Blattkaktus

Blattkaktus: Pflegetipps für prächtige Zimmer-Kakteen

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Lesen Sie hier einen kommentierten Blattkaktus-Steckbrief mit Infos zu Wachstum, Blatt, Blüte und den sechs schönsten Arten. Viele Pflanz- und Pflege-Tipps für Epiphyllum-Blattkakteen als Zimmerpflanzen.

blattkaktus
Die exotisch anmutende Blüte vom Blattkaktus ist spektakulär
AUF EINEN BLICK
Was zeichnet einen Blattkaktus aus?
Ein Blattkaktus ist ein tropisches Kakteengewächs mit auffallender Blütenpracht, blattartigen, gekerbten Trieben und häufig epiphytischem Wachstum. Bekannt sind Arten wie der Orchideenkaktus (Epiphyllum), Weihnachtskaktus (Schlumbergera) und Osterkaktus (Hatiora). Die Pflege umfasst ein konstant feuchtes Substrat, helle Standorte und kühle Ruhephasen.

Steckbrief

  • Wissenschaftliche Namen: Epiphyllum, Schlumbergera u.a.
  • Familie: Kakteengewächse (Cactaceae)
  • Herkunft: tropischer Regenwald
  • Wuchstyp: Kakteen
  • Wuchsform: aufrecht bis hängend, strauchig
  • Wuchslänge: 60 cm bis 200 cm
  • Blätter: abgeflachte, gekerbte Triebe
  • Blüten: formenreich, voluminös
  • Früchte: fleischig, beerenförmig
  • Giftigkeit: ungiftig
  • Winterhärte: frostempfindlich
  • Verwendung: Zimmerpflanze, Ampelpflanze

Wachstum

Blattkaktus ist die umgangssprachliche Bezeichnung für verschiedene Kakteengewächse, die mit furioser Blütenpracht begeistern. Kakteenfreunden in aller Welt sind die exotischen Blütenschönheiten auch als Orchideenkakteen ein Begriff. Im Gegensatz zur großen Mehrheit bekannter Kakteenarten, sind Blattkakteen beheimatet im tropischen Regenwald und nicht in der staubtrockenen Wüste. Fernerhin fallen Blattkakteen aus dem Rahmen in Bezug auf ein außergewöhnliches Wachstum mit diesen Eigenschaften:

  • Wuchsformen: teils aufrecht, teils kletternd, spreizklimmend, hängend, häufig epiphytisch (aufsitzend).
  • Besonderheiten: zumeist ohne scharfe Dornen; für Kakteen ungewöhnlich groß und ausladend mit bis zu 200 cm im Durchmesser.
  • Sprossen: eingekerbte, abgeflachte, blattähnliche Segmente bis 30 cm lang, Sprossenlänge bis 100 cm.
  • Gärtnerisch interessante Fakten: prächtig blühende Zimmerpflanzen, sehr pflegeleicht, anspruchslos, schnittverträglich, ungiftig, einfache Vermehrung, nicht winterhart.

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Blattkaktus-Arten

Ursprünglich versammelten sich alle Blattkakteen in der Gattung Phyllocactus, die heute nicht mehr gültig ist. Die moderne botanische Systematik nimmt es genauer. Heute werden Kakteen mit blattähnlichen Sprossen in separate Gattungen und Arten unterteilt. Diesem Aspekt zeigen Kakteen-Liebhaber und der Fachhandel freilich die kalte Schulter. Nach wie vor werden die Regenwald-Kakteen unter dem Oberbegriff Blattkaktus gehandelt, getauscht und gezüchtet. Folgende Tabelle stellt Ihnen die sechs beliebtesten Gattungen mit ihrer Typusart näher vor:

