Zwetschge

Zwetschgenbaum schneiden: Anleitung für eine reiche Ernte

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Eine lichtdurchflutete Krone mit ergiebigem Fruchtholz bildet ein Zwetschgenbaum nicht aus eigenem Antrieb. Ohne einen regelmäßigen Schnitt vergreist das Steinobstgehölz im Handumdrehen. Lesen Sie in diesem Tutorial Anleitungen für alle Schnittarten, die von Belang sind für eine reiche Ernte saftiger Zwetschgen.

Zwetschgen schneiden
Viele Schnittmaßnahmen an der Zwetschge werden im Herbst oder Winter durchgeführt
AUF EINEN BLICK
Wie schneide ich einen Zwetschgenbaum für eine optimale Ernte?
Um einen Zwetschgenbaum richtig zu schneiden, führen Sie Pflanzschnitt, Erziehungsschnitt und Erhaltungsschnitt durch. Schneiden Sie im Frühjahr nach der Pflanzung, im 2. und 3. Jahr im Februar bis Anfang März und ab dem 4. Jahr im Oktober/November, um Fruchtholz zu fördern und Vergreisung vorzubeugen.

Schnittarten und Termine

Am Zwetschgenbaum befindet sich das ergiebigste Fruchtholz an zwei- bis vierjährigen Trieben. Älteres Holz büßt rasant an Vitalität und Fruchtbarkeit ein. Regelmäßige Schnittmaßnahmen beugen einer vorzeitigen Vergreisung effektiv vor. Zum ersten Mal Bekanntschaft mit der Baumschere macht ein Zwetschgenbaum bereits im Pflanzjahr, um die Erziehung einer ertragreichen Krone einzuleiten. Alle wichtigen Schnittarten mit Hinweisen für die beste Terminwahl fasst folgende Tabelle zusammen:

Lesen Sie auch

Schnittart Ziel/Anlass bester Termin
Pflanzschnitt vitale Verzweigung, Prolog für die Kronenerziehung Frühjahr nach der Pflanzung
Erziehungsschnitt Kronenaufbau 2. und 3. Jahr im Februar bis Anfang März
Erhaltungsschnitt Fruchtholz fördern ab 4. Jahr im Oktober/November
Verjüngungsschnitt alten Zwetschgenbaum revitalisieren 1. Oktober bis 28. Februar

Pflanzschnitt

Unabhängig davon, ob Sie einen Zwetschgenbaum im Herbst oder Frühjahr pflanzen: Termin für den Pflanzschnitt ist immer im zeitigen Frühjahr. Wählen Sie bitte einen Tag mit Temperaturen über dem Gefrierpunkt und trockener Witterung mit bedecktem Himmel. So schneiden Sie richtig:

  • Kronenaufbau einleiten: 1 gerader Mitteltrieb und 4 gleichmäßig verteilte Leittriebe
  • Überschüssige Triebe: entfernen oder auf 10-cm-Zapfen einkürzen
  • Kräftige Leittriebe: um ein Drittel zurückschneiden
  • Schwächere Leitäste: um die Hälfte einkürzen

Damit geschnittene Triebe in die gewünschte Richtung wachsen, kommt es auf eine sachkundige Schnittführung an. Schneiden Sie stets 3 bis 5 Millimeter oberhalb eines nach außen und oben weisenden Auges. Der Schnitt bewirkt einen Saftstau, der einen adäquaten Austrieb bewirkt. Je stärker der Rückschnitt, desto kräftiger das anschließende Wachstum. Einen ohnehin starkwüchsigen Leittrieb verschneiden Sie aus diesem Grund zurückhaltender, als einen schwächlichen Ast.

Tipp

Zwetschgenbaum schneiden bei Regenwetter ist tabu. Die Kombination aus Schnittwunden und feuchtem Holz ruft fatale Krankheitserreger und Wundparasiten auf den Plan. Im Fokus stehen Pilzinfektionen und Obstbaumkrebs, die sich auf feuchtem Holzgewebe explosionsartig vermehren.

Erziehungsschnitt

Im zweiten und dritten Standjahr widmet sich die Schnittpflege einer Zwetschge dem weiteren Kronenaufbau. Untenstehende Abbildung illustriert die korrekte Schnittführung. So absolvieren Sie einen tadellosen Erziehungsschnitt:

  • Bester Zeitpunkt ist im Februar
  • Je Leitast: 4 bis 8 nach außen gerichtete Seitentriebe stehen lassen
  • Seitentriebe: den vorjährigen Zuwachs um die Hälfte zurückschneiden
  • Überzählige Triebe: entfernen oder auf Zapfen einkürzen
  • Leitäste: vorjährigen Zuwachs verschneiden, damit Triebspitzen in Saftwaage stehen

Entfernen Sie zusätzlich während des Sommers Wasserschosse, die aus dem Stamm oder der Wildunterlage austreiben. Idealerweise sollten diese Triebe im unverholzten Stadium abgeschnitten oder abgerissen werden, weil sie mit der Zwetschgenkrone um Licht und Nährstoffe konkurrieren.

