Bäume

Alles über Baumrinde: Funktionen, Arten und Schutzmaßnahmen

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Die Rinde eines Baums ist nicht nur ein strukturiertes Gebilde auf dem Stamm. Es ist ein wichtiges Organ, das lebensnotwendige Funktionen übernimmt. Schon an einem kleinen Stück Baumrinde ist erkennbar, wie sich der Baum gegen Umwelteinflüsse schützt.

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Jede Rinde sieht anders aus (hier: Baumrinde einer Linde)
AUF EINEN BLICK
Wofür ist die Baumrinde und wie hilft sie bei der Baumart-Identifizierung?
Baumrinde ist ein wichtiges Organ, das Bäume vor Umwelteinflüssen wie Frost und Feuer schützt. Sie besteht aus Bast und Borke, wobei der Bast für den Transport von Zuckerverbindungen verantwortlich ist und die Borke als natürliche Barriere dient. Rinde kann durch ihre Struktur, Farbe und Muster zur Identifizierung der Baumart beitragen.

Bäume und ihre Rinde

Gehölze dienen im Garten als Sichtschutz oder Obstlieferant. Meist ist die Rinde kein Auswahlkriterium. Doch viele Bäume zeichnen sich durch eine ästhetische Borke aus, die zu jeder Jahreszeit optische Akzente setzt. Nicht nur die Struktur dieser natürlichen Schutzhülle variiert von glatt über seidig zu rau und runzelig. Auch die Färbung kann von Rot über Braun bis hin zu Grün sämtliche Nuancen annehmen.

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  Arten Färbungen Mustervielfalt
Ahorn Streifenahorn, Korallenrinden-Ahorn, Rostbart-Ahorn, Schlangenhaut-Ahorn korallenrot, orange, goldgelb, olivgrün Schokoraspel, Zimtrollen, Schlangenhaut
Birke Schwarz-Birke, Himalaya-Birke, Hänge-Birke, Moor-Birke schneeweiß, gelbweiß, rötlich, schwarzbraun Rinde löst sich in breiten Streifen
Buche Blut-Buche, Steinbuche, Trauerbuche, Süntel-Buche dunkelgrün, schwarz, silbergrau narbig, rissig, glatt
Eiche Sumpf-Eiche, Flaumeiche, Zereiche rötlich, grau, grünlich gefeldert, gefurcht, schuppig
Kiefer Waldkiefer, Schwarzkiefer rotbraun, graubraun, dunkel schuppig, gefurcht
Esche Gemeine Esche hellgrün, grau, schwarz glatt, rissig, gerippt

Funktionen der Rinde

Die äußeren Schichten, die zusammengefasst als Rinde bezeichnet werden, werden Bast und Borke genannt. Der Bast dient zum Transport von Zuckerverbindungen durch den Baum, während die Borke eine schützende Funktion übernimmt. Sie ist die natürliche Barriere gegen Umwelteinflüsse wie Frost und Feuer. Extremtemperaturen werden durch Lufteinschlüsse in der Borke gepuffert. Da die Borkenzellen abgestorben sind, benötigen sie kaum Energie.

Funktionen der Rinde:

  • Schutzwall
  • Wachstumszone
  • Informationszentrum
  • Kommunikationsorgan

Exkurs

Stammaufbau

Ein wichtiger Unterschied zwischen verholzenden und krautigen Pflanzen ist der Stamm eines Baumes, der nicht nur in die Höhe wachsen kann. Mit den Jahren wird er dicker. Verantwortlich für dieses sogenannte Dickenwachstum ist das Kambium. Es bildet Bastzellen, die nach außen wachsen. Außerdem produziert diese Schicht Holzzellen nach Innen. Sie ist nur wenige Zellen dick und kann sich selbst bei Beschädigung nicht erneuern. Im Inneren befindet sich das Mark, welches vom Kern- und Splintholz umgeben wird.

Baumrinden bestimmen

Bäume anhand ihrer Rinde zu erkennen, erfordert viel Übung. Arten wie Birke, Platane oder Buche haben eine unverkennbare Borke. Andere Arten ähneln sich stark in Färbung und Struktur, sodass oft weitere Bestimmungsmerkmale herangezogen werden müssen. Wuchsform und Lebensraum spielen eine große Rolle bei der Identifizierung. Sie können sich auch vertrocknetes Laub direkt unter dem Baum anschauen, denn dieses liefert eindeutige Informationen über die Art.

Rinde schützen und reparieren

Wenn die Rinde beschädigt wurde, muss der Baum diese Wunden schnell verschließen. Auch diese Aufgabe übernimmt das Kambium. Es bildet das sogenannte Wundholz, welches sich über die Wunde schiebt und diese verschließt. Da dieser Prozess mehrere Monate bis Jahre dauert, muss der Baum zu einer ersten Hilfsmaßnahme greifen.

