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Rüsselkäfer bestimmen & biologisch bekämpfen

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Sind Käfer im Garten unterwegs, handelt es sich zumeist um Rüsselkäfer. Einige Arten haben nichts Gutes im Sinn und richten mitunter gravierende Schäden an. Lesen Sie in diesem Leitfaden, wie Sie Rüsselkäfer treffsicher bestimmen und ungiftig bekämpfen.

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Einige Rüsselkäferarten legen ihre Eier in noch geschlossenen Knospen ab
  • Rüsselkäfer haben eine rüsselförmige Kopfverlängerung, sind 0,3-2 cm groß und dunkelfarbig.
  • Niedrigere Klassifizierungen als Pflanzenschädlinge sind Dickmaulrüssler, Apfelblütenstecher, Erdbeerblütenstecher, Großer brauner Rüsselkäfer, Kohltriebrüssler und Haselnussbohrer.
  • Rüsselkäfer erfolgreich zu bekämpfen gelingt durch Absammeln, mit Fallen, Nematoden, Leimringen und Neempresskuchen. Beste Mittel gegen Rüsselkäfer im Haus sind die Blumentopf-Falle und Nematoden.

Was sind Rüsselkäfer?

Mit stolzen 51.000 bis 60.000 Arten sind Rüsselkäfer (Curculionidae) die artenreichste Familie innerhalb der Käfer-Ordnung auf unserem Planeten. Rüsselkäfer und niedrigere Klassifizierungen machen sich als Schädlinge im Pflanzenanbau weltweit unbeliebt. Verschont wird kaum ein Pflanzengewebe von den gefräßigen Käfern und unersättlichen Larven. Damit die heimische Flora für alle Rüsselkäfer ausreicht, haben sich zahlreiche Arten spezialisiert. Andere Arten sind Generalisten und futtern, was ihnen vor den Rüssel kommt. Bei hohem Aufkommen kann eine Rüsselkäfer-Plage in Landwirtschaft und Hobbygarten die gesamte Ernte vernichten.

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Markenzeichen Rüssel

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Der Palmenrüssler ist in Deutschland eher nicht anzutreffen

Der Name nimmt Bezug auf einen langen Rüssel mitten im Käfergesicht. Dabei handelt es sich um eine rüsselförmige Verlängerung des Kopfes und nicht um ein Saugorgan. An der Rüsselspitze befindet sich ein kauendes Mundwerkzeug. Charakteristisch sind auffällig geknickte Fühler, die auf dem Rüssel sitzen.

Mitteleuropäische Rüsselkäfer sind wenige Millimeter bis zwei Zentimeter groß. Die Käferkörper sind unterschiedlich gefärbt, wobei in Deutschland dunkle Farben dominieren. Einige Arten erstrahlen in Rot, Blau oder metallisch glänzendem Grün. Farbenprächtige Rüsselkäfer sind überwiegend in tropischen Regionen beheimatet, wie der leuchtend rote Palmenrüssler (Rhynchophorus ferrugineus), der sich im Mittelmeerraum auf Palmen spezialisiert hat. Zumeist sind die Flügel vollständig entwickelt, werden jedoch nicht genutzt. Rüsselkäfer gehen lieber zu Fuß auf ihren sechs kräftigen Beinen.

Rüsselkäfer bestimmen – häufige Arten im Überblick

Von den weltweit etwa 60.000 Rüsselkäfern sind rund 950 Arten in Deutschland beheimatet. Davon verursachen etliche Gattungen und Arten auf Äckern, in Gärten, Wäldern sowie Parkanlagen erhebliche Schäden. Das namensgebende Rüsselgesicht tragen alle zur Schau. Erst bei genauerem Hinsehen offenbaren sich individuelle Unterscheidungsmerkmale. Folgende Tabelle nennt für sechs der gefährlichsten Rüsselkäfer-Arten in Deutschland wichtige Indizien, um den betreffenden Schädling richtig zu bestimmen:

