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Terra Preta: Wundermittel für den Garten? Alles Wissenswerte

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Terra Preta (Schwarze Erde) ist eine fruchtbare Erde aus dem Amazonas, die Nährstoffe und Wasser besser speichert als übliche Erde. Die Schwarzerde muss nicht gekauft werden, denn man kann sie mit natürlichen Materialien wie Mist und Jauche selbst herstellen.

Pflanze, die in Terra Preta Erde wächst
Terra Preta wird auch Schwarzerde genannt und verbessert die Speicherfähigkeit des Bodens.

Was ist Terra Preta?

Terra Preta bezeichnet eine fruchtbare „schwarze Erde“, die ausschließlich in den südamerikanischen Tropen zu finden ist. Das Besondere: Sie ist nicht natürlichen Ursprungs. Vor Tausenden von Jahren bereitete die indigene Bevölkerung im Amazonasgebiet den kargen, verwitterten Boden mithilfe von alltäglichen Abfallprodukten auf. Kleinstlebewesen zersetzten die Biomasse und transportierten das nährstoffreiche und wasserhaltende Substrat in tiefere Schichten des Bodens, wo es bis heute als schwarze Erde vorliegt.

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Dadurch ermöglichten die Ureinwohner eine ertragreiche Landwirtschaft und festigten so die Basis ihrer Zivilisation in einer unwirtlichen Region. Wissenschaftliche Untersuchungen wie das Projekt „TerraBoGa“ der Freien Uni Berlin bestätigen die ertragssteigernde Wirkung der kohlehaltigen Terra Preta bei bestimmten Pflanzen. Es unterstützt auch hierzulande das Wachstum heimischer Gemüse-, Obst- und Zierpflanzen nachhaltig. Die Herstellung schwarzer Erde ist darüber hinaus simpel.

Zusammensetzung von Terra Preta

Heutige Analysen zeigen recht genau, womit die Indios in Brasilien ihre Böden aufbereitet haben. Etwa acht Wochen musste diese Zusammensetzung in einem bestimmten Mischungsverhältnis kompostieren beziehungsweise fermentieren.

Bestandteile der Terra Preta im Amazonasgebiet:

  • Pflanzenkohle
  • Dung
  • Kompost
  • Küchenabfälle wie Fischgräten oder Tierknochen
  • Menschliche Fäkalien
  • Tonscherben

Anwendung von Terra Preta

Im Garten sowie in der (Bio-)Landwirtschaft findet Erde nach Art der Terra Preta Verwendung als Bodenhilfsstoff bei sandigen Böden, die nur eine dünne Humusschicht aufweisen. Der Kohlenstoff speichert Wasser und Nährstoffe wie ein Schwamm, sodass die Erde nicht so schnell ausgewaschen wird. Zudem wird Stickstoff besser gebunden und eine erhöhte Durchlüftung des Bodens gewährleistet. Außerdem nutzen Mikroorganismen die poröse Kohle als Lebensraum. In größerer Zahl zersetzen sie mehr Biomasse zu verwertbarem Humus.

In der Regel profitieren sandige, nährstoffarme Böden am besten von der Erde nach Terra-Preta-Art. Besonders Starkzehrer kommt die Speicherfunktion der Kohle zugute. Zum Ausbringen sollte daher auf die richtige Dosierung geachtet werden. Die selbst hergestellte oder gekaufte schwarze Erde wird in den Boden eingearbeitet oder direkt als Gemüseerde verwendet. Mengenangaben für die Ausbringung von Terra Preta sind nur Richtwerte und können je nach Informationsquelle unterschiedlich hoch oder niedrig sein.

Zuchhinipflanzen in einem Hochbeet

Von Terra Preta profitieren Starkzehrer wie Zucchinis am meisten.

Starkzehrer: Schnellwachsende Starkzehrer sind an ihren großen Früchten in großer Zahl zu erkennen. Typische Vertreter sind zum Beispiel Tomaten, die meisten Kohlsorten, Kartoffeln, Zucchini, Kürbis, Gurken, Sellerie, Paprika und viele mehr. Auf einem Quadratmeter Beetfläche werden etwa 20 Liter Terra Preta ausgebracht.

Mittelzehrer: Als Mittelzehrer versteht man Pflanzen, die zwischen beiden Extremen liegen. Sie wachsen also nur mäßig und führen nur wenige und/oder kleine Früchte. Dazu zählen zum Beispiel Erdbeeren, Möhren, Zwiebeln, Salat, Rettich und Rote Beete. Um sie mit genügend Nährstoffen zu versorgen, reicht pro Quadratmeter Beet 10 Liter Terra Preta.

