Obstbaum

Obstbaumkrebs: Ursachen, Vorbeugung und Bekämpfungsmethoden

Obstbaumkrebs, verursacht durch den Pilz Neonectria ditissima, bedroht Apfel- und Birnbäume sowie diverse Laubbäume. Dieser Artikel beleuchtet Symptome, Vorbeugung und Bekämpfung der Krankheit, um Ihre Bäume effektiv zu schützen.

Was ist Obstbaumkrebs?

Obstbaumkrebs ist eine Pflanzenkrankheit, die durch den Pilz Neonectria ditissima verursacht wird. Diese Krankheit betrifft vorwiegend Apfel- und Birnbäume, kann jedoch auch andere Laubbäume wie Erlen, Birken und Buchen infizieren. Der Pilz tritt besonders in Regionen mit hoher Niederschlagsmenge auf und verbreitet sich bei Temperaturen zwischen 11 und 16 Grad Celsius. Der Pilz dringt über Wunden in den Baum ein, die durch Frost, Hagel oder mechanische Verletzungen entstehen. Diese Infektion führt zur Bildung von Wucherungen an Ästen und Stamm, da der Baum versucht, die betroffenen Stellen durch neues Gewebe zu überwallen.

Ein frühes Erkennen der Symptome und ein gezieltes Vorgehen gegen Obstbaumkrebs sind entscheidend. Achten Sie bei der Pflege Ihrer Bäume auf eingesunkene Rindenflecken und bräunliche Verfärbungen, um frühzeitig Gegenmaßnahmen ergreifen zu können.

Vorkommen und Verbreitung

Obstbaumkrebs ist weltweit verbreitet, insbesondere in regenreichen Regionen. Neben Apfel- und Birnbäumen können auch viele andere Laubbäume wie Eschen, Buchen und Weiden befallen werden. Besonders gefährdet sind Regionen mit spezifischen klimatischen Bedingungen: Temperaturen sollten während fünf Monaten pro Jahr über acht Stunden täglich zwischen 11 und 16 Grad Celsius liegen, und es sollte häufig regnen.

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Die Krankheit ist in Deutschland vor allem in der Norddeutschen Tiefebene verbreitet, wo hohes Niederschlagsaufkommen die Ausbreitung begünstigt. Die Infektion tritt häufig im Herbst auf, wenn Frucht- und Blattansätze noch nicht verheilt sind und der Pilz durch diese Wunden leichter eindringen kann. Ein feuchtes Klima mit Nebel fördert die Infektion zusätzlich.

Infektionsweg des Obstbaumkrebses

Obstbaumkrebs dringt durch Wunden in den Baum ein, die durch natürliche Ereignisse oder menschliche Aktivitäten verursacht werden. Diese Verletzungen können entstehen durch:

  • Frostrisse, Hagel- und Insektenschäden
  • Schnitte bei der Obstbaumpflege und andere mechanische Beschädigungen

Der Pilz produziert zwei Arten von Sporen, die durch Wind oder Wasser übertragen werden:

  • Ascosporen: Verbreitet durch Wind im Herbst und Winter
  • Konidien: Das ganze Jahr über freigesetzt und durch Regenspritzer übertragen

Die Sporen keimen aus, sobald sie auf eine geeignete Wunde treffen und ausreichende Feuchtigkeit vorhanden ist. Die Pilzfäden dringen in das Holz und die Rinde ein und infizieren das umliegende Gewebe, besonders bei feuchtem Wetter ist die Infektionsgefahr erhöht.

Symptome an Stamm und Ästen

Die ersten Symptome des Obstbaumkrebses erscheinen als eingesunkene Flecken an der Rinde in der Nähe von Knospen oder Wunden. Diese kleinen, meist braun-rot gefärbten Stellen vergrößern sich schnell und lassen die Rinde aufplatzen. Der Übergang zwischen gesundem und krankem Gewebe wird bald sichtbar.

Im fortgeschrittenen Stadium zeigt die Infektion auffällige Wucherungen an Ästen und Stamm. Diese wulstartigen Überwallungen sind das Ergebnis des Versuches des Baumes, die Wunden durch neues Gewebe zu verschließen. Trotz dieser Bemühungen kann die Krankheit weiter fortschreiten, besonders bei Jungbäumen. Auch rötliche Sporenlager auf abgestorbenen Rindenpartien sind wichtige Erkennungsmerkmale.

