Tillandsie

Tillandsien vermehren: So gelingt es Schritt für Schritt

Tillandsien (bot. Tillandsia) – manchmal auch als Bromelien bezeichnet – sind so genannte Luftgewächse, die ganz ohne Topf und Substrat kultiviert werden können. Die faszinierenden, oftmals bizarr wachsenden und prächtig blühenden Pflanzen aus der großen Familie der Bromeliengewächse (Bromeliaceae) leben jedoch entgegen der landläufigen Meinung nicht von Luft und Liebe: Damit ihre Kultur gelingt, müssen Standort und Pflegebedingungen genau auf ihre Bedingungen abgestimmt werden.

AUF EINEN BLICK
Wie pflegt und vermehrt man Tillandsien?
Tillandsien sind epiphytische Bromelien, die ohne Erde wachsen und in verschiedenen Formen und Farben vorkommen. Ihre Pflege erfordert helle Standorte, regelmäßiges Besprühen mit kalkarmem Wasser und gelegentliches Düngen. Vermehrung erfolgt meist über Kindel-Ableger oder Samen.

Herkunft und Verbreitung

Tillandsien (Tillandsia) sind eine mit etwa 500 verschiedenen Mitgliedern überaus artenreiche Gattung in der Familie der Bromelien (Bromeliaceae), die wiederum zu den Ananasgewächsen gehören. Die zumeist epiphytisch wachsenden Pflanzen sind auf dem gesamten südamerikanischen Kontinent beheimatet. Sie haben sich an die unterschiedlichsten Lebensräume der Tropen und Subtropen angepasst und sind sowohl im Regenwald als auch in den Hochsteppen (sogar auf Höhen über 4.000 Meter!) oder selbst in der trockensten Region der Erde, der Atacama-Wüste an der chilenischen Meeresküste, zu finden.

Verwendung

Mit wachsender Beliebtheit finden Tillandsien Verwendung als Zierpflanze für die Wohnung oder in Terrarien. Hier werden sie entweder allein, mit anderen Pflanzen und / oder zusammen mit Tieren gehalten. Der Vorteil eines Terrariums besteht darin, dass die Lebensbedingungen hier künstlich perfekt an die Bedürfnisse der Bewohner angepasst werden kann. Licht, Luftfeuchtigkeit und Co. lassen sich innerhalb einer Wohnung sonst nur schwer regulieren. So ist es gerade im Winter für viele Tillandsien-Arten schlicht zu trocken, da die warme Heizungsluft die Umgebung austrocknet. Regelmäßiges – und natürlich notwendiges! – Lüften wiederum bringt Kälte, die so manche Tillandsie schon innerhalb kurzer Zeit getötet hat.

Wer die ungewöhnlichen Pflanzen in seiner Wohnung kultivieren möchte, sollte jedoch unbedingt auf Zuchtpflanzen zurückgreifen und deren Herkunft genau überprüfen: Aufgrund der steigenden Nachfrage in den letzten Jahren wurden zahllose Exemplare trotz gesetzlicher Verbote der Ursprungsländer aus der Wildnis entnommen, so dass viele Bestände mittlerweile gefährdet oder sogar schon verschwunden sind.

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Wuchs und Größe

Die meisten Tillandsien-Arten wachsen epiphytisch, also auf Bäumen und anderen Pflanzen (beispielsweise Kakteen) sowie unbelebten Untergründen wie Felsen aufsitzend. Sie bilden lediglich Haft-, aber keine Feinwurzeln aus. Aus diesem Grund erfolgt die Aufnahme von Wasser und Nährstoffen ausschließlich über Niederschläge sowie aus der Luft, zumindest bei den so genannten Grauen oder Weißen Tillandsien. Diese Arten besitzen auf ihren Blättern silbrige Saugschuppen, mit deren Hilfe sie Feuchtigkeit und Nahrung aus der Luft herausfiltern. Andere Arten hingegen formen ihre Laubblätter so um, dass diese Sammeltrichter bilden und einfließendes Wasser auffangen. Wenige Tillandsien – die so genannten grünen Tillandsien – wurzeln in der Erde.

Auch hinsichtlich der Größe und Wuchsformen gibt es große Unterschiede zwischen den Arten. Von winzigen, flechtenartig wachsenden Tillandsien bis hin zu großen Exemplaren mit imposanten Blattrosetten reicht das Angebot.

