Rückschnitt

So schneiden Sie Bonsai richtig – Schnitt-Tutorial für Bäume im Miniformat

Ein weiser Meister in der Bonsaikunst sagte einmal: „Bonsai ist keine Pflanzenart und kein erreichbares Ziel, sondern eine niemals endende Reise“. Auf dieser Reise zum repräsentativen Mini-Baum hat der Gärtner Schere und Zange stets griffbereit. Richtiges Schneiden nimmt eine Schlüsselfunktion ein im der fachkundigen Bonsaipflege. Dieses Tutorial ist für Einsteiger in die asiatische Gartenkunst gemacht. Lesen Sie hier Wissenswertes rund um die Schnittpflege von Indoor und Outdoor Bonsais.

Was ist ein Bonsai? – Überblick für Einsteiger

In der Übersetzung lauten die chinesischen Schriftzeichen für Bonsai sinngemäß „Baum, der in eine flache Schale gepflanzt ist“. In Japan bevorzugen Bonsai-Liebhaber die Kurzversion „Baum in Schale“.

Die Kunst der Bonsaigestaltung wird seit mehr als tausend Jahren in China und Japan zelebriert. In Europa zieht die asiatische Kunstform immer mehr private Gärtner in ihren Bann. Ziel der Bonsai-Kunst ist das realistische, naturgetreue Abbild eines Baumes im Mini-Format. In der Tat handelt es sich bei Bonsais nicht um genetisch zwergwüchsige Gehölze. Vielmehr kann nahezu jede Baumart als Bonsai gestaltet werden. Entsprechend groß ist die Bandbreite an Bonsaigrößen. Eine einheitliche Klassifizierung nach Größen steht bis heute nicht zur Verfügung. Immerhin bietet folgende Liste einen Überblick über das breit gefächerte Spektrum anerkannter Größen-Klassifizierungen:

  • Keshitsubo: 3 bis 8 cm
  • Shito: 5 bis 10 cm
  • Mame: 5 bis 15 cm
  • Shohin: 13 bis 20 cm
  • Komono: 15 bis 25 cm
  • Katade-mochi: 25 bis 45 cm
  • Chumono/Chiu: 45 bis 90 cm
  • Omono/Dai: 91 bis 130 cm
  • Hachi-uye: 102 bis 152 cm
  • Imperial: 152 bis 203 cm

Die Größenangaben sind aus gutem Grund fließend. Gemäß überlieferter Klassifizierung wird eine Bonsaigröße danach bewertet, wie viele Männer notwendig sind, um den Baum zu tragen.

Lesen Sie auch

Bonsai richtig schneiden – mit diesen Schnittarten gelingt es

Das breit gefächerte Spektrum an Bonsaigrößen signalisiert, dass die asiatische Gartenkunst auf mannigfaltige Aspekte fokussiert, die weit über das Höhenwachstum hinausgehen. Maßgeblich für eine authentische Formgebung ist eine harmonische Balance aus Schale, Wurzeln, Stamm, Zweigen und Blättern. Der perfekte Bonsai präsentiert sich mit einem ausgewogenen Verhältnis zwischen Pflanzschale und Kronenumfang. Die enge Schale zielt in erster Linie darauf ab, den gedrungenen Wuchs des Bäumchens zu fördern. Die richtige Schnittpflege leistet einen wertvollen Beitrag, dass die Krone nicht zu voluminös, der Stamm nicht zu mächtig und die Blätter nicht zu groß werden. Welche Schnittarten Schale und Bonsai in Balance halten, fasst die folgende Tabelle zusammen:

Schnittart Ziel Termin Garten-Bonsai Termin Zimmer-Bonsai
Pflege- und Erhaltungsschnitt kompaktes Wachstum und Form erhalten Juni bis September Frühling bis Herbst
Gestaltungsschnitt Modellierung einer grundlegenden Bonsaiform zeitiges Frühjahr (Februar bis April) Spätherbst oder zeitiges Frühjahr
Blatt- oder Nadelschnitt gezielte Verkleinerung von Blatt- oder Nadelgröße Juni bis Mitte Juli Juni bis Mitte Juli
Wurzelschnitt Modifikation von Wurzelvolumen auf die Schalengröße nach jedem Umtopfen nach jedem Umtopfen

Für den richtigen Schnittzeitpunkt am Gartenbonsai beziehen Sie bitte die lokalen Witterungsbedingungen mit ein. Schneiden Sie einen Outdoor-Bonsai nicht bei Frost, starker Hitze oder praller Sonneneinstrahlung. Wählen Sie idealerweise einen Tag mit milden Temperaturen und bedecktem Himmel.