Häufige Arten Dickmaulrüssler Apfelblütenstecher Erdbeerblütenstecher Großer brauner Rüsselkäfer Kohltriebrüssler Haselnussbohrer
Größe 8-10 mm 3,4-4,3 mm 2,0-4,1 mm 10-14 mm 2,5-4,0 mm 6-8,5 mm
Farbe schwarz-braun gefleckt weiß-braun geschuppt schwarz-braun glänzend grau-braun punktiert grau-fleckig braun-weiß beschuppt
Beine mittig verdickt dunkelbraun dunkelbraun dunkel-grau-braun dunkel-grau rotbraun
Flügeldecken stark abgerundet V-förmig gezeichnet gestreift gelb gestreift hellgrau gefleckt haariger Kamm
botanischer Name Otiorhynchus Anthonomus pomorum Anthonomus rubi Hylobius abietis Ceutorhynchus Curculio nucum

Die Larve eines Rüsselkäfers ist beinlos, weiß bis cremefarben und besitzt eine braune Kopfkapsel. Typisch ist eine gekrümmte Körperhaltung, sodass Rüsselkäfer-Larven häufig verwechselt werden mit Maikäferlarven, Nashornkäferlarven und anderen Engerlingen.

Lebensweise

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Larven des Apfelblütenstechers sind im Frühjahr in Apfelblüten zu finden

Im zeitigen Frühjahr kriechen Rüsselkäfer aus ihrem Winterquartier. Einige Arten überwintern als Larve oder Puppe und schlüpfen im Frühling. Hungrig stürzen sich die Käfer auf das frische Grün, um Kräfte zu sammeln für die bevorstehende Paarungszeit. Verschiedene Arten haben ihre Männchen abgeschafft und sind befähigt zur Jungfernzeugung. Ein Weibchen legt bis zu 1.000 Eier, aus denen innerhalb kurzer Zeit nimmersatte Larven schlüpfen. Pro Jahr wird eine Generation durchlaufen.

Mehrheitlich sind Rüsselkäfer dämmerungs- und nachtaktiv. Erst im Schutz der Dunkelheit verlassen die Käfer ihr Versteck und begeben sich auf Nahrungssuche. Typisches Fraßbild sind buchtenartig angeknabberte Blattränder, angebohrte Knospen und geknickte Blütenstängel. Je nach Rüsselkäfer-Art entwickelt sich eine Larve im Pflanzeninneren oder in der Erde. Minierte Stängel und abgefressene Wurzeln sind das Resultat.

Wenn im Herbst die Temperaturen fallen, reduzieren Rüsselkäfer ihre Fraßtätigkeit. Überwintert wird im Boden, unter trockenem Herbstlaub oder im Schutz der Borken von Bäumen.

Exkurs

Borkenkäfer sind Rüsselkäfer

In deutschen Wäldern tobt eine Schlacht zwischen Mensch und Rüsselkäfer um jeden einzelnen Baum. Als eine der gefährlichsten Curculionidae-Unterfamilien richten Borkenkäfer (Scolytinae) an den Bäumen verheerende Schäden an. Obschon bei einem Borkenkäfer der markante Rüssel allenfalls rudimentär vorhanden ist, kategorisieren Botaniker die artenreiche Unterfamilie als Rüsselkäfer niedrigerer Klassifizierung. Hobbygärtner mit eigenem Baumbestand werden mitunter konfrontiert mit der tückischen Borkenkäfer-Unterart Buchdrucker (Ips typographus), einem gefürchteten Schädling für Blaufichten und andere prächtige Nadelbäume.

Rüsselkäfer-Arten als Pflanzenschädlinge

Weil Rüsselkäfer vorzugsweise bei Nacht ihr Unwesen treiben, ist eine Inaugenscheinnahme lediglich den Nachtschwärmern und Frühaufstehern unter den Hobbygärtnern vorbehalten. Gut zu wissen, dass die gefürchtete 6er-Bande aus der Familie der Rüsselkäfer nicht nur am Aussehen zu bestimmen ist. Die ramponierten Pflanzenarten und artspezifischen Verhaltensweisen fungieren als weitere Indizien, welche Rüsselkäfer-Art da bei Nacht und Nebel den Garten heimsucht oder frech im Haus sein Unwesen treibt.

