Blauregen

So schneiden Sie Blauregen vorbildlich – Schnitt-Tutorial für die Glyzinie

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Die Glyzinie begeistert als Kletterstrauch der Superlative mit furioser Blütenpracht und überschwänglichem Wachstum. Unkontrolliertes Wuchern halten Sie im Zaum mit einer konsequenten Schnittpflege. Dieses Tutorial macht Sie vertraut mit allen Schnittarten an Wisteria: von der gekonnten Erziehung über die perfekte Erhaltung bis zur erfolgreichen Verjüngung. So schneiden Sie Blauregen an Rankhilfen und als Hochstamm richtig.

Glyzinie schneiden
Im Winter ist der beste Zeitpunkt, um Totholz zu entfernen
AUF EINEN BLICK
Wann sollte man den Blauregen schneiden?
Schneiden Sie den Blauregen im Februar oder im Spätsommer. Für den Sommerschnitt empfehlen sich der August oder der September. Es handelt sich beim Blauregen um eine äußerst schnittverträgliche Pflanze. Sie wächst sehr schnell und raumgreifend, deshalb sollte sie regelmäßig geschnitten werden.

Grünes Licht für viele Schnittarten

Eine ausgeprägte Schnittverträglichkeit macht es möglich, das rasante und raumgreifende Wachstum einer Glyzinie zu kontrollieren. Schon in jungen Jahren gibt die asiatische Wachstumsrakete ihrem Gärtner grünes Licht für einen strategischen Erziehungsschnitt. Adulten Blauregen halten Sie im Zaum mit einem Erhaltungsschnitt im Doppelpack. Selbst dem radikalen Verjüngungsschnitt zeigt sich die Glyzinie gewogen. So viel Schnitt-Toleranz ermutigt kreative Gärtner für die Erziehung zum spektakulären Hochstamm. Alle Schnittarten mit Termin-Empfehlung fasst die folgende Tabelle zusammen:

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Schnittart Ziel/Anlass Termin-Option I Termin-Option II
Erziehungsschnitt Rankhilfe strategischer Aufbau an Pergola und Spalier Februar Spätsommer (August/September)
Sommerschnitt Wachstum drosseln, Ordnung schaffen im Astgeflecht zwei Monate nach Ende der Blütezeit keine
Winterschnitt Erhaltung von Vitalität und jungem Blütenholz, auslichten von Totholz Ende Januar bis Ende Februar keine
Verjüngungsschnitt vernachlässige, vergreiste Glyzinie revitalisieren Spätwinter bis Anfang März keine
Erziehung Hochstamm Glyzinie zum Baum erziehen Ende Januar bis Ende Februar Spätsommer (August/September)

Entscheiden Sie sich bitte nur dann für die Ansiedlung einer Glyzinie in Ihrem Garten, wenn Sie über eine ausreichende Zeitkapazität für den zweimaligen Rückschnitt pro Jahr verfügen. Blauregen kommt mit einem vehementen Wachstum daher von bis zu 2 Metern jährlich. Der Kletterkünstler kann spielend leicht Regenrohre zerdrücken, Balkongeländer biegen und Kletterhilfen aus der Verankerung reißen. Regelmäßiges, strategisch kluges Verschneiden bremst die Wuchskraft aus, reduziert das Gewicht und dirigiert die mächtigen Ranken in eine harmonische, ausgewogene Gestaltung.

Erziehungsschnitt – maßgeschneidert an Pergola und Spalier

Nach der Pflanzung dauert es einige Jahre, bis die Glyzinie zum ersten Mal erblüht. Aus Samen gezogene Blauregen nehmen sich mitunter acht Jahre Zeit bis zur Blüten-Premiere. Wer sich solange nicht gedulden mag, pflanzt veredelte oder aus Stecklingen gezogene Sorten. Die Jungsträucher blühen früher und üppiger. Auf dem Weg zur ersten Blütezeit widmet sich die Schnittpflege einer maßgeschneiderten Erziehung. Ziel ist der Aufbau eines Grundgerüstes, das ein Leben lang hält und das kurze Blütenholz trägt. Unabhängig von der gewählten Wuchsform nimmt ein Gerüstaufbau drei bis fünf Jahre in Anspruch.