Blühende Bonsais beschneiden Sie in Abstimmung auf die Blütezeit. Frühlingsblühende Arten unterziehen Sie erst nach der Blütezeit einem Schnitt. An sommerblühenden Bäumchen kommt die Schere hingegen im Spätwinter oder zeitigen Frühjahr zum Einsatz. Immergrüne Zimmer-Bonsais machen dem Gärtner die Terminwahl leicht, denn leichte Pflege- und Erhaltungsschnitte tolerieren die Mini-Bäume zu jeder Zeit. Weitreichendere Gestaltungsschnitte sollten hingegen für Februar oder März eingeplant werden.

Hintergrund

Verstehen, wie ein Baum wächst, ebnet den Weg zum perfekten Bonsai-Schnitt

Das Wachstumsgesetz der Spitzenförderung lehrt den Bonsaigärtner, dass Gehölze ihre gesamte Energie in die Knospen an den Triebspitzen befördern. Weil es an diesen Stellen am schnellsten in die Höhe und zum Licht geht, werden tiefer gelegene Knospen und Triebe so minimal mit Nährstoffen versorgt, dass sie absterben. Für die Gestaltung von Bonsaibäumen ist dieser Prozess unerwünscht und beeinträchtigt die Gestaltungsarbeiten. Beschneiden von Triebspitzen bremst den Prozess der Spitzenförderung und leitet die Reservestoffe um zu weiter unten sowie im Kroneninneren positionierten Knospen und Ästen. Bedenken Sie bei jedem Schnitt, dass Sie einen Wachstumseffekt auslösen, der die Gestaltung maßgeblich beeinflusst.

Anleitung Pflege- und Erhaltungsschnitt

Mit einem regelmäßigen Pflegeschnitt erhalten und verfeinern Sie das repräsentative Erscheinungsbild Ihres Bonsais. Wie in unseren Hintergrundinformationen erläutert, dominiert in jedem Baum von Natur aus das Spitzenwachstum. Hauptaufgabe des Pflege- und Erhaltungsschnitts besteht in der gezielten Entfernung von Spitzenknospen, um das Wachstum im Kroneninneren anzuregen. So gehen Sie fachkundig vor:

  • Laubbäume: aus der Form ragende, ins Kroneninnere wachsende Triebe abschneiden
  • Schnitt-Technik: Bonsaischere kurz über einer nach außen gerichteten Knospe ansetzen
  • Nadelbäume: ungünstig positionierte Zweige und Nadelbüsche nicht schneiden, sondern zupfen
  • Zupf-Technik: Spitze des einzukürzenden Triebes zwischen Zeigefinger und Daumen erfassen und abbrechen
  • Alternativ mit einer Pinzette unerwünschte Triebe und Nadeln entfernen

An Nadelbäumen, wie Kiefer, Eibe oder Steineibe belassen Sie nur die äußeren Nadelbüschel an ausgewählten Seitenästen. Alle überzähligen Nebenzweige werden entfernt. Ebenso widmet sich der Pflege- und Erhaltungsschnitt an Koniferen den diesjährigen Triebkerzen, die ebenfalls mit den Fingern ausgebrochen werden. Grund für die spezielle Vorgehensweise ist die Vermeidung von braunen Nadelspitzen nach einer Schnittverletzung durch die Bonsaischere.