Dickmaulrüssler (Otiorhynchus)

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Dickmaulrüssler sind in Deutschland am meisten gefürchtet

Der zweifelhafte Titel „schlimmster Rüsselkäfer in Deutschland“ wird dem Dickmaulrüssler zuteil. Insbesondere der Gefurchte Dickmaulrüssler (Otiorhynchus sulcatus) hinterlässt ein Bild der Verwüstung, wenn er in größerer Anzahl den Garten befällt. Adulter Käfer und Larve sind nicht wählerisch. Mehr als 100 Pflanzenarten stehen auf dem Speiseplan. Mit Beginn des Sommers verursachen Dickmaulrüssler den charakteristischen, halbkreisförmigen Buchtenfraß an Blättern. Parallel dazu machen sich deren Maden im Boden über die zarten Wurzeln her. Folgende Pflanzen sind besonders betroffen:

  • Azalee und Rhododendron
  • Eibe und Thuja
  • Feuerdorn
  • Flieder
  • Kirschlorbeer
  • Kornelkirsche
  • Rose

Stehen die favorisierten Sträucher mit dicklaubigen Blättern nicht zur Verfügung, wird der Speisezettel kurzerhand erweitert auf krautige Pflanzen. Hoch im Kurs stehen Blumen und Stauden, wie Alpenveilchen, Astern, Stockrosen, Fuchsien, Geranien oder Begonien. Darüber hinaus verschmähen Dickmaulrüssler auch Gemüsepflanzen nicht, wie Tomatenpflanzen oder Paprika. Es ist den Schädlingen einerlei, ob die Futterpflanzen im Beet, auf dem Balkon oder in der Wohnung gedeihen.

Apfelblütenstecher (Anthonomus pomorum)

Apfelblütenstecher überwintern vorzugsweise in unmittelbarer Nähe von Obstbäumen im Laubstreu oder unter der Baumrinde. Rechtzeitig vor Beginn der Apfelblüte werden die Schädlinge aktiv. Ab Mitte März platzieren die Weibchen mithilfe einer Legeröhre ihre Eier in die schwellenden Knospen. Innerhalb weniger Tage schlüpfen die Larven und höhlen das Innere der Knospe aus. Die Knospe wächst zwar weiter, kann sich jedoch nicht entfalten. Die Verpuppung vollzieht sich in der ballonartig aufgeblähten Knospe, die sich allmählich braun verfärbt. Erst als ausgewachsener Käfer verlässt ein Apfelblütenstecher die Knospenwiege und verlegt die Nahrungsaufnahme nach draußen.

Erdbeerblütenstecher (Anthonomus rubi)

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Der Erdbeerblütenstecher wächst in Erdbeer- oder Himbeerknospen auf

Erdbeerblütenstecher machen ihrem Namen alle Ehre mit einer ausgeklügelten Vermehrungsstrategie. Ende April frisst das Weibchen in jede Blüte ein kleines Loch und legt jeweils ein Ei darin ab. Daraufhin knickt die Erdbeerblüte ab und verwelkt, während sich die Larve im Knospen-Inneren den Bauch vollschlägt. Nach einiger Zeit der Völlerei verpuppt die Rüsselkäfer-Larve, verharrt einige Zeit in Puppenruhe und verlässt die demolierte Blüte als fertiger Käfer.

Zum Beuteschema zählen nicht nur Erdbeerpflanzen, sondern zahlreiche Rosengewächse. Himbeeren, Brombeeren und Rosen müssen ihre schönsten Blütenknospen der unersättlichen Brut des Erdbeerblütenstechers opfern.

Großer brauner Rüsselkäfer (Hylobius abietis)

Der große braune Rüsselkäfer ist auch bekannt unter dem treffenden Namen Fichtenrüsselkäfer. In den Nadelwäldern ist der stattliche Käfer weit verbreitet. Auf der Speisekarte steht die Rinde, die der Käfer dank kräftiger Kauwerkzeuge am Rüssel problemlos fressen kann. Unter hohem Befallsdruck entstehen beträchtliche Schäden, wobei junge Bäume sogar absterben können. Infolge schrumpfender Lebensräume sieht sich der respektable Rüsselkäfer gezwungen, in Gärten und Parkanlagen einzumarschieren. Folgende Baumarten hat der große braune Rüssler im Visier:

  • Fichten
  • Douglasien
  • Lärchen
  • Kiefern

Seltener frisst der Fichtenrüsselkäfer an Laubbäumen, wie Erlen oder Eichen. Seine Larven entwickeln sich in Totholz und frisch geschlagenen Bäumen sowie den flachen Wurzeln.