Blüte, Farben und Blütezeit

Je nach Art blühen Tillandsien zwischen Februar und Oktober, wobei es bis zu ersten Blüte durchaus einige Jahre dauern kann. Die Pflanzen blühen erst dann, wenn sie ein gewisses Alter und eine bestimmte Größe erreicht haben. Übrigens handelt es sich bei der auffälligen, lange haltbaren Farbenpracht lediglich um die Hochblätter. Die eigentliche, eher unscheinbare Blüte bildet sich direkt an diesen aus. Formen und Farben der Hochblätter variieren stark, zumeist herrschen intensive, leuchtende Farben wie Rot, Violett, Rosa bis hin zu Magenta oder Orange vor. Die Formgebung hingegen erinnert in vielen Fällen an eine Fackel oder Flamme, wobei die farbigen Hochblätter weit über die eigentlichen Laubblätter hinausragen.

Übrigens blühen Tillandsien wie Sempervivum (Hauswurzen) nur einmal in ihrem Leben, danach stirbt die Pflanze ab. Zuvor bilden sie jedoch Kindel aus, über die sich die verschiedenen Arten vermehren und mit der Zeit regelrechte Polster entwickeln. Allerdings gilt dies nicht für alle Tillandsien: Manche bilden kaum Ableger aus und vermehren sich stattdessen fast nur über Samen.

Blätter

Die schmalen Blätter der Tillandsie bilden bei vielen Arten eine Rosette, selten sind sie verzweigt und / oder spiralförmig angeordnet. Es handelt sich mehrheitlich um krautartig wachsende Pflanzen mit zumeist gestauchten Sprossachsen. Die wenigen Arten ohne gestauchte Sprossachse entwickeln hingegen längere Stängel mit wechselständig angeordneten Laubblättern.

Früchte

Bei einer erfolgten Befruchtung bilden Tillandsien Kapselfrüchte aus, die wie Pusteblumen mit „Fallschirmen“ zur weiteren Verbreitung versehen sind. Allerdings bilden die Pflanzen in Wohnzimmer- oder Terrarienkultur nur extrem selten Samen aus, da die bestäubenden Insekten fehlen.

Giftig

Tillandsien gelten ausnahmslos als ungiftig, was sowohl für Menschen als auch Tiere gilt. Aus diesem Grund finden sie oft und gern Verwendung in Terrarien für Bartagame und andere exotische Haustiere. Vorsicht ist bei manchen Arten dennoch geboten, denn die Laubblätter können spitz und scharf sein, so dass Verletzungen bei unachtsamen Umgang nicht auszuschließen sind.

Die Pflanzen sind nicht essbar.

Standort

Grundsätzlich brauchen Tillandsien einen möglichst hellen, aber in vielen Fällen nicht direkt vollsonnigen Standort. Oft sind die Pflanzen direkt an einem Fenster am besten aufgehoben. Allerdings hängt der optimale Platz wesentlich von den Bedürfnissen der einzelnen Arten ab.

Graue Tillandsien stehen etwa möglichst hell und sonnig. Da sie aus ihrer natürlichen Umgebung kühlere nächtliche Temperaturen gewöhnt sind, können manche Arten die Sommermonate auch im Freien zubringen. Hierzu ist ein halbschattiger und luftiger Platz ideal, beispielsweise im Kronendach des Hausbaumes, an einem Rankgerüst oder auf einer Mauer. Grüne Tillandsien hingegen bevorzugen helle, warme und sehr luftfeuchte Standorte, wobei sie jedoch nicht direkt an einem Fenster stehen müssen. Doch Vorsicht: Bei diesen Arten sollte die Temperatur niemals unter 15 °C sinken, wohingegen graue Tillandsien im Winter bei 10 bis maximal 15 °C gehalten werden.

Substrat und Präsentation

Epiphytisch wachsende Tillandsien werden nicht in einem Substrat kultiviert. Stattdessen befestigen Sie sie auf einem Gegenstand befestigt, an dem die Pflanzen mit der Zeit anwurzeln. Dabei kann es sich um Stücke von Holz oder Rinde handeln, um (kalkarme!) Natur- oder Kunststeine, Muscheln oder lediglich ein schlichter Draht.

Da die Pflanzen einige Zeit für die Bewurzelung brauchen, werden sie zunächst angeklebt oder gebunden. Hierfür können Sie beispielsweise handelsüblichen Silikonkleber aus dem Baumarkt oder einfachen Sekundenkleber verwenden. Achten Sie darauf, dass die verwendeten Kleber frei von Aceton sind. Lediglich die Heißklebepistole sollten Sie in diesem Fall besser im Schrank lassen, denn die entstehende Hitze beschädigt die Pflanze. Statt zu kleben, lassen sich Tillandsien auch mit dünnen Streifen von einer normalen, elastischen Nylonstrumpfhose zusammenbinden. Verwenden Sie hierzu hautfarbene Strümpfe, da diese nahezu unsichtbar sind. Sobald die Pflanze oder das Pflanzenarrangement fest verwurzelt sind, lässt sich die Strumpfhose entfernen.