Anleitung Gestaltungsschnitt – auf dem Weg zur perfekten Form

Mit dem Gestaltungsschnitt verleihen Sie Ihrem Bonsai seine grundlegende Form. Im Rahmen der Schnittgestaltung sind zu Beginn mitunter große Äste zu entfernen. Zweifellos fällt Einsteigern die radikale Vorgehensweise schwer, weil endgültige Entscheidungen zu treffen sind, welche Triebe weggeschnitten und welche bewahrt werden. Die folgende Anleitung kann Ihnen diese Entscheidung nicht abnehmen, sondern lediglich die richtige Verfahrensweise erläutern:

  • Bester Zeitpunkt ist im Frühjahr, rechtzeitig vor Beginn der Vegetationsperiode
  • Baum auf Augenhöhe positionieren und Werkzeug (Bonsaischere und Konkavzange) griffbereit legen
  • Vorab alle abgestorbenen und dürren Triebe entfernen, einschließlich vertrockneter Blätter
  • Einige Schritte zurücktreten und jeden weiteren Schnitt planen
  • Von zwei miteinander konkurrierenden Ästen den schwächeren auslichten
  • Senkrechte, ins Kroneninnere und unnatürlich verdrehte Zweige entfernen
  • Alle Triebe abschneiden, welche die Stammvorderseite kreuzen

Zu den Grundregeln im vorbildlichen Gestaltungsschnitt zählt die Beseitigung dicker Äste im oberen Kronenbereich. Für ein natürliches Erscheinungsbild sollten die Äste im unteren Bereich einen größeren Durchmesser aufweisen, als Äste nahe der Baumspitze.

Exkurs

Drahten und Biegen komplettiert den gekonnten Bonsaischnitt

Regelmäßiges Schneiden alleine erzielt nicht die angestrebte Bonsaiform. Kombinieren Sie die Schnittführung mit kunstvollem Drahten und Biegen, nimmt Ihr Mini-Baum sukzessive die ersehnte Wunschgestalt an. Aluminiumdraht in den Stärken 1 bis 8 Millimeter ist perfekt geeignet, weil er leichter zu verarbeiten ist, als Kupferdraht. Um einzelne Äste in der Wuchsrichtung zu regulieren, verwenden Sie eine Drahtstärke, die einem Drittel der Astdicke entspricht. Zunächst schneiden Sie die passende Drahtlänge ab. Umwickeln Sie den Draht zweimal um den Stamm oder Leitast im 45-Grad-Winkel und setzen die Arbeit am Ast entlang bis zur Astspitze fort. Sofern vom Stamm oder Leitast mehrere Drähte zu den jeweiligen Ästen ausgehen, achten Sie auf einen ordentlichen, parallelen Verlauf nebeneinander und nicht übereinander. Erst wenn alle Äste am Baum verdrahtet sind, wird jeder einzelne Trieb gebogen.

Anleitung Blattschnitt

Als Blattschnitt wird eine spezielle Schnittart bezeichnet, die abzielt auf eine reduzierte Blattgröße und verstärkte Verzweigung. Zu diesem Zweck schneiden Sie im Sommer alle Blätter ab. Praktiziert wird die Technik ausschließlich an gesunden, vitalen Laubbäumen, die einen derart kräftezehrenden Eingriff tolerieren. Alternativ können Sie den Blattschnitt nutzen, um in ausgesuchten Baumbereichen das Wachstum zu bremsen. Hierzu entlauben Sie beispielsweise die obere Kronenhälfte und lassen die Blätter im unteren Teil stehen. So machen Sie es richtig:

  • Bester Zeitpunkt ist von Juni bis Mitte Juli
  • Mit einer scharfen Schere Blätter abschneiden (alle oder bestimmte Baumpartien)
  • Wichtig: den Blattstiel stehen lassen
  • Den beschnittenen Bonsai für 4 Wochen in den Halbschatten stellen

Bitte wenden Sie den Blattschnitt nur auf einem gesunden Baum an, der für die Schnittart geeignet ist. Im Zweifel fragen Sie bitte in der Bonsai-Baumschule Ihres Vertrauens nach.

Tipp

Ihr Bonsai kann pro Jahr lediglich eine große Schnittmaßnahme verkraften. Kombinieren Sie daher bitte nicht einen Gestaltungs- oder Blattschnitt mit dem Umtopfen in eine neue Schale. Verschieben Sie den Wechsel in frisches Substrat und den damit verbundenen Wurzelschnitt ins nächste Jahr oder warten ab, bis sich der Baum erholt hat.

