Zimmerpflanzen

Warum Tongranulat für Zimmerpflanzen eine clevere Lösung ist

Artikel zitieren

Gerade für Zimmerpflanzen bietet Blähton oder auch Tongranulat einige handfeste Vorteile. Damit Ihre Pflanzen von diesen profitieren, erfahren Sie hier alle wichtigen Tipps zur Verwendung der gebrannten Tonkügelchen – plus Hinweise für den Kauf von hochwertigem Material.

tongranulat
Tongranulat ist ein interessanter Helfer bei der Pflege von Zimmerpflanzen
AUF EINEN BLICK
Was ist Tongranulat und wofür wird es verwendet?
Tongranulat, auch Blähton genannt, ist ein aus gebrannten Tonkügelchen bestehendes Material, das als Ersatz für Blumenerde oder in Kombination mit dieser verwendet werden kann. Es besitzt eine hohe Wasserspeicherfähigkeit und eignet sich ausgezeichnet für die Pflege von Zimmerpflanzen. Allerdings ist es nährstofffrei und erfordert eine regelmäßige Düngung.
  • Tongranulat besteht aus gebrannten Tonkügelchen und lässt sich sehr gut als Ersatz für Blumenerde verwenden.
  • Alternativ können Sie das Material auch gemeinsam mit Blumenerde vermischen und so die Wasserspeicherfähigkeit des Substrats verbessern.
  • Tongranulat besitzt eine sehr hohe Wasserspeicherfähigkeit, weshalb Sie darin kultivierte Zimmerpflanzen seltener gießen müssen.
  • Allerdings gibt es bei der Pflege dieser Pflanzen einige Besonderheiten zu beachten. Da Tongranulat keine Nährstoffe enthält, müssen Sie diese Pflanzen regelmäßig mit einem speziellen Düngemittel versorgen.

Was ist Tongranulat?

tongranulat

Tongranulat ist wortwörtlich Granulat aus Ton

Tongranulat wird, wie der Name schon andeutet, aus Ton hergestellt. Hierbei handelt es sich um eine besonders feinkörnige Bodenart, die durch die Zersetzung von Felsspaten (wiederum eine Sammelbezeichnung verschiedener Gesteinsarten) entsteht. Ton gilt als guter Wasserspeicher, eine Eigenschaft, die durch den Prozess der Tongranulat-Herstellung noch verbessert und optimiert wird. Hierfür vermahlt man Ton, granuliert ihn und brennt ihn anschließend bei extrem hohen Temperaturen von etwa 1200 Grad Celsius.

Lesen Sie auch

Während dieses Vorgangs verbrennen die im Ausgangsmaterial enthaltenen organischen Stoffe, wobei Kohlendioxid entsteht. Das Gas wiederum bläht das Granulat so auf, dass die typischen runden Kügelchen entstehen. Tongranulat besitzt eine poröse Oberfläche und ist daher in der Lage, Wasser aufzusaugen und zu speichern. Aus diesem Grund eignet sich das Material hervorragend als alleiniges oder zusätzliches Substrat für Zimmerpflanzen, aber auch für andere Zwecke. Wofür Sie Tongranulat einsetzen können und worauf Sie dabei achten sollten, erfahren Sie in den folgenden Abschnitten.

Arten von Tongranulat

Es gibt verschiedene Arten von Tongranulat, die sich durch diese Eigenschaften unterscheiden:

  • Körnung
  • pH-Wert und Salzgehalt
  • Eignung für Pflanzenarten

Tongranulate gibt es in unterschiedlichen Körnungen, d. h. die Kügelchen sind je nach Produkt unterschiedlich groß. Für die meisten Zimmerpflanzen eignet sich eine Körnung von 4/8, da die Pflanzenwurzeln hier den besten Halt finden – die kleinen Kugeln mit Durchmessern zwischen vier und acht Millimetern füllen Lücken gut aus und lassen nur wenig Hohlräume. Allerdings lassen sie auch nur wenig Luft durch, weshalb Sie gerade für größere Zimmerpflanzen lieber zu einer gröberen Körnung wie 8/16 greifen.

Zudem gibt es Unterschiede zwischen dem pH-Wert und dem Salzgehalt der unterschiedlichen Produkte. Die meisten Tongranulate haben einen pH-Wert von etwa 7 und eignen sich daher für die meisten Pflanzen. Wer dagegen für seine Gewächse ein leicht saures Substrat benötigt, ist mit Seramis gut beraten. Bezüglich des Salzgehalts gibt es zwischen den einzelnen Produkten Unterschiede zwischen zwei und 920 Milligramm pro 100 Gramm Tongranulat. Wenn Sie Ihre Zimmerpflanzen in Hydrokultur pflanzen oder salzempfindliche Arten kultivieren wollen, so wählen Sie ein Produkt mit weniger als 250 Milligramm Salz pro 100 Gramm Tongranulat.