Die Schnittführung hängt davon ab, ob Sie die Glyzinie an einer Pergola oder am Spalier als Fassadenbegrünung erziehen. Dirigieren Sie das Wachstum von Anfang an in die richtige Richtung. Das gelingt mit wenigen, klar definierten Gerüsttrieben, die Sie sukzessive in den ersten drei bis fünf Jahren verlängern. Die Blütenknospen für das nächste Jahr legt ein Blauregen immer im Sommer des Vorjahres an den neuen Trieben an, die den ausdauernden Gerüsttrieben entsprießen. Lassen Sie die Kletterpflanze ohne Erziehung gewähren, hadern Sie innerhalb weniger Jahre mit einem undurchdringlichen Gewirr aus verschlungenen Trieben. Die fachkundige Erziehung an Pergola und Spalier wird im Folgenden näher erklärt:

Erziehung an Pergola und Rosenbogen

  • Die beiden kräftigsten Triebe auswählen als zukünftige Gerüsttriebe
  • Anbinden an die Rankhilfe mit Pflanzenbindern
  • Jeden Gerüsttrieb im Februar um maximal 100 Zentimeter verlängern
  • Triebverlängerungen nach dem Schnitt lösen und neu anbinden

Den Haupttrieb verlängern Sie pro Jahr um etwa 1 Meter. Zu diesem Zweck beschneiden Sie im Februar den letztjährigen Zuwachs bis auf die gewünschte Verlängerung. Schneiden Sie gezielt in kurzer Distanz zu einer Knospe. Auf diese Weise bewirken Sie unterhalb der Schnittstelle einen Saftstau, der Ihren Blauregen zur Bildung von Seitenästen anregt. Im Anschluss an die Erziehung mündet die Schnittpflege in einen zweimaligen Erhaltungsschnitt an den Seitenästen, wie er in diesem Tutorial näher erläutert wird.

Erziehung am Wandspalier

  • Wandspalier mit mindestens 15 Zentimetern Abstand zur Fassade anbringen
  • Kräftigsten Trieb zum Leittrieb bestimmen
  • Leittrieb einkürzen auf eine Höhe von 70 bis 90 Zentimeter
  • Schere ansetzen kurz über einem kräftigen Auge
  • Alle Seitentriebe entfernen
  • Eingekürzten Leittrieb am Wandspalier fixieren

Im ersten Sommer der Erziehungsphase lassen Sie zwei Seitentriebe stehen, die Sie in einem Winkel von 45 Grad am Wandspalier befestigen. Alle übrigen Seitentriebe schneiden Sie ab. Den Leittrieb selbst beschneiden Sie in jedem Winter dergestalt, dass er pro Jahr maximal 100 Zentimeter länger wird. Proportional zum Höhenwachstum, leiten Sie im Sommer das nächste Paar Seitenäste schräg nach oben. Kürzen Sie sämtliche Verzweigungen der Seitentriebe ein auf 15 Zentimeter. Alle übrigen Triebe entlang des Leittriebs werden entfernt. Verfahren Sie nach dieser Strategie, bis die Glyzinie über genügend Seitentrieb-Paare verfügt, um das Wandspalier auszufüllen. Wichtig zu beachten ist, dass Sie beherzt alle überflüssigen Seitentriebe entfernen, damit sich ein übersichtlicher Aufbau entwickelt und die Pflanze nicht zu schwer wird für das tragende Spalier.

Sommerschnitt bremst das Wachstum

Zwei Monate nach dem Ende der Blüte ist es höchste Zeit, um Ordnung zu schaffen im Triebgeflecht einer Glyzinie und die Bildung neuer Blütenknospen zu fördern. Wie unten stehende Abbildung illustriert, stehen die Seitentriebe im Visier der Astschere. So absolvieren Sie den perfekten Sommerschnitt:

  • Seitentriebe zurückschneiden auf eine Länge von 30 bis 50 Zentimetern
  • Schere ansetzen wenige Millimeter oberhalb einer nach außen gerichteten Knospe
  • Beschnittene Triebe von der Rankhilfe abwickeln und erneut anbinden
  • In der Folgezeit aus den Schnittstelle sprießende Triebe im grünen Zustand von Hand ausbrechen

Vergegenwärtigen Sie sich beim Sommerschnitt bitte den erwünschten Gerüstaufbau aus wenigen Leitästen mit ausgesuchten Seitentrieben. Hat ein Leitast die gewünschte Länge erreicht, beschneiden Sie die Triebspitze so, als handle es sich um einen Seitentrieb. Im Anschluss an den Rückschnitt mulchen Sie den Boden mit Kompost oder Rindenhumus.