Notmaßnahme

Bei manchen Bäumen tritt Harz aus der Wunde aus, welches diese verschließt. Andere Arten schotten die Holzporen nach außen ab, damit keine Pilze oder Krankheitserreger eindringen können. Ist das Kambium verletzt, wird es nicht mehr neu gebildet. An dieser Stelle sind die Saftleitungen unterbrochen und der Baum muss diesen Verlust kompensieren. Daher ist es umso wichtiger, dass die Rinde eines Baums geschützt und nicht beschädigt wird.

Wer die Rinde eines lebenden Baums abschält, schädigt ihn.

Warum die Rinde aufreißt

Risse an Bäumen sind auf unterschiedliche Ursachen zurückzuführen. Nicht nur mechanische Schäden sondern auch ein Befall durch Insekten und Pilze sorgen für eine Rissbildung. Schäden an der Kirschbaumrinde werden oft durch starke Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht hervorgerufen. In der Nacht kühlt die Nordseite des Stamms schneller ab als die südliche Stammseite, die noch vom Tag aufgeheizt ist. Durch die entstehenden Spannungen reißt die Rindenoberfläche auf.

Rinde heilen

Der Baum wird große Rindenrisse im Laufe der Jahre verschließen, indem er darüber wächst. Die wichtigste Maßnahme ist eine gute Pflege. Sorgen Sie dafür, dass der Baum optimal mit Wasser und Nährstoffen versorgt wird. Aktive Maßnahmen, um die Wunde zu verschließen, stellen sich immer wieder als negativ heraus.

Darauf sollten Sie verzichten:

  • Wundverschlussmittel sorgen für ein pilzfreundliches Milieu
  • Abschneiden des Wundrands führt zu Vitalitätsverlust
  • Abdecken mit schwarzer Folie verschlechtert Mikroklima

Probleme mit der Rinde

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In den meisten Fällen besteht kein Grund zur Sorge, wenn der Baum seine Rinde verliert

Wenn die Borke aufplatzt und abfällt, ist das kein Grund zur Sorge. Größere Verletzungen sollten allerdings erforscht werden. Risse können durch Umwelteinwirkungen oder auf mechanische Weise entstehen.

Schäden an faseriger Rinde

Eichhörnchen sammeln gelegentlich faserig abblätternde Borke bestimmter Nadelbäume, um diese als Polstermaterial zu nutzen. Sie ziehen die Fasern der Borke von lebenden Bäumen ab und arbeiten flächig sowie vertikal orientiert. Die bearbeiteten Flächen liegen meist im unteren Stammbereich. Hier erscheint die Borke faserig-rau bis borstig.

Betroffene Gehölze sind Exoten:

  • Riesenmammutbaum
  • Japanische Sicheltanne
  • Riesenlebensbaum
  • Chinesisches Rotholz
  • Sumpfzypresse

Baumrinde abgefressen, verletzt oder beschädigt

Jungbäume sind öfter vom Rindenfraß betroffen als Altbäume. Allerdings ist das Alter kein vollständiges Ausschlusskriterium, denn Bäume im Wald werden häufiger von Wildtieren angefressen oder auf sonstige Weise beschädigt. Wenn die Fraßschäden nur punktuell auftreten und der Stamm nicht ringsherum entrindet wurde, können Sie die Wunde mit Brennnesseljauche desinfizieren. Versorgen Sie den Baum mit Wasser und Nährstoffen, damit er sich selbst regenerieren kann.

Rinde vollständig abgeschält

Dammwild geht bevorzugt an junge Obstgehölze und frisst teilweise die gesamte Rinde des unteren Stammbereichs ab. Bei starker Beschädigung sind die Leitungsbahnen durchtrennt und der Baum kann sich nicht mehr mit Nährstoffen versorgen. Sind einige Leitungsbahnen vorhanden, können Sie die offenen Stellen mit Lehm versiegeln. Bei vollständiger Zerstörung der Leitungsbahnen können Sie versuchen, Saftbahnen anzulegen.

Saftbrücke als Notrettung anlegen:

  1. usreichend starken Ast abschneiden
  2. beidseitig abschrägen
  3. ober- und unterhalb der Ringelung unter die Rinde des Stamms schieben
  4. mit Bast abwickeln

Häufige Krankheiten

Es gibt einige Krankheiten, die in frühen oder späteren Stadien zu Rindenverletzungen führen. Die Symptome sind krankheitsspezifisch. Es können rillenförmige Risse auftreten, die bis tief in das Holz gehen. Rissige Wundstellen in der Borke können von einer Schorfbildung begleitet werden. Die Krankheiten verursachen weitere typische Symptome wie Holzverfärbungen oder Veränderungen im Kronenbereich.

