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Walnussbaum schneiden: Anleitung für gesundes Wachstum

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Knackige Walnüsse aus eigenem Anbau sind zum Greifen nah, wenn ein Walnussbaum im Garten steht. Für ungetrübte Freude am mächtigen Baum garantieren eine umsichtige Erziehung und ein gelegentlicher Formschnitt. Lesen Sie in diesem Tutorial, wann und wie Sie einen Nussbaum vorbildlich schneiden.

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Walnussbäume bluten starken beim Schneiden, weswegen sie besser im frühen Herbst geschnitten werden sollten
AUF EINEN BLICK
Wann und wie sollte man einen Walnussbaum schneiden?
Um einen Walnussbaum richtig zu schneiden, führe im Frühherbst einen Erziehungsschnitt an jungen Bäumen durch und gestalte die Krone mit senkrechtem Mitteltrieb und seitlichen Leitästen. Alle 5 bis 10 Jahre kann ein Formschnitt erfolgen, unter Beachtung des Zapfenschnitts bei dickeren Trieben.

Walnussbaum blutet stark

Ein Echter Walnussbaum (Juglans regia) wächst langsam aber stetig bis beeindruckende 25 Meter Höhe. Auf Schwarznuss (Juglans nigra) veredelte, gartentaugliche Nussbäume erreichen ebenfalls stattliche Wuchshöhen mit einem Kronendurchmesser von 8 bis 10 Metern. Grund genug, einen Walnussbaum in jungen Jahren zu erziehen und im fortschreitenden Alter einem gelegentlichen Pflegeschnitt zu unterziehen. Wäre da nicht der massive Saftfluss, der mit jeder noch so kleinen Schnittwunde einhergeht.

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Inmitten der Wachstumsperiode strömen aus einem offenen Holzkörper regelrechte Sturzbäche an Pflanzensaft. Ursache ist der starke Saftdruck, der sich im Frühjahr auf höchstem Niveau befindet und erst im Verlauf des Sommers abebbt.

Bluten ist nicht lebensbedrohlich

Ströme aus Pflanzensaft am Walnussbaum bereiten Hobbygärtnern häufig Kopfzerbrechen. Groß ist die Sorge, das sogenannte Bluten könnte den prächtigen Baum sterben lassen. Tatsächlich handelt es sich um eine natürliche Reaktion auf Verwundungen aller Art, wie sie von weiteren Baumarten bekannt ist, wie Kugelahorn.

Aufhalten können Sie den Saftstrom nicht. Baumwachs und andere Wundverschlussmittel haften auf dem durchnässten Untergrund nicht. Ausbrennen von Schnittwunden vernichtet das wertvolle Teilungsgewebe (Kambium) unter der Rinde. Ohne Kambium ist eine Wundheilung nicht möglich, sodass sich die Wunde niemals schließen wird. Das Mittel der Wahl gegen Bluten am Walnussbaum ist ein klug gewählter Schnittzeitpunkt.

Im Frühherbst schneiden

Haben Sie Ihrem Walnussbaum einen Schnitt verordnet, ist im Frühherbst der beste Schnittzeitpunkt. Parallel zum Abwurf der Blätter reduziert sich der Saftfluss vorübergehend auf ein erträgliches Maß. Der Baum bereitet sich auf die Winterruhe vor und will jetzt nicht mehr wachsen. Ein Schnitt-Termin Anfang Oktober punktet mit drei wichtigen Vorteilen:

  • Saftdruck auf niedrigstem Niveau des Jahres
  • Ausreichendes Zeitfenster für die Wundheilung bis zum ersten Frost
  • Terminwahl konform zum Bundesnaturschutzgesetz

Ab 1. Oktober gestattet das Bundesnaturschutzgesetz Schnittmaßnahmen an Gehölzen aller Art, weil zu diesem Zeitpunkt die Brutzeit der Vögel beendet ist. Obschon die neue Schonfrist erst am 1. März wieder beginnt, sollte der Schnitt am Walnussbaum bis Mitte November absolviert sein.

Tipp

Im Herbst ist nicht nur die beste Zeit für einen Schnitt. Von September bis November öffnet sich zugleich das ideale Zeitfenster für die Pflanzung eines Walnussbaums. Preisgünstige wurzelnackte Ware und Junggehölze mit Ballen wachsen im sonnenwarmen Gartenboden zügig an. Geben Sie etwas reifen Kompost in die Pflanzgrube als natürliche Starthilfe für ein gesundes Wachstum.

