Sonstige Kakteen

Alles über Rhipsalis: Die ungewöhnliche Kaktusgattung

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Sie sehen nicht aus wie Kakteen, gehören aber tatsächlich zu der Familie der Kakteengewächse (Cactaceae): Rhipsalis. Die rund 40 Arten der Gattung zeichnen sich alle durch lange, dünne und oft verzweigte Triebe aus. Daher stammt auch ihr Gattungsname, denn das altgriechische Wort „rhips“ bedeutet übersetzt so viele wie „Weidenrute“. Mit der richtigen Pflege haben Sie sehr lange Freude an den interessanten, oftmals herrlich blühenden Gewächsen.

rhipsalis
Der Rhipsalis-Kaktus hat mit anderen Kakteen optisch nicht viel gemein
AUF EINEN BLICK
Was sind die Besonderheiten von Rhipsalis-Kakteen?
Rhipsalis sind tropische Kakteengewächse, die sich durch dünne, lange und verzweigte Triebe auszeichnen. Sie bevorzugen helle, indirekte Lichtverhältnisse und kalkfreies, durchlässiges Substrat. Rhipsalis-Kakteen sind pflegeleicht, nicht giftig und ideal für Blumenampeln oder erhöhte Standorte.

Herkunft und Verbreitung

Rhipsalis-Kakteen sind im tropischen Mittel- und Südamerika sowie in der Karibik weit verbreitet. Zudem weist die Gattung eine ganz besondere Art auf: Rhipsalis baccifera ist die einzige Kaktusart, die natürlich außerhalb der beiden amerikanischen Kontinente beheimatet ist. Die Art ist sowohl im tropischen Madagaskar als auch in Sri Lanka sowie auf einigen Inseln inmitten des Indischen Ozeans heimisch. Die verschiedenen Arten wachsen vor allem epiphytisch, d. h. als Aufsitzerpflanzen auf den hohen Bäumen der Regenwälder.

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Verwendung

Bei uns können Rhipsalis-Kakteen ausschließlich als Zimmerpflanzen kultiviert werden, da die aus den Tropen stammenden Gewächse nicht winterhart sind und viel Wärme brauchen. Sie können sie jedoch über die Sommermonate draußen kultivieren, etwa auf dem Balkon oder der Terrasse, müssen sie aber rechtzeitig wieder ins Haus holen – in der Regel ist spätestens Anfang September Schluss mit der Freilandkultur.

Je nach Art und Wuchsform eignen sich Rhipsalis wunderbar für Blumenampeln, die Sie einfach unter der Zimmerdecke aufhängen. Viele Varietäten bilden meterlange Ruten aus, werden oft auch sehr buschig und bilden so einen interessanten Anblick. Alternativ platzieren Sie den Pflanztopf auf einer erhöhten Stelle, etwa einem Bücherregal o. ä., so dass die Pflanze ihre langen Triebe nach unten wachsen lassen kann. Andere Arten hingegen entwickeln eher kurze, jedoch sehr dichte Triebe und entwickeln ein fast strauchartiges Aussehen. Diese kultivieren Sie am besten in einem normalen Blumentopf auf der Fensterbank.

Aussehen und Wuchs

Rutenkaktus, Korallenkaktus, Binsenkaktus oder schlicht Blattkaktus: Die vielen verschiedenen Namen der Rhipsalis-Kakteen weisen auf ihre charakteristische Wuchsform hin. Viele Arten bringen zahlreiche rutenförmige, hängende Sprosse hervor, die bis zu einen Meter oder sogar noch länger werden können. Daneben existieren eine Reihe eher kurztriebiger Arten. Oft sich an den Spitzen der langen Sprossen kurze Triebe kurze Verzweigungen, daran bilden sich in der Regel die für Epiphyten typischen Luftwurzeln aus. Rutenkakteen haben in der Regel keine Dornen – auch darin ähneln sie dem Bild, das wir uns von einem typischen Kaktus machen überhaupt nicht – haben dafür aber manchmal sehr kurze Borsten an den Areolen, wie die an den Sprossen befindlichen, halbkugelförmigen und oft behaarten Polster bezeichnet werden.

Blätter

Die bei manchen Rhipsalis-Arten meterlangen Blätter können sehr dünn sein – beispielsweise beim so genannten Peitschenkaktus – aber auch kantig oder gar blattförmig, wobei sich bei diesen ein Blatt an das andere reiht.

