Ziergräser

Gräser schneiden leicht gemacht: So geht’s richtig

Gräser entfalten ihr prachtvolles Wachstum ohne umfangreiche Pflege. Auf einen Rückschnitt können die meisten Ziergräser dennoch nicht verzichten. Lesen Sie in diesem Tutorial, wann und wie Sie Gräser vorbildlich schneiden.

AUF EINEN BLICK
Wann und wie sollte man Gräser schneiden?
Um Gräser richtig zu schneiden, sollten Sie das sortentypische Wachstum beachten: Sommergrüne Gräser im Frühjahr bodennah zurückschneiden, wintergrüne Gräser auskämmen und einzelne abgestorbene Halme entfernen. Immer im Frühjahr nach der Hauptfrostperiode schneiden.

Unterschiedliches Wachstum diktiert Schnittregeln

Für die perfekte Schnittpflege von Gräsern sollten Sie das sortentypische Wachstum berücksichtigen. Sommergrüne Sorten werden einer vollkommen anderen Schnittführung unterzogen, als wintergrüne Ziergräser. Zur besseren Orientierung unterscheidet folgende Tabelle beliebte Gräser nach ihrem Wachstum:

Sommergrüne Gräser botanischer Name Wintergrüne bis immergrüne Gräser botanischer Name
China-Schilfe Miscanthus Seggen Carex
Japanisches Blutgras Imperata cylindrica var. koenigii ‚Red Baron‘ Bärenfell-Schwingel Festuca gautieri
Sandrohr-Gräser Calamagrostis Blauschwingel Festuca cinerea
Federborstengräser Pennisetum alopecuroides var. viridescens Federgräser, Reiher-Federgräser Stipa
Lampenputzergräser Pennisetum alopecuroides Pampasgräser Cortaderia
Reit-Gräser Calamagrostis Blaustrahlhafer Helictotrichon sempervirens
Moskitogras Bouteloua gracilis Zittergras Briza media
Pfeifengras Molinia arundinacea Marbelgräser Luzula
Plattährengras Chasmanthium latifolium Rutenhirse Panicum

Frühjahr ist bester Schnittzeitpunkt

Ungeachtet ihres verschiedenartigen Wachstums ziehen Gräser bezügliches des Schnittzeitpunkts an einem Strang. Wenn im Frühjahr die Hauptfrostperiode beendet ist, öffnet sich das Zeitfenster für die Schnittpflege. Wie lange das Zeitfenster geöffnet bleibt, hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie Witterungsverhältnissen, dezidierte Sorte und Kleinklima am Standort.

Einige Grasarten nehmen sich mit ihrem Austrieb Zeit bis zum Sommer. An anderen Ziergräsern kommt das Wachstum in Schwung, wenn es nachts nicht mehr friert. Sobald sich erste grüne Halmspitzen im Gras zeigen, ist es höchste Zeit für einen Rückschnitt. Wer aus Versehen in den frischen Austrieb schneidet, wird für den Rest des Jahres mit braunen Spitzen hadern.

Sommergrüne Gräser radikal schneiden

Schöne und beliebte Gräser gedeihen mit sommergrünen Halmen. Im Herbst färben sich die Blätter gelblich bis strohfarben, weil restliche Nährstoffe in die Wurzeln verlagert werden. Erst im nächsten Frühjahr erscheinen neue, frisch-grüne Grashalme aus der Basis. Das abgestorbene Laub fungiert während der kalten Jahreszeit als wichtiger Winterschutz. Aus diesem Grund ist Schneiden sommergrüner Gräser im Herbst tabu. So absolvieren Sie die perfekte Schnittpflege:

  • Eingetrocknete Gräser vor dem Winter zum Schopf zusammenbinden
  • Wurzelscheibe abdecken mit Laub und Reisig
  • Im Frühjahr den Winterschutz entfernen
  • Alle Halme zurückschneiden bis Handbreit über dem Boden

Untenstehende Abbildung illustriert, wie Sie Lampenputzergras, Federborstengras und andere sommergrüne Gräser im Spätwinter oder Frühjahr abschneiden. Arbeiten Sie sich von außen nach innen etappenweise vor. Es ist von Vorteil, wenn ein Helfer bereitsteht, um die abgeschnittenen Büschel in Empfang zu nehmen. Schon ein leichter Windhauch genügt, damit die trockenen Halme durch den Garten fliegen. Das Schnittgut hinterher einzusammeln kostet mehr Zeit, als der Rückschnitt.