Formschöne Krone aufbauen – Erziehungsschnitt

Baumschulen und Gartencenter bieten Walnuss an in gartentauglicher Version als veredelten Jungbaum auf robuster Unterlage. Hoch im Kurs steht „Klon Nr. 139“, weil sein späterer Austrieb weniger gefährdet ist durch Spätfröste. Veredelte Walnüsse tragen bereits nach 5 bis 6 Jahren erste Früchte, wohingegen sich die Echte Walnuss bis zu 30 Jahre Zeit nimmt bis zur ersten Blütezeit. Das aufrechte, reich verzweigte Wachstum von Premium-Sorten als Veredelung offeriert die perfekte Ausgangsbasis für die Erziehung zum formschönen Baum, wie untenstehende Abbildung illustriert. So gelingt der Erziehungsschnitt:

  • In den ersten 4 bis 6 Jahren Erziehungsschnitt im Frühherbst durchführen
  • Krone aufbauen mit senkrechtem Mitteltrieb und 3 seitlichen Leitästen
  • Leitäste auswählen mit unterschiedlichen Ansatzpunkten und einem Winkel zwischen 45° und 90° zum Stamm
  • Spitze des Mitteltriebs nicht schneiden

Die Erziehungsphase konzentriert sich darauf, senkrechte Konkurrenztriebe rechtzeitig zu entfernen. Das gilt für Steiltriebe an den Leitästen und aus Unterlage oder Stamm gleichermaßen. Beschneiden Sie Leitäste nur dann, wenn sie in unterschiedlichen Längen wachsen. Die Spitzenknospen sollten sich zu jeder Zeit in der Saftwaage befinden. Die Spitzenknospe des Mitteltriebs thront ein bis zwei Scherenlängen über den Leitästen. Gemeinsam formt das Gerüst einen Winkel von 90° bis 120° für eine vorbildliche Rundkrone.

Walnuss Rückschnitt

Erziehen Sie die Krone mit senkrechtem Mitteltrieb und drei seitlichen Leitästen. Wildtriebe aus Unterlage und Stamm werden zeitnah entfernt. Steiltriebe als Konkurrenz zum Gerüst müssen weichen.

Exkurs

Steiltriebe vorzugsweise herunterbinden

Von Apfel, Birne und Kirsche unterscheidet sich die Walnuss in vielerlei Hinsicht. Geht es um die Fruchtbarkeit von Trieben, zieht ein Walnussbaum mit Kern- und Steinobstbäumen an einem Strang. Solange ein Trieb senkrecht gen Himmel wächst, regiert das Wachstumsgesetz der Spitzenförderung. Für die Anlage von Blütenknospen hat die Walnuss an dieser Stelle kein Interesse. Bevor Sie einen Steiltrieb an sonniger Position aus der Krone entfernen, sollten Sie sein Potenzial zum Fruchtholz nutzen. Zu diesem Zweck binden oder spreizen Sie den jungen, noch biegsamen Ast in einen Winkel von etwa 60° zum Stamm oder Leitast. Das Wachstum kommt zur Ruhe, sodass sich Blüten und Nüsse bilden können.

Baumkrone in Form schneiden

Ein sachkundig erzogener Walnussbaum verlangt nur selten nach einem Schnitt. Häufigster Anlass ist eine unerwünschte Ausdehnung nach allen Seiten, die eine Verkleinerung der Krone unumgänglich macht. In Intervallen von 5 bis 10 Jahren toleriert eine schnittempfindliche Walnuss den Eingriff mit Schere und Säge. Mit dieser Schnittführung bringen Sie einen Nussbaum wieder in Form:

  • Bester Zeitpunkt ist zwischen Anfang Oktober und Mitte November bei trockener Witterung
  • Triebe abschneiden, die im spitzen Winkel zum Stamm oder Leitast stehen
  • Auf den Leitästen sprießende Steiltriebe entfernen oder herunterbinden
  • Überlange Gerüstäste um maximal 150 cm zurückschneiden
  • Massiv verästelte Triebspitzen durch Ableitung verschlanken
  • Äste ab 5 cm Durchmesser auf 20 cm lange Zapfen schneiden
  • Nach jedem Schnitt zurücktreten, um das weitere Vorgehen zu planen

Ein Walnussbaum profitiert davon, wenn Sie vertraut sind mit einem Ableitungsschnitt. Dieser kommt zur Anwendung, wenn Sie einen zu lang geratenen Gerüstast kürzen oder eine besenartig verzweigte Astspitze verschlanken möchten. In Nähe der Schnittstelle suchen Sie einen nach außen gerichteten, jungen Seitentrieb aus. An der Gabelung schneiden Sie das ausgediente Holz ab. Damit der Jungtrieb keine Verletzungen davonträgt, setzen Sie Schere oder Säge einige Millimeter weit im alten Holz an.

