genug auftragen, damit Unkräuter keine Chance zur Gebietseroberung haben.
Es gibt – abgesehen von Nähr- und Dauerhumus – noch viele weitere Unterscheidungen innerhalb des Humus-Kosmos. Dabei wird vor allem zwischen der Zusammensetzung der Ausgangsstoffe und der daraus resultierenden Wirkungen differenziert. Unterschiedliche Pflanzen und tierische Hinterlassenschaften enthalten unterschiedliche Stoffe, die sich entsprechend auf den Boden auswirken.
Wenn Sie Humus selbst herstellen wollen, tun Sie das am besten durch gärtnerübliche Kompostierung und Einarbeitung der Kompost-Erde in den Boden, wo dann mithilfe der lokalen Bodenfauna und -mineralien Humus entstehen kann. Auch durch einfaches Mulchen entsteht auf der Bodenkrume eine nährende Humusschicht. Je nachdem, aus welchen Ausgangsstoffen sich der Kompost zusammensetzt, kommt auch ein anderer Humus zustande. Laub ist eines der wichtigsten, weil auch in der Natur im Wesentlichen zur Humusbildung beitragenden Mulchmaterialien. Grundsätzlich kann man diesbezüglich folgendes festhalten:
- Obstbaum- oder Buchenlaub plus Rasenschnitt und anderem stickstoffhaltigem Material (z.B. Mist): für nährstoffbedürftige Pflanzen, vor allem Gemüse
- Eichenlaub zusammen mit Rinde und Holzschnitt: zum Mulchen unter säureliebenden Pflanzen wie Rhododendren oder Beerensträuchern
- Walnuss-, Platanen- oder Kastanienlaub: sehr gerbstoffhaltig und schwer verrottbar, deshalb zum Mulchen bzw. zur Humuserzeugung ungeeignet
Für den Rasen ist Mulchen mit dem eigenen Rasenschnitt ein gut geeignetes Mittel, um natürlichen Humus direkt an Ort und Stelle zu erzeugen. Untersuchungen haben gezeigt, dass Rasenflächen, die regelmäßig mit einem Mulcher-Rasenmäher geschnitten werden, eine robustere Grasnarbe ausbilden und resistenter gegen Konkurrenzpflanzen und Graskrankheiten sind.
Tipp
Wenn Sie zwecks Humusaufbau mulchen wollen, lohnt es sich, das Mulchmaterial vor der Ausbringung gut zu zerkleinern – zum Beispiel mit einem Häcksler oder für den Rasen direkt mit einem Mulcher-Rasenmäher. Damit leisten Sie den Zersetzungsstadien und der Arbeit von Mikroorganismen und Enzymen Vorschub. So profitiert Ihre Gartenerde schneller von der nährenden, strukturliefernden und wasserhaushaltsregulierenden Wirkung des entstehenden Humus.
Wann ist Humusförderung sinnvoll?
Den Humusgehalt im Gartenboden zu fördern, ist im Grunde immer sinnvoll. Vor allem natürlich, wenn Sie einen Nutzgarten kultivieren, aus dem viel Ernte abfallen soll. Nicht umsonst wird der Kompost, durch dessen Herstellung und Ausbringung Sie die Humifizierung Ihres Gartenbodens fördern, auch als das „Schwarze Gold des Gärtners“ bezeichnet. Allgemein gilt ein Humusgehalt von unter 4% als gering – viel umgewälzte und ausgelaugte Ackerlandböden liegen meist weit darunter. Ihr Gartenboden sollte, je nachdem, wie hoch oder niedrig seine Dichte ist, möglichst einen Humusgehalt von über 4% haben.
Wenn Sie sich nicht sicher sind, wie sehr Ihr Gartenboden eine dauerhafte Fruchtbarkeitsspritze benötigt, können Sie ihre Erde ganz gezielt auf ihren Humusgehalt untersuchen. Dafür ist allerdings ein gewisses Equipment nötig, wie in folgendem Video gezeigt wird:
Häufig gestellte Fragen
Was ist der Unterschied zwischen Humus und Kompost?