Blauregen schneiden Sommer

Das Wachstum wird gedrosselt und die Knospenanlage gefördert, wenn Sie Blauregen im Sommer beschneiden. Kürzen Sie alle diesjährigen Seitentriebe auf 30 bis 50 Zentimeter ein.

Hintergrund

Wasserschosse zeitnah entfernen – Tipps rund um die unbeliebte Triebart

Die prächtigsten Blauregen sind das Ergebnis einer gelungenen Veredelung. Premium-Sorten, wie ‚Blue Dream‘, ‚Pink Ice‘ oder ‚Macrobotrys‘ gedeihen auf einer robusten Wildunterlage. Wenn eine Unterlage durchtreibt, sprießen wuchsstarke Wildtriebe gen Himmel, die im Fachjargon Wasserschosse bezeichnet werden. Wasserschosse konkurrieren mit dem Edelteil um Nährstoffe und Wasser. Zugleich streben sie mit aller Kraft danach, die Edelsorte zu überwuchern. Entfernen Sie Wildtriebe konsequent und zeitnah. Die unerwünschten Triebe sind zu identifizieren an einer anderen Blattform und einem Ursprungsort in Bodennähe.

Winterschnitt fördert Blütenfülle

Im Anschluss an den Sommerschnitt legt die Glyzinie Blütenknospen für das nächste Jahr an. Diese befinden sich an der Basis von eingekürzten Seitentrieben und sind zunächst unscheinbar und kaum zu erkennen. Das ändert sich bis zum Spätwinter. Ab Februar schwellen junge Blütenknospen unübersehbar an und sind deutlich zu unterscheiden von Blatt- und Triebknospen. Zwischen Ende Januar und Ende Februar/Anfang März ist das optimale Zeitfenster geöffnet für den Winterschnitt. Wie untenstehende Abbildung demonstriert, erleichtert der Prozess die fachgerechte Schnittführung. So machen Sie es richtig:

  • Vorab alle abgestorbenen, schwachen oder erfrorenen Äste auslichten
  • Im Sommer bereits eingekürzte Triebe erneut beschneiden bis auf 2 oder 3 Knospen
  • Gerüsttriebe mit gewünschter Endhöhe einkürzen bis auf 10 Zentimeter vom letztjährigen Zuwachs
  • Resultat: im Laufe der Jahre Bildung verdickter Köpfe mit wertvollem Blütenholz

Die verdickten Köpfe sind Ausgangspunkt für Kurztriebe. An der Basis dieser Kurztriebe befinden sich die ersehnten Blütenknospen. Zumindest für 10 bis 15 Jahre bleiben die Verdickungen vital und von Schnittmaßnahmen verschont. Nach Ablauf dieser Zeit überaltern diese Köpfe und werden mithilfe einer Ableitung lokal verjüngt. Schneiden Sie blühfaule Verzweigungen dort ab, wo ein junger Kurztrieb abzweigt. Sollte sich ein dichtes, vergreistes Büschel gebildet haben, nehmen Sie es komplett heraus.

Blauregen schneiden Winter

Winterschnitt erfordert beherztes Vorgehen. Schneiden Sie alle Seitentriebe des Vorjahres auf 10 Zentimeter zurück. Vergreisten Köpfe nach 10 bis 15 Jahren, werden diese entfernt oder abgeleitet auf gerüstnahe Jungtriebe.

Exkurs

Schnittzeitpunkt beeinflusst die Stärke des Wachstums

Die Terminwahl für den Schnitt an Blauregen beeinflusst die Intensität des anschließenden Wachstums. Je später im Jahr Sie eine Glyzinie verschneiden, umso mehr Reservestoffe wurden bereits aus dem Wurzelstock in Zweige und Äste ausgeschüttet. Daraus resultiert ein reduzierter Saftdruck und der neue Austrieb fällt entsprechend schwächer aus. Im Umkehrschluss fällt der Austrieb umso stärker aus, je früher Sie schneiden. Unterziehen Sie eine Wisteria im Februar einem Erhaltungsschnitt, reagiert die Glyzinie mit einem markant stärkeren Wachstum, als im Spätsommer, wenn die Schnittpflege ohnehin abzielt auf eine Wachstumsberuhigung.

