Säulenobst

Erfolgreiches Schneiden von Säulenobst: Die besten Techniken

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Schmal wachsende Obstbäume sind die grünen Raumwunder im kleinen Garten und auf dem Balkon. Apfel, Birne, Kirsche und Pflaume gedeihen prächtig als ertragreiches Säulenobst. Worauf es bei der Schnittpflege ankommt, können Sie in diesem Tutorial nachlesen.

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Wie viel und wann Säulenobst geschnitten werden soll, hängt von der Obstsorte ab
AUF EINEN BLICK
Wie richtig Säulenobst schneiden?
Säulenobst schneiden erfordert je nach Obstart unterschiedliche Techniken und Zeitpunkte. Apfelsäulen selten schneiden, am besten im Februar. Birnensäulen jährlich im Sommer schneiden. Säulenkirschen und Pflaumensäulen gelegentlich nach der Ernte schneiden. Höhenwachstum mit Ableitungsschnitt regulieren.

Säulenobst-Arten und Termine

Die steile Karriere von Säulenobst begann mit dem Apfel. Es dauerte nicht lange, bis sich Gärtner mit Platzmangel über ertragreiche Säulenbirnen freuen konnten. Im angesagten Urban Gardening sind fernerhin Säulenkirschen und Zwetschgensäulen im großen Kübel längst gang und gäbe. Geringer Platzbedarf und eine unkomplizierte Schnittpflege haben Säulenobst so beliebt gemacht. Eine Schlüsselfunktion nimmt der richtige Schnittzeitpunkt ein. Bevor Sie sich in diesem Tutorial vertraut machen mit einer artkonformen Schnittführung, werfen Sie bitte einen Blick auf diese Tabelle mit empfehlenswerten Terminen:

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Obst-Art bester Termin alternativer Termin
Apfel zeitiges Frühjahr (Februar/März) nach der Ernte
Birne Sommer (Mitte/Ende Juni) keiner
Kirsche nach der Ernte Februar/März (vergreisende Säulenkirsche)
Pflaume, Zwetschge nach der Ernte nach dem Laubfall (Oktober/November)

Einfluss auf die Terminwahl hat fernerhin das Bundesnaturschutzgesetz. Solange es sich um einen leichten Pflegeschnitt handelt, der keine nistenden Vögel stören könnte, darf er im Sommer durchgeführt werden. Umfangreiche Schnittmaßnahmen gestattet der Gesetzgeber vom 1. Oktober bis 28. Februar unter der Maßgabe, dass sich keine überwinternden Tiere im Gehölz aufhalten.

Apfelsäule selten schneiden

Ein säulenförmiger Wuchs ist einzig bei Apfelsorten von Natur aus vorprogrammiert in den Erbanlagen. In der Tat sind alle Apfelsäulen auf einen Stammvater zurückzuführen, der als natürliche Mutation gedeiht. Aus einem kräftigen, straff aufrechten Mitteltrieb entspringt unmittelbar das kurze Fruchtholz. Das individuelle Wachstum als sogenannter Schnurbaum erfordert nur selten einen gärtnerischen Eingriff mit Schere oder Säge. So schneiden Sie einen Säulenapfel richtig:

  • Apfelsäule nur bei Bedarf schneiden
  • Bester Zeitpunkt ist im Februar bei frostfreier, trockener Witterung
  • Überlange Seitenzweige ohne Fruchtansatz in Stammnähe auf Astring abschneiden
  • Überlange Seitenzweige mit Fruchtansatz zurückschneiden bis auf 1 cm oberhalb vom zukünftigen Apfel
  • Steiltriebe und Totholz am Ansatz beschneiden
  • Keine Stummel stehen lassen und nicht in die Stammrinde schneiden

Hinterlässt der Schnitt einen mehr als 5 Zentimeter langen Stummel, treibt die Apfelsäule an dieser Stelle kräftig aus. Sollte Ihr Säulenobst davon betroffen sein, entfernen Sie alle überlangen und nach innen wachsenden Jungtriebe. Kurze, günstig stehende Triebe lassen Sie stehen als zukünftiges Fruchtholz. Wächst ein solcher Kurztrieb zu steil, regulieren Sie die Wuchsrichtung mit Spreizholz oder Schnur in einen idealen Winkel von 60° zum Säulenstamm.