Schwachzehrer: Pflanzen in dieser Kategorie wachsen gerne auf mageren Böden und binden in einigen Fällen sogar Stickstoff im Boden. Hülsenfrüchte (Leguminosen) wie Bohnen, Erbsen und Linsen, aber auch Radieschen und viele Kräuter gelten als Schwachzehrer. 5 Liter Terra Preta auf einem Quadratmeter Beetfläche helfen bei der Bindung von Stickstoff, sodass der Boden in der Fruchtfolge ausreichend mit Mineralien angereichert wird.

Terra Preta selbst herstellen

Der Arbeitsaufwand, um Terra Preta herzustellen, ist gering. Es gibt zwei bewährte Herangehensweisen. Entweder mischt man Pflanzenkohle und Co. im Laufe eines Jahres regelmäßig in den eigenen Kompost oder man mischt Terra Preta mit bereits bestehendem, fertigem Kompost an. Die Nutzung von Effektiven Mikroorganismen (EM) in Verbindung mit Terra Preta wird oft empfohlen, jedoch gibt es keine Nachweise über die Wirkung. Aus diesem Grund gehen wir im nächsten Absatz zunächst näher auf EM ein.

Effektive Mikroorganismen zur Herstellung von Terra Preta?

Effektive Mikroorganismen zum Einsatz im Garten

Im Boden lebt eine Vielzahl von abbauenden, aufbauenden und neutralen Mikroorganismen. Während die einen Luft verbrauchen und Stickstoff produzieren, gilt bei den anderen das Gegenteil. Sie leben also in Symbiose und in einem Gleichgewicht. Problem: Wenn die abbauenden Mikroorganismen in einem zu großen Verhältnis vorhanden sind, dann sollen sie den Boden schädigen, indem sie Krankheiten und Fäulnis begünstigen. Die Zugabe von effektiven Mikroorganismen (EM) soll hingegen für einen Überschuss an aufbauenden Mikroorganismen sorgen, die die Wachstumsbedingungen fördern.

Außerdem soll EM unter anderem die Kompostqualität verbessern. Doch einer Studie der Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon (ART) aus dem Jahr 2007 zufolge konnten in einem Feldversuch „keine Effekte, die auf die Mikroorganismen des Präparats [EM] zurückzuführen waren“, festgestellt werden. Deshalb kann ggf. auf die teuren EM-Produkte verzichtet werden. Stattdessen empfiehlt sich die Herstellung einer Jauche, mit der das Kompostgemisch aufgeladen wird.

Variante 1: Terra Preta direkt im Kompost herstellen

Terra Preta wird mit Pflanzenkohle im Kompost hergestellt

Die Pflanzenkohle und das Urgesteinsmehl werden im Kompost hinzugegeben.

Wenn der neue Kompost angesetzt wird, dann kann man ihn ohne viel Mühe direkt nach Terra-Preta-Art herstellen. Dazu kommt auf jede Schicht Kompost etwas Pflanzenkohle und Urgesteinsmehl. Die Pflanzenkohle sollte das European Biochar Certificate (EBC) aufweisen – Grillkohle eignet sich nicht. Das Urgesteinsmehl muss silikatisch, kalkfrei und sehr fein (>10 Mikrometer) sein; beim Zerreiben sollte es an den Fingern schmieren. Auf 1.000 Liter Terra-Preta-Kompost kommen insgesamt 200 Liter Pflanzenkohle und 100 Liter Urgesteinsmehl. Die Mengenangaben können je nach Informationsquelle variieren, da es nicht die eine „richtige“ Art der Herstellung gibt.

Alternativ kann man auch den Bio-Kompostaktivator (14,00€ bei Amazon*) von Sonnenerde verwenden. Er enthält bereits das richtige Verhältnis an Pflanzenkohle sowie Urgesteinsmehl und ist hier erhältlich. Die Anwendung ist identisch. Auf 1.000 Liter Kompost kommen etwa drei Säcke Aktivator.

Variante 2: Terra Preta aus fertigem Kompost

Man kann einen bereits bestehenden Kompost im Nachhinein noch zur Terra Preta umwandeln. Doch damit sich die Kohle mit Wasser und Mineralien vollsaugen kann, sind mindestens acht Wochen Wartezeit notwendig. Wir zeigen in der Schritt-für-Schritt-Anleitung, wie man Terra Preta mit fertigem Kompost herstellt.