Blattkakteen Epiphyllum Schlumbergera Hatiora Rhipsalis Selenicereus Disocactus
Synonyme Sägeblattkaktus Weihnachtskaktus Osterkaktus Rutenkaktus, Binsenkaktus Königin der Nacht Schusterkaktus
Blütenform trichterförmig röhrenförmig glockenförmig radförmig trichter- bis sternenförmig gebogen, trichterartig
Blütezeit nachts November bis Januar Frühjahr Frühjahr nachts Juli bis September
Wachstum teils aufrecht, teils hängend strauchig, hängend aufrecht, später hängend epiphytisch, hängend klimmend, hängend, epiphytisch überhängend
Typus-Art Epiphyllum phyllanthus Schlumbergera epiphylloides Hatiora salicornioides Rhipsalis salicornoides Selenicereus grandiflorus Disocactus biformis

Blatt

Mit einem für Zimmerpflanzen typischen Laubgewand können Blattkakteen nicht dienen. Worum es sich bei den „Blättern“ wirklich handelt, erklären diese Merkmale:

  • Blattform: stark abgeflachte Sprossen (botanisch: Platykladien) mit Kerben zwischen den Segmenten.
  • Blattgröße: einzelne Sprossenglieder (Scheinblätter) bis 30 cm lang.
  • Blattrand: glatt, gewellt, gebuchtet oder markant gezackt.
  • Besonderheit: kleine, feine Dornen oder weiche Borsten an den Ansatzstellen der Blätter.

Blüte

In den Kerben der Kakteen-Sprossen, auf den Blatträndern oder an den Spitzen der Triebabschnitte sitzen runde, filzige Areolen. An den Erhebungen bilden sich die prächtigen Blüten mit diesen Merkmalen:

  • Blütenformen: trichter-, glocken- oder röhrenförmig, seltener kreisrund bis sternenförmig.
  • Blütengröße: Durchmesser und Länge bis zu 30 cm.
  • Blütezeit: je nach Gattung, Art und Sorte tagsüber oder nachts, bei guter Pflege mehrmals blühend.
  • Blütenfarben: weiß, cremefarben bis zitronengelb, rot, rosa bis scharlachrot, dunkelrot bis violett.
  • Blüteneigenschaft: leicht bis intensiv duftend.
  • Blütenökologie: zwittrig

Bestäubte Blattkaktus-Blüten verwandeln sich in fleischige, farbenfrohe Beerenfrüchte mit einem Durchmesser von etwa 5 Zentimetern. Die darin enthaltenen, nierenförmigen Samen sind Lichtkeimer.

Blattkaktus pflanzen

Einen pflanzfertigen Blattkaktus können Sie im Fachhandel kaufen. Kakteenfreunde mit Sammelleidenschaft tauschen Stecklinge schöner Blattkaktus-Hybriden, denn die Vermehrung gelingt auch der ungeübten Hand. Wo und wie Sie einen Orchideenkaktus richtig pflanzen, lesen Sie hier:

Standort und Substrat

Standortwahl und Substratqualität erfordern ein Umdenken, damit Blattkakteen gesund wachsen und prächtig blühen:

  • Wachstumsphase: am hellen bis halbschattigen Standort ohne direkte Sonneneinstrahlung bei normalen Zimmertemperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit.
  • Idealerweise: von Mai bis September/Oktober auf dem West- oder Ostbalkon.
  • Ruhephase: von November bis April hell und kühl bei 12° bis 15° Celsius.
  • Ausschlusskriterien: Kälte unter 10° Celsius, Schatten, pralle Sonne, trockene Luft.

Verwenden Sie als Substrat keine Kakteenerde. Gut geeignete Pflanzenerde für Blattkakteen sind Orchideenerde, Spezial-Epiphythenerde oder eine Mischung aus torffreier Rhododendronerde und Kokoserde als Torfersatz. Durch die Zugabe von Sand oder Lavagranulat bleibt das Substrat auf Dauer strukturstabil und durchlässig.

Vermehrung

So einfach vermehren Sie einen Blattkaktus durch Stecklinge:

  1. Bester Zeitpunkt ist im Frühling.
  2. Als Steckling einen Trieb mit 10 cm bis 15 cm Länge oder 2 Triebsegmenten (Scheinblättern) abschneiden.
  3. Schnittstelle einen Tag trocknen lassen.
  4. Topf befüllen mit dem empfohlenen Substrat über einer Drainage aus Lavagranulat.
  5. Stecklinge in kleinen Gruppen hochkant und zur Hälfte ins Substrat stecken.
  6. Am halbschattigen, warmen Standort konstant leicht feucht halten.