Gräser Rückschnitt

Umfassen Sie das abgestorbene Ziergras büschelweise mit einer Hand. Mit einer Staudensichel in der anderen Hand schneiden Sie die trockenen Halme kurz über dem Boden ab.

Exkurs

Staudensichel meistert Grasschnitt büschelweise

Perfekt ausgerüstet für die Schnittpflege von Gräsern sind Sie mit einer japanischen Staudensichel (18,00€ bei Amazon*). Mit handlicher Sichel und einem Griff aus dem Holz des Blauglockenbaumes erinnert das traditionelle Werkzeug an eine Sense im Miniformat. Das fein gezahnte Schneidblatt aus reinem Kohlenstoffstahl ist so scharf, dass selbst verholzte Halme Bambus und dünne Zweige in Sträuchern mühelos abgeschnitten werden. Die Grassichel schneidet erst auf Zug und nicht schon auf Druck, was für zusätzliche Sicherheit garantiert.

Wintergrüne Gräser moderat schneiden

An wintergrünen Gräsern verläuft der Laubwechsel nahezu unbemerkt. Aus diesem Grund bezeichnen Gärtner Segge, Pampasgras und vergleichbare Grasarten als immergrün. Dieses Wuchsverhalten erfordert eine andere Schnittführung, als an sommergrünen Sorten. Im Frühjahr widmen Sie sich gezielt einzelnen abgestorbenen oder beschädigten Halmen. Alle anderen Blätter bleiben von der Schere oder Gartensichel verschont. So absolvieren Sie die Schnittpflege an wintergrünen Gräsern richtig:

  • Robuste Handschuhe und langärmelige Kleidung anlegen
  • Abgestorbene Stiele mit Samenständen am Ansatz abschneiden
  • Mit beiden Händen einen Grashorst durchkämmen

Ein harter Winter mit strengem Frost geht an wintergrünen Gräsern nicht spurlos vorüber. Als Resultat sterben alle Halme ab, sodass im Spätwinter kein Unterschied mehr erkennbar ist zu sommergrünen Grasarten. In diesem Fall schneiden Sie alle Blätter ab bis Handbreit über dem Boden. An Gras-Giganten, wie Pampasgras meistern Sie den Schnitt mit einer Heckenschere. Zierlichere Gräser, wie Schwingel-Arten, schneiden Sie büschelweise mit einer Gartenschere oder Staudensichel.

Tipp

Die meisten Gräser wappnen sich mit scharfen Halmkanten gegen Freßfeinde. Mit dieser Strategie wollen sie nimmersatten Pflanzenfressern gehörig den Appetit verderben. Für Gärtner besteht die Gefahr tiefer Schnittverletzungen, wenn die Haut ungeschützt in Kontakt mit rasiermesserscharfen Grashalmen kommt. Widmen Sie sich bitte erst dann der Schnittpflege, wenn Sie robuste Arbeitshandschuhe tragen.

Selbstaussaat unterbinden

Keine Regel ohne Ausnahme. Das gilt auch für das Schneiden von Gräsern in Bezug auf den richtigen Schnittzeitpunkt. Verschiedene Arten neigen zu einer invasiven Ausbreitung im Garten mithilfe Myriaden von Samen. Im Fokus stehen Pampasgras, Rasenschmiele oder Blauschwingel. Dem floralen Eroberungsdrang schieben Sie einen Riegel vor, indem Sie im Herbst alle Stängel mit Fruchtständen abschneiden. Im Gegenzug verzichten Sie auf die opulenten Samenstände, die im winterlichen Garten dekorative Akzente setzen.

Sonderfall: Bambus-Schnitt

Aus botanischer Sicht zählt Bambus zu den Gräsern. Im Unterschied zu klassischen Ziergräsern gedeiht Bambus freilich mit mehrjährigen Halmen. Obschon ein Halm mit Laufe der Zeit verholzt, wirkt sich ein Schnitt nicht förderlich auf das Wachstum aus. Im Gegenteil wächst ein abgeschnittener Stängel nicht mehr in die Höhe. Vielmehr bilden sich stetig neue Halme, die unmittelbar dem unterirdischen Rhizom entspringen. Schneiden von Bambus zielt primär ab auf ein gepflegtes Erscheinungsbild. So machen Sie es richtig:

  • Bester Zeitpunkt ist im Frühjahr
  • Abgestorbene Stängel am Ansatz abschneiden
  • Ein Drittel oder die Hälfte verblasster, überalterter Halme auslichten

Alljährliches Auslichten mehrjähriger, blasser Halme fungiert als kontinuierliche Verjüngung, vergleichbar mit dem Schneiden von Sträuchern. Indem überalterte Triebe weichen, gelangt mehr Licht in einen Bambus. Frisch-grüne Halme lassen dann nicht mehr lange auf sich warten. An einigen Flachbambus-Sorten, regen Sie mit dieser Schnittmaßnahme das Wachstum neuer, farbenfroher Halme an.