Anleitung: Terra Preta mit fertigem Kompost selbst herstellen

Material für 100 Liter Terra Preta

  • 10 Liter Pflanzenkohle
  • 0,5 Liter Pflanzenjauche oder 1 Liter Effektive Mikroorganismen
  • 20 Liter Tiermist
  • 60 Liter Kompost
  • 1,5 kg silikatisches und feines Gesteinsmehl (15kg / m³)

So geht’s

Herstellung von Terra Preta als Illustration

  1. Die Pflanzenkohle und der Tiermist werden in einem großen Eimer gut vermischt. Ein positiver Nebeneffekt der Kohle ist das Binden von unangenehmen Gerüchen. Welcher Tiermist verwendet wird, ist im Grunde egal.
  2. EM oder Pflanzenjauche wird zur Pflanzenkohle-Tiermist-Mischung dazugegeben.
  3. Als Nächstes kommt der Kompost ins Spiel. Dieser wird großflächig zusammen mit der Mischung auf einer ebenen Fläche durchmengt. Außerdem wird das Gesteinsmehl hinzugegeben. Dann wird alles gut durchmischt und gegebenenfalls weiter mit EM oder Pflanzenjauche verdünnt, falls die Masse zu trocken sein sollte.
  4. Den Haufen mit einer Plane abdecken; der Bodenkontakt sollte aber bestehen bleiben. In der Nacht sollte die Temperatur nicht unter 8 Grad Celsius fallen. Nach etwa acht Wochen kann die Plane abgenommen und die Terra Preta verwendet werden.

Im folgenden Video zeigt Franz vom Kanal „keep it grün“ im Detail, wie man Terra Preta nach dieser Methode selbst herstellt.

Vorteile und Nachteile von Terra Preta

Vorteile von Terra Preta

  • Speichert Nährstoffe, sodass sie den Pflanzen besser zur Verfügung stehen.
  • Fördert die Bildung von Mykorrhizen an den Pflanzenwurzeln.
  • Der Boden hält Wasser länger, sodass die Ausspülung verlangsamt wird.
  • Der pH-Wert wird basischer.
  • Stickstoffbindung wird verbessert.
  • Durchlüftung des Bodens wird gefördert.
  • Insgesamt gesündere, robustere Pflanzen mit höheren Erträgen.
  • Schwermetalle und Pestizide werden unschädlich gemacht.
  • C02-Senke.

Nachteile von Terra Preta

  • Pflanzen können gesundheitsgefährdende polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) über „schlechte“ Kohle aufnehmen.
  • Gekaufte Terra Preta zu teuer für großflächigen Einsatz.
  • Ungeeignet für säureliebende Pflanzen (zum Beispiel Heidelbeeren und Rhododendren). Hier muss eine säurehaltige Komponente zusätzlich zugemischt werden.
  • Nicht als Anzuchterde zu empfehlen.
  • Langzeitliche Wirkung auf heimischen Böden unbekannt.

Kritik an Terra Preta

Laut Gemüsebau-Expertin Marianne Scheu-Helgert von der Bayerischen Gartenakademie reiche auch der eigene Kompost, Mulchen und Gründüngung aus, wenn der Gartenboden bereits fruchtbar ist. Jörg Hütter vom Demeter-Verband erkennt zwar die Vorteile der Terra Preta an, aber kritisiert die hohen Preise für fertige Mischungen. Und inwiefern es überhaupt sinnvoll ist, für Terra Preta Biomasse zu verkohlen, anstatt sie zu kompostieren oder sie in der Biogasanlage einzusetzen, muss der wissenschaftliche Diskurs erst noch zeigen.

Die 3 besten Bezugsquellen

bionero

Die Terra-Preta-Erde der Firma bionero stammt zu 100 % aus Deutschland. Neben Holz kommt Mist vom Pferdehof aus der Region in die hauseigene, moderne Pyrolyse-Anlage. Dafür wurde bionero 2021 unter anderem für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis nominiert. Entsprechend verfügt die Pflanzenkohle über die European Biochar Certification (EBC). Ein 20-Liter-Sack der durch Humus aktivierten Erde reicht im Schnitt für einen Quadratmeter Beetfläche.

frux

In der torffreien Gemüseerde nach Terra-Preta-Art finden sich Bio-zertifizierte Bestandteile vor, sodass sich das Produkt für den Bio-Garten eignet. Der Hersteller gibt an, dass es aufgrund der Mischung wie normale Erde verwendet werden sollte. Denn das Verhältnis aus Pflanzenkohle, Naturton, Rindenhumus und Kompost ist auf den sofortigen Nutzen im Beet und Kübel ausgelegt. Also kann man den 18-Liter-Sack direkt ins Hochbeet hieven und großflächig verteilen. Einfacher kriegt man schwarze Erde nicht in den Garten.

