Säulenkirsche

Säulenkirsche schneiden: Wann und wie es richtig geht

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Auf Balkon und Terrasse sind Säulenkirschen der Hit. Im kleinen Garten stehen die platzsparenden Obstgehölze ebenfalls hoch im Kurs. Hobbygärtner wissen die unkomplizierte Schnittpflege zu schätzen. Lesen Sie in diesem Tutorial, wann und wie Sie eine Säulenkirsche gekonnt schneiden.

Säulenkirsche Rückschnitt
Säulenkirschen werden nach der Ernte geschnitten
AUF EINEN BLICK
Wann und wie sollte man eine Säulenkirsche schneiden?
Eine Säulenkirsche sollte im Sommer, nach der Ernte, geschnitten werden. Entfernen Sie lange Seitentriebe und kürzen Sie sie auf 10 bis 15 cm kurze Zapfen. Schneiden Sie den Mitteltrieb in den ersten Jahren nicht. Vermeiden Sie das Schneiden bei feuchter Witterung, um Pilzbefall zu verhindern.

Bester Zeitpunkt ist im Sommer

In Bezug auf den idealen Zeitpunkt für den Schnitt unterscheidet sich die schmale Säulenkirsche nicht vom imposanten Kirschbaum. Im Anschluss an die Ernte haben Sie den besten Überblick über das abgetragene Fruchtholz. Fernerhin spricht für einen sommerlichen Schnitt-Termin, dass sich Schnittwunden schneller schließen. Das hält lauernde Pilzsporen und Schädlinge auf Abstand.

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Eine Säulenkirsche tritt in der Regel spätestens im dritten Jahr in ihre Ertragsphase ein. Das erübrigt einen umfangreichen Erziehungsschnitt zur Winterzeit, wie er für den großen Kirschbaum obligatorisch ist. An älteren Exemplaren ist ein Schnitt im unteren Bereich vorteilhaft, wenn das Fruchtholz zu vergreisen beginnt.

Nie bei Regen schneiden

Schneiden Sie eine Säulenkirsche zu keiner Jahreszeit bei feuchter Witterung. Schnittwunden im feuchten Holz sind eine willkommene Angriffsfläche für Pilzerreger. Das gilt nicht nur für die üblichen Verdächtigen, wie Mehltau oder Grauschimmel. Letale Wundparasiten als Auslöser von Obstbaumkrebs haben es zwar primär auf Apfel und Birne abgesehen. Kommt ihnen allerdings eine anfällige Kirsche in die Quere, lassen sich die Pilzsporen diese Gelegenheit nicht entgehen.

Erhaltungsschnitt

Im Unterschied zum herkömmlichen Kirschbaum im Garten sprießt an einer Säulenkirsche das Fruchtholz direkt aus dem Stamm. In Kombination mit einem starken Wachstum in jungen Jahren, sind Kirschen als Säulenobst häufiger zu verschneiden. Wie untenstehende Abbildung illustriert, konzentriert sich der Erhaltungsschnitt auf lange Seitentriebe. So schneiden Sie eine Säulenkirsche richtig:

  • Säulenkirsche nur bei Bedarf schneiden
  • Bester Zeitpunkt ist nach der Ernte, vorzugsweise Mitte bis Ende Juni
  • Lange Seitenäste zurückschneiden auf 10 bis 15 cm kurze Zapfen
  • Schere kurz über einem nach außen oder unten weisenden Auge ansetzen
  • Mitteltrieb an der Spitze in den ersten Jahren nicht beschneiden

Steil aufwärts gerichtete Seitentriebe stehen in Konkurrenz zum Stamm und eignen sich nicht zum Fruchtholz. Damit diese Äste keine wertvollen Nährstoffe verbrauchen, sollten sie entfernt werden. Sofern sich ein Steiltrieb in einer günstigen Position befindet, spreizen Sie ihn ab in einen Winkel von etwa 60° zum Stamm. Das gelingt mit einem Spreizholz (10,00€ bei Amazon*) oder einer Wäscheklammer.

Säulenkirsche schneiden

Überlange Seitentriebe einer Säulenkirsche schneiden Sie nach der Ernte zurück auf 10 bis 15 cm. Steiltriebe lichten Sie aus oder spreizen das Holz ab in einen vorteilhaften Winkel von 60°.

