Robinie: Wissenswertes zu Eigenschaften & Verwendung
Die Robinie, auch Scheinakazie genannt, ist ein widerstandsfähiger Baum mit attraktiven Blüten. Dieser Artikel beleuchtet Herkunft, Aussehen, Verwendung und wichtige Eigenschaften, darunter auch die Giftigkeit der Robinie.
Herkunft
Die Gewöhnliche Robinie (Robinia pseudoacacia), auch bekannt als Scheinakazie oder Silberregen, stammt ursprünglich aus Nordamerika. Ihr natürliches Verbreitungsgebiet liegt hauptsächlich in den Appalachen, dem Ozark-Plateau sowie anderen Teilen der zentralen und östlichen Vereinigten Staaten bis in Höhenlagen von 1600 Metern. Hier wächst sie in Laubmischwäldern auf nährstoffreichen Sand- und Lehmböden.
Im 17. Jahrhundert führte Jean Robin, der Hofgärtner der französischen Könige, die Robinie nach Europa ein. Erste Exemplare wurden um 1601 in Paris gepflanzt. Im 18. Jahrhundert fand der gezielte Anbau der Robinie in Deutschland, vor allem in Brandenburg, statt. Aufgrund ihrer Anpassungsfähigkeit und ihrer Fähigkeit zur Luftstickstoffbindung wurde sie gerne in der Wiederaufforstung und zur Verhinderung von Bodenerosion eingesetzt.
Es gibt drei Hauptformen der Robinie, die je nach Standort variieren:
- Pinnata-Typ: Gerader Stamm in Höhenlagen bis zu 800 Metern.
- Palmata-Typ: Gebogener Stamm in mittleren Höhenlagen.
- Spreading-Typ: Sehr krumme Stämme in tieferen Lagen.
In Europa wird die Robinie besonders in Ungarn kultiviert, wo sie auf etwa 420.000 Hektar angepflanzt wird. Hier werden spezielle Kultivare auf Merkmale wie Geradschaftigkeit, Leistungsfähigkeit und Blütenproduktion selektiert. Die Robinie hat sich mittlerweile weltweit verbreitet und wird in vielen Regionen sowohl als Zier- als auch als Nutzpflanze geschätzt.
Wuchs
Die Robinie ist ein sommergrüner Laubbaum, der im Freistand Höhen von 12 bis 30 Metern erreichen kann. Im geschlossenen Bestand vermag sie sogar bis zu 30 Meter hoch zu wachsen. Der Baum bildet eine locker rundliche bis schirmförmige Krone und neigt zur Ausbildung von Doppelkronen.
Der Stamm der Robinie ist eher kurz und hat eine graubraune, dicke, tief gefurchte Borke mit faseriger Oberflächentextur. Die Äste stehen gedreht und setzen unregelmäßig am Stamm an, wodurch gewundene Stämme und Äste mit Kurven und Knicken entstehen. Junge Triebe sind bis zu 3 cm lang bedornt, wobei Dornen an älteren Bäumen weniger auffällig sind.
Die Blätter erscheinen erst spät im Frühling und sind wechselständig sowie unpaarig gefiedert. Sie können eine Länge von bis zu 30 Zentimetern erreichen und bestehen aus bis zu 19 eiförmigen Blättchen.
Die Robinie zeigt eine hohe Wuchsgeschwindigkeit und Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche Böden und klimatische Bedingungen. Sie ist winterhart, reagiert jedoch empfindlich auf Früh- und Spätfröste.
Blätter
Die Blätter der Robinie sind wechselständig angeordnet und abwechslungsreich gefiedert. Sie erscheinen im späten Frühjahr und erreichen eine Länge von 15 bis 30 Zentimetern. Ein Blatt besteht aus 9 bis 23 eiförmigen bis elliptischen und kurz gestielten Einzelblättchen. Diese Blättchen klappen bei großer Hitze senkrecht nach unten, um die Verdunstung zu reduzieren – ein Phänomen, das als Thermonastie bekannt ist.