Im Anschluss an die Bewurzelung pflegen Sie die jungen Blattkakteen, wie die Mutterpflanze. Ab einer Wuchshöhe von 20 Zentimetern erhalten die Triebe eine Stütze oder werden am Spalier hochgebunden, sofern die Kakteen nicht als Ampelpflanzen dienen.

Exkurs

Osterkaktus Weihnachtskaktus Unterschied

Die beiden beliebtesten Blattkakteen sind einfach zu unterscheiden an den Blättern und Blüten: Osterkaktus-Blätter sind zylindrisch bis länglich-oval mit glatten oder leicht gewellten Rändern. Weihnachtskaktus-Blätter sind verkehrt-eiförmig mit einem markant gezackten Rand. Ein Osterkaktus prahlt im Frühling mit sternenförmigen Blüten, die sich am Abend schließen. Am Weihnachtskaktus blühen im Winter Tag und Nacht bis zu 7 cm lange Blütenröhren.

Blattkaktus pflegen

Bedingt durch die tropische Herkunft und das epiphytische Wachstum benötigen Blattkakteen eine vollkommen andere Pflege, als Wüstenkakteen. Gleichwohl sind Epiphyllum und Artgenossen pflegeleichter, als die meisten Zimmerpflanzen. Folgende Pflege-Tipps vermitteln die Einzelheiten:

Gießen

  • Blattkaktus-Substrat konstant leicht feucht halten, ohne Staunässe.
  • Reichlich gießen, wenn die Kakteen blühen.
  • Als Gießwasser gesammeltes Regenwasser oder entkalktes Leitungswasser verwenden.
  • Grünes Blattgewebe regelmäßig besprühen mit weichem, zimmerwarmem Wasser (Blüten nicht besprühen).

Düngen

  • Von März bis September alle zwei Wochen flüssig düngen.
  • Obacht: Kakteendünger ist ungeeignet.
  • Wahlweise Spezial-Epiphythendünger verwenden oder handelsüblichen Zimmerpflanzendünger in halber Konzentration.

Schneiden

  • Blattkaktus nur bei Bedarf schneiden.
  • Überlange oder beschädigte Sprossen zurückschneiden mit scharfer, desinfizierter Bypass-Schere.
  • Schnittwunden bestäuben mit Holzkohlepulver, Zimt oder Gesteinsmehl.
  • Verwelkte Blüten regelmäßig ausputzen.

Umtopfen

  • Jungpflanzen jährlich, ältere Pflanzen alle 2 bis 3 Jahre umtopfen.
  • Bester Zeitpunkt ist im Frühjahr am Ende der Ruhepause.
  • Ausgedientes Substrat abschütteln oder abbrausen, Drainage vor der Wiederverwendung reinigen.
  • Blattkaktus beim Umtopfen genauso tief einpflanzen, wie bisher.

Überwintern

Blattkakteen sind nicht winterhart. Entscheidend für die Knospenbildung ist eine kühle Ruhephase. Rechtzeitiges Einräumen oder ein winterlicher Standortwechsel für ganzjährige Zimmerpflanzen ist sinnvoll. So überwintern Sie einen Blattkaktus richtig:

  • Vorbereitung: ab September nicht mehr düngen, sparsamer gießen, ohne Ballentrockenheit zu verursachen.
  • Blattkaktus einräumen ab Temperaturen um 10° Celsius.
  • Idealer Winterstandort: hell und kühl bei 12° bis 15° Celsius.
  • Winter-Pflege: schlückchenweise gießen, regelmäßig besprühen zum Schutz vor Spinnmilben.

Extra-Tipp: Ein Weihnachtskaktus legt seine Blütenknospen an, wenn er im kühlen Herbst vier Wochen lang draußen verweilt, bis die Temperaturen unter 10° Celsius fallen. Dann stellt er bei normalen Zimmertemperaturen zur Weihnachtszeit seine rote Blütenpracht zur Schau.