Blüte und Blütezeit

Auch im Hinblick auf die Blüten unterscheiden sich Rhipsalis-Kakteen stark voneinander. Bei den meisten Varietäten sind diese eher klein und unscheinbar weiß bis grünlich-weiß. Andere Arten hingegen entwickeln große, farbenfrohe Blüten. Sie wachsen oft glockenförmig und sind in Büscheln angeordnet. Die Blüten mancher Arten duften leicht.

Früchte

Nach der Blüte entwickeln viele Arten der Gattung kleine, beerenartige Früchte, die weiß, rot, rosa- oder orangefarben sowie grün sein können. Diese enthalten glänzende, braunschwarze Samen, die zur Vermehrung genutzt werden können.

Giftigkeit

Rhipsalis-Kakteen sind nicht giftig.

Welcher Standort ist geeignet?

Alle Rutenkakteen brauchen einen hellen Standort, dürfen aber auf keinen Fall in der prallen Sonne stehen. Ideal ist ein absonniger bis halbschattiger Platz, beispielsweise auf einem nach Osten oder Westen ausgerichtetem Fenster, an dem die Pflanze morgens oder abends Sonne bekommt. Im Freien sollten Rhipsalis-Kakteen im lichten Schatten aufgestellt werden. Zudem sollten sie vor Regen und Wind geschützt werden.

Substrat

Handelsübliche Zimmerpflanzen- bzw. Einheitserde ist für diese Kakteen ungeeignet. Pflanzen Sie sie daher bevorzugt in spezielle Kakteenerde, die Sie auch selbst aus je einem Teil torfbasierter Grünpflanzenerde und scharfem Sand anmischen können. Auf Kalk reagieren die Pflanzen allerdings sehr empfindlich, weshalb das Substrat unbedingt kalkfrei sein muss.

Pflanzen und umtopfen

Eingepflanzt und umgetopft wird am besten im Frühjahr, wobei Sie derartige Arbeiten grundsätzlich auch bis zum frühen Herbst durchführen können. Achten Sie dabei darauf, die kurzen und zarten Wurzeln nicht zu beschädigen. Rhipsalis-Kakteen brauchen nur kleine Töpfe, da ihre Wurzeln nicht viel Raum einnehmen. Dafür aber brauchen die langen Triebe nach allen Seiten ausreichend Platz, damit die Pflanze gleichmäßig wächst. Drehen Sie sie zudem regelmäßig, damit sie von allen Seiten Licht bekommt und nicht einseitig stark wächst.

Rhipsalis gießen

Als typische Regenwaldpflanze braucht der Rhipsalis-Kaktus eine hohe Luftfeuchtigkeit und sollte daher des Öfteren mit kalkfreiem Wasser besprüht werden. Während der Wintermonate stellen Sie am besten mit Wasser gefüllte Schalen auf, damit die Pflanze nicht an der trockenen Heizungsluft leidet.

Sorgen Sie dafür, dass der Wurzelballen der Rhipsalis nicht austrocknet, idealerweise ist das Substrat stets leicht feucht. Nass hingegen darf es nicht sein, da sonst Staunässe entsteht und Wurzelfäulnis droht. Wässern Sie die Pflanze mit weichem Wasser, möglichst Regen- oder Brunnenwasser bzw. notfalls gut abgestandenes Leitungswasser. Überschüssiges Gießwasser entfernen Sie umgehend aus dem Untersetzer bzw. Übertopf. Gießen Sie Rhipsalis-Kakteen das ganze Jahr hindurch. Nur, wenn diese an einem kühleren Platz überwintern, reduzieren Sie die Wassergaben ein wenig – sonst nicht.

Rhipsalis richtig düngen

Düngen Sie die Rutenkakteen mit einem speziellen Kakteendünger (6,00€ bei Amazon*), den Sie im Abstand von 14 Tagen zusammen mit dem Gießwasser verabreichen. Grundsätzlich wird das ganze Jahr hindurch gedüngt, nur während der Blütezeit setzen Sie die Nährstoffgaben aus. Zwischen dem Erscheinen der ersten Blütenknospen bis zum Verblühen düngen Sie die Pflanzen nicht.

Rhipsalis richtig schneiden

Grundsätzlich ist ein Rückschnitt nicht notwendig, da die Pflanzen auch so ein attraktives Wachstum entwickeln – vorausgesetzt natürlich, Sie drehen den Pflanztopf schön gleichmäßig. Sollte die Pflanze allerdings mit der Zeit zu groß werden, können Sie sie unbesorgt um bis zu einem Drittel zurückschneiden. Die abgeschnittenen Blätter bzw. Triebe wiederum verwenden Sie zur vegetativen Stecklingsvermehrung.