Kohltriebrüssler (Ceutorhynchus)

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Kohltriebrüssler befallen besonders gern Kohl


Der winzig kleine Kohltriebrüssler kann große Schäden anrichten im Nutzgarten. Schon bei kühlen 6° Celsius erscheinen die ersten Käfer, die im Schutz eines Kokons im Boden überwintert haben. Nach kurzem Reifungsfraß legen Weibchen ihre Eier in die Pflanzenstängel in unmittelbarer Nähe zur Terminalknospe. Die flugfähige Rüsselkäfer-Art hat ein breit gefächertes Nahrungsspektrum:

  • Gemüsekohl aller Art
  • Raps, speziell Winterraps
  • Brunnenkresse
  • Radieschen
  • Meerrettich

Den eigentlichen Schaden verursacht nicht der Reifungsfraß adulter Kohltriebrüssler. Vielmehr sind es die verfressenen Larven, die sich durch das Stängelinnere bohren und das Mark vertilgen. In unmittelbarer Nähe zur Terminalknospe hat dieser Prozess fatale Folgen, weil das Wachstum zum Stillstand kommt. Darüber hinaus haben Wissenschaftler festgestellt, dass beim Einstich der Stängel zwecks Eiablage verschiedene Krankheitserreger übertragen werden können.

Haselnussbohrer (Curculio nucum)

Der Haselnussbohrer prahlt mit einem episch langen Rüssel. Mit diesem Werkzeug hat die Evolution den Rüsselkäfer ausgestattet, damit er harte Haselnuss-Schalen durchbohren und sich das feste Fruchtfleisch einverleiben kann. Seinen Ruf als Schädling hat der Rüsselkäfer nicht zuletzt dem Umstand zu verdanken, dass sich die ausgewachsenen Käfer im Frühling an Kirschen, Birnen, Äpfel und anderen Früchten vergreifen. Auf diese Weise überbrücken die Plagegeister die Zeit, bis die ersten Haseln reifen, damit Weibchen ihre Eier in den jungen Nüssen ablegen können.

Rüsselkäfer bekämpfen – So geht es ohne Gift

Damit Rüsselkäfer im Garten nicht die Oberhand gewinnen, sind chemische Mittel überflüssig. Für eine erfolgreiche Bekämpfung können betroffene Hobbygärtner zurückgreifen auf ein umfangreiches Spektrum wirksamer manueller, mechanischer und biologischer Mittel. Folgende Tabelle gibt einen Überblick:

Manuelle Mittel Mechanische Mittel biologische Mittel
abschütteln Blumentopf-Falle Nematoden
absammeln Furchen-Falle Leimringe
Knospen abpflücken Wellpappe-Falle Neem

Erfolgsrezept für eine giftfreie Bekämpfung ist die Kombination aus mehreren Strategien. Aber Vorsicht: nicht jede Kombination ist sinnvoll. Der Garten wird von einer Rüsselkäfer-Plage verschont, wenn adulte Käfer und Larven gleichzeitig bekämpft werden. Die korrekte Vorgehensweise der empfohlenen Methoden wird im Folgenden näher erläutert.

Rüsselkäfer manuell bekämpfen

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Das Absammeln der Käfer ist etwas aufwändig aber wirkungsvoll

Rüsselkäfer beherrschen ein geniales Täuschungsmanöver als Verteidigungsstrategie. Wittern die Insekten eine Bedrohung, spielen sie kurzerhand „toter Käfer“. Zu diesem Zweck lassen sich Dickmaulrüssler und Artgenossen einfach zu Boden fallen. Diese Taktik können Sie gegen die verfressenen Schädlinge anwenden. So geht es:

  1. am Vortag unter befallenen Pflanzen alte Tücher oder Folie ausbreiten
  2. am Folgetag mit den Hühnern aufstehen
  3. befallene Gehölze und Pflanzen schütteln

Schon leichte Erschütterungen veranlassen Rüsselkäfer, sich fallen zu lassen. Aus diesem Grunde sollte das Auffangtuch ausgebreitet werden, wenn sich die Käfer noch im Tagesversteck befinden. Sofern Sie nicht zu den Frühaufstehern zählen, wenden Sie die Variante für Nachtschwärmer an. Nach Einbruch der Dunkelheit bewaffnen Sie sich mit Taschenlampe und Eimer, um die Rüsselkäfer einzeln von den Blättern abzusammeln.

