Blatthornkäfer im Garten: Wie erkennen und bekämpfen?
Vor allem die als Engerlinge bezeichneten Larven der Blatthornkäfer sind in der Landwirtschaft sowie im Garten in manchen Jahren ein großes Problem, zerstören sie doch durch ihr oft massenhaftes Auftreten selbst großflächige Anpflanzungen innerhalb kurzer Zeit. Was tatsächlich gegen die verschiedenen Arten hilft, haben wir für Sie in diesem Artikel zusammengefasst.
So erkennen Sie einen Blatthornkäfer rechtzeitig
Engerlinge fressen keineswegs jahrelang Pflanzenwurzeln an, sondern ernähren sich zunächst von Humus. Erst ab dem zweiten Jahr tun sich die Larven an den feinen Wurzeln (und je nach Art auch an anderen Pflanzenresten) gütlich, um sich anschließend bis zu 60 Zentimeter tief in den Boden zu graben und zu verpuppen. In diesem Zustand verbleiben sie weitere ein bis zwei Jahre. Während die erwachsenen Käfer recht schnell auszumachen sind – und eine Eiablage wahrscheinlich ist – werden die Engerlinge häufig erst durch Zufall entdeckt.
Die Pflanzen an den befallenen Flächen sterben scheinbar ohne Ursache ab. Können Sie andere Gründe ausschließen, lässt sich der Engerlingbefall recht gut durch eine Probegrabung an der betroffenen Fläche untermauern: Die gelblich-weißen Larven befinden sich im Aushub. Dabei müssen Sie übrigens nicht besonders tief graben, denn die Tierchen befinden sich nur wenige Zentimeter unterhalb der Erdoberfläche.
Vorbeugen ist besser als bekämpfen
Einen Befall mit Blatthornkäfern und deren Larven können Sie mit einigen gezielten Maßnahmen verhindern. Allerdings sind diese Methoden nicht hundertprozentig sicher. Am wichtigsten ist es dabei, während der Hauptflugzeit der verschiedenen Arten im Garten kein Licht brennen zu lassen: Die zumeist nacht- oder dämmerungsaktiven Tiere fühlen sich davon angezogen und legen ihre Eier bevorzugt nahe der Lichtquellen ab. Weitere sinnvolle Möglichkeiten zur Vorbeugung sind:
- Insektenschutznetze: vor allem auf Kompost- und Misthaufen sowie auf offenem Boden
- Wurzelschutzgitter: schützen die Wurzelstöcke von Pflanzen vor den Larven
- Rasenkantsteine: Beete mit tief reichenden Kantsteinen umgeben, hier kommen die Engerlinge nicht durch
- Bodenarbeiten: hacken, harken, Unkraut zupfen und regelmäßiges Umgraben des Bodens im Frühjahr oder Herbst stört und schädigt die Engerlinge
Tipp
Um Rasenflächen vor einem durch Engerlinge verursachten Absterben zu bewahren, sollten Sie die Grasnarbe regelmäßig vertikutieren. Hilft das allerdings auch nichts mehr, sollten Sie den abgestorbenen Rasen abtragen, die Fläche tiefgründig umgraben und neu einsäen.
Blatthornkäfer wirkungsvoll bekämpfen
„Sammeln Sie die Maikäfer ein und reißen Sie ihnen die Beine und die Flügel ab. Rösten Sie sie anschließend in heißer Butter, bis sie knusprig sind. Kochen Sie sie anschließend in Hühnersuppe gar.“ (Jahrhunderte altes Rezept für Maikäfersuppe)
Sind die Schäden bereits sichtbar, ist den durch Engerlingen angefressenen Pflanzen nicht mehr zu helfen. Da die Larven die unterirdischen Wurzeln vertilgen, können die oberirdischen Pflanzenteile in der Folge nicht weiter versorgt werden und vertrocknen. Zudem treten gerade Maikäfer-Larven massenhaft auf – wo Sie eine Made finden, da stecken mit Sicherheit noch viele andere im Boden. Kein Wunder also, dass die früheren zahlreichen Populationen eingesammelt und beispielsweise zu einer nahrhaften Maikäfersuppe – vielleicht kennen Ihre Großeltern diese noch – verarbeitet wurden.
Im Hinblick auf eine wirksame Bekämpfung haben Sie im Garten die folgenden Möglichkeiten.