Walnussbaum Rückschnitt

Alle 5 bis 10 Jahre verkraftet Ihr Walnussbaum einen Formschnitt. Totholz und Steiltriebe lichten Sie aus durch einen Schnitt auf Zapfen. Stark verästelte und überlange Gerüstäste leiten Sie ab auf einen günstig stehenden Seitentrieb.

Hintergrund

Fruchtholzschnitt zwecklos

Notieren Sie einen Schnitt am Walnussbaum nur dann, wenn die Krone zu groß oder formlos gewachsen ist. Fruchtholzschnitt zur Steigerung des Ernteertrags ist der Mühe nicht wert. Im Gegensatz zu Obstbäumen mit Stein- oder Kernobst, laufen an Walnuss alljährliche Schnittmaßnahmen zur Förderung von jungem Fruchtholz ins Leere. Vielmehr bestimmen Standortbedingungen und Witterung über die Menge und Fruchtqualität einer Ernte.

Schonend auf Zapfen schneiden

Die seltenen Schnittmaßnahmen am Walnussbaum können größere Schnittwunden verursachen. Betroffen sind in der Regel die Leitäste einer Krone, auf deren Oberseite unerwünschte Steiltriebe oder ähnlich ungünstige Zweige zu entfernen sind. Ein Schnitt auf Astring birgt die Gefahr, dass an dieser Stelle die Verwundung bis tief ins Holz zurücktrocknet und sich fatale Fäulnis bildet. Schonender gelingt es mit einem Schnitt auf Zapfen. So machen Sie es richtig:

  • Dicke Triebe von Leitast oder Stamm mit 20 bis 25 cm langen Zapfen abschneiden
  • Folgeerscheinung: Zapfen trocknet sukzessive um die Hälfte zurück
  • Nach 2 bis 3 Jahren eingetrocknete Zapfenreste im Herbst entfernen

Nach dieser Strategie sollten gleichfalls abgestorbene oder beschädigte Gerüsttriebe aus der Krone entfernt werden. Der besondere Vorteil der Schnitttechnik liegt darin, dass aus einer Zapfenbasis junge Triebe wachsen. Nach einigen Jahren wählen Sie den vielversprechendsten, schräg wachsenden Trieb als neuen Leitast aus und entfernen die übrigen.

Häufig gestellte Fragen

Ist ein Walnussbaum selbstfruchtbar?

Walnussbäume sind einhäusig und somit selbstfruchtbar. Auf einem Baum gibt es weibliche und männliche Blüten. Die männlichen Blüten sind zu identifizieren als hängende, gelblich-grüne Kätzchen. Sie erscheinen im April etwa vier Wochen vor den unscheinbaren weiblichen Blütenständen. Die Bestäubung erfolgt durch den Wind. Für eine Ernte knackiger Walnüsse genügt folglich ein einziger Baum.

Sollte ein Walnussbaum während der Erziehung mit einem Pfahl gestützt werden? Wenn ja, wann kann die Stütze wieder entfernt werden?

Ein Stützpfahl erfüllt zwei wichtige Aufgaben. Primär dient er einem geraden Wuchs von Stamm und Mitteltrieb. Zusätzlich beugt er Windbruch vor, der vor allem an jungen und dünnen Trieben zu befürchten ist. Erst wenn ein Walnussbaum gut angewachsen ist und einen dicken, stabilen und standfesten Stamm gebildet hat, kann der Pfahl entfernt werden. Je windexponierter der Standort, desto länger sollten Sie damit warten.

Besteht die Möglichkeit, eine Echte Walnuss (keine Veredelung) im Wachstum zu begrenzen? Ich denke darüber nach, die Leitspitze abzuschneiden.

