Borkenkäfer – Steckbrief und Fakten zu Buchdrucker & Co.
Borkenkäfer vernichten Deutschlands Wälder mit beispielloser Geschwindigkeit. Die Bekämpfung gerät zur Mammutaufgabe für Waldbesitzer und Gärtner mit Baumbestand. Erfahren Sie im Steckbrief kompakte Fakten zu Aussehen und Lebensweise häufiger Borkenkäfer-Arten in Deutschland. Wie Sie einen Befall erkennen und richtig handeln, lesen Sie hier.
- Borkenkäfer sind 2-8 mm große, braun-schwarze Insekten, die sich in die Rinde von Nadelbäumen bohren zwecks Vermehrung und Nahrungsaufnahme.
- Borkenkäfer befallen Fichte, Kiefer, Douglasie und Lärche. Bohrmehl, kleine Löcher und Harz sind Indizien für Borkenkäfer-Befall.
- Einen befallenen Baum zu fällen, ist die beste Bekämpfung im Garten. Borkenkäfer abzutöten mit Hausmittel, Insektizid und Pheromonfalle hat im Hausgarten keine Aussicht auf Erfolg.
Was sind Borkenkäfer?
Borkenkäfer sind 2 bis 8 mm große, braune oder schwarze Insekten aus der Familie der Rüsselkäfer. Die Käfer bohren sich durch die Rinde von Nadelbäumen zur Fortpflanzung und Nahrungsaufnahme. Dort richten Larven und erwachsene Borkenkäfer durch ihren Fraß gravierende Schäden an im für den Baum lebenswichtigen Bastgewebe.
Befallene Bäume wehren sich zwar mit Harz gegen eine Borkenkäfer-Plage, sterben allerdings in den meisten Fällen innerhalb kurzer Zeit ab. Borkenkäfer sind gefürchtete Forstschädlinge. In einem Käferjahr mit Massenvermehrung fallen den Fressmaschinen riesige Waldflächen zum Opfer.
Borkenkäfer – Arten, Aussehen, Lebensweise
Mehr als 6000 Borkenkäferarten besiedeln unseren Planeten. Davon sind 110 Arten in Deutschland heimisch, die mehrheitlich ein Leben im Verborgenen führen und keine Schäden anrichten. Ist im deutschsprachigen Raum die Rede von Borkenkäfern, sind primär Buchdrucker und Kupferstecher gemeint, die in Wäldern, Parks und Gärten ein Bild der Verwüstung hinterlassen. Zwei weitere Arten machen sich die Klimaerwärmung zunutze und tragen ebenfalls zum schlechten Ruf der Borkenkäfer bei. Folgende Liste gibt einen Überblick zu den vier häufigsten Arten in Deutschland:
Borkenkäfer-Arten | Buchdrucker | Kupferstecher | Kiefernborkenkäfer | Waldgärtner |
---|---|---|---|---|
Größe | 4,5 bis 5,5 mm | 1,6 bis 2,9 mm | 5,5 bis 8,2 mm | 3,5 bis 4,8 mm |
Farbe | dunkelbraun | kupferfarben bis rotbraun | mittel- bis dunkelbraun | schwarzbraun |
Körperform | zylindrisch, hinten verbreitert | zylindrisch | walzenförmig | walzenförmig, hinten verbreitert |
Besonderes Merkmal | Flügeldecken-Absturz gezähnt | rotbraun-glänzende, gezähnte Flügeldecken | gezähnte Flügeldecken-Ränder | gepunktete Flügeldecken mit Borsten |
Wissenschaftlicher Name | Ips typographus | Pityogenes chalcographus | Ips sexdentatus | Tomicus piniperda |
Weiterer Name | achtzähniger Fichtenborkenkäfer | sechzähniger Fichtenborkenkäfer | zwölfzähniger Kiefernborkenkäfer | Großer Waldgärtner |
Bei allen Borkenkäfer-Arten dieser Liste ist das Aussehen geprägt von einem gepanzerten Körper. Bei Buchdrucker, Kupferstecher und Kiefernborkenkäfer überragt das gepanzerte Halsschild den Kopf, sodass dieser von oben nicht sichtbar ist. Einzig beim Waldgärtner ist der kugelige Kopf des Käfers zu erkennen. Obschon Borkenkäfer zur Familie der Rüsselkäfer zählen, ist ein Rüssel nur noch rudimentär vorhanden oder vollständig verschwunden. Die Lebensweise der vier Protagonisten wird in folgenden Kurz-Porträts näher beleuchtet:
Buchdrucker – Lebensweise
Buchdrucker pflegen eine ausgefeilte Lebensweise mit rekordverdächtigen Vermehrungsraten. Wenn im Frühling die Temperaturen die 16-Grad-Marke übersteigen, werden die Borkenkäfer im Winterquartier munter und die diesjährige Flugzeit beginnt. Mit traumwandlerischer Sicherheit finden Männchen einen geschwächten Nadelbaum, vorzugsweise eine Fichte, und bohren sich in die Rinde. Dort legen sie am Eingang des Brutgangs eine Rammelkammer an. Der Name ist Programm, denn Buchdrucker betreiben Vielweiberei. In der Tat suchen mehrere Weibchen die Rammelkammer auf und werden begattet. Jedes Weibchen frisst einen seitlich abzweigenden Gang in die Rinde und legt in Nischen die Eier ab.
Eine Buchdrucker-Larve durchläuft innerhalb von sechs Wochen alle Stadien seiner Entwicklung bis zum geschlechtsreifen Borkenkäfer. Während dieser Brutzeit frisst das Gesindel sich pausenlos durch die Rinde. Ein durchschnittliches Brutsystem verfügt über 40 Larvengänge. Schlüpfen daraus 20 Weibchen, die sich ihrerseits mit 50-prozentigem Erfolg vermehren, verzehnfacht sich deren Anzahl pro Generation. Im Anschluss an die erste Flugzeit im April und Mai folgen zumeist zwei weitere Flugzeiten im Juli/August sowie im September. Bei drei Generationen pro Jahr kommt ein Buchdrucker-Weibchen auf bis zu 100.000 Nachkommen. Diesem Befallsdruck ist kein Nadelbaum gewachsen, selbst wenn er literweise Harz fließen lässt als Abwehrstrategie.
Folgendes Video gibt einen informativen Einblick in die erfolgsoptimierte Lebensweise der Buchdrucker:
Kupferstecher – Lebensweise
Kupferstecher lassen es etwas langsamer angehen, als die größeren Buchdrucker. Die Flugzeit beginnt in der Regel Anfang/Mitte Mai. Männchen halten Ausschau nach jungen, geschwächten Nadelbäumen, um dort in der Rinde eine Rammelkammer anzulegen. Ausgesendete Duftstoffe locken mehrere Weibchen an, die nach der Begattung drei bis sechs Larvengänge in die Rinde fressen. Aus den abgelegten Eiern schlüpfen innerhalb weniger Wochen cremefarbene Larven, die sich nach einer kurzen Verpuppung in adulte Borkenkäfer verwandeln.
Im Juli und August beginnt der Teufelskreis mit einer weiteren Flugzeit von vorne. Mit zwei Generationen pro Jahr und kleineren Brutsystemen bleibt die Ausbreitung der Kupferstecher deutlich hinter den erfolgsorientierten Buchdruckern zurück. Das hindert die Schädlinge nicht an einer invasiven Verbreitung in den Nadel- und Mischwäldern von Deutschland und Österreich. Fatalerweise nutzen Kupferstecher ihre geringere Größe, um sich Bruträume zu erschließen, die dem Buchdrucker verschlossen sind, wie junge Fichten mit dünner Rinde oder Äste in Baumkronen.
Kiefernborkenkäfer – Lebensweise
Der Kiefernborkenkäfer geht Buchdruckern und Kupferstechern bei der Vermehrung gezielt aus dem Weg. Während der Flugzeit im April/Mai und Juli/August sucht der Schädling mit Vorliebe Kiefern auf. Das fertige Brutsystem in der Rinde besteht aus Rammelkammer und zwei bis vier Muttergängen mit bis zu 100 Zentimetern Länge. Die größte heimische Borkenkäfer-Art zeugt entsprechend große Larven mit gewaltigem Appetit auf das Rinden- und Borkengewebe.