Vernachlässige Glyzinie verjüngen

Lassen Gärtner einen Blauregen ohne Schnittpflege gewähren, entsteht innerhalb weniger Jahre ein undurchdringliches Dickicht mit einigen wenigen Blütentrauben. Das ist kein Grund, das asiatische Blütenwunder zu roden. Mit einem radikalen Verjüngungsschnitt drehen Sie an Ihrer Glyzinie die Zeit zurück und bauen die Rankpflanze neu auf. So gelingt der Plan:

  • Bester Zeitpunkt ist im Spätwinter während der Monate Dezember bis Februar
  • Blauregen vor dem Schnitt auf überwinternde Tiere untersuchen und gegebenenfalls später schneiden
  • Bis auf zwei geeignete Gerüsttriebe alle Äste entfernen
  • Seitentriebe entlang der verbliebenen Gerüsttriebe auf 10 Zentimeter einkürzen
  • Spitzen der Gerüsttriebe ableiten auf einen jungen Seitentrieb in der unteren Hälfte

Wie tief Sie die beiden verbliebenen Gerüsttriebe zurückschneiden, hängt maßgeblich davon ab, um welche Art und Sorte es sich handelt. Verjüngen Sie eine veredelte Glyzinie, darf die Veredelungsstelle nicht entfernt werden. In der Regel befindet sich der neuralgische Punkt in etwa 50 Zentimetern Stammhöhe. Im Zweifel fragen Sie bitte in der Baumschule nach, aus der die Pflanze stammt.

Glyzinie im Winter verjüngen

Ein Verjüngungsschnitt im Sommer ist tabu. Zum Schutz brütender Vögel untersagt das Bundesnaturschutzgesetz grundsätzlich radikale Schnitte an Gehölzen aller Art. Die zentrale Schonzeit erstreckt sich vom 1. März bis 30. September. Leichte Pflegeschnitte, wie der Sommerschnitt an Blauregen, sind ausnahmsweise erlaubt, weil lediglich der diesjährige Zuwachs beschnitten wird. Radikale Maßnahmen, wie Verjüngung und Auslichtung, gestattet der Gesetzgeber vom 1. Oktober bis 28. Februar, wenn im Vorfeld ausgeschlossen wird, dass wild lebende Tiere im Gehölz überwintern.

Glyzinie verjüngen

Versäumte Schnittpflege reguliert ein radikaler Verjüngungsschnitt. Es verbleiben zwei Gerüsttriebe, deren Seitentriebe auf 10 Zentimeter zurückgeschnitten werden.

Tipp

Ein kräftiger Rückschnitt hinterlässt an einer alten Glyzinie unweigerlich große Schnittwunden. Im modernen Hausgarten hat Wundverschluss ausgedient. Gemäß fundierter Forschungsergebnisse übertreffen pflanzeneigene Heilungsmethoden jede Wund-Versiegelung mit Baumwachs. Glätten Sie größere Schnittwunden mit einem Messer und überlassen Ihrer Glyzinie den Rest.

Erziehung zum Hochstamm

Eine Glyzinie gedeiht als wuchsstarke Liane mit dicken Ästen, die sich zum Baumstamm eignen. Im Laufe der Jahre schreitet die Verholzung so intensiv voran, dass keine Stütze mehr erforderlich ist. Diese Eigenschaft von Blauregen machen sich kreative Hausgärtner zunutze, um die Kletterpflanze zum spektakulären Baum zu erziehen. Die beste Ausgangslage offeriert eine veredelte Jungpflanze, weil sie früher und üppiger blüht, als eine reine Wisteria-Art. So gehen Sie Schritt für Schritt richtig vor:

  • Den kräftigsten Mitteltrieb als Baumstamm an einen Stützpfahl binden
  • Zum späteren Flechten zwei oder drei kräftige Bodentriebe auswählen und an einer Stütze fixieren
  • Alle übrigen Triebe entfernen
  • Stamm-Triebe am Stützpfahl leiten bis zur gewünschten Höhe
  • Stammspitze erst abschneiden, wenn die Spitzenknospe 4 bis 6 Knospen über dem Kronenansatz thront
  • Seitentriebe unterhalb der Krone am Ansatz abschneiden

Ein idealer Blauregen-Hochstamm gedeiht mit einem kräftigen (wahlweise geflochtenen) Stamm und einer Krone aus vier bis sechs Leitästen. Bis ein Kronenast den erforderlichen Durchmesser erreicht hat, dirigieren Sie das Wachstum mit einem starken Draht in die gewünschte Richtung und Form. Schneiden Sie während der Erziehungsphase alle Seitentriebe ansatzlos ab, um das Dickenwachstum zu fördern. Erst wenn ein Kronenast das Gewicht von Kurztrieben und Blütentrauben zu tragen vermag, kann der Draht entfernt werden. Die Seitentriebe der Kronenäste unterziehen Sie zweimal jährlich einem Rückschnitt, wie er an Kletterpflanzen empfohlen wird. Einziger Unterschied ist beim Winterschnitt zu beachten. Kürzen Sie die im Sommer bereits beschnittenen Seitentriebe nicht auf 2 oder 3 Knospen ein, sondern auf 1 bis 2 Knospen, respektive eine Länge von 5 Zentimetern.