Erdwurzelnde Tillandsien dagegen pflanzen Sie am besten in Orchideenerde bzw. in ein selbst angesetztes Gemisch aus Rinde, Torfmoos sowie grobem Sand.

Gießen

Da epiphytisch wachsende Tillandsien das Wasser überwiegend über die Blätter aufnimmt, brauchen Sie diese – ohnehin substratlos kultivierten – Exemplare nicht zu wässern. Besprühen Sie die Pflanzen stattdessen daher mehrmals pro Woche mit kalkarmen, d. h. weichem Wasser. Verwenden Sie nach Möglichkeit Regenwasser oder sehr gut abgestandenes oder abgekochtes und abgekühltes Leitungswasser. Auch Mineralwasser mit wenig Kohlensäure sowie einem niedrigen Kalkgehalt ist geeignet. Alternativ lassen sich die Pflanzen während der Sommermonate auch einmal pro Woche in ein Bad mit kalkfreiem Wasser tauchen, wobei Sie jedoch aufpassen müssen: Kommen die Blätter der Grauen Tillandsie mit Wasser in Berührung, werden sie grün.

Da grüne Tillandsien eine hohe Luftfeuchtigkeit brauchen, sollten Sie diese Arten täglich besprühen. Handelt es sich dagegen im eine Erdkultur – ganz gleich welcher Art – darf das Substrat keinesfalls austrocknen. Gießen Sie die Pflanze mit zimmerwarmem und kalkarmem Wasser, sobald die Erde fühlbar angetrocknet ist.

Vorsicht ist bei Wüstentillandsien wie beispielsweise Tillandsia capitata geboten. Diese brauchen in der Regel nicht so viel Wasser, sondern begnügen sich mit etwa ein bis zwei Gaben pro Monat. Allerdings lassen sich hier keine allgemeingültigen Aussagen treffen, da die Pflanzen wie alle Lebewesen sehr individuell sind. Beobachten Sie Ihre Pflanzen gut, dann können Sie den tatsächlichen Wasserbedarf leichter einschätzen.

Düngen

Auch die Nährstoffaufnahme erfolgt bei den epiphytischen Arten über die Blätter. Verwenden Sie einen speziellen Bromeliendünger (5,00€ bei Amazon*), den Sie dem Sprüh- bzw. Gießwasser hinzufügen und einfach auf die Pflanze sprühen. Dabei sollte stets die ganze Pflanze eingenebelt werden, damit alle Pflanzenteile gleichmäßig versorgt werden. Da Tillandsien nur einen geringen Nährstoffbedarf haben, genügt zwischen April und September eine Düngung etwa alle zwei Wochen und zwischen Oktober und März sogar nur alle vier bis sechs Wochen.

Schneiden

Tillandsien müssen (und sollten auch nicht!) geschnitten werden. Abgestorbene oder abgeblühte Pflanzenteile lassen sich nach einiger Zeit leicht abzupfen.

Vermehren

Die Vermehrung erfolgt ganz einfach über Ableger, die die Pflanze selbst bildet und die „Kindel“ genannt werden. Auch diese schneiden Sie möglichst nicht von der Mutterpflanze ab, sondern trennen sie durch vorsichtiges Zupfen oder Brechen. Anschließend pflanzen oder befestigen Sie sie gleich auf einem neuen Untergrund oder setzen sie in ein sandiges Substrat. Nachdem die Kindel ausgebildet sind, geht die Mutterpflanze in der Regel ein.

Lediglich die Art Tillandsia usneoides bildet keine Kindel aus. Um diese zu vermehren, schneiden Sie etwa zehn bis 15 Zentimeter lange, gesunde Triebe mit einem scharfen und sauberen Messer ab. Anschließend binden Sie diese auf Kork oder Holz auf und besprühen sie täglich mit Wasser.

Eine Vermehrung durch Samen ist dagegen ungleich schwieriger, zumal für eine erfolgreiche Befruchtung mindestens zwei Exemplare der gleichen Art zur selben Zeit blühen müssen. Da Tillandsien selten blühen, müssten Sie für selbst gesammelte Samen wahrscheinlich viele Jahre warten. Zumal die anschließende Fruchtreife und Keimung nochmals jeweils mehrere Monate Zeit in Anspruch nehmen.