Videonachweis für ein ebenso kurzes, wie aussagekräftiges Erklärvideo zum Schnitt an einem Säulenapfel:

Hintergrund

Auf Astring schneiden – so geht es

Zu lange oder steile Äste beeinträchtigen an Ihrem Säulenapfel Erntertrag und Fruchtqualität. Können Sie am betreffenden Trieb keinen Fruchtansatz erkennen, wird er auf Astring weggeschnitten. Bei dieser Schnitttechnik setzen Sie Schere oder Säge so an, dass der kleine Wulst zwischen Ast und Stamm nicht verletzt wird. Ist ein solcher Astring nicht vorhanden, schneiden Sie parallel zum Säulenstamm. Wichtig: Schneiden Sie nicht in die Stammrinde und lassen Sie keinen Stummel übrig.

Birnensäule jährlich schneiden

Eine Birnensäule wächst stärker, als eine Apfelsäule. Fernerhin handelt es sich bei Birnen als Säulenobst nicht um eine natürliche Wuchsform, sondern um eine Auslese besonders schlanker Spindelbäume, die auf eine schwache Unterlage veredelt sind. Beide Voraussetzungen erfordern eine andere Schnittführung, als am Säulenapfel. Nach einigen Jahren ohne Schnittpflege bilden sich lange Seitentriebe, die das schlanke Wachstum als Schnurbaum sabotieren. So absolvieren Sie den perfekten Birnensäulen-Schnitt:

  • Bester Zeitpunkt ist in der zweiten Junihälfte
  • Aus der Säule ragende, lange Seitenäste zurückschneiden auf 10 bis 15 cm
  • Schere ansetzen über einer nach unten oder innen weisenden Knospe

Bei dieser Gelegenheit sollten Sie alle Steiltriebe auslichten, die in Konkurrenz zum Säulenstamm stehen. Beschneiden Sie diese Äste ebenfalls auf kurze Zapfen. In der Folgezeit treiben hier mehrere Jungtriebe aus. Wählen Sie bis zu drei flache Kurztriebe aus, die sich zum Fruchtholz eignen. Alle anderen Jungtriebe müssen weichen.

Tipp

Die Schnittpflege an Säulenobst meistern Sie mit einer Bypass-Schere. Der besondere Vorteil liegt in zwei scharfen Schneiden, die gegeneinander laufen und glatte Schnittwunden erzeugen. Amboss-Scheren setzen sich zusammen aus einer scharfen Schneide und einem stumpfen Gegenstück, dem Amboss. Das reduziert den Kraftaufwand; birgt im Gegenzug die Gefahr von Quetschungen am Trieb mit mannigfaltigen negativen Folgeerscheinungen.

Säulenkirsche bei Bedarf schneiden

Eine Säulenkirsche sollte ursprünglich als Spindelbaum gedeihen. Weil sich das Bäumchen in der Schule hervorhob mit kräftigem Mitteltrieb und extra kurzen Seitentrieben, wurde es vom Gärtnermeister auserkoren zum Säulenobst und auf eine schwachwüchsige Unterlage veredelt. Im Laufe der Jahre neigt eine Kirschensäule zum Austrieb steriler Lang- und Steiltriebe, die dem ertragreichen Säulenwuchs zuwiderlaufen. Mit einem sommerlichen Erhaltungsschnitt bringen Sie das Wachstum wieder ins Lot. So schneiden Sie richtig:

  • Bester Zeitpunkt ist Ende Juni
  • Aus der Säule ragende Langtriebe zurückschneiden auf 10 bis 15 cm
  • Schnitt ansetzen in kurzer Distanz zu einem Auge

Wie untenstehende Abbildung demonstriert, widmet sich der Erhaltungsschnitt ebenfalls steil aufrechten Ästen. Diese machen sich als Konkurrenz zum Säulenstamm unbeliebt und sollten entfernt werden. Schneiden Sie hier ebenfalls auf kurze Zapfen. Diese Schnittführung ermöglicht einen frischen Austrieb, der mit ein wenig Glück neue Kurztriebe erzeugt, die sich als Fruchtholz nützlich machen.

Säulenkirsche Rückschnitt

Damit eine Säulenkirsche ihre schlanke Wuchsform bewahrt, schneiden Sie überlange Seitenäste auf kurze Zapfen zurück. Entfernen Sie Steiltriebe, weil sie in Konkurrenz zum Stamm stehen und die Säulenform torpedieren.

Exkurs

Vergreisendes Säulenobst etappenweise schneiden

Charakteristisch für viele Säulenobst-Arten ist eine vorzeitige Vergreisung in der unteren Hälfte. Im oberen Bereich sind zu diesem Zeitpunkt noch keine Alterserscheinungen zu verzeichnen. Indem Sie vergreisendes Säulenobst etappenweise an verschiedenen Terminen schneiden, gleichen Sie das Manko aus. Den schwächeren unteren Bereich verschneiden Sie im Februar, um das Wachstum zu forcieren. Den stärkeren, vitalen oberen Bereich schneiden Sie im Sommer. Empfehlenswert ist die Strategie für Birne, Kirsche und Pflaume. Als einziger echter Säulenbaum neigt Apfel nicht zu einer vorzeitigen Vergreisung und bedarf dieser Schnittmaßnahme nicht.