Zwetschge Erziehungsschnitt

Erziehen Sie eine Zwetschgen-Krone mit Mitteltrieb und vier gleichmäßig angeordneten Leitästen. Die Endknospen der Leitäste befinden sich in Saftwaage. Die Spitze der Mitte steht etwas höher, sodass sich eine Winkelstellung ergibt von idealen 90° bis 120°.

Hintergrund

Leitäste in Saftwaage halten

Ein symmetrischer Kronenaufbau hängt maßgeblich davon ab, dass sich alle Leitäste in Saftwaage befinden. Lediglich ein dominanter Mitteltrieb thront etwa zwei Scherenlängen über vier Leittrieben. Ausgehend von unterschiedlichen Ansatzpunkten am Stamm, sollten sich die Spitzenknospen der Leitäste auf gleicher Höhe befinden. Ohne das einheitliche Höhenniveau greift das Wachstumsgesetz der Spitzenförderung. Der Leitast mit einer höher positionierten Knospe wird bevorzugt mit Nährstoffen versorgt und wächst überproportional stark. Am Ende büßt die Baumkrone massiv an Stabilität ein und bekommt schlimmstenfalls Schlagseite.

Erhaltungsschnitt

Im Anschluss an den Kronenaufbau mündet die Schnittpflege am Zwetschgenbaum in einen Erhaltungsschnitt in Intervallen von ein bis zwei Jahren. Im Fokus steht abgetragenes Fruchtholz, das nach vier Jahren weitgehend erschöpft ist. Typisches Symptom für dieses Stadium sind schlaff herabhängende, stark verästelte Triebe. So gelingt der Erhaltungsschnitt:

  • Bester Zeitpunkt ist im Spätherbst (Oktober/November)
  • Schwache, abgestorbene und nach innen wachsenden Äste herausschneiden
  • Steiltriebe wahlweise abschneiden oder herunterbinden
  • Zu lange Gerüsttriebe verschlanken auf einen tiefer stehenden Seitentrieb

Haben Sie die Krone gründlich ausgelichtet, befassen Sie sich mit dem Fruchtholz. Tief herabhängende, abgetragene Äste leiten Sie ab auf einen Seitentrieb, der näher am Stamm oder Leitast steht. Wählen Sie zweijährige Seitentriebe mit Blütenknospen. An der Gabelung von betagtem und jungem Fruchtholz wählen Sie einen Schnittpunkt wenige Millimeter im alten Holz. Da eine Zwetschge ihre Knospen im Sommer anlegt, sind die Blütenanlagen im Spätherbst gut zu erkennen.

Zwetschge Erhaltungsschnitt

Totholz, Steiltriebe und ungünstig positionierte Äste schneiden Sie auf kurze Zapfen heraus. Erschöpftes, herabhängendes Fruchtholz wird verjüngt, indem Sie den Trieb ableiten auf einen schräg nach außen gerichteten Seitentrieb, der mit kugeligen Blütenknospen garniert ist.

Exkurs

Senkrechte Reiter herunterbinden

Zwetschgenbäume neigen dazu, auf den Oberseiten ihrer Leitäste senkrechte Triebe sprießen zu lassen. Mit straff aufrechtem Wachstum kann sich kein Trieb in wertvolles Fruchtholz verwandeln. Befinden sich Reiter in einer günstigen Position, binden Sie die Triebe herunten in einen Winkel zwischen 45° und 90° – optimal sind 60°. Das Wachstum beruhigt sich, sodass nach kurzer Zeit die ersten kugeligen Blütenknospen erscheinen. Sofern sich ein sogenannter Wasserschoss an ungünstiger Stelle befindet, sollten Sie ihn schnellstmöglich abreißen oder abschneiden.

Verjüngungsschnitt

Von Natur aus reagiert Steinobst empfindlicher auf radikale Schnittmaßnahmen, als Kernobst. Haben Sie einem alten, vernachlässigten Zwetschgenbaum eine Verjüngungskur verordnet, empfehlen wir folgende, moderate Schnittführung:

  • Bester Zeitpunkt ist im Winter, konform mit dem Bundesnaturschutzgesetz
  • Im ersten Schritt die Krone vollständig auslichten
  • Äste ab 5 cm Durchmesser zurückschneiden auf 10 bis 15 cm kurze Zapfen
  • Vergreiste, überhängende Besentriebe ableiten auf einen zweijährigen, schräg nach außen weisenden Seitentrieb
  • Erschöpftes Fruchtholz ohne Seitentriebe einkürzen auf kurze Stummel

Indem Sie dicke Äste auf Zapfen verschneiden, unterstützen Sie die Wundheilung. An Schnittflächen mit mehr als 3 Zentimetern Durchmesser bestreichen Sie die Wundränder dünn mit Baumwachs. Das schützt wertvolles Kambium-Holz vor Frostschäden. In den folgenden zwei Jahren trocknen die Zapfen ein, während mehrere junge Triebe daraus sprießen. Entfernen Sie im zweiten oder dritten Sommer die Zapfenreste. Unter den Jungtrieben wählen Sie einen oder zwei vielversprechende, schräg-waagerechte Exemplare aus und entfernen die übrigen.