Waldgärtner – Lebensweise
Lebensweise und Fortpflanzung von Waldgärtnern unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht von den anderen Borkenkäfer-Arten unserer Liste. Wo die dunkelbraunen Schädlinge ihr Unwesen treiben, sind vorrangig sekundäre Schäden an Nadelbäumen zu beklagen. Folgende Übersicht bringt die Überlebensstrategie auf den Punkt:
- Frühschwärmer mit Flugzeit-Beginn ab 9° Celsius
- Fortpflanzung: monogam mit einer Generation pro Jahr
- Eiablage: einarmige Längsgänge mit 10 cm Länge im Bast frisch gefällter oder absterbender Kiefern, Fichten, Lärchen
- Nahrung Larve: Bast- und Rindengewebe, mitunter bis ins Splintholz
- Nahrung Jungkäfer: ab August Reifungsfraß in ein- und zweijährigen Trieben
- Nahrung Altkäfer: nach dem Brutgeschäft ab Mai Regenerationsfraß im jungen Holz
Im Rahmen von Reifungs- und Regenerationsfraß höhlen Larven, Jungkäfer und Altkäfer die Triebe aus. Beim ersten Herbststurm brechen die hohlen Äste ab. Diese Zweigabbrüche sind für weitere Schädlinge eine willkommene Gelegenheit, den verwundeten Baum zu befallen. Zur Stelle sind Schmetterlinge, wie Kiefernspinner oder Kiefernschwärmer, die ihre Eier deponieren und einen abermaligen Raupenfraß im Holz in Gang setzen.
Exkurs
Fichten-Monokultur befeuert Borkenkäfer-Plage
Wenn in der Natur etwas aus dem Ruder läuft, haben Menschen zumeist die Hände im Spiel. Massenvermehrungen von Borkenkäfern machen in dieser Hinsicht keine Ausnahme. In einem naturbelassenen Wald mit gesunder Mischkultur aus Nadel- und Laubbäumen fungieren Borkenkäfer als willkommene Nützlinge. Fleißig zerlegen die Käfer organische Substanzen und leisten einen wichtigen Beitrag zum Stoffkreislauf im Ökosystem des Waldes. Fatalerweise ist Fichtenholz die Lieblingsspeise heimischer Borkenkäfer-Arten. Mit der weiträumigen Anpflanzung von schnellwachsenden Fichten in Monokultur als Nutzholz hat der Mensch perfekte Borkenkäferbiotope geschaffen. In Kombination mit der fortschreitenden Klimaerwärmung sind explosionsartige Vermehrungsraten auch in Zukunft zu befürchten.
Welche Bäume werden befallen?
Nadelbäume bekommen die volle Wucht gefräßiger Borkenkäfer zu spüren, weil sie der bevorzugte Lebensraum von Buchdrucker und Artgenossen sind. Das bedeutet nicht, dass sich Laubbäume in Sicherheit wiegen können. Niedrigere Klassifizierungen innerhalb der Käferfamilie haben sich auf verschiedene Laubbaumarten spezialisiert, wie Eichenborkenkäfer (Scolytus intricatus), Birkenborkenkäfer (Scolytus ratzeburgi) oder Obstbaumborkenkäfer (Scolytus rugulosus). Welche Bäume häufig befallen werden, fasst folgende Tabelle zusammen:
Anfällige Nadelbäume | Botanischer Name | Anfällige Laubbäume | Botanischer Name | Anfällige Obstbäume | Botanischer Name |
---|---|---|---|---|---|
Fichte | Picea abies | Ahorn | Acer | Apfelbaum | Malus domestica |
Kiefer | Pinus | Buche | Fagus | Kirschbaum | Prunus avium |
Lärche | Larix decidua | Esche | Fraxinus excelsior | Quitte | Cydonia oblonga |
Douglasie | Pseudotsuga menziesii | Ulme | Ulmus | Weißdorn | Crataegus |
Lebensbaum | Thuja | Hainbuche | Carpinus betulus | Vogelbeere | Sorbus aucuparia |
Wacholder | Juniperus | Eiche | Quercus | ||
Weißtanne | Abies alba | Birke | Betula |
Verschiedene Forschungsprojekte widmen sich der Suche nach Baumarten, die gegen Borkenkäfer-Befall gefeit sind. Vielversprechende Ergebnisse liefert eine Versuchsanbaufläche im Hochsauerlandkreis. Als resistente Bäume erweisen sich dort Araukarie (Araucaria), Sicheltanne (Cryptomeria japonica) und Küstenmammutbaum (Sequoia sempervirens).
