Kriechendes Unkraut im Rasen? So bekämpfen Sie es
Kriechendes Unkraut im Rasen stellt unsere Toleranz gegenüber Wildkräutern auf eine harte Probe. Damit Gundermann, Quecke, Giersch oder Hahnenfuß im grünen Teppich nicht die Oberhand gewinnen, sind rigorose Bekämpfungsmaßnahmen gefragt. Die richtige Vorgehensweise hängt davon ab, ob der Gärtner das Unkraut beim Namen nennen kann. Dieser Ratgeber erklärt, wie Sie häufige Rasenunkräuter sachkundig bestimmen und giftfrei vernichten.
Top 10 der kriechenden Rasenunkräuter – Bestimmungsmerkmale
Kennzeichnend für kriechendes Unkraut im Rasen ist niederliegendes Wachstum mit zahlreichen, episch langen Ausläufern. Dieser Eigenschaft haben die unerwünschten Pflanzen ihren Namen zu verdanken. Für eine erfolgreiche Bekämpfung reicht diese Erkenntnis freilich nicht aus. Wenn Sie mit den hartnäckigen Beikräutern siegreich die Klingen kreuzen wollen, sollte Ihnen der Übeltäter mit Namen bekannt sein. Diese Auflistung entlarvt die 10 häufigsten kriechenden Rasenunkräutern mit wichtigen Bestimmungsmerkmalen:
Name | botanischer Name | Blattform | Wuchslänge in cm | Blüten | Blütezeit | einjährig/mehrjährig |
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Gundermann | Glechoma hederacea | nieren-herzförmig, gekerbt, behaart | 10-50 | blau-violette Glockenblüten | April bis Juli | mehrjährig |
Giersch | Aegopodium podagraria | eiförmig, dreizählig gefiedert, gezackt | 30-100 | weiße, flache Dolden | Juni bis Juli | mehrjährig |
Kriechender Günsel | Ajuga reptans | eiförmig, oberseits glänzend | 10-30 | blaue, rosa, weiße Scheinquirle | April bis Juni | zweijährig |
Kriechender Hahnenfuß | Ranunculus repens | dreizählig gefiedert, gezähnt | 10-50 | goldgelb, fünfzählig | Mai bis September | mehrjährig |
Kleine Braunelle | Prunella vulgaris | elliptisch, gekerbt, immergrün | 5-30 | blau-violett, fünfzählig, kelchförmig | Juni bis Oktober | mehrjährig |
Wiesenklee | Trifolium pratense | dreiteilig gefingert | 15-60 | rote Kugelblüten | April bis Oktober | ein- bis zweijährig |
Weißklee | Trifolium repens | dreizählig gefingert | 5-30 | weiße Kugelblüten | Mai bis September | mehrjährig |
Vogelmiere | Stellasia media | eiförmig spitz zulaufend | 3-40 | weiße Sternenblüten | Mai bis Oktober | einjährig |
Faden-Ehrenpreis | Veronica filiformis | rund, klein | 10-50 | himmelblau | März bis Juni | einjährig |
Hornkraut | Cerastium | länglich bis rund | 5-30 | viele Farben | April bis September | ein- oder mehrjährig |
Primär die Blattform verrät, welches kriechende Unkraut sich Ihres Rasens bemächtigt. Aussagekräftige Hinweise liefern Blütenform und -farbe ebenfalls. Hat diese Tabelle Sie auf die richtige Spur gebracht, konsultieren Sie bei Wikipedia den passenden Artikel. Hier können Sie wichtige Erkennungsmerkmale nachlesen, wie die Anordnung der Blätter, Färbung der Blätter ober- und unterseits, Blütenform und Blütenfarbe.
Wie diese Tabelle aufzeigt, dominieren mehrjährige Arten die Top 10 kriechender Rasenunkräuter. Fatalerweise haben Sie es bei Gundermann und Konsorten mit extrem hartnäckigen Rivalen zu tun. Einjährige Unkrautarten geben schneller klein bei und lassen sich mit einfachen Bekämpfungsmethoden des grünen Feldes verweisen.
Im Kampf gegen Giersch und Gundermann offenbart sich die Vergeblichkeit menschlichen Tuns.