Die frische Grünfärbung der Blätter auf der Oberseite und das graugrüne Unterseiten erzeugen einen schönen Kontrast. Im Herbst verfärben sie sich in ein helles bis kräftiges Gelb und bieten dadurch einen dekorativen Anblick. Die Nebenblätter sind häufig zu Dornen umgebildet.
Dornen
Die Robinie besitzt auffällige Dornen, die besonders an jungen Schösslingen und an bestimmten Stellen des Baumes zu finden sind. Diese rotbraunen Dornen sind umgebildete Nebenblätter und können bis zu 3 Zentimeter lang werden.
Sie wachsen ausschließlich in den Blattachseln und lassen sich leichter abdrücken als verholzte Sprossdornen. Im Bereich der oberen Kronen und Blütenstände treten keine Dornen auf, was die Pflege und das Ernten von Blüten und Früchten erleichtert.
Blüte
Die Robinie blüht von Mai bis Juni. Ihre weißen Blüten sind in hängenden, traubigen Blütenständen von 10 bis 25 Zentimetern Länge angeordnet. Jede Traube besteht aus 10 bis 25 Einzelblüten. Die Blüten verströmen einen starken, bergamotteartigen Duft und sind typische Schmetterlingsblüten.
Ein besonderes Merkmal der Robinienblüten ist ihre hohe Nektarproduktion, welche die Robinie zu einer bedeutenden Nahrungsquelle für viele Insekten, besonders für Honigbienen, macht. Der aus ihren Blüten gewonnene Honig wird häufig als „Akazienhonig“ vermarktet.
Früchte
Nach der Blüte entwickelt die Robinie lange, flache Samenhülsen, die auch Schoten genannt werden. Diese Hülsen sind braun, stark abgeflacht und etwa 5 bis 12 Zentimeter lang sowie 1 bis 1,5 Zentimeter breit. Jede Hülse enthält 4 bis 14 nierenförmige Samen, die in den Einbuchtungen der Hülsen liegen.
Die Früchte reifen im September und können bis ins nächste Frühjahr am Baum hängen bleiben. Während des Winters reißen die Hülsen auf und entlassen die Samen. Diese sind extrem langlebig und können bis zu 30 Jahre lang keimfähig bleiben.
Robinie vermehren
Die Robinie kann sich sowohl generativ über Samen als auch vegetativ durch Wurzelschösslinge vermehren. Zur Keimung der Samen ist es hilfreich, diese vor der Aussaat 48 Stunden in warmem Wasser einzuweichen und sie in der zweiten Maihälfte auszusäen. Die Samen benötigen zur Keimung viel Sonnenlicht.
Die vegetative Vermehrung erfolgt durch Wurzelschösslinge, besonders nach Standortstörungen wie Bränden oder Rodungen. Eine weitere Methode ist die Vermehrung durch Wurzelschnittlinge, wobei 10 cm lange Wurzelstücke in Töpfe gesteckt werden.
Verwendung
Robinienholz ist langlebig und widerstandsfähig, daher vielseitig einsetzbar. Es wird im Außenbereich für Gartenmöbel, Spielplatzgeräte und Zäune verwendet. Auch im Bauwesen findet es Anwendung, zum Beispiel für Brücken und Stege. In der Landwirtschaft wird es zur Herstellung von Pfählen und Stützen genutzt.
Im Möbelbau schätzt man das Holz für Massivholzmöbel, Furniere und Sperrholz. Es ist auch in der Musikinstrumentenherstellung beliebt, insbesondere für Xylophone.
Ökologisch hat die Robinie einen hohen Wert. Sie dient als Zierpflanze in Parks, Gärten und urbanen Umgebungen. Dank ihrer Robustheit gegen städtische Schadstoffe ist sie als Stadt- oder Alleebaum geeignet. In der Imkerei wird die Robinie wegen ihres Nektarreichtums geschätzt. Der aus ihren Blüten gewonnene Honig ist mild und kristallisiert nur langsam.