Pflaumensäule gelegentlich schneiden

Schneiden von Pflaumen und Kirschen in Säulenform unterscheidet sich nicht. Beide Steinobst-Arten profitieren von einem gelegentlichen Pflege- und Erhaltungsschnitt nach der Ernte. Wer diesen Termin versäumt, holt die Schnittpflege nach während der laublosen Herbst- und Winterzeit. Verschlanken Sie an Ihrer Säulenpflaume die Mitte, indem Sie überlange Seitenverzweigungen zurückschneiden auf einen kurzen Zapfen. Steiltriebe sind auch in einer Pflaumensäule nicht erwünscht und werden ausgelichtet.

Säulenobst zu hoch – was tun?

Vitales Wachstum in jungen Jahren lässt Säulenobst in unerwünschte Höhen wachsen. Lassen Sie sich in diesem Fall bitte nicht dazu verleiten, die Mitteltrieb-Spitze kurzerhand zu kappen. Entfernen der Spitzenknospe verursacht einen massiven Austrieb seitlicher Knospen, weil der Saftdruck dorthin umgeleitet wird. Zu den Prämissen in der Schnittpflege von Säulenobst gilt die Faustregel: Kappen der Stammspitze ist tabu.

Tatenlos hinnehmen müssen Sie unerwünschtes Höhenwachstum an Säulenobst dennoch nicht. So regulieren Sie die Stammhöhe mittels Ableitungsschnitt:

  • Bester Zeitpunkt ist am Johannistag (24. Juni) oder Ende Februar
  • Unterhalb der Stammspitze Ausschau halten nach einem unverzweigten, vitalen Seitentrieb
  • Schere ansetzen an der Gabelung von Säulenspitze und Seitenast
  • Idealerweise 2 bis 3 mm weit ins alte Holz schneiden
  • Überzählige Konkurrenten zur Stammspitze entfernen

Fortan übernimmt der bisherige Seitenast die Führungsposition. An stark wachsenden Obstsäulen, wie Birne oder Kirsche, warten Sie mit dem Ableitungsschnitt bitte, bis sich nach einigen Jahren das Wachstum beruhigt. Bis dahin wird die erwünschte Endhöhe zwar vorübergehend überschritten. Ein vorzeitiger Schnitt hat selbst als Ableitung einen massiven Austrieb zur Folge, der Ihnen die Freude am Säulenobst verdirbt.

Häufig gestellte Fragen

Ist Säulenobst selbstfruchtbar?

Überwiegend ist Säulenobst auf eine zweite Sorte als Befruchter angewiesen. Bei Apfel, Birne, Pflaume oder Kirsche kann diese Aufgabe ein normaler Obstbaum im Garten des Nachbarn übernehmen. Balkongärtner pflanzen kurzerhand zwei unterschiedliche Sorten in einen großen Kübel. Obschon Baumschulen und Gartencenter einige selbstfruchtende Arten in Säulenform anbieten, sind Ernteertrag und Fruchtqualität zumeist enttäuschend ohne einen benachbarten Befruchter.

Die Spitze unserer Säulenkirsche ist über eine Länge von 30 Zentimetern vertrocknet. Ansonsten macht die Pflanze einen gesunden Eindruck. Soll ich die Spitze abschneiden oder nicht?

Ein Blick ins Innere des Triebs hilft bei der Entscheidung. Kratzen Sie ein wenig von der Rinde ab. Kommt braunes Gewebe zum Vorschein, ist das Holz in diesem Bereich abgestorben. Ist der Trieb unterhalb der Rinde noch grün, leidet die Säulenkirsche vermutlich unter Trockenstress und treibt erneut aus. Schneiden Sie die Triebspitze zurück bis ins gesunde Holz.

Ich möchte Säulenobst im Kübel pflanzen für Balkon und Terrasse. Worauf ist zu achten?

