Quitte

Birnenquitte: Anbau, Pflege und köstliche Verwendung

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Lesen Sie hier einen kommentierten Birnenquitte-Steckbrief mit Infos zu Wachstum, Blüten, Früchten und bekannten Sorten. Praxiserprobte Tipps erklären, wie Sie einen Quittenbaum richtig pflanzen und pflegen.

birnenquitte
Die Birnenquitte hat die Form einer Birne
AUF EINEN BLICK
Was ist eine Birnenquitte?
Die Birnenquitte ist eine beliebte Obstsorte aus der Gattung Cydonia, die für ihre birnenförmigen, goldgelben Früchte bekannt ist. Sie gedeiht als sommergrüner Strauch oder kleiner Baum, erreicht eine Wuchshöhe von 3 bis 5 Metern und wird gerne für die Herstellung von Kompott, Marmelade, Gelee oder Quittenbrot verwendet.

Steckbrief

  • Wissenschaftlicher Name: Cydonia
  • Familie: Rosengewächse (Rosaceae)
  • Tribus: Kernobstgewächse (Pyrinae)
  • Vorkommen: Europa, Asien
  • Wuchstyp: Großstrauch oder Kleinbaum
  • Wuchshöhe: 3 m bis 5 m
  • Blatt: eiförmig
  • Blüte: fünfzählig, endständig
  • Frucht: Sammelbalgfrucht
  • Wurzelsystem: Tiefwurzler
  • Winterhärte: winterhart
  • Verwendung: gekocht, gedünstet, gebacken

Wachstum

Die Birnenquitte ist ein Typus der Gattung Cydonia, die dem Untertribus Kernobstgewächse (Pyrinae) zugeordnet ist. Einzige Pflanzenart dieser Gattung ist die Wilde Quitte (Cydonia oblonga). Aus botanischer Sicht handelt es sich nicht um eine Kreuzung mit echten Birnen (Pyrus). Dieser Zusammenhang schlägt sich unter anderem darin nieder, dass die pelzigen Früchte einer Birnenquitte nicht für den rohen Verzehr geeignet sind. Das kulinarische Manko macht ein Quittenbaum wett mit diesen charakteristischen Attributen:

  • Wuchstyp: sommergrüner Strauch oder kleiner Baum mit rosa-weißer Blütenpracht und aromatischen, birnenförmigen Früchten für die Verarbeitung zu Saft, Gelee, Marmelade und Kompott.
  • Wuchsform: baumartiger, breit-aufrechter Strauch oder kurzstämmiger Kleinbaum.
  • Wuchshöhe: 300 cm bis 500 cm.
  • Wuchsbreite: 200 cm bis 400 cm.
  • Rinde: zunächst filzig behaart, später glatt, braunrot.
  • Wurzel: Tiefwurzler
  • Gärtnerisch interessante Eigenschaften: pflegeleicht, ertragsstark, winterhart, bienenfreundlich, hoher Zierwert, zweite Sorte als Befruchter nicht obligatorisch, lange Erntezeit, kompaktes Obstgehölz für den kleinen Garten.

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Blüte

Aus Informationen zu den Blüten am Quittenbaum gewinnen Hobbygärtner wichtige Erkenntnisse für eine ertragreiche Kultivierung. Die Blütenökologie bestimmt, ob ein zusätzlicher Befruchter erforderlich ist oder nicht. Für die sachkundige Schnittpflege sind Blütezeit und Position maßgeblich. Wissenswerte Eckdaten zur Birnenquitte-Blüte lesen Sie in dieser Übersicht:

  • Blütenform: gestielt, einfach, glockenförmig, fünfzählig mit doppelter Blütenhülle (5 behaarte Kelchblätter, 5 eiförmige Kronblätter, 20 kurze Staubblätter, 5 freie Griffel).
  • Blütenfarbe: weiß oder rosafarben.
  • Blütengröße: 4 cm bis 5 cm im Durchmesser.
  • Blütenökologie: zwittrig
  • Position: endständig an einjährigen Trieben.
  • Blütezeit: Mai und Juni

Mit ihren Blüten wirbt die Birnenquitte um den Besuch kleiner Hummeln und anderer Wildbienen. Als Belohnung erwartet die Bestäuber ein reichhaltiges Nektarbuffet am unteren Ende der Kronblätter.