Tipp
Asiatischer Borkenkäfer, auch bekannt als Asiatischer Laubholzbockkäfer, ist seit 1996 in Deutschland auf dem Vormarsch. Der eingeschleppte Schädling hat vornehmlich Laubbäume im Visier, wie Ahorn, Birke, Pappel sowie den Apfelbaum, Birnbaum und Kirschbaum. Typisches Fraßbild sind winzige, kreisrunde Löcher in der Baumrinde und langgezogene Larvengänge unter der Borke.
Borkenkäfer-Befall erkennen – Indizien im Überblick
Je früher Sie gefräßigen Borkenkäfern auf die Schliche kommen, desto effektiver die Bekämpfung. Mit Beginn der ersten Flugzeit im April unterziehen Sie bitte stehendes und liegendes Holz einer genauen Prüfung auf folgende Indizien für einen Borkenkäfer-Befall:
- Runde, 1-3 mm kleine Löcher in der Rinde als Ein- und Ausflugslöcher
- Bohrmehl-Haufen am und unter dem Baum
- Auffallend viele Harztropfen auf der Borke
- Fraßbild unter abgehobener Rinde: längliche Muttergänge und davon abzweigende Larvengänge
Auf das Einbohren von Borkenkäfern reagieren Bäume mit verstärktem Austritt von Harz. Harztröpfchen und Harzfluss-Bahnen können auf andere, natürliche Ursachen zurückzuführen sein und sind kein zwingendes Merkmal für einen Befall.
Bohrmehl-Suche – Tipps
Die Suche nach Bohrmehl ist die beste Option, befallene Bäume rechtzeitig zu erkennen, bevor adulte Borkenkäfer oder Jungkäfer ausfliegen für eine invasive Verbreitung im umliegenden Gehölz. Folgende Tipps erklären, wie Sie es richtig machen:
- Wann? Ab Anfang April wöchentlich, wenn Borkenkäfer die Rammelkammer und Muttergänge anlegen.
- Wo? Am Stammfuß, hinter Rindenschuppen, auf Spinnweben, unter liegenden Stämmen und abgefallenen Ästen
- Zeitpunkt? Bei trockenem, windstillem Wetter, weil Bohrmehl abgewaschen oder verweht sein könnte.
- Worauf achten? Abgefallene, grüne Nadeln oder Blätter, verkümmerte Zweige, lückenhafter Austrieb.
Entdecken Sie bei der Bohrmehl-Suche am Boden liegende Rindenstücke, ist dies ein weiteres Indiz für Borkenkäfer-Befall. Cleveren Spechten bleiben die Aktivitäten unter der Stammrinde nicht lange verborgen. Auf der Jagd nach schmackhaften Käfern und saftigen Larven hämmern die hungrigen Vögel Teile der Borke ab.
Borkenkäfer-Bekämpfung im Garten – Was hilft?
Löcher in der Rinde und Bohrmehl-Häufchen lassen keine Zweifel am Borkenkäfer-Befall am Gartenbaum. Hobbygärtner sind jetzt konfrontiert mit der Frage: Was tun? Chemische Spritzmittel sind im naturnahen Garten verpönt, zumal jegliches Insektizid gegen Borkenkäfer wirkungslos ist. Experimente mit Hausmitteln laufen ins Leere und verschaffen den Schädlingen zusätzliche Zeit für eine Massenvermehrung im Käferbaum. Fressfeinde, wie Vögel oder feindliche Käfer stehen auf verlorenem Posten gegenüber Abertausenden Borkenkäfern in einem einzigen Baum.