Der stark eingeschränkte Wurzelraum im Kübel macht die Kultivierung von Säulenobst zu einer gärtnerischen Gratwanderung. Wie jedes Obst, sollte auch Säulenobst möglichst im Beet aufgepflanzt werden. Die erfolgreiche Kübelhaltung ist maßgeblich darauf angewiesen, dass eine regelmäßige Wasser- und Nährstoffversorgung sichergestellt ist. Fernerhin empfehlen wir einen großen Kübel mit mindestens 20 Litern Volumen zu Beginn. Im Laufe der Jahre sollte der Topf mitwachsen. Topfen Sie Ihr Säulenobst alle 2 bis 3 Jahre um in einen neuen Kübel mit frischem Substrat oder tauschen Sie die Erde komplett aus.

Meine Säulenpflaume ist 3 Jahre alt, gedeiht prächtig und ertragreich. Ich bin unsicher über die Schnittpflege. Wann und wie sollte ich schneiden?

Solange Ihre Säulenpflaume alle Erwartungen erfüllt, ist ein Rückschnitt nicht notwendig. Generell sollte Säulenobst nahezu ungeschnitten wachsen. Lediglich überlange Seitentriebe werden eingekürzt auf eine Länge von 15 bis 20 Zentimetern. Bei dieser Gelegenheit lichten Sie Totholz und Steiltriebe aus.

Meine Säulenkirschen sind nunmehr 14 Jahre alt, nahezu 5 Meter hoch und sehr ausladend. Kann ich mit einem Schnitt die schlanke Wuchsform wiederherstellen? Lohnt sich das bei so altem Säulenobst überhaupt noch?

Die Gartenpraxis hat uns gelehrt, dass Säulenobst durchaus 25 Jahre alt werden kann. Folglich lohnt sich ein Verjüngungsschnitt für Ihre Säulenkirschen auf jeden Fall. Da die Schnittführung über einen normalen Erhaltungsschnitt hinausgeht, empfehlen wir einen Termin im Februar, gemäß den Bestimmungen im Bundesnaturschutzgesetz. Schneiden Sie alle Seitenäste zurück auf 2 bis 4 Augen. Totholz und Steiltriebe lichten Sie aus. Sofern Sie die Höhe verkürzen möchten, leiten Sie die Stammspitze ab auf einen tiefer stehenden, gesunden Seitentrieb. Im März verabreichen Sie zur Stärkung einen organischen Obstbaumdünger oder eine Mischung aus Kompost und Hornspänen.

Die 3 häufigsten Schnittfehler

Wird eine Säulenbirne wie ein Säulenapfel geschnitten, reduziert der Schnittfehler zukünftige Ernten auf ein Minimum. Gänzlich auf einen Rückschnitt zu verzichten, wird bestraft mit einem Schnurbaum, der nur noch entfernt an schlankes, ertragreiches Säulenobst erinnert. Die folgende Tabelle macht aufmerksam auf die drei häufigsten Schnittfehler, gibt Hinweise zum typischen Schadbild und hat Tipps für die Vorbeugung:

Schnittfehler Schadbild Vorbeugung
Birnensäule wie eine Apfelsäule geschnitten weniger Fruchtholz, massiver Ernteausfall im nächsten Jahr lange Seitentriebe an Birnensäule immer auf Zapfen schneiden
nie geschnitten formloses Wachstum, dichtes Astgeflecht, wenige Blüten Säulenobst alle paar Jahre verschneiden
Leittrieb zu früh gekappt starker Austrieb von unfruchtbaren Steiltrieben, Rückgang von Blüten und Früchten übergroßen Leittrieb frühestens ab 5. Jahr kürzen mittels Ableitungsschnitt

Ein weiterer häufiger Fehler in der Schnittpflege unterläuft Hausgärtnern bei der Terminwahl. Die vielen Plädoyers für einen Schnitt bei bedeckter Witterung verleiten dazu, Säulenobst bei Regenwetter zu verschneiden. Auf Wunden in feuchtem Holz haben pathogene Erreger gewartet. Primär sind Wundparasiten zu nennen, die den gefürchteten Obstbaumkrebs verursachen. Die listigen Pilzsporen können nur im feuchten Holz keimen. Beschneiden Sie Säulenobst aus diesem Grund prinzipiell bei trockener, wolkenverhangener Witterung.

Tipp

In jedem Steiltrieb steckt das Potenzial zum Fruchtholz. Schneiden Sie einen straff aufrecht wachsenden Äst am Säulenobst nicht einfach ab. Überprüfen Sie vorweg, ob er so günstig positioniert ist, dass sich eine Spreizung lohnt. Binden Sie den Trieb mit Schnur in einen Winkel von etwa 60° zum Mitteltrieb. Mit Spreizholz oder Wäscheklammer lässt sich das Wachstum ebenfalls in die schräge Richtung dirigieren. Blüten und Früchte lassen dann nicht mehr lange auf sich warten.

Bilder: sima / Shutterstock