Absammeln
Schon in früheren Zeiten war eine der Hauptbeschäftigungen von Kindern während der Sommermonate das Einsammeln der Maikäfer und ihrer Larven. Auch heute ist die Methode für den Hobbygarten zielführend, auch wenn es mühsam und aufwendig ist. Am einfachsten gelingt das Absammeln der Engerlinge nach einem kräftigen Regenguss, denn dann treten die Tiere an die Oberfläche und lassen sich ganz einfach aufheben. Ein solcher Regen lässt sich künstlich imitieren, indem Sie die befallenen Flächen kräftig wässern.
Alternativ graben Sie den mit Engerlingen durchsetzten Boden einfach um und befördern die Larven dadurch ans Licht. Diese Methode hat zugleich den Vorteil, dass die Erde gelockert und Unkraut entfernt wird.
Biologisch bekämpfen mit Nematoden
Im Handel sind Nematoden speziell gegen die Larven von Mai- oder Junikäfern erhältlich, die den Schädlingen ganz zuverlässig den Garaus machen. Hierbei handelt es sich um mikroskopisch kleine Fadenwürmer, die in einem Tongranulat geliefert werden. Vermischen Sie das Granulat einfach mit dem Gießwasser und wässern Sie die betroffenen Stellen im Garten ausgiebig. Die Fadenwürmer werden im Boden aktiv, dringen in die Engerlinge ein und töten diese ab.
Natürliche Feinde
Eine der besten Methoden gegen lästige Engerlinge ist es, den Garten für Igel, Maulwürfe, Fledermäuse und Vögel einladend zu gestalten. Diese nämlich haben die dicken Maden sowie auch die adulten Käfer zum Fressen gern und halten die Population so auf ganz natürliche Weise niedrig. Auch Mäuse, Marder und große Laufkäfer fressen Engerlinge sehr gern. Damit sich die Nützlinge wohlfühlen, installieren Sie
- entsprechende Quartiere (Vogelhäuser, Fledermauskästen, Reisighaufen)
- Tränken und Futterstationen mit einigen wenigen Leckerbissen (Vögel füttern im Winter!)
- Anpflanzung von Futter- und Schutzpflanzen, beispielsweise dichten Hecken
Sind Sie zudem glücklicher Besitzer einer Hühnerschar, so können Sie diese im Frühjahr und Herbst über brach liegende Beete sowie ganzjährig über Wiesen und Rasenflächen laufen lassen. Die Tiere picken die Engerlinge gezielt aus dem Boden heraus.
Insektizide gegen Blatthornkäfer?
Für den Haus- und Hobbygarten sowie für den Rasen sind einige Schädlingsbekämpfungsmittel zugelassen, die die Engerlinge zuverlässig beseitigen. Dazu zählen beispielsweise Produkte aus den Samen des in Indien beheimateten Neem-Baumes, dessen giftige Inhaltsstoffe die Larven in ihrer Entwicklung behindert. Allerdings sollten Sie nach Möglichkeit keine Insektizide einsetzen, da diese – ganz gleich, ob es sich um chemische oder natürliche Mittel wie etwa Neemöl handelt – immer auch gravierende Auswirkungen auf das gesamte Ökosystem im Garten und damit auch nützliche Tiere haben.
Nur weil ein Mittel das Etikett „natürlich“ trägt, ist es noch lange nicht ungefährlich. Immerhin bringt die Natur selbst die schädlichsten Gifte hervor und ist somit alles andere als „sanft“.
Was sind Blatthornkäfer?
Die Blatthornkäfer (lat. Scarabaeidae) sind eine sehr große und vielschichtige Familie innerhalb der Ordnung der Käfer (lat. Coleoptera). Etwa 27.000 verschiedene Arten in etwa 1600 Gattungen gehören zu der weltweit vorkommenden Käferfamilie, die äußerlich recht unterschiedlich aussehen und zwischen winzigen zwei Millimetern bis auffallend großen 16 Zentimetern lang werden können. Nicht alle Arten stellen im Hobbygarten ein Problem dar, manche – etwa der vom Aussterben bedrohte und daher unter Naturschutz stehende Nashornkäfer – gelten auch als ausgesprochene Nützlinge.