Balance zwischen Wurzelballen und Krone – Anleitung Wurzelschnitt

Eine wichtige Komponente Ihres Bonsais ist sein Nebari, zu deutsch Wurzelansatz. Im knapp bemessen Volumen einer Bonsaischale obliegt den Oberflächenwurzeln die Aufgabe einer optischen und faktischen Stabilisierung. Ein regelmäßiger Rückschnitt von großen, senkrechten Wurzeln verlagert das Wachstum auf die seitlichen Wurzelstränge. Infolgedessen werden diese Wurzeln im Laufe der Jahre dicker und formieren ein natürlich anmutendes Nebari. So gehen Sie richtig vor:

  • Bester Zeitpunkt ist beim Umtopfen im zeitigen Frühjahr
  • Bonsai austopfen und das alte Substrat entfernen
  • Mit Schere oder Wurzelzange lange, senkrecht nach unten gerichtete Wurzeln abschneiden

Je dicker eine Wurzel, desto kräftiger der Rückschnitt. Dünne Wurzeln beschneiden Sie lediglich an den Spitzen. So fördern Sie die Bildung eines dichten Systems aus Feinwurzeln, damit Ihr Bonsai trotz geringer Substratmenge ausreichend mit Nährstoffen versorgt wird. Pflanzen Sie den Baum ein in frisches Substrat und gießen an. Für die kommenden 3 bis 4 Wochen darf er sich am halbschattigen Standort von der Strapaze erholen.

Fünf Bonsai-Grundformen für Einsteiger – Inspirationen für die Schnittgestaltung

Im Laufe einer nahezu zweitausendjährigen Entwicklung haben sich mannigfaltige Bonsai-Gestaltungsformen herauskristallisiert, die für den Einstieg in die asiatische Gartenkunst prädestiniert sind. Lassen Sie sich von folgenden fünf Grundformen inspirieren:

Besenform-Bonsai (Hokidachi)

Bonsai Laubbaum

Laubbäume mit filigraner Verzweigung kommen als Besenform-Bonsai prächtig zur Geltung. Der gerade, aufrechte Stamm geht nicht durch bis zur Baumspitze, sondern verzweigt in alle Richtungen zu einer runden Krone.

Streng aufrechte Bonsaiform (Chokkan)

Aufrechter Bonsai

Die streng aufrechte Bonsaiform ist für drinnen und draußen empfehlenswert. Idealerweise gedeiht der Stamm an seiner Basis dicker und verjüngt sich zur Krone hin. Als Spitze dient ein einzelner Ast, weil sich der Stamm nicht über die gesamte Baumhöhe erstreckt.

Literaten-Bonsaiform (Bunjingi)

Als Spiegelbild der Natur gilt die Literaten-Bonsaiform. Wo sich Bäume in heftiger Konkurrenz zueinander befinden, wachsen sie so hoch sie nur können und tragen einzig an der Spitze eine kleine Krone.

Wald-Bonsaiform (Yose-ue)

Vorteilhaft ist hier, dass mit relativ jungen Bäumchen der Eindruck eines urtümlichen Waldes erweckt wird. Der dickste und höchste Hauptbaum befindet sich mittig im Hintergrund, umgeben von kleineren Bäumen, die ein gemeinsames Blätterdach bilden. Ein unebener, moosbewachsener Boden verstärkt das natürliche Erscheinungsbild.

Felsenform über Stein (Seki-joju)

Im Gebirge sind Bäume häufig gezwungen, ihre Wurzeln auszusenden auf die Suche nach nährstoffreicher Erde. Die Wurzeln verlaufen ungeschützt über Felsen, bis sie den Boden erreichen. Als Bonsai wachsen die Wurzelstränge über einen Stein ins Substrat. Die Pflege unterscheidet sich nicht wesentlich von anderen Grundformen.