Hobbygärtner sind einer Borkenkäfer-Plage nicht wehrlos ausgeliefert. Die einzige, effektive Bekämpfungsmethode ist den allzu gebeutelten Forstwirten abgeschaut und nennt sich „saubere Waldwirtschaft“. Unter diesem Fachbegriff versteht man den Entzug bruttauglichen Materials mittels Baumfällung und sicherer Entsorgung. So bekämpfen Sie Borkenkäfer im Garten mit Erfolg:
Befallenen Baum fällen
Sind Fichte, Kiefer und andere Koniferen im Garten ein Opfer der Borkenkäfer, helfen nur Baumsäge oder Axt. Haben sich die Käfer erst einmal unter der Rinde eingenistet, lassen sie sich nicht mehr vertreiben. Obschon die Zeit drängt, nehmen Sie im Vorfeld bitte Kontakt auf mit der unteren Naturschutzbehörde. Dort erfahren Sie, ob eine sofortige Fällung im Einklang steht mit den strengen Vorschriften von Bundesnaturschutzgesetz und Baumschutzsatzung oder ob eine Sondergenehmigung zu beantragen ist.
Das Käfer-verseuchte Holz entsorgen Sie bitte nicht auf dem Kompost. Borkenkäfer sind kälteresistent und können als Ei, Larve oder Imago problemlos im Garten überwintern, um im nächsten Jahr erneut zuzuschlagen. Kleine Holzmengen kommen in die Biotonne. Für die Entsorgung eines großen Baumes samt Wurzeln eignet sich ein Grünschnitt-Container oder Sie transportieren das Schnittgut mittels Anhänger zum nächstgelegenen Kompostierwerk.
Pheromonfallen im Garten kontraproduktiv
In den Wäldern von Deutschland und Österreich sind die dunklen Kästen längst ein gewohntes Bild. Waldbesitzer und Förster stellen Pheromonfallen für Borkenkäfer auf. Es handelt sich um Lockstoff-Fallen, die in erster Linie dem Monitoring dienen, sprich der Ermittlung des Befallsdrucks im Wald. Bei rechtzeitiger und richtiger Platzierung liefern die Fallen dem Fachmann wichtige Informationen über Schwärmverlauf, Höhepunkt der Plage oder Folgegenerationen während einer mehrjährigen Beobachtungszeit. Die Fangquote einer Falle ist zu gering, als dass sie einen effektiven Beitrag zur Bekämpfung leisten könnte.
Für den Einsatz im privaten Garten sind Pheromonfallen gegen Borkenkäfer ungeeignet. Vorgeschrieben ist ein Mindestabstand von einer Baumlänge zu gesunden Bäumen, was im klassischen Hausgarten schwerlich einzuhalten ist. Schlimmstenfalls tut eine Lockstoff-Falle, was sie soll, zieht Borkenkäfer aus angrenzenden Waldgebieten unwiderstehlich an und weist den Biestern so den Weg in Ihren Garten.
Wer eine Bekämpfung auf die lange Bank schiebt, den bestraft die Borkenkäfer-Massenvermehrung.
Borkenkäfer vorbeugen – Tipps für Hobbygärtner
Geschwächte Fichten verströmen einen besonderen Geruch, den Borkenkäfer mit ihren Fühlerkeulen wahrnehmen. Trockenstress, Nährstoffmangel, Wind- und Schneebruch machen die Nadelbäume zu idealen Kandidaten für einen Befall mit Massenvermehrung. Soweit muss es nicht kommen, wenn Sie der Baumpflege im Garten besondere Aufmerksamkeit schenken. Folgende Tipps erläutern, wie Sie Borkenkäfern erfolgreich vorbeugen:
- Bei Trockenheit regelmäßig wässern, ohne Staunässe zu verursachen
- Bäume im Frühjahr und Sommer düngen mit Kompost, Hornspänen oder anderen organischen Düngemitteln
- Kalium-betonte Herbstdüngung stärkt die Winterhärte
- Baumscheibe flach mulchen und im Herbst freiräumen
- Schadholz nach Wind- oder Schneebruch zeitnah wegräumen
- Wunden am Holz mit desinfiziertem Messer glätten, ab 2 cm Durchmesser am Rand mit Baumwachs bestreichen
Lassen Sie bei der Schnittpflege von Fichten, Kiefern und anderen Nadelbäumen besondere Vorsicht walten. Schneiden Sie Koniferen nur bei tatsächlichem Bedarf im zeitigen Frühjahr. Beschränken Sie die Schnittführung auf den grünen, benadelten Triebbereich. Radikale Schnittmaßnahmen ins alte Holz schwächen jeden Nadelbaum und rufen lauernde Borkenkäfer auf den Plan.