Mehrjähriges, kriechendes Rasenunkraut vernichten
Die aussichtsreichste Bekämpfungsstrategie gegen mehrjähriges, kriechendes Rasenunkraut hängt ab vom Befallsstadium. Im Frühstadium mit lokalen Unkrautnestern ist eine andere Vorgehensweise sinnvoll, als bei großflächiger Ausbreitung über den gesamten Rasen. Beiden Varianten ist im Folgenden eine praxiserprobte Schritt-für-Schritt-Anleitung gewidmet. So bekämpfen Sie kriechendes Unkraut im Rasen mit Erfolg:
Vereinzeltes Unkraut manuell bekämpfen
Ziel einer manuellen Bekämpfung ist, die Mutterpflanze samt ihrer langen Ausläufer restlos aus dem Rasen zu entfernen. Das Unkraut von Hand aus dem Boden zu ziehen, erzielt nur kurzfristigen Erfolg. Winzige Wurzelreste reichen aus für einen erneuten Austrieb. Nehmen Sie stattdessen einen Unkrautstecher zur Hand. Mit der V-förmigen Schaufel dringen Sie tief in die Grasnarbe ein, um alle Wurzeln aus dem Boden zu heben. Folgen Sie mit dem Unkrautstecher den Ausläufern bis zum Ende und heben diese mitsamt ihrer kurzen Wurzelstränge aus dem Rasen.
Die praxiserprobte Methode gestaltet sich weniger kraftraubend, wenn die Rasenfläche gut durchfeuchtet ist. Rückenschonend gelingt es mit einem Unkrautstecher (14,00€ bei Amazon*) von Fiskar oder Gardena. Das Funktionsprinzip basiert auf einer Kombination aus Stiel und Greifmessern, was lästiges Bücken überflüssig macht.
Flächendeckendes Rasenunkraut maschinell vernichten
Bei großflächiger Ausbreitung kriechender Unkräuter im Rasen stehen Sie mit einem Unkrautstecher auf verlorenem Posten. Holen Sie sich einen Vertikutierer als maschinelle Schützenhilfe, um Giersch, Gundermann und andere schlängelnde Wildkräuter zu bekämpfen. So vertikutieren Sie richtig, um kriechendes Unkraut aus dem Rasen zu entfernen:
- Rasen mähen
- Vertikutierer einstellen auf 3 mm Schnitt-Tiefe
- Gerät auf den Rasen stellen und einschalten
- eine Bahn vertikutieren, Gerät abschalten und Ergebnis überprüfen
- bei Bedarf die Schnitt-Tiefe auf 4 mm, maximal 5 mm modifizieren
- verunkrauteten Rasen in Längs- und Querrichtung (Schachbrett-Muster) auskämmen
- ausgekämmten Rasenfilz mit Unkraut abkehren
- Obacht: nicht auf dem Kompost entsorgen, sondern zur nächsten Mülldeponie oder Kompostieranlage bringen
- nach dem Vertikutieren und Abkehren nochmals mähen
Wo ausdauerndes, kriechendes Unkraut vernichtet ist, hinterlässt es im Rasen kleine oder große Lücken. Da Gundermann, Giersch oder Günsel selbst aus winzigsten Wurzelresten neu austreiben, sollten Sie den Rasengräsern einen Wachstumsvorteil verschaffen. Das gelingt, indem Sie offene Rasenstellen reparieren und neu einsäen. Bis sich kriechendes Unkraut von der Bekämpfungsmaßnahme erholt hat und einen neuen Anlauf nehmen kann, haben sich vitale Rasengräser zu einem dichten, grünen Bollwerk versammelt und unterdrücken das Unkrautwachstum.
Exkurs
Hände weg von Herbiziden
Die Hartnäckigkeit mehrjähriger Rasenunkräuter kann Betroffene zur Weißglut bringen. Wer unter hohem Leidensdruck von Gundermann, Giersch und Löwenzahn die chemische Keule schwingt, tut Gesundheit, Umwelt und Natur keinen Gefallen. Glyphosat und andere chemische Herbizide stehen unter dem begründeten Verdacht, Krebs-erregend und mitverantwortlich für das Insektensterben zu sein. In der praktischen Anwendung hat sich herausgestellt, dass chemische Unkrautvernichter im Rasen alles Leben vernichten, abgesehen vom kriechenden, mehrjährigen Unkraut.
Einjähriges, kriechendes Rasenunkraut bekämpfen
Einjährige, kriechende Rasenunkräuter wachsen zumeist als Samenunkräuter. Vogelmiere oder Faden-Ehrenpreis steht eine einzige Saison zur Verfügung für Keimung, Wachstum, Blüte, Samenbildung und Selbstaussaat. Die Samen können im Boden viele Jahre überdauern und ihre Keimfähigkeit bewahren. Häufig nisten sich Unkrautsamen schon bei der Neuanlage unter der Grassode ein oder lassen sich vom Wind auf die Rasenfläche tragen. Unseligerweise gelangt das wilde Saatgut tiefer in den Boden, wenn Sie den Rasen im Kampf gegen mehrjährige Unkräuter vertikutieren. Dort warten die langlebigen Samen listig auf ideale Rahmenbedingungen.