Empfehlenswerte Baumarten für drinnen oder draußen

Theoretisch eignen sich alle Gehölz für die Gestaltung zum Bonsai. Mit Blick auf eine unterschiedlich ausgeprägte Schnittverträglichkeit haben sich verschiedene Baumarten herauskristallisiert als besonders empfehlenswert für die Bonsaigestaltung. Im Folgenden stellen wir Ihnen die besten Laub- und Nadelbäume für Einsteiger in die Bonsaikunst vor:

Feigenbäume (Ficus)

Eine gutmütige Schnittverträglichkeit hat Feigenbäume auf einen der oberen Plätze im Ranking empfehlenswerter Bonsaiarten katapultiert. Unter mehr als 800 Arten ist für jeden Pflanzenfreund der richtige Ficus zu entdecken. Immergrüne Feigenbäume sind beheimatet in tropischen Regionen, sodass sie sich für die Kultivierung in Wohnräumen anbieten. Publikumsliebling ist die Birkenfeige (Ficus benjamina), die ohne Schnittmaßnahmen 200 bis 500 Zentimeter groß wird. Dekorativ sind die leicht gewellten, glänzend grünen Schmuckblätter, die von Natur aus kleinwüchsig gedeihen.

Chinesischer Wacholder (Juniperus chinensis)

Ein leichter Giftgehalt hindert Chinesischen Wacholder nicht daran, sich als beliebter Gartenbonsai zu etablieren. Sein schönster Schmuck ist das schuppenförmige Laub, das gelb-grün, blau-grün oder grau-grün schimmert. Die reine Art und alle daraus hervorgegangenen Sorten können ganzjährig im Garten verweilen. Wie bei allen Koniferen, sollten sich die regelmäßigen Pflege- und Gestaltungsschnitte auf den benadelten Bereich konzentrieren.

Ahorn (Acer)

Unter mannigfaltigen Ahorn-Arten können Bonsaigärtner aus dem Vollen schöpfen. Hoch im Kurs für die stilvolle Interpretation asiatischer Gartenkunst stehen die malerischen Sorten von Japanischem Schlitzahorn (Acer palmatum). Die Gehölze bleiben von Natur aus klein, begeistern mit furiosen Blattfarben und spektakulärem Herbstlaub. Die Bäume sind vollkommen winterhart und zieren das ganze Jahr hindurch Garten und Balkon.

Rhododendron, Azalee (Rhododendron-Arten)

Wünschen Sie sich einen Garten-Bonsai mit malerischer Blütenpracht? Dann rückt die Gattung Rhododendron in den Fokus. Unter mehr als 1000 Arten haben sich Satsuki-Azaleen (Rhododendron indicum) und Kurume-Azaleen (Rhododendron kiusianum) für die Kultivierung als Bonsai besonders hervorgetan. Im Gegensatz zu ihren großen Schwestern, erweisen sich Bonsai-Azaleen als gut schnittverträglich. Wichtig zu beachten ist ein Schnitt-Termin nach der Blütezeit, damit angelegte Blütenknospen nicht der Schere zum Opfer fallen.

Kiefer (Pinus)

Viele Gärtner betrachten Japanische Schwarzkiefer (Pinus thunbergii), Berg-Kiefer (Pinus mugo) und Mädchenkiefer (Pinus parviflora) als typische Bonsai-Bäume. Die immergrünen Koniferen trumpfen auf mit einem bizarren Wachstum, das an anderen Bäumen mühsam durch Schneiden, Drahten und Biegen erworben werden muss. Eine ausgeprägte Frosthärte empfiehlt Kiefern für die Gestaltung zum majestätischen XXL-Gartenbonsai in Etagenform.

Dies ist ein kleiner Auszug aus einem bunten Reigen prächtiger Ziergehölze, die sich zum Bonsai erziehen und gestalten lassen. Handeln Sie bei der Auswahl nach dem Grundsatz, dass ein Baum zu den geeigneten Kandidaten zählt, wenn er von Natur aus Schnittmaßnahmen gut verkraftet. Herkunft und Frostempfindlichkeit signalisieren, ob Ihr Favorit ein Bonsai für drinnen oder draußen ist. Tropische Baumarten haben in der Regel nicht gelernt, bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt zu überleben. Heimische, asiatische und einige mediterrane Gehölze ertragen immerhin Temperaturen bis – 20 Grad Celsius, sodass sie ganzjährig im Garten und auf dem Balkon mit ihrer wohlgeformten Gestalt prahlen können.