Walnussbäume werden von Natur aus recht groß. Vor allem aus Samen vermehrte, nicht veredelte Bäume erreichen eine Höhe von 20 Metern und mehr. Es besteht die Option, durch einen Erziehungsschnitt das Wachstum von Beginn an zu regulieren. Möchten Sie eine Echte Walnuss insgesamt kompakter und kleiner halten, verschneiden Sie die Krone rundherum. Kappen Sie lediglich die Leitspitze, wächst er massiv in die Breite. Bester Zeitpunkt ist parallel zum herbstlichen Laubfall zwischen Anfang Oktober und Mitte November. Zu allen anderen Jahreszeiten setzt ein starker Saftfluss ein, der die Wundheilung erheblich beeinträchtigt.

Ist es möglich, einen Echten Walnussbaum im Kübel zu halten für die Dauer von 10 Jahren? Wenn ja, wie groß sollte der Topf sein und worauf ist besonders zu achten?

Grundsätzlich ist Kübelhaltung für Walnussbäume möglich. Im Gegensatz zum Freiland benötigt eine Walnuss im Topf deutlich mehr Pflege. Das Substrat trocknet schneller aus und hat schon nach kurzer Zeit kaum noch Nährstoffe zu bieten. Regelmäßiges Gießen und Düngen ist unerlässlich. Für den Start reicht ein 20-Liter-Kübel aus, freilich nicht für eine Dauer von 10 Jahren. Sukzessive sollte der Topf mitwachsen bis auf ein Volumen von 200 Litern, wenn der Baum eine Höhe von 6 bis 7 Metern erreicht hat. Zu diesem Zweck topfen Sie den Walnussbaum alle 2 bis 3 Jahre um.

Vor 2 Jahren habe ich eine Echte Walnuss gepflanzt, die von 90 Zentimetern bis auf nahezu 200 Zentimeter in die Höhe geschossen ist. Leider hat sich bislang kein einziger Seitentrieb gebildet. So groß wollte ich den Nussbaum eigentlich nicht haben. Was tun?

Walnussbäume tun sich von Natur aus schwer mit einer üppigen Verzweigung. Im Laufe der Zeit werden sich nach und nach einige wenige Seitentriebe bilden. Sie können den Prozess beschleunigen, indem Sie die Triebspitze kappen auf 150 oder 180 cm. Schneiden Sie kurz über einer kräftigen Knospe. Auf diese Weise erzeugen Sie einen Saftstau an tiefer gelegenen Knospen, die daraufhin austreiben. Mehr als zwei oder drei Seitentriebe werden es nicht sein. Immerhin reicht diese Anzahl aus, um daraus eine schöne Krone zu erziehen.

Die 3 häufigsten Schnittfehler

Ohne einen Erziehungsschnitt wächst Ihnen ein Walnussbaum früher oder später über den Kopf. Erfolgt ein Formschnitt zum falschen Zeitpunkt, droht der prächtige Baum auszubluten. Ähnlich ergeht es einer Walnuss, wenn ihre Äste nicht auf Zapfen geschnitten werden. Die folgende Übersicht macht aufmerksam auf die drei häufigsten Schnittfehler und gibt praxiserprobte Hinweise für die Vorbeugung:

Schnittfehler Schadbild Vorbeugung
kein Erziehungsschnitt unkontrolliertes Wachstum, unförmige Krone Krone erziehen mit Mitteltrieb und 3 Leitästen
im Sommer oder Winter geschnitten massiver Saftfluss im Frühherbst schneiden
dickere Triebe nicht auf Zapfen verschnitten schleppende Wundheilung, Ausbreitung von Holzfäulnis ab 5 cm Durchmesser auf Zapfen schneiden

Tipp

Die Holzqualität von Walnussbäumen befindet sich auf Augenhöhe mit Edelhölzern, wie Mahagoni oder Teakbaum. Neben den optischen Vorzügen zeichnet sich das Holz aus durch eine feinfaserige und mittelharte Struktur. Für die Schnittpflege bedeuten diese Attribute eine geringe Neigung zum Splittern sowie wenig Kraftaufwand beim Schneiden. Um Zweige und Äste bis zu 3 cm Durchmesser zu schneiden, ist eine Baumschere (26,00€ bei Amazon*) mit Bypass-Mechanismus empfehlenswert, die glatte Schnittwunden hinterlässt.

Bilder: Indy Edge / Shutterstock