Kambium: Wachstum und Wundheilung bei Sträuchern & Bäumen
Wenn sich im Garten Ihre Sträucher und Bäume prächtig entwickeln, hat Kambium einen guten Job gemacht. Dieser Hintergrundartikel macht Sie vertraut mit den wichtigsten Funktionen von Kambium für Wachstum und Schnittpflege Ihrer Zier- und Obstgehölze.
Zuständig für Dickenwachstum und Wundheilung
Botaniker definieren Kambium als teilungsfähiges Gewebe, bestehend aus embryonalen Zellen. Hinter der wissenschaftlich-nüchternen Begriffsbestimmung verbirgt sich eine der Schaltzentralen für das Wachstum von Sträuchern und Bäumen. Wie untenstehende Abbildung verdeutlicht, befindet sich das Kambium knapp unterhalb der Rinde zwischen Bast und Holz. Diese Aufgaben erfüllt der Kambiumring:
- Intensive Zellteilung in zwei Richtungen während der Vegetationsperiode
- Bildung von neuem Holz nach innen und frischem Bast nach außen
- Erzeugung von Wundgewebe nach Verletzungen von Stamm oder Ästen
Der Kambiumring bildet als einzige Schicht im Stamm und Ast neues Gewebe. Aus den nach innen abgegebenen Zellen entwickelt sich das Splintholz mit langgezogenen Gefäßen. Durch diese Leitungsbahnen werden Wasser und Nährstoffe von den Wurzeln in die Blätter transportiert. Im Laufe der Zeit lagern sich Gerbstoffe ab, sodass Splintholz zu Kernholz verhärtet und Gerüstfunktionen übernimmt. Aus den nach außen abgegebenen Zellen entwickelt sich wertvolles Bast, das ebenfalls über Leitungsbahnen verfügt. Hier fließen Reservestoffe von den Blättern in die Wurzeln. Die äußere, alte Bastschicht verwandelt sich in die sichtbare Rinde.
An Schnittwunden wird Kambium zu Kallus
Als weitere Schlüsselfunktion im Wachstum von Gehölzen übernimmt Kambium die Wundheilung an kleinen und großen Verletzungen, wie nach einem Rückschnitt oder Sturmschaden. Erkennbar ist der Prozess an wulstartigem Gewebe, dass sich entlang der Wundränder bildet. Sukzessive entsteht aus freigelegtem Kambium ein spezielles Wundgewebe, Kallus genannt. Im Laufe der Zeit überwallt das neu entstandene Kallusgewebe die offene Wunde, um sie vor pathogenen Erregern und Witterungseinflüssen zu schützen.
Tipp
Je glatter die Wundränder, desto besser verläuft der Heilungsprozess nach einem Rückschnitt. Damit sich Kambiumgewebe zu Kallus umwandeln und die offene Wunde überwallen kann, werden Schnittwunden mit einem scharfen, desinfizierten Messer geglättet. Im Anschluss an einen Winterschnitt, bestreichen Sie die Wundränder dünn mit Baumwachs, um den Kambiumring vor Frostschäden zu schützen. Im Rest des Jahres ist eine Wundbehandlung überflüssig.