Frucht

Vier bis acht Jahre nach der Pflanzung trägt eine Birnenquitte erste Früchte mit diesen Eigenschaften:

  • Fruchttyp: Kernobst
  • Fruchtform: birnenförmig am 5 mm langen, behaarten Fruchtstiel.
  • Fruchtfarbe: bei Reife goldgelb.
  • Besonderheit: verführerisch duftende Frucht, hartes Fruchtfleisch mit vielen Kernen und Steinzellen unter einer pelzigen Schale.

Vor dem Hintergrund dieser Fruchteigenschaften wird klar: Eine Frucht zum Reinbeißen ist die Birnenquitte nicht. Das ist kein Grund, auf den fruchtig-herben Fruchtgenuss zu verzichten. Quitten-Liebhaber machen aus der Not eine Tugend und verarbeiten die Früchte zu Kompott, Marmelade, Chutney, Gelee oder Quittenbrot. Wie Sie die Zubereitung meistern, erfahren Sie im folgenden Video:

Video: Die besten Tipps für die Verarbeitung von Birnenquitte und Apfelquitte

Birnenquitte Sorten

Die besten Birnenquitte-Sorten sind Zufallssämlinge der Wilden Quitte (Cydonia oblonga) aus Osteuropa oder wurden in wintermilden Regionen Deutschlands entdeckt. In Baumschulen werden die floralen Glückstreffer durch Veredelung vermehrt, damit die einzigartigen Fruchtqualitäten unverändert erhalten bleiben. Fünf Favoriten deutscher Hobbygärtner stellt Ihnen folgende Tabelle näher vor:

Birnenquitte-Sorten Bereczki Cydonia Robusta Portugiesische Birnenquitte Vranja Birnenquitte Westheim
Herkunft Ungarn Geisenheim Portugal Serbien Rheinland-Pfalz
Wuchshöhe 300-400 cm 350-550 cm 300-500 cm 300-400 cm 250-300 cm
Besonderheit große Früchte frühe Blütezeit ab April bedingt winterhart, selbstfruchtbar selbstfruchtbar schwachwüchsig
Erntezeit ab Oktober September bis Dezember Oktober bis November Oktober bis Dezember September bis November
Fruchtfleisch süß-aromatisch, mild cremegelb, wenig Steinzellen weißgelb, saftig mittelfest, süß-sauer weißgelb, saftig

Obschon die Wilde Quitte mit zwittrigen Blüten gedeiht, sind einige wenige Birnenquitten-Sorten nicht selbstfruchtbar. Generell ist der Ernteertrag deutlich höher, wenn Sie jedem Quittenbaum einen Befruchter zur Seite stellen. Empfehlenswert für den Hobbygarten ist die Pflanzung von Birnenquitte und Apfelquitte im Doppelpack.

Birnenquitte pflanzen

Pflanzfertige Birnenquitten sollten Sie als Veredelung in der Baumschule Ihres Vertrauens kaufen. Weil Quittenwurzeln ausgeprägt frostempfindlich sind, pfropft der Baumschulmeister die Edelsorte auf eine robuste Unterlage. Beste Pflanzzeit ist im Herbst. Wo und wie Sie eine Birnenquitte richtig pflanzen, erfahren Sie hier:

Standort

Das sind die optimalen Rahmenbedingungen für eine Birnenquitte im Garten:

  • Sonniger bis halbschattiger Standort, idealerweise mit Süd-West-Ausrichtung.
  • Normaler Gartenboden, vorzugsweise nährstoffreich, frisch bis leicht feucht und durchlässig.
  • Neutraler bis leicht saurer pH-Wert (hoher Kalkgehalt im Boden löst Blattchlorose aus).