Exkurs

Glyzinie schneiden mit Bypass- oder Amboss-Schere?

Eine gute Gartenschere ist des Gärtners treuer Begleiter beim Schnitt von Blauregen. Die Ladenregale sind prall gefüllt mit Einhand-Scheren, die sich vornehmlich unterscheiden nach Bypass- und Amboss-Mechanismus. Bypass-Scheren arbeiten mit zwei scharfen Schneiden und eignen sich ausgezeichnet für den Sommerschnitt diesjähriger, grüner Triebe. Die Amboss-Schere arbeitet mit einer scharfen Schneide, die auf ein stumpfes Gegenstück trifft. Dieser Mechanismus reduziert den Kraftaufwand und eignet sich perfekt für den Winterschnitt verholzter oder abgestorbener Äste.

Häufig gestellte Fragen

Ist die Glyzinie giftig?

Glyzinien enthalten verschiedene Inhaltsstoffe, die für Mensch und Tier giftig sind. Rinde und Wurzeln sind durchströmt von toxischem Wistarin, das über die Haut aufgenommen wird. Das Tragen von langärmeliger Kleidung und Handschuhen ist bei Schnittarbeiten dringend zu empfehlen. Lektin in Hülsen und Samen kann nach einem Verzehr heftige Kopfschmerzen auslösen sowie Erbrechen, Übelkeit und Leibschmerzen. Gelangen größere Mengen in den menschlichen Organismus, kann es zu Kreislaufkollaps und Herzstillstand kommen. Da die Hülsen mit einem lauten Knall zerplatzen, ziehen sie Kinder magisch an. Für den Familiengarten ist Blauregen folglich nicht empfehlenswert.

Gibt es Unterschiede zu beachten zwischen Chinesischem Blauregen (Wisteria sinensis) und Japanischem Blauregen (Wisteria floribunda)?

Chinesischer Blauregen erobert Rankhilfen als linkswindender Kletterkünstler. Triebe des Wisteria sinensis winden sich somit entgegen dem Uhrzeigersinn. Die bis zu 50 Zentimeter langen, verführerisch duftenden Blütenrispen erstrahlen von Mai bis Juni, noch bevor die hübschen Fiederblätter austreiben. Dem gegenüber gedeiht ein Japanischer Blauregen als rechtswindende Rankpflanze. Wisteria floribunda windet sich folglich im Uhrzeigersinn. Die Blauregen-Art erblüht zwischen April und Anfang Juni mit 30 bis 50 Zentimeter langen Blütentrauben, während zeitgleich die Blätter austreiben. In Bezug auf die Schnittpflege sind die Unterschiede indes nicht von Bedeutung.

Kann man die Glyzinie mit einem geflochtenen Hauptstamm in die Höhe ziehen oder dreht sich die Pflanze dann von selbst wieder heraus? Sind zum Flechten 2 Blauregen nebeneinander erforderlich?

Die Erziehung von Blauregen mit einem geflochtenen Hauptstamm ist ohne weiteres möglich. Da sich die Glyzinie windend emporschlingt, empfehlen wir, zunächst alle Triebe einzeln in die Höhe wachsen zu lassen und dann zu flechten. Regelmäßige Schnittpflege liefert eine ausreichende Menge an Trieben aus dem unteren Bereich, die Sie später flechten. Sie kommen folglich mit einer Glyzinie aus.

Unsere Pergola ist mit 2,50 Meter nicht sonderlich groß. Kann ich die Glyzinie jedes Jahr so stark zurückschneiden, dass sie entsprechend klein bleibt?

Das ist problemlos möglich, indem Sie zweimal jährlich schneiden. Zum ersten Mal beschneiden Sie die Glyzinie zwei Monate nach der Blütezeit, indem Sie die Seitentriebe auf 30 bis 50 Zentimeter einkürzen. Im Februar widmet sich der Winterschnitt den daraus entstanden neuen Blütentrieben, die Sie bis auf 2 oder 3 Knospen verschneiden. Zu diesem Zeitpunkt können Sie die Blütenknospen gut erkennen, weil sie so kurz vor dem Austriebsbeginn erkennbar angeschwollen sind.