  • Rindenbrand: betroffen ist Steinobst bei dauerfeuchter Witterung
  • Rindenschorf: befällt trockenheits- und stressgeschädigte Rosengewächse
  • Rußrindenkrankheit: kommt bei Ahornbäumen vor, die durch Trockenheit gestresst sind
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Rindenbrand ist nicht einfach zu erkennen

Pilzbefall behandeln

Was bei alten Bäumen fast normal ist, kann auch bei Jungbäumen auftreten: abgeplatzte Rinde durch Pilze. Während bei der Weißfäule das Holz faserig erscheint und von einem weiß-grauen Schleier bedeckt ist, kommt es bei der Braunfäule zu dunkelbraunen bis schwarzen Verfärbungen. Das Holz unter der Rinde zerfällt würfelförmig. Verantwortlich für diese Symptome sind 30 verschiedene Pilzarten. Sie siedeln sich in offenen Wunden an, in denen ein feuchtes Mikroklima herrscht.

Erste Hilfe:

  • kleine Wunden bis ins gesunde Holz ausschneiden
  • mit Brennnesseljauche desinfizieren
  • Baum mit Wasser und Nährstoffen versorgen

Schädlinge?

Es gibt einige Käfer, die sich unter der Rinde ansiedeln und beeindruckende Gangsysteme anlegen können. Doch nicht alle unter der Rinde lebenden Arten sind gefährlich für den Baum. Die Art der Gänge kann einen Hinweis auf die jeweilige Art geben, die im Holz wohnt.

  Symptome Schädling  
Borkenkäfer Fraßgänge zwischen Rinde und Holz mit typischem Mittelgang ja  
Prachtkäfer Zick-Zack-Fraßgänge zwischen Rinde und Holz nein  
Ameise Gangsysteme und Kammern in abgestorbenem Kernholz nein  

Rinde nutzen und verarbeiten

Entfernen Sie die Rinde nicht ohne vernünftigen Grund, damit Sie dem Baum keinen unnötigen Stress zuführen. Baumrinde eignet sich ideal zum Basteln und Verarbeiten. Sammeln Sie dazu Rinde von toten Zweigen, die Sie im Wald finden. Sie können den Stamm mit einem Ziehmesser schälen oder mit einem Messer Quadrate in die Borke ritzen und diese anschließend abziehen.

Haltbar machen

Die beste Methode zur Konservierung von Rinde ist das ausgiebige Trocknen. Wenn die Stücke erhitzt werden, überleben keine Mikroorganismen. Auf trockenem Holz setzt sich kein Schimmel an, sodass eine weitere Behandlung mit Holzschutzmitteln überflüssig wird. Behalten Sie das Material beim Trocknen im Ofen immer im Auge, um mögliche Verkohlungen zu vermeiden.

So gehen Sie vor:

  1. Holz auf ein mit Backpapier bedecktes Blech legen
  2. bei 100 Grad für 30 Minuten backen
  3. nschließend abkühlen lassen

Tipp

Sie können die Rindenstücke alternativ in Sauna oder Mikrowelle trocknen lassen. Mit dem Föhn oder auf der Heizung trocknet Rinde ebenfalls gut.

DIY-Ideen

Wenn Sie keine Deko kaufen möchten, können Sie Baumrinde sammeln und vielfältig zum Basteln und Dekorieren verwenden. Rindenstücke sind dankbare Objekte, da sie keine aufwändigen Vorbereitungen benötigen. Aus ihnen lassen sich Gestecke oder natürliche Blumenschalen machen. Sie können die Rindenstücke auch nutzen, um Einrichtungsgegenstände zu verschönern.

Rinde bepflanzen

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Rinden geben schöne Pflanzschalen ab

Große Rindenstücke, die Sie nach Baumfällarbeiten im Wald finden können, sind ideale Objekte zum Bepflanzen. Wählen Sie Arten, die in kiesigem und sandigem Boden wachsen und einen geringen Wasserbedarf haben. Dadurch wird die Rinde nicht zu feucht und hält länger. Sukkulenten oder Tillandsien fühlen sich in der Rindenschale besonders wohl.

Der Minigarten:

  • Substrat: Mischung aus Kies, Schotter und Sand
  • Pflanzen: Hauswurz, Jupiterbart, Mauerpfeffer
  • Dekoration: bizarre Steine, Mini-Blechgießkanne

Tipp

Kleben Sie ausgeblasene Eier und Moos auf die Baumrinde und funktionieren Sie die Eier zur Miniblumenvase um. Damit haben Sie eine individuelle Osterdeko.