Tipps für das richtige Schneidewerkzeug

Das richtige Equipment ist wichtig für die erfolgreiche Schnittpflege von Bonsaibäumen. Schneidwerkzeug muss den Gärtner in die Lage versetzen, präzise Schnitte an den Bäumchen durchzuführen, die glatte Wundränder hinterlassen. Japanische Bonsaiwerkzeuge sind das Nonplusultra, haben freilich ihren Preis. Zumeist sind Scheren und Sägen aus schwarzem Stahl hergestellt, der aufwändig zu pflegen ist. Dieses Manko gleicht das Material aus mit unübertroffener Schärfe und Langlebigkeit. Rostfreier Edelstahl ist weniger pflegeintensiv, schlägt indes mit höheren Anschaffungskosten zu Buche und ist schwieriger zu schärfen, als schwarzer Stahl. Letztlich entscheiden die konkrete Bonsai-Art und das finanzielle Budget über den Umfang der Werkzeug-Ausrüstung. Die folgenden Tipps zur empfehlenswerten Grundausstattung haben wir im Folgenden für Sie zusammengestellt:

Schere

Bonsai-Scheren gibt es zahlreichen Größen und Formen. Hauptaufgabe sind das Schneiden von Zweigen, dünneren Ästen, Blättern und Wurzeln. Den kleinen Indoor-Bonsai beschneiden Sie gekonnt mit einer spitzen, scharfen Schere. Dank der spitzen Schneiden gelingen Ihnen selbst anspruchsvolle Schnitte. Fernerhin können Sie kurze, dünne Triebe und schmale Äste glatt durchtrennen. Die Schnittpflege am mächtigen Garten-Bonsai bewältigen Einsteiger mühelos mit der gewohnten Einhand-Gartenschere. Wir empfehlen eine Schere mit Bypass-Mechanik, weil hier zwei scharfe Klingen gegeneinander laufen.

Konkav-Zange

Steht der Schnitt stärkerer Äste am Bonsai auf dem Plan, sollte eine Konkav-Zange griffbereit sein. Das Werkzeug hinterlässt an den Ästen halbrunde Schnittwunden, die rascher verheilen, als gerade Schnittflächen. Eine spezielle Variante sind kleine und große Knospenzangen, die unter anderem für die Schnittpflege blühender Bonsaibäume vorteilhaft sind und einen extra vertieften Schnitt absolvieren.

Tipp

Schneiden von Garten-Bonsai mit der elektrischen Strauch- oder Heckenschere ist tabu. Manuelle Scheren bieten Ihnen die optimale Kontrolle bei der Schnittführung und beugen fatalen Fehlern wirksam vor.

Wurzel-Zange und Wurzel-Kralle

Wenn Sie einen Bonsai umtopfen, sind in der Regel kleine und große Wurzelstränge zu beschneiden. Eine spezielle Wurzelzange nimmt es auch mit dicken Pfahlwurzeln auf. Für dünne Wurzeln oder Feinwurzeln reicht eine scharfe Bonsaischere vollkommen aus. Damit eingetrocknete oder anorganische Substratbestandteile Wurzelzange oder Bonsaischere nicht beschädigen, entfernt die Wurzelkralle derartige Überreste vor dem Schnitt.

Klappsäge

Sind Schere und Zange mit dem Schnitt dicker Äste überfordert, erledigt eine Klappsäge (18,00€ bei Amazon*) die Herausforderung. Klappsägen haben den Vorteil, dass sie auf Zug arbeiten und mit wenig Kraftaufwand selbst dicke Äste zerschneiden. Darüber hinaus können Sie mit den einklappbaren Handsägen besser manövrieren, als mit einer raumgreifenden Bügelsäge.