Überwintern

Halten Sie die Tillandsien das ganze Jahr hindurch in der Wohnung, müssen Sie während der Wintermonate im Grunde keine gesonderten Pflegemaßnahmen einhalten. Lediglich der Wasserbedarf kann ansteigen, da die Heizungsluft die Luftfeuchtigkeit stark reduziert. Des Weiteren verlängern sich die Dünge-Intervalle auf vier bis sechs Wochen.

Auf dem Balkon übersommerte Tillandsien werden spätestens im September – bei kühler Witterung auch früher – eingeräumt und an einem hellen und gut durchlüfteten Platz überwintert. Die Temperaturen sollten jedoch nicht unter 15 °C fallen. In diesem Fall entfällt die Düngung, lediglich regelmäßiges Sprühen dagegen ist sinnvoll.

Krankheiten

Zwar brauchen viele Tillandsien-Arten eine hohe Luftfeuchtigkeit, dennoch sollte Sie es nicht übertreiben: Nässe führt nämlich unweigerlich zu Fäulnis und dann ist die Pflanze nicht mehr zu retten.

Schädlinge

Selten tritt ein Befall mit Blattläuse auf, wobei sich die Tiere jedoch gut durch ein Abwaschen der Blätter entfernen lassen.

Tillandsien blühen nicht, was tun?

Wenn Ihre Tillandsie nicht blüht, so hat sie wahrscheinlich einfach noch keine „Blühreife“ erlangt. Bis diese interessanten Pflanzen ihre oftmals bizarren Blüten ausbilden, können manchmal viele Jahre vergehen. In Foren wird manchmal geraten, die Gewächse mit Hilfe eines Apfels zur Blüte anzuregen. Reife Äpfel verströmen Ethylen, wobei es sich um ein die Reife förderndes Gas handelt. Allerdings funktioniert diese Methode auch nur dann, wenn die betreffende Tillandsie bereit dafür ist.

Tipp

Besonders hübsch wirken in Glaskugeln gehaltene Tillandsien. Diese Kulturform bietet zudem noch den unschlagbaren Vorteil, dass sich darin optimale Wachstumsbedingungen schaffen lassen.

Arten

Die folgenden Tillandsien-Arten werden besonders gern kultiviert:

  • Tillandsia cyanea: „Blaue Tillandsie“, Rosettenform für Erdkultur mit bis zu 45 Zentimeter langen Blättern, blauviolette Blüten und rosafarbene Hochblätter
  • Tillandsia lindenii: ähnlich Tillandsia cyanea, jedoch mit bis zu 30 Zentimeter hohem Blütenschaft und dunkelblauen Blüten
  • Tillandsia usneoides: auch als „Baumbart“ oder „Spanisches Moos“ bezeichnet, bildet lange fadenförmige, graue Triebe mit geschuppten Blättern aus
  • Tillandsia aeranthos: silbrige Blätter und große, rote bis purpurfarbene Blüten
  • Tillandsia fuchsii: lange, rote Hochblätter an röhrenförmigen Blüten
  • Tillandsia flabellata: bis zu 25 Zentimeter hoch, rote Röhrenblüten zwischen Februar und März
  • Tillandsia albertiana: kleinbleibend, stammbildend, hübsche Blüten in leuchtendem Rot
  • Tillandsia morreniana: auch Catopsis morreniana, sehr kleine, filigrane Regenwaldbromelie, selten
  • Tillandsia bulbosa: zwiebelartiger Stamm mit langen, schmalen Blättern
  • Tillandsia floribunda: sehr blüh- und wuchsfreudig mit violetter Blüte, ideal für Anfänger
  • Tillandsia punctulata: aparte Rosettenform mit hübschen, weiß gepunkteten Blüten

Neben den hier aufgeführten Arten gibt es im Fachhandel noch zahlreiche weitere, die jedoch teilweise nur für Spezialisten zu empfehlen sind. Manche Bromelienarten benötigen sehr spezielle Lebensbedingungen, die nur mit viel Aufwand und genauer Kenntnis dieser Pflanzen zu schaffen sind. Sollten Sie bei der Suche nach geeigneten Tillandsien über den botanischen Namen „Catopsis“ stolpern, so handelt es sich hier oft um solche Arten mit Spezialbedarf. Catopsis sind wie Tillandsien Bromelien, weisen jedoch deutlich kleinere Blüten und weitere Unterschiede (beispielsweise im Aufbau der Kelchblätter) auf. Die Arten sind jedoch eng verwandt und manchmal erfolgt in Pflanzenshops auch eine synonyme Verwendung der beiden Bezeichnungen.

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Bilder: Shebeko / Shutterstock