Exkurs

Leittrieb nicht vorschnell beschneiden

Der Zeitpunkt für den Schnitt der Leittrieb-Spitze will gut überlegt sein. Junge Säulenkirschen sind geprägt durch ein kraftvolles Wachstum. Solange die Spitzenknospe auf dem Leitast thront, regiert das Gesetz der Spitzenförderung. Die Kirsche pumpt einen Großteil der Reservestoffe in Richtung ihrer dominanten Spitze, um das Wachstum zum Licht zu forcieren. Seitliche Triebe erhalten weniger Nährstoffe und wachsen entsprechend schwächer. Schwächeres Wachstum veranlasst Obstgehölze stets, zahlreiche Blüten und Früchte zu bilden. Schneiden Sie die Spitzenknospe am Leittrieb erst, wenn sich nach einigen Jahren das Wachstum beruhigt hat. Die gewünschte Endhöhe mag erst einmal überschritten werden. Im Gegenzug blüht und fruchtet Ihre Säulenkirsche üppig.

Alte Säulenkirsche etappenweise schneiden

Charakteristisch für ältere Säulenkirschen ist ein unterschiedliches Wachstum im oberen und unteren Bereich. In der unteren Hälfte schwächt sich der Zuwachs im Laufe der Jahre sichtlich ab und das Fruchtholz vergreist. Ernteertrag und Fruchtqualität lassen merklich nach. Von derartigen Alterserscheinungen ist in der oberen Säulenhälfte weit und breit keine Spur. Sie können das Manko einfach so hinnehmen oder mit einer strategischen Schnittpflege ausgleichen. So gelingt es:

  • Alte Säulenkirsche in 2 Etappen schneiden
  • Vitale, obere Hälfte im Sommer verschneiden
  • Schwache, untere Hälfte im Februar schneiden
  • Termin wählen mit frostfreier, trockener Witterung

Auf die Schnittführung hat die zweigeteilte Terminwahl keinen Einfluss. Überlange, abgetragene Äste kürzen Sie auf 10 bis 15 cm ein. Konkurrenztriebe und abgestorbenes Holz lichten Sie aus. Der Nachteil eines spätwinterlichen Schnitts ist darin zu sehen, dass bereits angelegte Blütenknospen der Schere zum Opfer fallen. Sinnvoll ist ein etappenweiser Rückschnitt, wenn die Säulenkirsche eindeutige Vergreisungserscheinungen aufweist und ohnehin in der untereren Hälfte kaum noch blüht und fruchtet.

Hintergrund

Schnitt-Zeitpunkt beeinflusst Austriebsstärke

Je später in Jahr Sie schneiden, umso mehr Reservestoffe hat die Wurzel bereits an die Triebe ausgeschüttet. Das dämpft den Saftdruck an Schnittstellen, was an einem deutlich schwächeren Austrieb zu erkennen ist. Im Umkehrschluss aktiviert ein spätwinterlicher Schnitt kräftiges Wachstum, weil sich der Saftdruck auf maximalem Niveau befindet. Daraus folgt diese Faustregel: Stark wachsende Bereiche einer Säulenkirsche im Sommer beschneiden, um das Wachstum zu beruhigen. Schwach wachsende Bereiche im Februar schneiden, um das Wachstum zu forcieren.

Säulenkirsche selber erziehen – geht das?

Die Säulenkirsche ist überall dort ein Volltreffer, wo majestätische Kirschbäume fehl am Platz sind. Da liegt es auf der Hand, dass Hobbygärtner damit liebäugeln, die schlanke Obstbaum-Variante selber zu erziehen. Im Gegensatz zu beliebten Hochstämmchen, liegt die Messlatte für den Aufbau einer Kirsche als Säulenobst deutlich höher. Die folgenden Argumente sprechen dafür, eine Säulenkirsche aus der Hand des Gärtnermeisters zu erwerben:

  • Keine spezifische botanische Art
  • Vielmehr gezielte Auslese von Spindelbäumen mit extra starkem Haupttrieb
  • Ausgelesene Exemplare veredelt auf eine schwachwüchsige Unterlage

Süßkirschen werden folglich nicht als Säulenobst geboren. Vielmehr gedeihen sie in der Baumschule zunächst als Spindelbaum. Erst wenn eine Kirsche mit einem auffallend starken, geraden Mitteltrieb und kurzen Seitentrieben auf sich aufmerksam macht, wird das Exemplar für die weitere Erziehung zur Säulenkirsche auserkoren. Zu diesem Zweck veredelt der Gärtnermeister die Kirsche auf eine schwachwüchsige Unterlage. Hoher Wertschätzung erfreut sich ‚GiSelA 5‘ dank robuster Winterhärte und frühem Ertragsbeginn.

Tipp

Einen Stützpfahl benötigt die Säulenkirsche nicht. Bei der Veredelung verwenden Baumschulen gezielt bruchstabile Unterlagen, die von Beginn an für Stabilität im Wachstum garantieren.

Häufig gestellte Fragen

Ist eine Säulenkirsche selbstfruchtend?