Carbo Verte

Ebenfalls als reine Erde erhältlich ist die Schwarzerde von Carbo Verte. Allerdings empfiehlt der Hersteller je nach Bedarf der Pflanze (Stark-, Mittel- oder Schwachzehrer), die Erde mit herkömmlicher Erde zu verdünnen. Alternativ kann man die mit Urgesteinsmehl verfeinerte Terra-Preta-Erde auch in bestehende Beete einarbeiten. Dafür verwendet man pro Quadratmeter Fläche 2 Kilogramm Schwarzerde. In einem Sack sind 20 Liter beziehungsweise etwa 12 Kilogramm des nachhaltigen Bodenhilfsstoffs enthalten.

Kaufkriterien

Ob sich Terra Preta beziehungsweise Pflanzenkohle in Deutschland durchsetzt oder es nur „gehypt“ wird, bleibt abzuwarten. Aktuell laufen viele Studien, deren Ergebnisse die Zukunft des Bodenverbesserers bestimmen werden. Bis dahin spricht jedoch nichts über einen eigenen Feldversuch bei mageren, sandigen Böden. Damit der Kauf von fertigen Produkten auch wirklich nachhaltig bleibt, sollte man auf die Zusammensetzung der Erde und die Herkunft der Kohle achten.

Zusammensetzung

Eine gute Terra-Preta-Erde ist aus ökologischen Gesichtspunkten torffrei. Darüber hinaus sollte sie einen Anteil von mindestens 10 bis 15 % Pflanzenkohle aufweisen und nicht mehr als 25 %. Außerdem sollte der Hersteller angeben, mit welchen Mitteln er die Erde behandelt hat. Am besten sind regionale biogene Restprodukte wie Kompost und Pferdemist enthalten. Wenn das Fertigprodukt überdies noch Ton und Gesteinsmehl zu seinen Bestandteilen zählt, dann hat man eine gute Terra-Preta-Erde.

Herkunft

Beim Kauf ist auf jeden Fall darauf zu achten, dass die Erde vollständig aus deutschem Anbau und heimischer Produktion stammt. Besonders der Ursprung der Kohle ist wichtig. Wenn man die Quelle nicht kennt, können minderwertige Holzkohlen eingesetzt worden sein, die unter Umständen gesundheitsschädlich sind. Ein EBC- oder ein Bio-Zertifikat versichern bedenkenlose Kohle. Erde aus nachvollziehbaren Quellen weist darüber hinaus auch keine Schwermetalle oder andere Schadstoffe auf. Und das Klima freut sich über die kurzen Transportwege.

FAQ

Was sind die Nachteile von Terra Preta?

Terra Preta kann für säureliebende Pflanzen zu basisch sein. Zudem fühlen sich Schwachzehrer in Terra Preta nicht wohl. Bei minderwertiger Kohle besteht zudem die Gefahr, dass man gesundheitsschädigende Bestandteile an die Erde abgibt. Fertige Mischungen sind leider auch sehr teuer.

Was sind die Vorteile von Terra Preta?

Terra Preta ist ein Bodenhilfsstoff, der eine Fülle von Vorteilen mit sich bringt: verbessertes Pflanzenwachstum durch Speichern von Mineralien, bessere Durchlüftung, Bindung von Schwermetallen und Pestiziden, hohe Wasserspeicherkapazitäten, Lebensraum für Mikroorganismen und die Anhebung des pH-Wertes. Die Pflanzenkohle in der Terra Preta ist obendrein eine CO2-Senke.

Was macht Terra Preta?

Terra Preta wird in die Erde eingearbeitet und erfüllt eine Vielzahl von Aufgaben. In erster Linie ist es ein Nährboden für Mikroorganismen, die Humus produzieren. Darüber hinaus haften Mineralien und Wasser an der porösen Oberfläche. Aufgrund seiner bröseligen Struktur verbessert es die Luftzufuhr.

Wie wird Terra Preta hergestellt?

Terra Preta wird entweder während des Kompostierens oder im Anschluss mit fertigem Kompost angesetzt. In jedem Fall werden Pflanzenkohle, Urgesteinsmehl und bei Bedarf Ton und/oder Tiermist dem Kompost dazugegeben. Nach einigen Wochen Ruhe kann die Erde nach Terra-Preta-Art ins Beet eingearbeitet werden.

Gibt es Kritik an Terra Preta?

Es ist sehr teuer, Terra Preta als Fertigprodukt zu kaufen. Außerdem sind langfristige Folgen des großflächigen Einsatzes von Terra Preta noch unbekannt. Es ist nicht das Wundermittel, wofür es oft gehalten wird. Denn es eignet sich weder als Anzuchterde noch für säureliebende Pflanzen. Minderwertige Kohle in der Schwarzerde kann zudem gesundheitsschädlich sein.

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