Vorteile und Nachteile

Die wichtigste positive Eigenschaft von Tongranulat ist seine Fähigkeit, Wasser zu speichern und bedarfsgerecht allmählich wieder an die Pflanzen abzugeben. Deshalb müssen in diesem Material kultivierte Gewächse wesentlich seltener gegossen werden. Welche Vor- und Nachteile Tongranulat im Vergleich zu herkömmlicher Blumenerde noch besitzt, zeigt Ihnen diese Tabelle in übersichtlicher Form auf.

Vorteile Nachteile
haltbar, immer wieder verwendbar teuer
guter Wasserspeicher enthält keinerlei Nährstoffe
sorgt für gleichmäßige Wasserversorgung regelmäßige Düngung unverzichtbar
luftdurchlässig Feuchtigkeitsgehalt von außen nicht sicht- oder fühlbar
verhindert Wurzelfäule Wasserstandsanzeiger daher unverzichtbar
keine Trauermücken und andere Schädlinge, die ihre Eier in Erde ablegen geringes Gewicht, schwankt durch Wasseraufnahme und -abgabe
sauber und gut geeignet für Allergiker gerade größere Pflanzen drohen ohne Beschwerung umzukippen
schimmelt nicht  

Exkurs

Weshalb bei der Verwendung von Tongranulat ein Wasserstandsanzeiger unverzichtbar ist

Ein Wasserstandsanzeiger ist eine Art Thermometer für den Blumentopf. Allerdings zeigt Ihnen dieser keine Temperatur, sondern den Wassergehalt des Substrats an. Da Sie im Gegensatz zur Blumenerde den Wassergehalt beim Tongranulat weder durch Sehen noch durch Fühlen abschätzen können, ist ein solches Gerät unverzichtbar. Hier genügt ein Blick auf die Anzeige: Steht diese bei „Minimum“, muss gegossen werden.

Wofür lässt sich Tongranulat verwenden?

Wahrscheinlich am häufigsten verwendet wird Tongranulat bei der Pflege von Zimmerpflanzen, weshalb wir Ihnen an dieser Stelle drei diesbezügliche Anwendungsbereiche näher vorstellen. Aber auch in Aquarien, Terrarien, zur Dachbegrünung oder beim Teichbau finden sich verschiedene Einsatzmöglichkeiten.

Hydrokultur

Bei der Hydrokultur pflanzen und pflegen Sie Ihre Zimmerpflanzen ausschließlich in Tongranulat. Hierfür genügt es allerdings nicht, einfach nur die Blumenerde durch Blähton auszutauschen. Einerseits erfordert die Umstellung auf Hydrokultur ein sorgfältiges Auswaschen des Wurzelwerks, damit tatsächlich keine Erdreste überbleiben, andererseits brauchen Sie spezielle Pflanzsysteme. Diese bestehen in der Regel aus einem Innen- und einem Außentopf. In den Innentopf setzen Sie die Pflanze ins Substrat, im Außentopf befindet sich hingegen das Wasser, welches zusammen mit der Nährlösung regelmäßig aufgefüllt werden muss.

Umstellung auf Hydrokultur – So geht’s

Die Umstellung auf Hydrokultur gelingt wie folgt:

Hydrokultur

  1. Topfen Sie die Pflanze aus.
  2. Entfernen Sie die Erde. Spülen Sie Reste aus dem Wurzelballen restlos aus.
  3. Kürzen Sie zu lange Wurzeln ein, auch braune (verfaulte) Wurzeln werden abgeschnitten.
  4. Füllen Sie eine Schicht Blähton in den Innentopf ein.
  5. Setzen Sie die Pflanze hierauf und füllen Sie den Innentopf auf.
  6. Klopfen Sie mit der Unterseite leicht auf den Tisch, um Lücken zu schließen.
  7. Stellen Sie den Innentopf in den Übertopf.
  8. Füllen Sie handwarmes Wasser ein und vergessen Sie den Wasserstandsanzeiger nicht.

Erdballen in Tongranulat – Vereinfachte Hydrokultur

Weniger umständlich ist es, den Wurzelballen der Pflanzen intakt (und mit Erde behaftet) zu lassen. Stattdessen setzten Sie das umzutopfende Gewächs einfach mit dem erdbehafteten Wurzelballen in eine umgebende Schicht aus Tongranulat. Hier werden die Wurzeln praktisch in das neue Zusatzsubstrat eingebettet, befinden sich aber immer noch in Erde. Auch hier darf der Wasserstandsanzeiger nicht fehlen.