Verdächtige Knospen abpflücken

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Befallene Knospen sollten möglichst frühzeitig entfernt werden

Eiablage in Blütenknospen richtet im Garten katastrophale Schäden an. Häufig können natürliche Mittel die cleveren Rüsselkäfer-Weibchen nicht an der Eiablage hindern. Damit sich die Eier nicht in Larven und adulte Käfer verwandeln, werden besetzte Knospen rechtzeitig abgepflückt. Tägliche Kontrollen der Knospenentwicklung geben Aufschluss, ob sich darin eine Larve befindet. Wenn Sie am Ball bleiben, bleibt es Ihnen nicht verborgen, wenn sich eine Knospe nicht öffnen will, sukzessive verbräunt oder verdächtig aufbläht.

Rüsselkäfer mechanisch loswerden

Rüsselkäfer sind mit einfachen Methoden in die Falle zu locken. Tief in die Tasche müssen Sie nicht greifen, denn effektive Fangvorrichtungen können Sie selber bauen. Folgende Modelle haben sich in der Praxis gut bewährt:

  • Blumentopf mit Holzwolle oder Stroh füllen, umgedreht auf einem Stock neben den Futterpflanzen platzieren
  • gerillte Terrassendielen umgedreht unter gefährdete Pflanzen legen
  • Wellpappe in 20 cm breite Streifen schneiden und um den Baumstamm wickeln

Alle drei Fallen bieten sich Rüsselkäfern als Tagesversteck an. Umgedrehten Töpfe mit verlockender Füllung können die Wohnungs-suchenden Käfer nicht widerstehen. Nach dem Fressgelage an den Pflanzen krabbeln die müden Insekten am frühen Morgen hinein und können eingesammelt werden. Ähnlich fungieren die Furchen einer ausgedienten Terrassendiele. Mit Wellpappe-Streifen lassen sich Apfelblütenstecher und Haselnussbohrer einfangen.

Biologische Mittel gegen Rüsselkäfer einsetzen

Manuelle und mechanische Mittel gegen Rüsselkäfer zielen ab auf die Bekämpfung im frühen Stadium eines Befalls. Treten die Biester zum wiederholten Mal im Garten in Erscheinung, sollten Sie spätestens jetzt mit biologischen Mitteln Stufe 2 der Bekämpfung zünden. Im Fokus stehen 3 Problemlöser, die auf giftige Komponenten verzichten:

Nematoden

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Nematoden sind eine Option, um Rüsselkäfer zu bekämpfen

Nützlinge versus Schädlinge hat sich im naturnahen Garten als Erfolgsmodell herauskristallisiert. Im Kampf gegen Dickmaulrüssler kommt die schlagkräftige Schützenhilfe in Gestalt winzig kleiner Fadenwürmer daher, Nematoden genannt. Die mikroskopisch kleinen Würmer parasitieren die Schädlinge und machen sie somit unschädlich. Weil es im Reich der Nematoden ausschließlich spezialisierte Arten gibt, kommen gegen adulte Dickmaulrüssler andere Fadenwürmer zum Einsatz, als gegen Larven.

Die Nematodengattung Heterorhabditis hat es abgesehen auf die gefräßigen Larven des Dickmaulrüsslers. Weil die fetten Maden im Boden leben, hat sich die Gießmethode als effektiv erwiesen. HM-Nematoden werden in Wasser aufgelöst und mit der Gießkanne ausgebracht. Das Zeitfenster für die Bekämpfung ist geöffnet von April bis Anfang Juni. Als wichtigste Voraussetzung für den Bekämpfungserfolg ist eine Mindest-Temperatur von 12° Celsius. In den folgenden 6 Wochen wird der Boden konstant leicht feucht gehalten, was den fleißigen Nematoden ideale Rahmenbedingungen verschafft. Positiver Nebeneffekt: Sind die Fadenwürmer in Aktion, widmen sie sich darüber hinaus auch den Larven des Junikäfers.