Es spricht nichts dagegen, wenn Sie während der Gartensaison vereinzelte, beschädigte oder abgeknickte Halme abschneiden. Das gelingt an verholzten Stielen im Außenbereich ausgezeichnet mit einer handlichen Klappsäge. Im Pflanzeninneren entfernen Sie gezielt einen Bambushalm mit einer Astschere, die über Teleskoparme verfügt.

Schneedruck-Schäden beheben

Die schönsten Schirmbambus-Arten (Fargesia) gedeihen mit dünneren Halmen, als Flachrohrbambus-Arten (Phyllostachys). Das hat zur Folge, dass sich die Stiele unter einer dicken Schneehaube zu Boden neigen oder abbrechen. Schneedruck-Schäden sind ein häufiger Anlass, um Fargesia-Bambus zu schneiden. So gehen Sie fachkundig vor:

  • Beschädigte Stängel um ein Drittel oder die Hälfte zurückschneiden
  • Schere ansetzen unterhalb einer Bruchstelle
  • Geneigte Halme unter der Neigung verschneiden

Schneiden Sie lädierte Halme nicht bodeneben ab. Indem Sie den Schnittumfang auf den ramponierten Bereich beschränken, leistet der unbeschädigte Teil mit seinen Seitentrieben weiterhin einen wertvollen Beitrag zum dekorativen Erscheinungsbild.

Schirmbambus schneiden

Flachrohrbambus und Schirmbambus lichten Sie in jedem Frühjahr aus. Schneiden Sie abgestorbene Stängel am Ansatz ab. An Flachrohrbambus entfernen Sie anschließend ein Drittel bis ein Viertel der verblassten, überalterten Halme. Das macht den Weg frei für junge, farbenfrohe Bambustriebe. Schirmbambus schneiden Sie nur bei Bedarf.

Hintergrund

Lebensstättenschutz bezieht Gräser ein

Den meisten Hausgärtnern ist § 39 Bundesnaturschutzgesetz geläufig, weil hier die Schnittpflege von Hecken und Bäumen genau geregelt ist. Dabei darf nicht übersehen werden, dass sich die Schutzwürdigkeit wild lebender Tiere auf sämtliche Lebensstätten bezieht. Im dichten Horst opulenter Ziergräser lassen sich mannigfaltige Tierarten gerne nieder, um hier ihren Nachwuchs heranzuziehen oder zu überwintern. Bevor Sie Ihre Gräser schneiden, auskämmen oder auslichten, sollte sichergestellt sein, dass sich keine gefiederten oder pelztragenden Gäste darin aufhalten. Sollten Sie fündig werden, vertagen Sie bitte den Schnitt auf einen späteren Termin.

Häufig gestellte Fragen

Wie kann ich erkennen, ob ich jetzt im Frühling mein Ziergras noch schneiden kann?

Nach dem Ende der Frostperiode öffnet sich das Zeitfenster für den Schnitt von Gräsern. Erkennbar ist der neue Austrieb an frisch-grünen Halmen, die stetig an Höhe gewinnen. Abhängig von der allgemeinen Witterung und dem Kleinklima in Ihrem Garten setzt das Wachstum zumeist im Mai ein. Ein milder Winter lässt die neuen Halme auch früher sprießen.

Sollte ich mein japanisches Blutgras im Herbst zurückschneiden?

Für alle Gräser ist es dringend zu empfehlen, die Halme vor dem Winter zum lockeren Schopf zusammenzubinden. Diese Maßnahme schützt das empfindliche Pflanzenherz vor Frost und übermäßiger Nässe. Erst im Frühjahr unterziehen Sie Ihr japanisches Blutgras einem Schnitt bis Handbreit über dem Boden.

Muß eine Japan-Segge überhaupt geschnitten werden?

Seggen-Gräser gedeihen mit wintergrünen Halmen. Dieses Wachstum erfordert keinen Rückschnitt, wie er an sommergrünen Gräsern ratsam ist. Vorteilhaft für ein gepflegtes Erscheinungsbild ist, wenn Sie Ihre Japan-Segge im Frühling auskämmen. Legen Sie robuste Handschuhe an und fahren mit beiden Händen durch das Gras. Abgestorbene Halme bleiben dabei wie von selbst zwischen den Fingern haften und können entsorgt werden.