Sommerdeko: Rindentopf

Die Textur der Baumrinde schafft eine natürliche Atmosphäre, die perfekt zu Zimmerpflanzen, Küchenkräutern oder kleinen Sträuchern passt. Mit wenigen Mitteln können Sie sich einen sommerlichen Blumentopf aus Rinde basteln. Birkenrinde eignet sich gut und liefert farbliche Kontraste.

So geht’s:

  • Rinde um den gewünschten Blumentopf legen
  • Rindenstück zurechtschneiden und mit Heißkleber bestreichen
  • auf den Topf pressen und mit Wäscheklammern fixieren

Herbstdeko: Gesteck

Ein großes Rindenstück liefert die Basis für eine rustikale Tischdeko. Sammeln Sie Moos, Laub, Eicheln und Hagebutten zum Dekorieren. Stellen Sie Stumpenkerzen auf das Tablett und verteilen Sie die Naturmaterialien darauf. Baumpilze runden das Arrangement ab. Diese können leicht getrocknet werden und sind für die Ewigkeit haltbar.

Weihnachtsdeko: Tannenbaum

Für den Tannenbaum benötigen Sie mehrere Rindenstücke in unterschiedlicher Größe. Stechen Sie ein Loch in die Mitte jedes Rindenstücks. Diese werden mit abnehmender Größe auf einen Schaschlikspieß gesteckt, sodass eine tannenbaumförmige Gestalt entsteht. Damit der Baum steht, wird der Schaschlikspieß in eine Baumscheibe gesteckt. Sie können Ihr Tannenbäumchen mit einem selbst geschnittenen Birkenrindenstern krönen.

Weitere natürliche Dekorationen zu Weihnachten:

  • weihnachtlicher Baumschmuck aus sternförmigen Rindenstücken
  • Adventsgestecke mit roten Kerzen, Tannenzweigen und Rindenfiguren
  • hölzernes Herz mit Moos beklebt

Häufig gestellte Fragen

Warum blättert die Rinde von Bäumen ab?

Dass Bäume ihre Rinde abwerfen, hat nichts mit Trockenheit zu tun. Häufig kommt es nach einem regenreichen Frühjahr zu einem Wachstumsschub und die Bäume befreien sich von der Rinde. Die Borke besteht aus abgestorbenen Zellen, die vom Bast erneuert werden. Die Rinde wächst mit, wenn der Baum an Dicke zunimmt. Die Borke reist auf, da die Spannung zu groß wird. Bei Platanen ist dieser Rindenabwurf besonders auffällig.

Sollte ich Bewüchse an der Rinde entfernen?

An der Stammseite, die dem Wetter zugewandt ist, kommt es häufig zu einem Bewuchs durch Flechten und Moose. Solche natürlichen Schichten schädigen den Baum allerdings nicht. Sie sorgen für einen zusätzlichen Schutz vor Witterungseinflüssen und sollten daher nicht entfernt werden. Wenn Sie Flechten und Moose mit einer Bürste entfernen, schädigen Sie die Rinde und Pilze können in die Wunden eindringen.

Warum wachsen grüne Pilze auf der Rinde?

Ein übermäßiger Flechtenbewuchs an einzelnen Ästen deutet darauf hin, dass diese langsam absterben. Es gibt verschiedene Flechtenarten, deren Färbung von Gelb über Orange zu Grün und Grau variieren kann. Die Gewöhnliche Gelbflechte tritt häufig an Baumrinden auf und wird wegen ihrer Färbung als gelber oder grüner Pilz bezeichnet. Anstatt den Bewuchs zu entfernen sollten Sie die betroffenen Äste an der Basis abschneiden. Dadurch kann der Baum seine Energie in die Entwicklung frischer Äste investieren.

Kann man Baumrinde essen?

Baumrinde an sich ist nicht essbar, da sie weder gut verdaulich noch nährstoffreich ist. In Nordeuropa hat Brot mit Rindenbeimischungen eine lange Tradition. Um Hungersnöten entgegenzuwirken, wurde das Mehl mit gemahlener Kiefernrinde gestreckt. Heute ist das Rindenbrot ein Luxusgut. Zur Herstellung wird die weiße Bastschicht abgekratzt, getrocknet und gemahlen. Auf ähnliche Weise werden essbare Rindenspaghetti hergestellt.

Produkte mit Baumrinden:

  • Tee aus Baumrinde des Lapacho-Baums
  • Zimt als Gewürz aus Baumrinde

Bilder: Denis Bukhlaev / Shutterstock