Symptome an den Früchten

Auch die Früchte können betroffen sein. Die ersten Symptome treten normalerweise von Ende Juni bis Mitte Juli auf. Der Pilz breitet sich zunächst langsam über die Fruchtoberfläche aus und dringt dann ins Innere der Frucht vor. Anzeichen können sein:

  • Frühreife: Die befallene Frucht zeigt oft Anzeichen einer Frühreife, wenn der Pilz das Kerngehäuse erreicht.
  • Kelchfäule: Das Gewebe im Bereich des Kelches kann absterben.
  • Fruchtfäule: Es können faulige Stellen auf der Fruchtoberfläche entstehen.
  • Lagerfäule: Infektionen, die kurz vor der Ernte auftreten, zeigen sich oft erst während der Lagerung.

Bei infizierten Früchten können auch Kleinwuchs und Deformierungen auftreten. Erkennen Sie Schäden frühzeitig, um Maßnahmen zu ergreifen und die Ausbreitung zu verhindern.

Sortenwahl und vorbeugende Maßnahmen

Zur Vorbeugung von Obstbaumkrebs ist die Auswahl widerstandsfähiger Apfelsorten wichtig. Sorten wie ‚Boskoop‘, ‚Pinova‘ und ‚Topaz‘ zeigen stärkere Abwehrreaktionen. Anfällige Sorten wie ‚Gala‘, ‚Braeburn‘ und ‚Idared‘ sollten in feuchten Regionen vermieden werden.

Vorbeugende Maßnahmen umfassen:

  • Richtige Schnittführung: Schneiden Sie Obstbäume bei trockener, milder Witterung und verwenden Sie saubere, desinfizierte Werkzeuge.
  • Vermeidung mechanischer Verletzungen: Schützen Sie die Rinde vor Beschädigungen durch Baumpfähle oder Rasenmäher.
  • Entfernung von Schlitzästen: Diese Äste sollten entfernt werden, da sie Feuchtigkeit sammeln und die Ausbreitung des Pilzes begünstigen.
  • Schutz vor Frostrissen: Ein Weißanstrich im Herbst kann Frostrisse verhindern.
  • Förderung optimalen Wachstums: Eine ausgewogene Düngung und Vermeidung übermäßiger Stickstoffdüngung in den ersten Standjahren verringern das Risiko.
  • Guter Standort: Der Standort sollte gut durchlüftet und sonnig sein, und Staunässe sollte vermieden werden.

Bekämpfung von Obstbaumkrebs

Um Obstbaumkrebs effektiv zu bekämpfen, sind mehrere Maßnahmen erforderlich. Handeln Sie unverzüglich bei Befall:

  1. Rückschnitt infizierter Stellen: Schneiden Sie betroffene Äste bis ins gesunde Holz zurück. Der ideale Zeitpunkt ist während einer milden Wetterperiode im Frühjahr.
  2. Entsorgung des Schnittguts: Entsorgen Sie infiziertes Schnittgut im Hausmüll oder durch Verbrennen, nicht im Kompost.
  3. Desinfektion der Werkzeuge: Reinigen und desinfizieren Sie Werkzeuge nach jedem Schnitt, um eine Übertragung der Sporen zu verhindern.
  4. Behandlung offener Wunden: Behandeln Sie Schnittwunden mit Wundverschlussmittel oder Antipilzmittel wie Kupferbrühe.
  5. Regelmäßige Kontrolle: Kontrollieren Sie Ihre Bäume regelmäßig auf Anzeichen von Obstbaumkrebs. Eine frühzeitige Erkennung erhöht die Erfolgschancen der Maßnahmen beträchtlich.
  6. Förderung der Baumgesundheit: Sorgen Sie für eine ausgewogene Düngung und verhindern Sie mechanische Verletzungen. Ein gut durchlüfteter Standort und die Vermeidung von Staunässe reduzieren das Infektionsrisiko.

Mit diesen Maßnahmen können Sie den Obstbaumkrebs wirksam bekämpfen und die Gesundheit Ihrer Obstbäume langfristig sichern.

Bilder: Floki / Shutterstock