Zwetschge verjuengen

Ein moderater Verjüngungsschnitt revitalisiert einen alten Zwetschgenbaum. Lichten Sie die Krone gründlich aus. Äste mit mehr als 5 cm Durchmesser verschneiden Sie auf kurze Zapfen. Überhängendes Fruchtholz lenken Sie auf kurze Seitentriebe um.

Häufig gestellte Fragen

Sind Zwetschgen selbstfruchtbar?

Beliebte Sorten für den Hausgarten, wie „Hauszwetschge“ und „Hanita“, gedeihen als selbstfruchtbare Zwetschgenbäume. Grundsätzlich ist es immer von Vorteil für einen optimalen Ertrag, wenn Sie zwei unterschiedliche Sorten vergesellschaften. Als Befruchtersorten kommt jede andere Zwetschge oder Pflaume in Betracht, einschließlich der Zwergblutpflaume oder Säulen-Zwetschge. Wichtig zu beachten ist, dass sich die Bäume in einem Radius von 50 bis 100 Metern befinden.

In meinen Vorgarten möchte ich einen Zwetschgenbaum pflanzen. Kann ich durch Schneiden das Wachstum begrenzen auf eine Höhe von 3,50 Metern?

Für diesen Zweck empfehlen wir, eine Jungpflanze als Busch mit einer Stammhöhe von 40 bis 60 Zentimetern. Diese Erziehungsform ist wesentlich schwachwüchsiger, als ein Halb- oder Hochstamm. Mithilfe jährlicher Schnittmaßnahmen im Herbst können Sie die Wuchshöhe problemlos auf eine Höhe von 3,50 Metern beschränken.

Mein Zwetschgenbaum ist 6 Jahre alt und hat noch nie geblüht. Was tun?

Zwetschgen und andere Obstbäume tragen an steil aufwärts gerichteten Ästen keine Blüten. Sie können die Bildung von Fruchtholz mit Blütenknospen fördern, indem Sie Steiltriebe herunterbinden in eine waagerechte Lage. In einem idealen Winkel von 60° zum Stamm oder Leitast beruhigt sich das Wachstum im Trieb, sodass sich erste Blüten entfalten und Früchte bilden. Ergänzend dazu schneiden Sie im Herbst nach dem Laubfall überlange, herabhängende Äste zurück bis zu einem schräg nach außen gerichteten Seitentrieb.

Wir ziehen um und möchten unseren 3 Jahre alten Zwetschgenbaum mitnehmen. Worauf ist beim Umpflanzen zu achten?

Mit einem Alter von 3 Jahren verkraftet ein Zwetschgenbaum den Standortwechsel in der Regel gut. Bester Zeitpunkt ist im Herbst nach dem Laubfall. Da zwangsläufig reichlich Wurzelvolumen verloren geht, schneiden Sie vorher oder nachher alle Äste um ein Drittel oder die Hälfte zurück. Auf diese Weise stellen Sie das Gleichgewicht von Pflanzenteilen unter und über der Erde wieder her.

Die 3 häufigsten Schnittfehler

Ohne einen sachkundigen Kronenaufbau hadern Hausgärtner mit einem unfruchtbaren Zwetschgenbaum. Wer die Schnittpflege gänzlich unter den Tisch fallen lässt, hat nur wenige Jahre Freude an einer reichen Ernte. Kommen Schere und Säge bei Regenwetter oder Frost zum Einsatz, breiten sich Krankheiten und Totholz in der Baumkrone aus. Die häufigsten 3 Schnittfehler mit Tipps für Vorbeugungsmaßnahmen fasst folgende Tabelle zusammen:

Schnittfehler Schadbild Vorbeugung
keine Erziehung durchgeführt straff aufrechte Krone, keine Blüten oder Früchte Kronenaufbau mit Leitästen im idealen 60°-Winkel
selten oder nie geschnitten vorzeitige Vergreisung, wenig Fruchtholz alle 1-2 Jahre Erhaltungsschnitt durchführen
bei Regen oder Frost geschnitten Ausbreitung von Krankheiten und Totholz Schnittpflege bei trockener, frostfreier Witterung

Tipp

Säulen-Zwetschgen sind ideal für den Balkon und kleinen Garten. Es handelt sich um Auslesen auffallend schmal wachsender Sorten, die veredelt sind auf eine schwachwüchsige Unterlage. Als Säulenobst profitieren Zwetschgen von einem gelegentlichen Form- und Erhaltungsschnitt im Spätherbst. Überlange Seitenzweige schneiden Sie auf 10 cm zurück. Steiltriebe entfernen Sie vollständig.