Natürliche Feinde anlocken
Im naturnahen Garten finden sich natürliche Feinde der Borkenkäfer ein. Wichtige Fressfeinde von Buchdrucker und Konsorten sind:
- Vögel, insbesondere Specht und Rabe
- Räuberische Käfer, wie Jagdkäfer, Rindenglanzkäfer und Ameisenbuntkäfer
- Parasitoide Insekten, insbesondere Schlupfwespen und Erzwespen
Mit einem konsequenten Verzicht auf Pestizide aller Art laden Sie die fleißigen Nützlingen in Ihren Garten ein. Schaffen Sie Rückzugsorte, wie gemischte Hecken, naturbelassene Trockenmauern, Laubhaufen oder ein wildes Eck. Hängen Sie Nistkästen sowie Insektenhotels auf. Sind natürliche Feinde bereits vor Ort, haben anfliegende Borkenkäfer schlechte Karten. Gegenüber einem akuten Befall mit explosionsartiger Vermehrung sind die Fressfeinde jedoch chancenlos.
Häufig gestellte Fragen
Was fressen Borkenkäfer?
Borkenkäfer fressen Holz, Rinde und Bastgewebe von Bäumen sowie Großsträuchern. Wichtigste Nahrungspflanzen der gefährlichen Buchdrucker sind Fichten sowie Kiefern, Lärchen, Douglasien und weitere Nadelbäume. Andere Borkenkäfer-Arten haben das Holz von Laubbäumen zum Fressen gern. Frisches Holz dient den Forstschädlingen nicht nur der Aufnahme von Nahrung. Fernerhin fressen sich adulte Borkenkäfer durch die Stammrinde, um Gänge anzulegen für die Eiablage. Daraus schlüpfen Larven futtern sich dann munter durchs Holz bis zur Verpuppung und Metamorphose zum geschlechtsreifen Insekt.
Können Borkenkäfer fliegen?
Borkenkäfer sind Insekten mit einem vollständig ausgebildeten Flugapparat. Die filigranen Flügel liegen gut geschützt unter panzerartigen Flügeldecken, die am Absturz deutlich sichtbar gezähnt sind. Gerne erheben sich die Käfer freilich nicht in die Lüfte. Lediglich für die Suche nach einem geeigneten Wirtsbaum fliegen Borkenkäfer kurze Strecken mit einer Entfernung von unter 100 Metern. In Ausnahmefällen können Buchdrucker und Artgenossen einen oder zwei Kilometer fliegen, sofern ein starker Luftstrom für zusätzlichen Antrieb sorgt.
Wie sieht ein Borkenkäfer aus?
In Deutschland heimische Borkenkäfer sind 2 bis 8 mm groß. Der dunkelbraune Körper ist zylindrisch bis walzenförmig und mit einem harten Panzer versehen, bestehend aus Flügeldecken und Halsschild. Bei Buchdruckern und Kupferstechern erstreckt sich der Panzer bis über den kugeligen, nach unten geneigten Kopf. Die Flügeldecken fallen von der Mitte ausgehend zum Ende leicht schräg ab. Markant sind die unteren Seitenränder mit jeweils drei, vier oder sechs Zähnchen besetzt. Die Anzahl der Zähnchen gibt einen wichtigen Hinweis auf die Artzugehörigkeit.
Besteht für Borkenkäfer-Befall in Deutschland Meldepflicht?