Unser 5 Jahre altes Chinaschilf hat bislang in jedem Frühjahr nach dem Schnitt prächtig ausgetrieben. Dieses Jahr wachsen lediglich wenige Halme am Rand. In der Mitte ist kein Austrieb zu erkennen. Was tun?

Ein harter Winter kann Chinaschilf dazu veranlassen, erst später im Jahr auszutreiben. Sollten sich bis zum Sommer keine neuen Halme bilden, ist das Zentrum verdichtet oder überaltert. In diesem Fall bringen Sie neuen Schwung ins Wachstum, indem Sie das Gras im Herbst aufnehmen und teilen. Schneiden Sie bei dieser Gelegenheit massiv verdichtete Wurzelbereiche ab. Pflanzen Sie die Ballenteile in frische Pflanzenerde und gießen Sie in der Folgezeit reichlich und regelmäßig.

Mein Blauschwingel wird außen gelb und sieht insgesamt regelrecht vergammelt aus. Soll ich schneiden oder nicht?

Verschiedene Ursachen können einem Blauschwingel-Gras erheblich zusetzen. Ein harter, feuchter Winter oder wochenlange Trockenheit lassen die Halme vergilben. Häufig haben Wühlmäuse die Wurzeln angeknabbert, sodass die Versorgung beeinträchtigt ist. Obschon Blauschwingel zu den wintergrünen Gräsern zählt, können Sie die Halme allesamt bis Handbreit über dem Boden abschneiden. Stellen Sie anschließend die Rahmenbedingungen auf den Prüfstand, um die Ursache ausfindig zu machen und zu beheben.

Unser Blaustrahlhafer beginnt zu wuchern. Selbst in großem Abstand sprießen zahlreiche Halme aus dem Boden. Was tun?

Aller Wahrscheinlichkeit nach handelt es sich um Sämlinge, denn Blaustrahlhafter bildet keine raumgreifenden Ausläufer aus. In guten Jahren verteilt das Gras unzählige Samen im Garten, die innerhalb kurzer Zeit keimen und wachsen. Sofern diese Nachkommen im Garten unerwünscht sind, ziehen Sie die Jungpflanzen einfach aus dem Boden. Zukünftig unterbinden Sie die Ausbreitung, indem Sie im Spätsommer alle Stängel mit Fruchtständen aus dem Gras herausschneiden.

Vor meinem Sitzplatz im Garten möchte ich eine Hecke aus Riesen-Chinaschilf pflanzen. Wann und wie lange muss ich auf den Sichtschutzfaktor verzichten?

Chinaschilf erhält im Frühjahr einen bodennahen Rückschnitt, weil alle Halme abgestorben sind. Daraufhin setzt ein zügiges Wachstum ein, wobei die Halme eine Höhe von 2 bis 3 Metern erzielen. Dieser Prozess nimmt zwischen 2 und 3 Monaten in Anspruch, abhängig von der Witterung. Unter normalen Bedingungen setzt im April der Austrieb ein, sodass Sie ab Anfang/Mitte Juni hinter einer Chinaschilf-Hecke vor neugierigen Blicken geschützt sind.

Die 3 häufigsten Schnittfehler

Ein falscher Schnittzeitpunkt bringt Gräser ebenso zur Verzweiflung, wie eine unsachgemäße Schnittführung. Folgende Übersicht macht aufmerksam auf drei häufige Schnittfehler, die ein Ziergras an den Rand des Ruins treiben. Praktische Tipps weisen hin auf eine effektive Vorbeugung:

Schnittfehler Schadbild Vorbeugung
im Herbst geschnitten erfrorene Halme bis Totalausfall Gräser im Frühjahr schneiden
wintergrüne Gräser wie sommergrüne Arten verschnitten lückenhaftes Wachstum, Ausfall der Ährenblüte wintergrüne Gräser auskämmen
nie geschnitten oder ausgekämmt vorzeitige Alterung, dichtes Gewirr aus alten und jungen Halmen abgestorbene Halme jedes Frühjahr abschneiden

Tipp

Die unkomplizierte Schnittpflege macht Gräser zu den idealen Komponenten für die kreative Vorgartengestaltung. Hoch in der Gunst stehen prächtige Sorten, wie Zwerg-Pampasgras ‚Evita‘ (Cortaderia selloana) und Garten-Reitgras ‚Karl Foerster‘ (Calamagrostis x acutiflora) als dekoratives Empfangskomitee. Als pflegeleichten Rasenersatz macht sich Gold-Sternmoos ‚Aurea‘ (Sagina Subulata) nützlich.

Bilder: LuXpics / Shutterstock