Schmierläuse bekämpfen: Effektive Methoden und Hausmittel
Haben Sie kleine, an Wattebäuschen erinnernde Tupfen an Ihren Garten- oder Zimmerpflanzen gefunden? Dann haben Sie Woll- bzw. Schmierläuse entdeckt. Diese Pflanzensauger können großen Schaden anrichten und müssen daher bekämpft werden. Wie das am besten funktioniert, verraten wir Ihnen in diesem Artikel.
Woll- und Schmierläuse erkennen
„Die“ Wolllaus gibt es nicht, stattdessen existieren – wie bei ihrer engen Verwandten, der Schildlaus – ungefähr 1000 verschiedene Arten. Etwa 65 werden in Deutschland als Pflanzenschädlinge eingestuft, wobei die Zitrusschmierlaus (Planococcus citri) besonders häufig vorkommt. Diese befällt mit Vorliebe nicht nur Blätter und Triebe, sondern nistet sich auch gern in den Wurzeln ein. Deshalb trägt diese Varietät auch den Namen Wurzellaus. Sie erkennen sie an den zahlreichen „Wattebäuschen“ am Wurzelhals sowie im Wurzelbereich.
Schadbild und Symptome
Für eine erfolgreiche Bekämpfung ist die konkrete Art des Schädlings – die ohnehin durch Laien nicht bestimmt werden kann – nicht von Belang. Einen Befall erkennen Sie bei allen Schmierläusen an diesen Symptomen:
- Läuse sitzen unter weißer Wachsschicht mit wattebauschähnlichen Fäden
- befinden sich häufig an den Unterseiten der Blätter
- oder in den Triebachseln
- oft auch an den Wurzeln und am Wurzelhals
- Blattflecken, verkümmerte und eingerollte Blätter
- Blätter vertrocknen später und fallen ab
- Kümmerwuchs und Eingehen der Pflanze bei starkem Befall
- weiße, schmierige Rückstände an und in der Nähe der Pflanze
- klebriger Honigtau
Bei den klebrigen Rückständen handelt es sich um die Honigtau genannten, süßen Ausscheidungen der Schädlinge. Diese verursachen weitere Probleme, denn sie locken Ameisen an und werden von Rußtau- bzw. Schwärzepilzen besiedelt. Fallen Ihnen also insbesondere bei Gartenpflanzen verstärkt Ameisenaktivitäten an bestimmten Pflanzen auf, so ist ein Befall mit Woll- oder anderen Pflanzenläusen wie Blatt- oder Schildläusen nicht unwahrscheinlich.
Tipp
Klebrige Blätter und Rußtau einfach abwischen
Sind die Blätter der von Schmierläusen befallenen Pflanzen mit einem schwärzlichen Film überzogen, so handelt es sich um Rußtau. Das ist ein Pilz, der sich von Honigtau ernährt und nur oberflächlich auf Blättern und Trieben haftet. Deshalb können Sie den Belag einfach mit einem in handwarmes Wasser getauchten Lappen vorsichtig abwischen. Dasselbe sollten Sie mit den klebrigen Hinterlassenschaften der Schädlinge tun, damit die Fotosynthese des betroffenen Gewächses nicht gestört wird.
Diese Pflanzen sind besonders häufig befallen
Besonders gern sitzen Schmierläuse an Zitruspflanzen wie beispielsweise einem Zitronen- oder Orangenbäumchen. Aber auch an Orchideen, Kakteen, Palmen und anderen Zimmerpflanzen sind die Schädlinge häufig zu finden. Im Garten sind, neben Hortensien, weitere krautig wachsende Stauden sowie Kräuter von einem Befall bedroht.
Gesunde und kräftige Pflanzen können sich in der Regel wehren, sind die Gewächse allerdings durch einen ungeeigneten Standort oder eine falsche Pflege geschwächt, ist ein Befall wahrscheinlich. Woll- und Schmierläuse treten hauptsächlich bei warmer, trockener Witterung auf, etwa in den Sommermonaten oder, bei Zimmerpflanzen, gegen Ende des Winters.
Schmierläuse wirksam bekämpfen – Was hilft wirklich?