Rhipsalis vermehren

Und so funktioniert die Stecklingsvermehrung, mittels derer Sie unkompliziert neue Pflanzen gewinnen:

  • Schneiden Sie zehn bis 15 Zentimeter lange Triebstücke ab.
  • Lassen Sie die Schnittstellen antrocknen.
  • Füllen Sie mit Sand vermischte Anzuchterde in kleine Töpfe.
  • Pflanzen Sie die Stecklinge etwa vier Zentimeter tief ein.
  • Halten Sie das Substrat gleichmäßig feucht, aber nicht nass.
  • Halten Sie die Luft gespannt, indem Sie eine lichtdurchlässige Plastiktüte o. ä. überstülpen.
  • Stellen Sie das Gefäß an einen hellen und warmen Standort.

Sobald der Rhipsalis-Kaktus neue Triebe ausbildet, setzen Sie ihn in einen herkömmlichen Topf mit Kakteenerde.
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Überwintern

Während der Wintermonate benötigen Rhipsalis-Kakteen keine spezielle Pflege und können das ganze Jahr hindurch bei Zimmertemperaturen gepflegt werden. Sie sollten sie lediglich nicht direkt an eine Heizung stellen, da die Pflanzen mit trockener Luft nicht zurechtkommen.

Krankheiten und Schädlinge

Rhipsalis-Kakteen sind unkompliziert und robust. Problematisch ist höchstens das Gießen, denn alle Arten müssen zwar regelmäßig gegossen werden, vertragen aber keine Staunässe. Diese führt unweigerlich zu Wurzelfäulnis. Vermeiden Sie diese durch ein lockeres, durchlässiges Substrat, eine gute Topfdrainage sowie ein den Bedürfnissen der Pflanze angepasstes Gießverhalten.

Gelegentlich kommt es zu einem Befall mit Spinnmilben sowie Woll- oder Schmierläusen. Spinnmilben, auch als Rote Spinne bekannt, treten bei einer zu trockenen Haltung auf.

Tipp

Sie können Rhipsalis-Kakteen auch durch Aussaat vermehren, indem Sie selbst gesammelte Samen verwenden. Diese lassen sich ganzjährig aussäen.

Arten und Sorten

Es gibt rund 40 verschiedene Rhipsalis-Arten, die sich allesamt wunderbar in der Wohnung kultivieren lassen. Besonders beliebt sind beispielsweise:

  • Rhipsalis baccifera: rundliche, bis vier Meter lange, weiße Blüten
  • Rhipsalis burchellii: purpurfarbene, bis zu 60 Zentimeter lange Triebe, stark verzweigt, zahlreiche glockenförmige, weiße Blüten
  • Rhipsalis campos-portoane: kurze, aber stark verzweigte Triebe, weiße, große Blüten
  • Rhipsalis cassutha: Korallenkaktus, fleischige Blätter, hängender Wuchs, zahlreiche weiße Blüten
  • Rhipsalis cereoides: kurze, drei- oder vierkantige Triebe, aufrechter Wuchs, weiße Blüten
  • Rhipsalis crispata: blattartige Glieder, bis 60 Zentimeter lange Triebe, weiße Blüten
  • Rhipsalis cereuscula: zylindrische Triebe mit zahlreichen Seitenästen, grünlich-weiße Blüten
  • Rhipsalis clavata: gut verzweigter, hängender Wuchs, glockenförmige, weiße Blüten
  • Rhipsalis crispimarginata: Blattkaktus mit bis zu zwei Metern langen Trieben
  • Rhipsalis elliptica: strauchartige, eher flache Triebe, hängend, weiße Blüten
  • Rhipsalis grandiflora: lange, zierliche Triebe mit rot gefärbten Spitzen, cremefarbene Blüten
  • Rhipsalis oblonga: strauchartiger, halb aufrechter Wuchs, kurze Triebe
  • Rhipsalis ormindo: hängender Wuchs, hübsche magentafarbene Blüten
  • Rhipsalis pentaptera: auch Ruten- oder Binsenkaktus, dünne, lange Triebe, verzweigt, weiße Blüten
  • Rhipsalis russellii: dunkelgrüne, flache Triebe, weiße Blüten

Alle genannten Arten sind sehr pflegeleicht und perfekt auch für Pflanzenanfänger geeignet. An dem richtigen Standort platziert – etwa in einer an der Decke angebrachten Blumenampel direkt vor einem Fenster – und der richtigen Pflege haben Sie viele Jahrzehnte lang Freude an den üppig wachsenden und ebenso zuverlässig wie schön blühenden Zimmerpflanzen.

Bilder: NPDesariyanot / Shutterstock