Gegen ausgewachsene Dickmaulrüssler betätigen sich Steinernema carpocapsae Nematoden als natürliche Bekämpfungstruppe. Weil in Wasser aufgelöste Nematoden gegen die großen Käfer auf verlorenem Posten stehen, werden die Nützlinge als Falle in Stellung gebracht. In einem lebenserhaltenden Gel ruhen die Fadenwürmer in den Furchen eines Holzbrettchens. Die Falle platzieren Sie mit den Rillen nach unten auf dem Gartenboden. Krabbelt ein Dickmaulrüssler unter das Brett, fängt er sich die Nematoden ein, die ihn erledigen.

Leimringe

Leimringe bilden an Baumstämmen eine giftfreie Barriere gegen listige Rüsselkäfer. Wahlweise wird ein spezieller Leim direkt auf die Rinde aufgetragen oder als Leim-beschichtetes Band um den Stamm befestigt. Weil viele Rüsselkäfer nicht gerne fliegen oder flugunfähig sind, krabbeln sie am Baumstamm empor in Richtung Krone, um dort zu fressen oder Eier abzulegen. Auf dem Leimring bleiben die Schädlinge kleben und gehen ein. Übrigens eignen sich die klebrigen Bänder ausgezeichnet, um gefährdete Kübelpflanzen vor einem Käferbefall zu schützen. Befestigen Sie einen Leimring am oberen Gefäßrand.

Neem

Ausgepresste Samen des Neembaumes verderben Dickmaulrüsslern gehörig den Appetit. Im Fachhandel erhalten Sie das Mittel als Neempresskuchen. Schon 50 Gramm je Quadratmeter reichen aus, um den Schädlingen den Garaus zu bereiten. Arbeiten Sie das Präparat oberflächlich in die Erde ein, idealerweise in der Nähe anfälliger Pflanzen. Das in den Presskuchen enthaltene Neemöl ist für Rüsselkäfer ein tödliches Gift. Für Menschen und Haustiere ist Neem hingegen unbedenklich. Wichtig zu beachten ist, dass eine Kombination aus Neem und Nematoden kontraproduktiv ist und für die Fadenwürmer nicht gut ausgeht.

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Neem ist ein super Mittel gegen verschiedene Schädlinge

Tipp

Leben Igel in Ihrem Garten, haben schädliche Rüsselkäfer schlechte Karten. Der gestachelte Nützling hat Dickmaulrüssler und Konsorten nämlich zum Fressen gern. Einem Maulwurf sollten Sie ebenfalls nicht nachstellen, denn er vertilgt mit großem Behagen fette Käferlarven im Gartenboden.

Rüsselkäfer im Haus – Was tun?

Auf verschiedenen Wegen gelangen Rüsselkäfer ins Haus. Oftmals reisen sie als blinde Passagiere im Substrat neuer Topfpflanzen ein. Mitunter marschieren Dickmaulrüssler auf ihren kräftigen Beinen von draußen in Wohnräume. Als Ausgangspunkt dienen hausnahe Gehölze oder Kübelpflanzen auf Terrasse und Balkon. Zu Gesicht bekommen Sie die nachtaktiven Heimlichtuer selten. Vielmehr verrät das typische, halbkreisförmige Fraßbild an den Blättern Ihrer Zimmerpflanzen die Präsenz von Rüsselkäfern in der Wohnung, nicht selten in der Küche oder gar im Badezimmer. So werden Sie die Schädlinge wieder los:

Blumentopf-Falle

Mit einer leichten Modifikation lässt sich der bewährte Blumentopf-Trick aus dem Garten auf Rüsselkäfer in der Wohnung übertragen. Verwenden Sie einen Topf aus Kunststoff. In den Gefäßrand schneiden Sie einen 1 bis 2 Zentimeter kleinen, halbkreisförmigen Eingang. Daraufhin polstern Sie den Topf aus mit Holzwolle, Watte oder Stroh. In der Nähe angefressener Pflanzen stellen Sie die Käferfalle auf. Wenn Sie den Blumentopf nicht anschneiden mögen, legen Sie einen Legostein oder Holzstück unter den Rand. Dickmaulrüssler können dem gemütlichen Tagesversteck nicht widerstehen. Leeren Sie die Topffalle täglich in der Biomülltonne und wiederholen den Vorgang, bis keine Pflanzenschäden mehr zu beklagen sind.