Die Faustregel für den Bekämpfungserfolg lautet: Einjähriges, kriechendes Unkraut im Rasen nicht blühen lassen. Der Plan gelingt, indem Sie vom Frühling bis zum Herbst wöchentlich den Rasen mähen. Lassen Sie zwischen den Terminen nicht mehr als 5 bis 7 Tage verstreichen. Diese Frist ist für Samenbildung und Keimung viel zu kurz. Fernerhin kaufen Sie den Wildkräutern auf Dauer den Schneid ab, sodass ihre Wuchskraft erlahmt.
Tipp
Richtiges Mähen unterstützt den Rasen im lautlosen Kampf gegen kriechendes Unkraut. Schneiden Sie die Edelgräser nicht tiefer zurück, als 4 Zentimeter. Dank dieser Halmhöhe werfen Rasengräser permanenten Schatten auf Unkrautsamen und kriechende Unkrautranken. Das unterdrückt die Keimung und unterbindet die Fotosynthese, was eine invasive Ausbreitung im Rasen effektiv ausbremst.
Häufig gestellte Fragen
Was ist die Hauptursache für kriechendes Unkraut im Rasen?
Nährstoffmangel gilt als häufigste Ursache für die invasive Ausbreitung kriechender Rasenunkräuter. Die Edelgräser des Rasens benötigen ein deutlich höheres Quantum an Nährstoffen, als Gundermann und Co. Regiert in einer Grünfläche Nährstoffmangel, nutzen Unkräuter die Gunst der Stunde und überwuchern das geschwächte Gras. Alljährliches Düngen im Frühling und Herbst stärkt das Wachstum edler Rasengräser, damit sie aus eigener Kraft die kriechende Konkurrenz unterdrücken können.
In meinem Rasen breitet sich kriechendes, gelbes Unkraut aus. Was ist das? Wie gehe ich dagegen vor?
Ihrer Beschreibung ist zu entnehmen, dass sich Kriechender Hahnenfuß (Ranunculus repens) in Ihrem Rasen angesiedelt hat. Dabei handelt es sich um ein gelb blühendes Unkraut mit hartnäckigem Ausbreitungsdrang. Fatalerweise vermehrt sich das häufige Rasenunkraut über tiefe Wurzeln, lange Ausläufer und unzählige Samen zugleich, was die Bekämpfung zu einer nervenaufreibenden Herausforderung macht. Stechen Sie konsequent jedes Exemplar tief aus, um alle Wurzelstränge zu erwischen. Regelmäßiges Rasenmähen hält die Selbstaussaat unter Kontrolle.
Zahlreiche Ackerkratz-Disteln breiten sich im Rasen aus und machen Barfußlaufen unmöglich. Was tun?
Mit ihren stacheligen, kriechenden Ranken zählt die Ackerkratz-Distel zu den gefürchteten Rasenunkräutern. Eine Wachstumseigenschaft der kratzbürstigen Pflanzen können Sie sich zunutze machen für eine wirksame Bekämpfung ohne chemisches Herbizid. Kratzdisteln haben hohle Stängel. Mähen Sie immer dann, wenn der Wetterbericht Regen ankündigt. Mit dem Regen dringt Wasser tief in die Stängel ein und lässt das Unkraut faulen. Alternativ sprengen Sie den Rasen nach dem Mähen.
Wie kann man kriechendes Unkraut im Rasen vernichten ohne kraftraubendes Unkrautstechen, umständliches Vertikutieren und giftiges Herbizid?
Eine bequeme Bekämpfungsmethode kappt kriechendes Rasenunkraut vom Zugang zum Sonnenlicht, sodass die Fotosynthese zum Stillstand kommt. Zu diesem Zweck decken Sie Unkraut-verseuchte Rasenpartien ab mit schwarzer Folie. Die Folienränder befestigen Sie mit Steinen oder Kies. Es nimmt etwa zwei Monate in Anspruch, bis das Unkraut unter der Folie abgestorben ist. Jetzt können Sie die Folie entfernen. Schaufeln Sie die obere Erdschicht ab, verteilen ein Gemisch aus gesiebter Komposterde und Sand als Saatbeet, das Sie mit einer Walze oder den Händen andrücken. Nunmehr säen Sie frische Rasensamen aus und gießen an mit feiner Brause.
Tipp
Eine fantasievolle Gartengestaltung ohne Rasen macht Schluss mit dem aufreibenden Kampf gegen kriechendes Unkraut. Florale Schönheiten, wie Sternmoos (Sagina subulata), Römische Rasenkamille (Anthemis nobilis v. ligulosa) und Polster-Thymian (Thymus citriodorus) sind der kreative Gegenentwurf zum monotonen Rasen-Einerlei. Hier sind auch die goldgelben Butterblumen von kriechendem Hahnenfuß, Fingerkraut und anderen Kriechpflanzen willkommen, die zu Unrecht als Unkraut geschmäht werden.