Wichtiges Kriterium für die Standortwahl ist die Fruchtfolge. Residierte am vorgesehenen Platz zuvor ein Steinobst-Baum, bestehen keine Bedenken hinsichtlich drohender Bodenmüdigkeit. Handelte es sich beim Vorgänger um einen Kernobst-Baum, tauschen Sie die Beeterde großflächig aus oder pflanzen den Quittenbaum an einen anderen Platz.

Pflanz-Tipps

Bei der richtigen Pflanztechnik steht die Veredelungsstelle am Quittenbaum im Fokus. Sinnvoll ist ein Schutz vor Windwurf. Alte Sorten und einige Unterlagen neigen zur Bildung lästiger Ausläufer. Wurzelware benötigt einen Wurzel- und Pflanzschnitt. Worauf es bei der Pflanzung einer Birnenquitte wirklich ankommt, lesen Sie in diesen Tipps & Tricks:

  • Vorbereitung: wurzelnackte und getopfte Ware für einige Stunden in Wasser stellen.
  • Aushubarbeiten: Pflanzgrube ausheben, Sohle gründlich auflockern, Grube gegebenenfalls mit Rhizomsperre auskleiden, Aushub mit Komposterde mischen.
  • Wurzelschnitt: am wurzelnackten Quittenbaum Hauptwurzeln anschneiden, beschädigte Partien entfernen.
  • Pflanztiefe: die Veredelungsstelle befindet sich 10 cm (eine Handbreite) über der Erdoberfläche.
  • Stützpfahl: Holzpfosten 10 cm bis 15 cm neben dem Stamm einschlagen, mit Schlauchbindern verbinden.
  • Pflanzschnitt: Mitteltrieb um ein Drittel zurückschneiden, 4 bis 5 kräftige Seitenzweige als zukünftige Leitäste der Baumkrone stehen lassen und ebenfalls einkürzen, alle übrigen Seitentriebe entfernen.

Zum guten Schluss treten Sie die Erde fest und gießen den frisch gepflanzten Quittenbaum großzügig an.

Exkurs

Birnenquitte Apfelquitte Unterschied

Über die charakteristische Fruchtform hinaus sind diese Unterschiede zu verzeichnen: Die Früchte einer Birnenquitte sind größer, enthalten weniger Kerne und Steinzellen, als eine Apfelquitte. Birnenquitten-Fruchtfleisch ist von weicherer Konsistenz und milderem Geschmack. Im Gegensatz dazu überzeugen die kugeligen Apfelquitten mit einem besonders aromatischem, wenn auch knüppelhartem Fruchtfleisch.

Birnenquitte pflegen

Mit einer Pflege auf Sparflamme macht sich die Birnenquitte im Hausgarten beliebt. Die Wasser- und Nährstoffversorgung sind ebenso einfach zu bewältigen, wie Schnittpflege, Ernte und Überwinterung. Lesen Sie hier die besten Pflege-Tipps:

  • Gießen: bei Trockenheit gießen mit abgestandenem Leitungswasser oder gesammeltem Regenwasser.
  • Mulchen: Baumscheibe regelmäßig mulchen mit Komposterde, Laub oder angetrocknetem Rasenschnitt.
  • Düngen: im März düngen mit 3 Litern Kompost und 100 Gramm Hornspänen.
  • Schneiden: Quittenbaum alle 3 Jahre im Februar schneiden, Totholz auslichten, abgetragenes, erschöpftes Fruchtholz ableiten auf einen vielversprechenden Seitentrieb.
  • Ernten: ab Ende September/Anfang Oktober Früchte mit goldgelber Schale ernten.

In den ersten Standjahren ist ein leichter Winterschutz empfehlenswert. Bedecken Sie die Wurzelscheibe mit einer Schicht aus Herbstlaub und Fichtenreisig. Ältere Quittenbäume sind vollkommen winterhart.