Drainage für Zimmerpflanzen – Tongranulat mit Erde mischen

tongranulat

Das Mischen von Erde mit Tongranulat erspart Gießen

Alternativ vermischen Sie das Tongranulat mit der Blumenerde, um deren wasserspeichernde Eigenschaften zu verbessern bzw. um eine optimale Versorgung mit Feuchtigkeit zu garantieren. Sie haben verschiedene Möglichkeiten:

  • Für eine Topfdrainage füllen Sie auf den Topfboden eine Schicht Blähton ein.
  • Diese sollte je nach Topfgröße zwischen zwei und zehn Zentimeter dick sein.
  • Legen Sie zuvor eine Tonscherbe über das Abflussloch, damit dieses nicht verstopft.
  • Vermischen Sie die Blumenerde mit feinen Blähtonkügelchen.
  • Für einen Topf mit 15 bis 20 Zentimetern Durchmessern benötigen Sie etwa eine Handvoll.

Ein Wasserstandsanzeiger ist in diesem Fall nicht unbedingt notwendig, kann Ihnen aber die Bestimmung des richtigen Zeitpunktes zum Gießen erheblich erleichtern.

Exkurs

Gebrochenes Tongranulat für Teichpflanzen

Anstatt den Gartenteich mit Folie auszukleiden oder eine bereits vorgeformte Plastikwanne zu verwenden, können Sie zur Abdichtung auch Ton nehmen. Hierzu eignen sich etwa Tonblöcke aus feuchtem Material oder gebrochenes Tongranulat (Quellton). Die Tonschicht auf dem Teichboden sollte je nach Größe des Teichs zwischen 10 und 20 Zentimeter dick sein.

Wo kann man Tongranulat kaufen?

„Pflanzen brauchen ein gutes Substrat, um Halt zu finden und daraus Nährstoffe und Wasser zu ziehen.“

Tongranulate können Sie entweder als Markenprodukt (6,00€ bei Amazon*) (z. B. Floragard, Seramis oder Dehner) oder auch als No-Name-Produkt (z. B. Eigenmarken von Bau- und Gartenfachmärkten wie etwa Obi, Discountermarken) erwerben. Übliche Packungsgrößen umfassen zwischen 2,5 und 50 Litern verschiedene Inhalte, je nachdem, was Sie vorhaben. Größere Mengen, wie Sie sie etwa für die Abdichtung von Gartenteichen benötigen, finden Sie in speziellen Shops.

Häufig gestellte Fragen

Gibt es einen Unterschied zwischen Blähton und Tongranulat?

Die Begriffe Blähton und Tongranulat bezeichnen beide gebrannte, rötlich gefärbte Tonkügelchen. Es gibt also keinen Bedeutungsunterschied zwischen Ihnen, allerdings kann es Unterschiede zwischen den einzelnen Produkten und Herstellern geben – etwa im Hinblick auf die Körnung oder den Verwendungszweck. Eine weitere Bezeichnung für Tongranulat ist übrigens Pflanzton.

Kann ich die Blumenerde komplett durch Tongranulat ersetzen?

Richtig verwendet – wie im Artikel beschrieben – kann Tongranulat Blumenerde tatsächlich vollständig ersetzen. Dann jedoch müssen Sie bei der Pflege Ihrer Zimmerpflanzen einige Besonderheiten beachten, etwa, dass eine alleinige Verwendung ohne Wasserstandsanzeiger nicht funktioniert oder Sie regelmäßig düngen müssen. Mit einer simplen Fingerprobe lässt sich bei Tongranulat nicht feststellen, ob die Pflanzen Wasser brauchen. Da das Material zudem anorganisch ist, enthält es keinerlei Nährstoffe. Diese müssen kontinuierlich zugeführt werden.

Ist Tongranulat giftig?

Nein, Tongranulat ist in der Regel nicht giftig. Schließlich handelt es sich um ein natürliches Material, welches lediglich gebrannt und damit strukturstabil gemacht wurde. Chemische Zusatzstoffe werden bei den meisten Produkten nicht hinzugefügt. Essen sollten Sie das Material trotzdem nicht, dafür ist es nicht gedacht und würde Ihnen nicht besonders gut bekommen – Ihr Körper kann es nicht verdauen. Stattdessen könnten die Kügelchen im Magen-Darm-Trakt verbleiben und dort zu gravierenden Verstopfungen führen.

Tipp

So mancher findige Zimmerpflanzengärtner kam schon auf die Idee, kompostierbare Katzenstreu (etwa auf der Basis von Bentonit) anstelle von Tongranulat zu verwenden. Diese hat zwar im Hinblick auf ihre Wasserspeicherfähigkeit ganz ähnliche Eigenschaften wie Blähton, eignet sich aber aufgrund des oft sehr hohen pH-Werts nicht als Pflanzensubstrat. Grund ist der hohe Kalkanteil des Materials, wohingegen die meisten Zimmerpflanzen einen leicht sauren bis neutralen pH-Wert für ihr Wohlergehen benötigen.

Bilder: Ralf Geithe / Shutterstock