Im Fachhandel angebotene Säulenkirschen sind zumeist nicht selbstfruchtend. Moderne Sorten deklarieren die Anbieter mitunter als selbstfruchtbar. Dieses Attribut ist gleichwohl mit Vorsicht zu bewerten. Grundsätzlich vorteilhaft für Ernteertag und Fruchtqualität ist, wenn sich in der Nähe eine zweite Sorte befindet. Das kann auch ein großer Kirschbaum in Nachbars Garten sein.

Benötigt eine im Frühjahr gepflanzte Säulenkirsche Winterschutz?

Kirschen sind von Natur aus empfindlich gegen verspätete Fröste. Die größte Gefahr besteht, wenn während der Blütezeit die Temperaturen unter den Gefrierpunkt fallen. Für diesen Fall sollten ein Vlies oder großer Kartoffelsack griffbereit sein. Stülpen Sie eine Haube über die Säulenkirsche, um die Blüten vor Frostschäden zu bewahren.

Vor 3 Jahren habe ich eine Säulenkirsche gepflanzt, die mittlerweile fast 4 Meter hoch ist. Leider haben sich bislang wenige Seitenäste gebildet. Soll ich den Leittrieb jetzt kürzen oder weiterhin wachsen lassen?

Um die Bildung von Seitentrieben zu unterstützen, ist ein Schnitt am Leittrieb die richtige Strategie. Bester Zeitpunkt ist im zeitigen Frühjahr. Schneiden Sie den Leittrieb zurück bis zu einer kräftigen Knospe. Es entsteht ein Saftstau, der seitliche Knospen zum Austrieb ermuntert. Bereits vorhandene Seitenäste kürzen Sie Ende Juni auf 15 cm ein.

Meine beiden Säulenkirschen Victoria und Sylvia habe ich im vergangenen Frühjahr gepflanzt. Seither sind beide Pflanzen um einen Meter gewachsen und tragen jetzt im März ein dichtes Laubkleid, leider ohne Blüten. Was kann ich tun?

In der Regel erblühten Säulenkirschen ab dem zweiten oder dritten Standjahr im Mai. Selbst im besonders milden Frühling zeigen sich die Blüten frühestens ab Mitte/Ende April. Die Blütenknospen legen Säulenkirschen im Vorjahr an, sofern im Boden ein ausgewogenes Stickstoff-Phosphor-Verhältnis herrscht. Der starke Zuwachs signalisiert, dass Ihr Gartenboden ein Übermaß an Stickstoff enthält. Dieser Umstand kann die Blütenbildung unterdrücken. Wir empfehlen, eine Bodenanalyse durchzuführen oder zumindest in diesem Sommer einen Phosphor-betonten Dünger zu verabreichen, damit sich zahlreiche Blütenknospen bilden.

Meine Säulenkirsche hatte drei lange Austriebe an der Spitze, die ich abgeschnitten habe. Muss ich damit rechnen, dass sich der Vorgang wiederholt und die Pflanze radikal gekappt werden sollte?

Von den drei Trieben hätten Sie den mittleren, langen Leittrieb stehen lassen sollen. Es handelt sich um die Spitze, die an Säulenobst die Funktion einer Krone erfüllt. Das ist kein Grund zur Besorgnis, denn die Kirsche lässt einen neuen Leittrieb wachsen mit ergänzenden Seitenzweigen. Beschneiden Sie die neue Krone bitte nicht in der Höhe. Lediglich die Seitentriebe kürzen Sie Ende Juni auf 10 bis 15 cm ein.

Die 3 häufigsten Schnittfehler

Ein falscher Schnittzeitpunkt oder eine übereifrige Schnittführung hinterlassen eine Säulenkirsche, die ihren Namen nicht verdient. Die drei häufigsten Schnittfehler mit Hinweisen zu Schadbild und Vorbeugung bringt folgende Tabelle auf den Punkt:

Schnittfehler Schadbild Vorbeugung
im Winter geschnitten keine Blüten und Kirschen Ende Juni schneiden
jedes Jahr beschnitten wenig Fruchtholz bei Bedarf überlange Seitentriebe schneiden
nie geschnitten raumgreifendes Wachstum mit dichtem Astgeflecht alle paar Jahre im Sommer verschneiden

Tipp

In der Schnittpflege von Säulenkirschen ist kein Ausdünnen des Fruchtbehangs erforderlich. In der Pflege von Apfel, Birne oder Pfirsich müssen Ende Juni überzählige Früchte entfernt werden. An Kirschbaum und Säulenkirsche können Sie diesen Termin aus dem Pflegekalender ersatzlos streichen.