„Wozu soll ich zu giftiger (und teurer!) Chemie greifen, wenn im Garten wirksame Gegenmittel wachsen?“
In puncto Bekämpfung von Schmierläusen und wirksamen Pflanzenschutz haben Sie verschiedene Möglichkeiten. Greifen Sie nicht sofort zur chemischen Keule, auch wenn dies zunächst einfacher erscheint – giftige Mittel bergen eine ganze Reihe von nachfolgenden Problemen. Stattdessen haben wir an dieser Stelle einige gegen die Pflanzensauger bewährte Hausmittel zusammengestellt.
Erste-Hilfe-Maßnahmen
Sobald Sie einen Befall mit Schmierläusen festgestellt haben, müssen Sie die betroffenen Pflanzen isolieren – anderenfalls stecken sich andere Zimmerpflanzen schnell an. Des Weiteren helfen diese Erste-Hilfe-Maßnahmen, um einer weiteren Ausbreitung entgegenzuwirken:
- betroffene Pflanzen mit starkem Wasserstrahl abbrausen
- stark befallene Pflanzenteile zurückschneiden
- vereinzelte Schmierläuse absammeln, z. B. mit Hilfe einer Zahnbürste
- stark befallene Pflanzen austopfen und Erdreste entfernen
Sind diese Schritte erledigt, ergreifen Sie weitere Maßnahmen. Welche sinnvoll sind und wie Sie diese anwenden, erfahren Sie im folgenden Abschnitt.
Spritzmittel selbst herstellen – So wird es gemacht
Als besonders effektiv haben sich leicht herzustellende Spritzkuren auf der Basis von
- Schmierseife und Spiritus
- Knoblauch
- Farnkraut
- und Brennnessel
herausgestellt.
Schmierseife und Spiritus
Beinahe schon klassisch im Kampf gegen Schmierläuse und andere Schädlinge ist ein Spritzmittel aus flüssiger Schmierseife und Brennspiritus. Dieses Hausmittel ist sehr wirksam, eignet sich jedoch nicht für alle Pflanzen. Führen Sie daher vor der Anwendung einen Verträglichkeitstest durch, bei dem Sie die Lösung zunächst nur an einer kleinen Stelle auftragen. Warten Sie anschließend ein paar Stunden: Zeigt die Pflanze keine Reaktion und sind an der Stelle keine Veränderungen zu sehen, führen Sie die Sprühkur durch. Erscheinen hingegen Flecken oder kräuseln sich die behandelten Blätter, dann sollte die Behandlung besser unterbleiben.
Das Schmierseifen-Spiritus-Gemisch stellen Sie wie folgt her:
- Rühren Sie einen Esslöffel flüssige Schmierseife oder Spülmittel
- in etwas warmem, kalkfreiem Wasser ein.
- Fügen Sie einen Esslöffel Brennspiritus hinzu.
- Vorsicht: Brennspiritus ist hochentzündlich! Kein offenes Feuer und keine Wärmequelle in der Nähe!
- Lösen Sie alles in einem Liter weichem Wasser auf.
Füllen Sie das Spritzmittel nun in eine geeignete Spritzflasche und besprühen Sie die befallenen Pflanzen ausgiebig damit. Vergessen Sie keinesfalls die Unterseiten der Blätter sowie die Blattachseln nicht – hier sitzen die Schmierläuse besonders gern. Alternativ können Sie auch ein Wattestäbchen in die Lösung tauchen und jede Laus einzeln betupfen.
Pflanzensude
Für viele Pflanzen, vor allem für Orchideen, wesentlich besser verträglich sind pflanzliche Extrakte auf der Basis von Knoblauch, Brennnessel oder Farnkraut. Die beiden letztgenannten Zutaten sammeln Sie in der Natur, wo beides reichlich vorkommt. Achten Sie bei Brennnesseln darauf, Blätter und Stängel von kurz vor der Blüte stehenden Exemplaren zu sammeln – diese besitzen den höchsten Anteil an Wirkstoffen.
Und so funktioniert es:
- Sie benötigen 200 Gramm Brennnesseln bzw. 100 Gramm Farnkraut oder Knoblauch.
- Vom Knoblauch verwenden Sie ganze Knollen mitsamt Haut.
- Hacken Sie alle Pflanzenteile möglichst klein.
- Umso besser können die Wirkstoffe herausgelöst werden.
- Übergießen Sie das Pflanzenmaterial mit heißem Wasser.
- Das Wasser darf jedoch nicht mehr sprudeln.
- Lassen Sie den Sud etwa 24 Stunden ziehen.