Arten
Typische, für den Garten relevante Arten der Blatthornkäfer sind vor allem die folgenden:
- Junikäfer: auch Gerippter Brachkäfer, lat. Amphimallon solstitiale
- Gemeiner Maikäfer: auch Feldmaikäfer, lat. Melolontha melolontha
- Goldglänzende Rosenkäfer: auch Gemeiner Rosenkäfer, lat. Cetonia aurata
- Nashornkäfer: lat. Oryctes nasicornis, ernährt sich von Totholz und ist deshalb oft in Rindenmulch zu finden
- Gartenlaubkäfer: lat. Phyllopertha horticola, werden oft mit dem Junikäfer verwechselt, richten jedoch nur wenig Schaden an
Viele Jahrhunderte lang war vor allem der Maikäfer als Schädling verschrien und konnte alle Jahre wieder durch die immense Fraßtätigkeit seiner Engerlinge erhebliche Schäden – und damit auch Hungersnöte – auslösen. Heutzutage ist der Maikäfer durch drastische Maßnahmen hauptsächlich in den 1950er und 1960er Jahren eher selten geworden, richtet jedoch in warmen Jahren und in bestimmten Regionen immer noch große Schäden an. Das folgende Video zeigt das wieder neu aufgetauchte Problem recht eindrücklich:
Typisches Aussehen der Blatthornkäfer
Die oben genannten Blatthornkäfer sehen sich sehr ähnlich, sodass Verwechslungen nicht auszuschließen sind. Allerdings ist eine genaue Bestimmung der im Garten auftretenden Art wichtig, weil sonst die Bekämpfungsmaßnahmen ins Leere laufen können – nicht jeder Käferengerling reagiert wie gewünscht auf die eingeleiteten Beseitigungsmethoden. Aus diesem Grund finden Sie einige relevante Anhaltspunkte zur genauen Artbestimmung in der folgenden Tabelle:
Maikäfer | Junikäfer | Goldglänzender Rosenkäfer | Gartenlaubkäfer | Nashornkäfer | |
---|---|---|---|---|---|
Vorkommen | fast ganz Europa, am Mittelmeer selten | Nord- und Mitteleuropa außerhalb der Gebirge | Europa und Asien, v. a. Mittel- und Nordeuropa | ganz Europa und Asien | Europa, Asien, Afrika |
Lebensraum | offene, mit wenig Bäumen bestandene Landschaften | Felder, Gärten, Waldränder, Parks | Hecken, Gärten, Waldränder, Parks | auf Wiesen, Feldern, an Waldrändern, in Gärten und Hecken | vor allem in Wäldern, auch in baumbestandenen Gärten und Parks, Komposthaufen |
Häufigkeit | mittlerweile wieder häufiger | lokal abhängig, häufig bis selten | lokal abhängig, häufig bis selten | weit verbreitet | selten |
Ernährung des adulten Käfers | Blätter von Laubbäumen | Blätter und Blüten | häufig in Blüten (Pollen, Nektar, Pflanzensaft) | Birken-, Hasel- und Eichenblätter, Rosen- und Kirschblüten | Pflanzensäfte (z. B. von Baumblättern) |
Ernährung der Engerlinge | Pflanzenwurzeln, Pflanzenreste | Totholz, häufig in Rindenmulch und Kompost | Pflanzenwurzeln, vor allem im Rasen | Totholz, häufig in Rindenmulch und Kompost | |
Deckflügel | rotbraun, können heller oder auch dunkler ausfallen | drei erhabene Längsrippen, dazwischen gepunktet | zwei breite Längsrippen, weiße Querrillen und Flecken | hellbraun, sechs gepunktete Längsstreifen auf jedem Flügel | glatt und glänzend, mit feinen Punktreihen |
Färbung | bis auf Beine, Flügeldecken und Fühler schwarz | dunkles gelb bis braun | grün bis bronzefarben, metallisch glänzend, rotgoldene Unterseite | bis auf Flügeldecken schwarzgrün, metallisch glänzend | dunkelrotbraun bis schwarz, stark glänzend |
Größe | zwei bis drei Zentimeter | 14 bis 18 Millimeter | 14 bis 20 Millimeter | 8 bis 11 Millimeter | 2,5 bis 4 Zentimeter |
Besondere Kennzeichen | Ende des Hinterleibs nicht von Flügeln bedeckt | helle Mittellinie zwischen Halsschild und Flügeldecken | unterschiedliche Färbungen möglich, jedoch immer metallisch glänzend | dichte Behaarung am ganzen Körper | namensgebendes „Horn“ tragen nur die Männchen |
Flugzeit | ab Anfang Mai bis Anfang Juni | ab Anfang Juni | April bis Oktober | Ende Mai bis Ende Juni | Mai bis Juni |
Larventätigkeit | ab Juli | ab Mitte bis Ende Juli | ab Juni | Juli bis Oktober | ab Juni |
Engerlinge Aussehen | drei Beinpaare, gelblich-weiß, braune Kopfkapsel, gekrümmt | gelblich-weiß, braune Kopfkapsel, gekrümmt | weißlich, eher dicklich, gekrümmte Haltung | gelblich-weiß | weiß, walzenförmig, gekrümmte Haltung |
Engerlinge Größe | scheinbar zehn Segmente | bis fünf Zentimeter | bis fünf Zentimeter | vergleichbar zum Maikäfer | größer als typische Engerlinge, bis zu 12 Zentimeter |
Einordnung | Schädling | Schädling | Nützling | Schädling | geschützter Nützling |
Lebensweise und Vermehrung
Blatthornkäfer zeigen sehr unterschiedliche Lebensweisen und Ernährungsvorlieben. Neben den von Pflanzenwurzeln lebenden Engerlingen gibt es Arten, die vornehmlich von Totholz leben oder aber Dung sammeln. Zu der letztgenannten Gruppe zählen beispielsweise die verschiedenen Dungkäfer oder auch die als „Pillendreher“ bekannten Arten. Manche Scarabaeidae sind im Garten ausgesprochen nützlich – wie etwa die Rosenkäfer oder Nashornkäfer – andere richten erheblichen Schaden an. Viele Blatthornkäfer sind nachtaktiv bzw. werden erst in der Dämmerung munter.