Beliebte Sorten

Über die Top-5 beliebter Birnenquitten hinaus wetteifern diese historischen Sorten um die Gunst des Hobbygärtners:

  • Champion: robuste Sorte, auch als Meisterquitte bekannt, pflegeleicht, vollkommen winterhart, mittelfestes, süß-säuerliches Fruchtfleisch.
  • Fränkische Hausquitte: Quittenbaum mit birnenförmigen, pelzigen Früchten, die einen würzigen Duft verströmen.
  • Ananasquitte von der Aisch: fränkische Landsorte, mittelgroße Früchte, besonderer Quittenduft mit süßer Ananasnote.
  • Bamberg Michelsberger Birnenquitte: historische Liebhaber-Sorte stammt von einem 130-jährigen Mutterbaum vom Michelsberg, trägt walzenförmige, spitz zulaufende Früchte.

FAQ

An welchem Standort im Garten kann man eine Birnenquitte pflanzen?

Die Birnenquitte wünscht sich einen sonnigen, warmen, idealerweise etwas geschützten Standort. Eisiger Ostwind im Winter lässt die Triebspitzen zurückfrieren. Die Ansprüche an den Boden sind bescheiden. Normaler Gartenboden sollte es sein. Vorzugsweise locker-humos, nährstoffreich und leicht feucht. Ausschlusskriterien sind ein hoher Kalkgehalt und Staunässe.

Sind am Quittenbaum invasive Ausläufer zu befürchten?

Eine veredelte Birnenquitte treibt in der Regel keine Ausläufer, die den Garten unterwandern. Bei alten Birnenquitten-Sorten, die aus einer Vermehrung durch Aussaat entstammen, sieht die Sache anders aus. Diese Quittenbäume können durchaus Ausläufer treiben, unter Umständen auch mit invasivem Charakter. Sofern Sie einen unveredelten Quitten-Sämling pflanzen, empfehlen wir daher die Verwendung einer Rhizomsperre.

Ist die Birnenquitte selbstfruchtbar?

In Bezug auf das Befruchtungsverhalten werden Quittenbäume eingeteilt in unbestimmte, selbstunfruchtbare und selbstfruchtbare Sorten. Dabei sind die selbstfruchtbaren Sorten in der Mehrheit. Hierzu zählen nahezu alle bekannten Birnenquitte-Sorten, wie Bereczki, Vranja, Portugiesische Birnenquitte oder Champion. Für die Verwendung im Hausgarten ist der Befruchtungsgrad in Einzelstellung ausreichend. Generell lässt sich der Ernteertrag auch bei selbstfruchtbaren Obstgehölzen deutlich steigern, wenn Sie zwei Quittenbäume pflanzen.

Meine Birnenquitte hat im Herbst erstmalig zwei Früchte getragen. Ist jetzt ein Rückschnitt erforderlich?

Die Schnittpflege einer Birnenquitte beschränkt sich in der Regel auf einen Auslichtungsschnitt. Wenn die Baumkrone so dicht wird, dass keine Sonnenstrahlen mehr durchdringen, sollten Sie zur Astschere greifen. Bester Zeitpunkt ist Ende Februar bei frostfreier Witterung. Lässt die Ernte hingegen zu wünschen übrig, können Sie die Ertragskraft fördern. Waagerechte Zweige bilden das beste Fruchtholz. Zu diesem Zweck werden steil aufwärts gerichtete Triebe entfernt oder in eine waagerechte Position gebunden.

Ist die Birnenquitte winterhart?

In der Regel sind alle Birnenquitten-Sorten in Deutschland winterhart. Der Grad der Winterhärte ist von verschiedenen Faktoren abhängig: Im Juli wird ein Quittenbaum letztmalig gedüngt, damit die Zweige vor dem ersten Frost ausreifen. Das Gehölz ist im Winter keinen direkten Ost- oder Nordwind ausgesetzt. Fernerhin kann ein sehr nasser oder trockener Boden die Winterhärte negativ beeinflussen.

Bilder: nnattalli / Shutterstock