- Seihen Sie die Pflanzenteile ab.
- Füllen Sie den Sud in eine Sprühflasche.
Verwenden Sie das Mittel anschließend als Spritzmittel oder gießen Sie die befallenen Pflanzen damit. Wichtig ist, dass Sie die Kur mehrmals im Abstand von mehreren Tagen durchführen. Nur so erwischen Sie alle Schmierläuse, zumal die frisch aus den Eiern geschlüpften.
Schmierläuse an den Wurzeln – Was tun?
Sitzen die Schmierläuse hingegen an oder in den Wurzeln, so topfen Sie die Pflanze zunächst aus. Anschließend
- entfernen Sie sämtliches anhaftendes Substrat
- und entsorgen dieses
- reinigen Sie gründlich das Pflanzgefäß
- und desinfizieren es mit Alkohol
- spülen Sie die Wurzeln in der Dusche gründlich ab
- und tauchen sie für ca. 15 Minuten in einen Knoblauch- oder Brennnesselsud
Nach dieser Behandlung setzen Sie die Pflanze in frisches Substrat und behalten sie aufmerksam im Auge. Sollten die Schmierläuse nochmals auftreten, wiederholen Sie die Kur.
Exkurs
Welche biologischen Pflanzenschutzmittel helfen noch?
Biologische Pflanzenschutzmittel, beispielsweise auf der Basis von Pyrethrum (aus Chrysanthemen gewonnen) oder Neem (aus den Samen des indischen Neembaumes gewonnen) helfen zuverlässig gegen vielerlei Schädlinge, nur gegen Wollläuse nicht. Zumindest gilt das für äußerlich aufgetragene Mittel. Diese durchdringen die feste Schutzschicht, unter der die Schadinsekten sitzen, nicht. Stattdessen können Sie im Handel spezielle Mittel erwerben, die Sie einfach dem Gießwasser hinzufügen oder als Stäbchen ins Substrat stecken. Die Pflanze nimmt die Wirkstoffe auf, sodass diese in den Pflanzensaft gelangen – und so die Schmierläuse von innen angreifen.
Mit Nützlingen gegen Woll- und Schmierläuse vorgehen – ganz natürlich
Nützlinge – also nützliche, weil räuberisch lebende Insekten – haben sich bei der Bekämpfung von Schmierläusen und anderen Schädlingen als sehr effektiv herausgestellt. Doch Vorsicht: Sie dürfen diese nicht zusammen mit Pflanzenschutzmitteln (auch nicht auf der Basis von Neem etc.!) anwenden, da die Nützlinge von diesen ebenfalls abgetötet werden. Gegen Schmierläuse helfen:
- Marienkäfer
- Florfliegen
- Schlupfwespen
- Schwebfliegen
- Raubkäfer
Sie erhalten die natürlichen Fressfeinde der Schmierläuse im Fachhandel, wo die Tierchen als Larven angeboten werden. Wenden Sie sie gemäß der mitgelieferten Packungsanweisung an, beachten Sie insbesondere die empfohlenen Temperatur- und Lichtverhältnisse. Nur so entwickeln sich die Nützlinge wie gewünscht. Nach erfolgter Behandlung verschwinden die Insekten von allein wieder.
Im Garten sollten Sie auf ein gesundes ökologisches Gleichgewicht achten, indem sich nützliche Insekten und andere tierische Helfer wie Bienen, Hummeln, Schmetterlinge, Vögel und Igel wohlfühlen. Auf diese Weise halten Sie die Schädlinge von vornherein in Schach. Kultivieren Sie viele Doldenblütengewächse, da diese zu den bevorzugten Nahrungspflanzen der Nützlinge – in der Regel ernähren sich nur ihre Larven räuberisch – gehören.
Exkurs
Schmierläuse auf keinen Fall abkratzen!
Des Öfteren liest man den „Tipp“, zumindest bei einem geringen Befall die Woll- und Schmierläuse einfach abzukratzen und so zu entfernen. Machen Sie das besser nicht, denn unter der Schutzschicht sitzen außer der eigentlichen Laus auch ihre Eier und jungen Larven. Kratzen Sie die Schicht auf, töten Sie lediglich die erwachsene Laus ab – ihre winzigen Eier und Larven verteilen Sie jedoch unbemerkt weiter. Die Tierchen vermehren sich in der Folge munter weiter.