Nematoden

Die Blumentopf-Falle bezwingt ausschließlich adulte Rüsselkäfer im Haus. Weil Sie nie sicher sein können, ob es bereits zur Eiablage in Pflanzenerde kam, empfehlen wir die Doppelstrategie mit HM-Nematoden. Sie können die fleißigen Fadenwürmer im Fachhandel erwerben. Geliefert werden die Nützlinge eingebettet in Tongranulat, das Sie in Wasser auflösen. Wahlweise gießen oder sprühen Sie das angereicherte Wasser auf das Substrat befallener Pflanzen. Darin befindliche Rüsselkäfer-Eier oder Larven haben den Nematoden nichts entgegenzusetzen und werden vernichtet.

Häufig gestellte Fragen

Können Rüsselkäfer fliegen?

Die meisten Rüsselkäfer-Arten besitzen normal entwickelte Flügel, mit deren Hilfe sie kurze Strecken zurücklegen können. Vorzugsweise bleiben die Käfer am Boden und bewegen sich gemütlich auf ihren kräftigen Beinen voran. Dank behaarter Fußsohlen meistern Rüsselkäfer sogar glatte Flächen. Einige wenige Arten sind vollständig auf ihre Beine angewiesen, weil die Flügel fehlen. Hierzu zählt unter anderem der Große schwarze Rüsselkäfer (Otiorhynchus coecus), dessen Lebensraum über die Mittelgebirge und Alpen erstreckt.

Sind mein Obst und Gemüse noch genießbar, wenn ich den Dickmaulrüssler mit Nematoden bekämpfe?

Nematoden der Gattung Heterorhabditis sind auf Käferlarven spezialisiert. Die mikroskopisch kleinen Fadenwürmer dringen durch Körperöffnungen oder die Haut in eine Larve ein. Dort sondern sie Bakterien ab in das Larvenblut. Diese Bakterien vermehren sich explosionsartig und töten die Käferlarve innerhalb weniger Tage ab. Derweil ernähren sich die Fadenwümer von den Bakterien und vermehren sich ihrerseits. An der betreffenden Pflanze haben die Nematoden keinerlei Interesse. Es besteht somit kein Grund zur Besorgnis, dass sich die Nützlinge in Früchten oder Gemüse ansiedeln könnten.

Kann man Rüsselkäfer am Fraßbild bestimmen?

Rüsselkäfer erzeugen ein unverkennbares Fraßbild an befallenen Pflanzen. An den Blatträndern sind halbkreisförmige Einbuchtungen zu erkennen, die mehr oder weniger ausgeprägt sind. Kleine Rüsselkäfer-Arten hinterlassen an den Blatträndern typische zahnradartige Einkerbungen. Auf Holzfraß spezialisierte Arten verraten sich durch abgenagte Stellen an der Rinde.

Was hilft wirklich gegen Rüsselkäfer?

Rüsselkäfer pflegen einen versteckten, nachtaktiven Lebensstil und besitzen einen harten Chitin-Panzer. Diese Eigenschaften machen die Käfer immun gegen Kontakt-Insektizide aller Art. Hegen Sie den Verdacht auf einen Befall, erbringt eine nächtliche Kontrolle mit der Taschenlampe den Beweis. Sie können die aufgespürten Exemplare von Hand einsammeln. Effektiver wirkt ein mit Holzwolle ausgestopfter Blumentopf, in dem sich die Käfer bei Tag versammeln.

Tipp

Als blinde Passagiere in Kübelpflanzen werden Rüsselkäfer eingeschleppt in den Garten und ins Haus. Dem Substrat ist nicht anzusehen, ob es infiziert ist mit Eiern oder Larven. Beste Vorbeugung gegen die gefräßige Brut ist zeitnahes Umtopfen jeder neuen Pflanze. Idealerweise unterziehen Sie die frische Pflanzenerde vor der Verwendung einer Desinfizierung im Backofen bei 100 Grad Celsius.

Bilder: Tomasz Klejdysz / Shutterstock