Über Schneidwerkzeuge hinaus sollte die Grundausstattung weitere Bestandteile enthalten. Hierzu zählen Gießkanne und Ballbrause für die Bewässerung sowie eine kleine Handschaufel zum Einfüllen von Substrat in die Bonsaischale. Werkzeuge zum Schneiden und Biegen von Draht gehören nicht zum Basis-Equipment. Zahlreiche Gehölze nehmen eine attraktive Bonsai-Gestalt an, ohne die Triebe zu drahten.

Häufig gestellte Fragen

Gibt es Sukkulenten, die sich eignen als Einsteiger-Bonsai?

Geldbäume (Crassula ovata) und Jadebäume (Portulacaria afra) gedeihen als verholzende, immergrüne Sukkulenten und sind ausgesprochen schnittverträglich. Um einem Einsteiger den Weg in die asiatische Bonsaikunst zu ebnen, sind die beliebten Zimmerpflanzen prädestiniert. Am sonnigen, warmen Standort decken regelmäßige Form- und Gestaltungsschnitte die Anforderungen ab. Umständliches Drahten und Biegen ist nicht zwingend erforderlich, um einem Geldbaum oder Jadebaum eine dekorative Silhouette zu verleihen.

Ich habe eine Bonsai-Birke geschenkt bekommen, die bereits gedrahtet war. Nun bin ich unsicher, ob ich den Draht entfernen soll. Was tun?

Prüfen Sie vorsichtig, ob der Draht bereits in die Rinde einschneidet. Ist dies der Fall, versuchen Sie bitte nicht, den Bonsaidraht abzuwickeln. Dabei könnten Sie das Bäumchen irreversibel beschädigen. Schneiden Sie stattdessen den Draht an jeder Windung durch, damit Sie ihn stückweise entfernen können.

Mein Indoor-Bonsai wirft alle Blätter ab. Es handelt sich um eine immergrüne, etwa 5 Jahre alte Birkenfeige. Was verursacht den Blattabwurf?

Mit Blattabwurf am immergrünen Bonsai-Bäumen hadern viele Zimmergärtner. Hauptursache ist Staunässe in der Schale. Minderwertiges Substrat und zu häufiges Gießen lassen die Baumwurzeln dauerhaft vernässen. Wurzelfäule breitet sich aus, woraufhin der gestresste Baum seine Blätter abwirft. Topfen Sie Ihren Bonsai um in hochwertiges, gut durchlässiges Substrat. Gießen Sie zukünftig erst dann, wenn die Erde fühlbar getrocknet ist.

Soll ich meinen Outdoor-Bonsai während des Winters ins Haus umsiedeln?

Eines der häufigsten Irrtümer in der Bonsai-Pflege ist, dass die Pflanzen drinnen zu halten sind. Tatsächlich sollten auch Indoor-Bonsais vom Frühling bis zum Herbst unter freien Himmel die Jahreszeiten erleben. Winterharte Bonsaiarten gehören ganzjährig nach draußen. In kuschelwarm beheizten Wohnräumen sterben die Bäume innerhalb kurzer Zeit ab. Einziges Zugeständnis an die kalte Jahreszeit ist eine Schutzhülle für die Bonsaischale, damit der Wurzelballen nicht durchfriert. Ausgepflanzte, heimische Gartenbonsais können hingegen auf jegliche Schutzmaßnahmen verzichten.

Tipp

Der älteste Bonsai der Welt ist ein Ficus. Das Prachtstück ist beeindruckende 1000 Jahre alt und im Bonsai-Museum von Crespi in Italien zu bewundern. Ein ebenso biblisches Alter hat der Kiefern-Bonsai im japanischen Mansei-en-Garten aufzuweisen. Die Kiefer wurde in freier Natur gesammelt und wird nach wie vor als Rohmaterial bezeichnet, weil die Gestaltung nicht abgeschlossen ist. Ein magisches Charisma verströmt die 400 Jahre alte Mädchenkiefer der Yamaki-Familie. Dieser Bonsai hat die Atombombe von Hiroshima überlebt und steht heute in Washington im National Bonsai Penjing Museum.

Bilder: qSPOoKYp / Shutterstock