Schmierläusen effektiv vorbeugen – So haben die Schädlinge keine Chance
Damit es gar nicht erst zu einem Befall mit Schmierläusen oder anderen Schädlingen kommt, sind vorbeugend diese Maßnahmen sinnvoll:
- Achten Sie auf optimale Standortbedingungen für jede Pflanze.
- Vermeiden Sie eine Über- oder auch Unterversorgung mit Wasser.
- Vermeiden Sie eine Über- oder Unterversorgung mit Dünger.
- Insbesondere eine stickstoffbetonte Düngung schwächt die Pflanzen.
- Halten Sie bei Zimmerpflanzen die Luftfeuchtigkeit hoch.
- Überwintern Sie sie – je nach Art und Sorte – möglichst kühl und hell.
Bei Gartenpflanzen sorgen Sie durch das regelmäßige Besprühen oder Gießen mit Brennnessel- oder Ackerschachtelhalmsud für eine Stärkung der pflanzlichen Abwehrkräfte. Auch Monokulturen sollten Sie meiden, denn diese fördern einen Schädlingsbefall. Pflanznachbarn wie Lavendel, Kapuzinerkresse, Bohnenkraut, Knoblauch, Zwiebeln, Lauch (Zierlauch) und Kerbel halten hingegen viele Schädlinge fern.
Häufig gestellte Fragen
Sind Schmierläuse auch für den Menschen gefährlich?
Keine Angst, Schmierläuse sind weder für Menschen noch für Haustiere gefährlich. Die Schädlinge ernähren sich ausschließlich von nahrhaften Pflanzensäften, weshalb nur Garten- und Zimmerpflanzen gefährdet sind.
Woher kommen die Schmierläuse überhaupt?
In den meisten Fällen schleppt man die Schädlinge mit neu gekauften oder geschenkten Pflanzen nach Hause. Dabei fallen gut versteckte Einzelexemplare bei der Auswahl noch gar nicht auf, zudem sehen gering befallene Pflanzen oft noch sehr gesund aus. Stimmen zu Hause die Bedingungen jedoch, vermehren sich die Pflanzenläuse explosionsartig. Besonders förderlich für ihre Entwicklung ist ein trockenes, warmes Zimmerklima.
Wann treten Schmierläuse besonders häufig auf?
An Zimmerpflanzen treten Schmierläuse das ganze Jahr hindurch auf, im Garten finden Sie sie nur während der Vegetationsperiode. Im Winter begeben sich die Schädlinge ebenso wie die Pflanzen in Winterruhe, schließlich fließen in der kalten Jahreszeit keine Pflanzensäfte. Bei Zimmerpflanzen ist das anders, zumindest, wenn Sie diese ganzjährig warm kultivieren.
Vertragen Wollläuse Kälte? Hilft es vielleicht, die befallenen Zimmerpflanzen raus auf den Balkon zu stellen?
Leider sind Woll- und Schildläuse bezüglich klimatischer Veränderungen recht unempfindlich. Sie treten sowohl bei trockener als auch feuchter Raumluft auf und vertragen sogar frostige Temperaturen. Daher ist es sinnlos, befallene Zimmerpflanzen im Winter auf den Balkon zu stellen – die Schädlinge überstehen den Kälteschock mit Sicherheit. Nur Ihre Pflanzen sterben, da die meisten Exoten aus den Tropen oder Subtropen stammen und damit nicht frosthart sind. Während der Sommermonate kann es jedoch von Vorteil sein, befallene Gewächse nach draußen zu stellen – das erleichtert die Bekämpfung.
Können Schmierläuse eigentlich fliegen?
Tatsächlich können Schmierläuse fliegen, in der Regel handelt es sich dabei nur um männliche Tiere. Sie ähneln äußerlich der Weißen Fliege, sodass manchmal Verwechslungen möglich sind. Die männlichen Woll- und Schmierläuse sterben nach der Begattung, während die Weibchen einen schützenden Kokon bauen und somit immobil werden. Doch Vorsicht: Diese Schädlinge können sich per Jungfernzeugung vermehren, eine Befruchtung ist nicht notwendig!
Tipp
Ebenfalls einen Versuch wert ist Paraffinöl (12,00€ bei Amazon*), welches Sie mit einem Tupfer direkt auf die Schmierläuse auftragen. Anschließend können Sie sie vorsichtig entfernen.