Beliebte Sorten

Die Sortenauswahl prachtvoller Blattkakteen lässt keine Wünsche offen, wie folgende Auslese zeigt:

  • Roter Orchideenkaktus: Disocactus ackermannii mit großen, roten Blüten und rosafarbenen, essbaren Früchten.
  • Deutsche Kaiserin: üppige Epiphyllum-Sorten mit rosa-weißer Blütenpracht vom Frühling bis zum Sommer.
  • Fangblatt: Epiphyllum anguliger mit bizarren Sägeblatt-Blättern an langen Ranken, große Duft-Blüten von Mai bis August.
  • Thor-Alex: prächtiger Schlumbergera, schöne gelbe Blüten mit hellgelber Mitte inmitten der Winterzeit.
  • Beavertail: extravaganter Blattkaktus, dessen Blätter an Biberschwänze erinnern; Wuchsgröße 100 cm bis 120 cm.
  • Zwergiger Blattkaktus: Epiphyllum pumilum, mehrmals weiß blühend, schöne Ampelpflanze für Schlafräume.

FAQ

Wie heißen die Kakteen mit roten Blüten?

Blattkakteen zählen zu den schönsten Kakteen mit roten Blüten. Paradebeispiele sind: Schusterkaktus (Disocactus ackermannii) mit bis zu 15 cm großen, hellroten Blüten und Weihnachtskaktus (Schlumbergera truncata) mit feuerroten Blütenröhren im Winter. Eindrucksvoll setzen sich die Epiphyllum-Hybriden „Die Rote Pulheim“, „Samite“ und „Bonnie Brae“ mit roter Blütenpracht in Szene. Als Osterkaktus mit opulenten, roten Sternenblüten hat sich Hatiora gaertneri unter Kakteenfreunden einen Namen gemacht.

Mein Blattkaktus blüht nicht. Woran liegt das?

Hält ein Blattkaktus die ersehnten Blüten unter Verschluss, stecken verschiedene Ursachen dahinter. Häufigster Grund ist eine zu warme Überwinterung. Damit Blattkakteen blühen, ist eine längere Ruhepause erforderlich am hellen, kühlen Standort bei 12° bis 15° Celsius. Fernerhin unterbindet zu nasses Substrat im Winterquartier die Blütenbildung. Wer einen Blattkaktus mit hartem Leitungswasser gießt, hält ebenfalls vergeblich Ausschau nach den malerischen Blüten. Trotz optimaler Pflege dauert es bis zu 5 Jahre, ehe sich ein junger Stecklings-vermehrter Blattkaktus zur ersten Blütezeit entschließt.

Wann kann ich einen Blattkaktus rausstellen auf den Balkon?

Ab Mitte April können Sie den Blattkaktus tagsüber auf den Balkon stellen an einen halbschattigen Platz. Solange bei Nacht die Temperaturen auf den Gefrierpunkt fallen können, räumen Sie den Kaktus abends bitte wieder ein. Nach den Eisheiligen Mitte Mai nimmt Ihr Blattkaktus seinen endgültigen Sommer-Standort im Halbschatten ein.

Kann man Blattkakteen durch Aussaat vermehren?

Die Vermehrung durch Aussaat ist möglich. Allerdings ist die Prozedur im Vergleich zur Stecklingsmethode komplizierter und zeitaufwändiger. Zur Vorbereitung weichen Sie die Samen für 45 Minuten ein in 50° Celsius warmem, entkalktem Leitungswasser. Streuen Sie die noch feuchten Lichtkeimer aus auf Kokosfasersubstrat in kleinen Anzuchttöpfen (4×4 cm) oder in Torfquelltöpfchen. Im beheizbaren Zimmergewächshaus am halbschattigen Standort halten Sie das Substrat konstant leicht feucht mit weichem Wasser. Bei Temperaturen zwischen 16° bis 28° Celsius sind die Sämlinge nach 12 bis 14 Monaten 0,5 cm bis 1 cm groß und können pikiert werden.

Bilder: ullision / Shutterstock