Nein, meldepflichtig ist der Befall mit Borkenkäfern in Deutschland nicht. In den meisten Bundesländern sind Waldbesitzer gemäß Forstgesetz verpflichtet zu einer effektiven und rechtzeitigen Bekämpfung der Schädlinge. Die unteren Forstbehörden der Landkreise überwachen, ob Waldbesitzer diese Pflichten tatsächlich erfüllen. Strenger handhabt Österreich die Gefahr für seine Wälder durch Borkenkäfer. Die gefahrdrohende Vermehrung von Buchdruckern und anderen Borkenkäfern ist umgehend der zuständigen Forstbehörde zu melden.
Sind Borkenkäfer eine Gefahr für unsere Möbel im Haus?
Borkenkäfer zählen zu den Frischholzinsekten. Trockenes, verbautes Holz ist für die Käfer weder als Nahrung, noch als Brutplatz interessant. Gefressen wird Holz, Rinde und Bastgewebe mit aktivem Saftfluß. Brutsysteme für die Fortpflanzung legen Männchen und Weibchen ausschließlich in oder unter Baumrinde an. Für Möbel, Parkettböden oder Dachbalken sind Borkenkäfer keine Gefahr.
Kann man Borkenkäfer mit chemischen Insektiziden nicht einfach abtöten?
Jahrzehntelange Erfahrungen in der Bekämpfung von Borkenkäfern in Gärten haben uns gelehrt, dass Insektizide wirkungslos sind. In der Forstwirtschaft angewendete Spritzmittel sind für private Gärten nicht zugelassen. Ohnehin hat es wenig Aussicht auf Erfolg, die Baumschädlinge mittels Spritzen von Gift abzutöten. Borkenkäfer sitzen gut geschützt unter einer dicken Stammrinde und sind durch ihren starken Panzer immun gegen Spritzmittel aller Art.
Wir möchten einen Hausbaum pflanzen, der weitgehend resistent ist gegen Borkenkäfer-Befall. Welche Baumarten sind geeignet?
Als empfehlenswerte Alternative zur Fichte rücken Baumarten aus südlichen Ländern in den Fokus. Im Zuge des Klimawandels fühlen sich in Deutschland wärmeliebende Bäume wohl, wie Atlas-Zeder (Cedrus atlantica), Araukarie (Araucaria) und Sicheltanne (Cryptomeria japonica). Unter den Laubbäumen wird der aus Nordamerika eingeführten Roteiche (Quercus rubra) eine gute Resistenz gegen Buchdrucker und Kupferstecher attestiert. Weitere Gastbaumarten, die den Borkenkäfern nicht schmecken, sind Robinie (Robinia), Essigbaum (Rhus hirta) und die Späte Traubenkirsche (Prunus serotina).
Woran ist Borkenkäferbefall zu erkennen?
Der Befall mit Borkenkäfern ist schon zu Beginn zu erkennen am Auswurf von braunem bis hellbraunem Bohrmehl. Das Mehl sammelt sich am Stammfuss an, liegt zwischen Rindenschuppen oder hängt in Spinnweben. Später folgende Symptome sind Spechtabschläge, abgefallene Rindenstücke sowie Verlust grüner Nadeln und Nadelverfärbungen in der Krone.
Bin ich als Hausgärtner verpflichtet zur Bekämpfung von Borkenkäfern an meinen Hausbäumen?
Nein, die gesetzlich vorgeschriebene Verpflichtung gilt für Waldbesitzer im Sinne des Bundeswaldgesetzes (BWaldG). Demzufolge sind kleinere Flächen mit Baumgruppen innerhalb bebauter Gebiete kein Wald. Mithin sind Sie vom Gesetzgeber nicht angehalten, befallene Bäume zu fällen oder Experten für die Schädlingsbekämpfung einzusetzen. Allerdings ist zu bedenken, dass eine passiv-abwartende Haltung den invasiven Borkenkäfern in die Hände spielt und schlimmstenfalls die gesamte Nachbarschaft in Mitleidenschaft zieht.
Tipp
Im frisch geschlagenen Brennholz für Kamin und Ofen tummeln sich mitunter noch Eier, Larven oder junge Borkenkäfer. Damit sich die Biester über diesen Weg nicht im Haus oder in der Wohnung einnisten, sollten Sie das Holz draußen lagern für einen Zeitraum von mindestens zwei, idealerweise vier Jahren.