Bei der Anpflanzung in der Nähe von schützenswerten Biotopen sollte Vorsicht geboten sein, da die Robinie invasiv werden kann und heimische Vegetation verdrängen könnte. Dennoch wird sie oft als potenzieller Klimabaum angesehen, da sie extrem trockene und nährstoffarme Böden gut toleriert.
Giftigkeit
Die Robinie ist mit Ausnahme ihrer Blüten in allen Pflanzenteilen giftig. Hohe Konzentrationen giftiger Stoffe finden sich in der Rinde, den Blättern und den Samen. Die toxischen Substanzen Robin und Phasin können zu schweren Vergiftungserscheinungen führen.
Symptome einer Vergiftung treten meist innerhalb einer Stunde nach Einnahme auf und umfassen Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Durchfall, Krämpfe und Schwindel. Für Tiere, insbesondere Pferde, kann die Robinie besonders gefährlich sein. Schon 150 Gramm Rinde können tödlich sein.
Menschen sollten den Kontakt mit Robinienholz vermeiden, wenn es für Tiergehege verwendet wird, um Vergiftungen bei Kaninchen oder anderen Nagetieren zu verhindern. Besonderer Schutz ist bei Kleinkindern erforderlich, da sie dazu neigen, Teile der Pflanze in den Mund zu nehmen.
Krankheiten & Schädlinge
Die Robinie ist robust, kann aber durch verschiedene Schädlinge und Pilze beeinträchtigt werden. Zu den Schädlingen gehören die Robinien-Miniermotte, der Eschenbastkäfer und Gallmilben. Diese Schädlinge verursachen größtenteils optische Schäden, schwächen die Vitalität des Baumes jedoch selten erheblich.
Zu den Pilzkrankheiten zählen die Robinienwelke (Fusarium lateritium), Hallimasch-Arten (Armillaria spp.) und Phloeospora- oder Blattfleckenkrankheit (Phloeospora robiniae). Diese Pilze können die Leitungsbahnen der Pflanze verstopfen und zu Wasser- und Nährstoffmangel führen, was die Gesundheit des Baumes beeinträchtigen kann.
Die Robinie ist anfällig für Staunässe und Rindenverletzungen, die das Eindringen von Pilzen begünstigen. Trotz dieser Gefahren bleibt die Robinie eine widerstandsfähige Baumart, die sich durch schnelles Wachstum und hohe Anpassungsfähigkeit auszeichnet.
Häufig gestellte Fragen
Welche besonderen Wachstumsformen gibt es bei der Robinie?
Es gibt drei Hauptformen der Robinie, die je nach Standort variieren: Der Pinnata-Typ hat einen geraden Stamm und wächst in Höhenlagen bis zu 800 Metern. Der Palmata-Typ weist einen gebogenen Stamm auf und gedeiht in mittleren Höhenlagen. Der Spreading-Typ zeichnet sich durch sehr krumme Stämme aus und ist in tieferen Lagen zu finden.
Kann die Robinie andere Pflanzenarten verdrängen?
Ja, die Robinie hat ein starkes Invasionspotenzial und kann heimische Vegetation verdrängen. Dies ist besonders in Mitteleuropa der Fall, wo sie aufgrund ihrer Fähigkeit zur Luftstickstoffbindung und schnellen Vermehrung durch Wurzelschösslinge heimische Ökosysteme verändern kann. Sie wird daher auf manchen Listen invasiver Pflanzenarten geführt.
Gibt es besondere Trivia zur Robinie?
Die Robinie wurde 2020 in Deutschland zum Baum des Jahres gekürt. Interessanterweise benannte Carl von Linné die Gattung Robinia nach Jean Robin, dem Hofgärtner der französischen Könige, der die Robinie nach Europa einführte. Zudem wird die Robinie im Englischen oft „Black Locust“ genannt.
Was sind die charakteristischen Symptome einer Robinienvergiftung?
Symptome einer Robinienvergiftung umfassen Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Durchfall, Krämpfe und Schwindel, die meist innerhalb einer Stunde nach der Einnahme auftreten. Besonders gefährlich können Teile der Robinie für Tiere sein, insbesondere für Pferde. Bereits 150 Gramm Rinde können für Pferde tödlich sein.