Die Differenzierung liegt eigentlich nur im Entstehungsanstoß: beim Humus ist er von der Natur initiiert, beim Kompost vom Menschen. Der Mensch legt seinen Komposthaufen getrennt vom natürlichen Boden (z.B. in einem Kompostverschlag oder auf einer einfachen Anhäufung) gezielt zur Verbesserung seiner Gartenerde an und zählt dabei auf die Hilfe von Mikroorganismen. Der Humus ist hingegen ein reines Werk der Natur und geht ganz von selbst Verbindungen mit Mineralien und den lokal vorkommenden Mikroorganismen ein. Wenn Kompost in den Gartenboden eingearbeitet wird, verwandelt er sich allmählich zu richtigem Humus.
Wie kann man Humus selbst herstellen?
Das ist im Grunde schon mit der vorangegangenen Frage beantwortet: Richtiger Humus entsteht nur über die natürliche Zersetzung durch lokale Mineralien und Mikroorganismen in der Erde. „Selber machen“ können Sie Humus also nur, indem Sie dem Naturboden die Aufgabe dazu erteilen. Wenn Sie schon in der Zersetzung fortgeschrittenen Kompost zur Verfügung haben und ihn in den Boden einarbeiten, bekommen Sie dort echten Humus, wo Sie ihn auch haben wollen: im Gemüse- und Blumenbeet oder im Rasenboden.
Wo bekommt man Humus-Gartenerde in größeren Mengen her?
Große Mengen Komposterde für den Garten können Sie in Abfallwirtschaftsbetrieben, bzw. separaten Humus- und Erdenwerken her. In der Regel wird die wertvolle, nährstoffhaltige und strukturbildende Erde als Komposterde und nicht als Humuserde verkauft, weil man streng genommen ja erst bei längerem Verbleib und lokaler Weiterzersetzung im Naturboden von Humus sprechen kann. Komposterde können Sie in Humus- und Erdenwerken in der Regel für Preise zwischen 5 und 10 Euro pro Kubikmeter (nicht nach Gewicht) abholen. Für eine individuelle Lieferung wird oft eine ordentliche Transportpauschale fällig.
Wo gibt es Humuserde günstig?
Große Baumärkte wie Obi oder Hornbach bieten Komposterden mit Humusanteil sehr günstig an. Lassen Sie sich aber besser nicht von einem niedrigen Preis verführen. Denn und oft handelt es sihc bei den Angeboten um Industriehumus aus Kompostieranlagen, der nicht unwesentlich mit Rückständen von chemischen Pflanzenschutzmitteln, Unkrautsamen, Pilzsporen und sogar Plastik und kleinen Mengen von Schwermetallen belastet ist, das aus falsch bestückten Biotonnen kommt. Völlig kostenlos und bei sorgfältiger Gartenabfall-Haushaltung auch schadstofffrei bekommen Sie Ihren Humus durch eigene Kompostierung – der Preis ist hier nur Geduld.
Wie erkennt man guten Humus?
Um guten Humus von weniger gutem Humus zu unterscheiden, können Sie einfach Sinnesproben machen. Verlassen Sie sich auf Ihre Nase, Ihre Hände und Ihre Augen. Wertvoller Humus fühlt sich ausgewogen krümelig und gleichmäßig feucht an, riecht angenehm waldig und pilzig und hat eine klare, dunkle Farbe. In Plastik abgepackter, billiger „Industrie“-Humus aus Baumärkten hat oft einen hohen Wasser- und sogar zu hohen Nährstoffgehalt. Mit dem hohen Wasseranteil lässt sich natürlich mehr Geld verdienen, zumal die Komposterde-Packungen nach Gewicht verkauft werden.
Eignet sich Humus für die Anzucht?
Auf jeden Fall. Humus ist ein wichtiger Bestandteil von Anzucht-Erde, denn er hat eine wunderbar krümelige, luftige Struktur und kann viel Wasser speichern, was für die Ausbildung junger Wurzeln optimal ist. Sie können Anzucht-Erde ganz leicht selbst herstellen, indem Sie gut ausgereiften Kompost, also quasi Humus im Vorstadium mit Sand mischen.