Entwicklung der Larven
Auch die Lebenszyklen und die Entwicklung der Larven unterscheiden sich zwischen den einzelnen Arten teils stark voneinander. Die folgende Tabelle zeigt die wesentlichen Unterschiede zwischen den Gartenschädlingen Maikäfer und Junikäfer:
Maikäfer | Junikäfer | |
---|---|---|
Eiablage | Mai bis Juni | Juni bis Juli |
Larvenschlupf | Ende Juni | Ende Juli |
Verpuppung | Juli / August | August / September |
Dauer des Larvenstadiums | 3 bis 5 Jahre | 2 bis 3 Jahre |
Schlupf der erwachsenen Käfer | April bis Mai | Mai bis Juni |
Ebenfalls charakteristisch für viele Blatthornkäferarten ist die Eigenart, dass die Larven teils über Jahre hinweg im Boden bleiben. Erst nach Ablauf von zwei bis fünf Jahren verpuppen sich die Engerlinge, um erst dann im Frühjahr als adulte Käfer zu schlüpfen. Die Imago genannten erwachsenen Tiere leben jedoch nicht allzu lange: Mai- und Junikäfer werden in der Regel nicht älter als vier bis sechs Wochen und legen zumeist nur ein einziges Mal Eier. Aus diesem Grund tritt ein Befall oft nur im Mehrjahresrhythmus auf – Maikäfer beispielsweise plagen den Gärtner etwa alle vier Jahre.
Hintergrund
Maikäfer oder Junikäfer?
- Maikäfer: seitlich, schlängelnd
- Junikäfer: bäuchlings kriechend
- Rosenkäfer: auf dem Rücken, raupenartig
Die Larven des Nashornkäfers hingegen sind bereits an ihrer Größe gut zu erkennen.
Häufig gestellte Fragen
Was tun, wenn sich Blatthornkäfer in der Wohnung verirren?
Wenn sich ein Mai- oder Junikäfer in die Wohnung verirrt, fangen Sie ihn einfach ein und entlassen ihn durch ein Fenster wieder ins Freie. Die Tiere werden Sie oder Ihre Möbel mit hoher Wahrscheinlichkeit mit einem Baum verwechseln und schnell darauf landen. Blatthornkäfer sind für den Menschen weder gefährlich noch giftig.
Wie lange leben Blatthornkäfer?
Während die Käferlarven – je nach Art – bis zu vier Jahre im Boden verbleiben, ist erwachsenen Blatthornkäfern in der Regel kein langes Leben vergönnt. Mai- und Junikäfer beispielsweise fliegen vier bis höchstens sechs Wochen, um anschließend gleich nach der Eiablage zu sterben.
Können Blatthornkäfer beißen?
Sofern Sie einen Mai- oder Junikäfer auf Ihrem Arm sitzen haben und diesen ärgern, kann er durchaus schmerzhaft beissen. Das allerdings passiert nur sehr selten und ist vollkommen ungefährlich.
Tipp
Pflanzen Sie zwischen Ihre Beete Knoblauch sowie Rittersporn und Geranien (d. h. die eher als Balkonblumen bekannten Pelargonien) und beugen Sie so einem Engerlingbefall vor. Die Tiere mögen diese Pflanzen nicht und versuchen sie zu vermeiden.