Kann ich Edel-Blauregen ‚Pink Ice‘ im Kübel kultivieren?

Generell ist Kübelhaltung von Blauregen kein Problem, sofern wichtige Prämissen berücksichtigt werden. Damit Wasser- und Nährstoffversorgung sichergestellt sind, sollte das Kübelvolumen zu Beginn mindestens 25 Liter aufweisen. Proportional zum Wachstum muss die Kübelgröße angepasst werden. Je größer Sie die Glyzinie wachsen lassen, desto größer sollte das Volumen des Kübels sein. Idealerweise topfen Sie einen Edel-Blauregen um in Verbindung mit dem Winterschnitt.

Ist Blauregen winterhart und gedeiht in kühlen Lagen?

Winterwetter mit Frost und Schnee können einem Blauregen in der Regel nicht schaden, solange der Standort windgeschützt ist. Als natürlicher Schutz vor Kälte und Nässe empfehlen wir eine Unterpflanzung aus immergrünen Bodendeckern, die das flache Wurzelsystem einer Glyzinie abschirmen. Strenger Spätfrost kann indes die jungen Triebe und Knospen in Mitleidenschaft ziehen. Künden die Meteorologen im April und Mai verspätete Bodenfröste an, umhüllen Sie einen Blauregen mit Vlies. Zur Stärkung einer robusten Winterhärte stellen Sie im August das Düngen bitte ein, damit Äste und Zweige vor dem ersten Frost gut ausgereift sind.

Welchen Durchmesser sollte eine Rankhilfe aus Holz oder Rundstahl haben, um der Würgekraft von Blauregen standzuhalten?

Eine Glyzinie würgt weniger, als dass sie die Träger ihrer Rankhilfe aufgrund ihres schlingenden Wachstums mitdreht. Auf Dauer hat Holz keine Chance, als Wandspalier für Blauregen gerade zu bleiben. In der Praxis wurde ein 10 x 10 Zentimeter Pfosten um mehr als 90 Grad verdreht und brach letztendlich durch. Bei Rundstahl bestehen bessere Aussichten, dass die Rankhilfe standhält. Empfehlenswert ist Vollstahl mit einem Durchmesser von 2 Zentimetern. Bewährt hat sich dicker, aufgespannter Draht, der im Boden gut verankert wird. Sind die Gerüsttriebe einer Glyzinie erst einmal dick genug, stützen diese ja zusätzlich.

Die 3 häufigsten Schnittfehler

Ein blühfauler Blauregen mit dichtem Geflecht aus langen Peitschentrieben erinnert kaum an die prächtig blühende Rankpflanze aus Baumschule und Gartencenter. Ursache für die enttäuschende Performance sind klassische Irrtümer in der Schnittpflege. Damit sich Ihre Glyzinie zum Glanzpunkt im Garten entwickelt, sollten Sie diese drei häufigen Schnittfehler vermeiden:

Schnittfehler Schadbild Vorbeugung
kein Erziehungsschnitt unkontrolliertes Wachstum, wenige Blütentrauben, Schäden an Rankhilfe und Fassade Glyzinie erziehen mit wenigen Gerüsttrieben
zu wenig geschnitten Wachstum langer Peitschenhiebe als dichtes Geflecht, wenige oder keine Blüten zwei Mal pro Jahr kräftig schneiden
Wasserschosse nicht entfernt Wildunterlage überwuchert Edelsorte Wildtriebe zeitnah abschneiden oder abreißen

Ein weiterer Schnittfehler unterläuft Hausgärtnern beim Umpflanzen einer Glyzinie. Je älter die Pflanze beim Standortwechsel, desto mehr Wurzelmasse geht verloren. Damit die mächtige Rankpflanze den Verlust ausgleicht, sind alle oberirdischen Pflanzenteile um etwa die Hälfte einzukürzen. Bester Zeitpunkt ist im zeitigen Frühjahr, sodass der Rückschnitt einen Großteil der diesjährigen Blütenknospen entfernt. Wer aus diesem Grund einen umgepflanzten Blauregen nicht um die Hälfte zurückschneidet, wird mit einer schwachen, blühfaulen Pflanze oder deren Totalausfall hadern.

Tipp

Ihre Wuchskraft bringt eine Glyzinie nicht nur oberirdisch zum Ausdruck. Am sonnigen, nährstoffreichen Standort bildet die prächtige Rankpflanze zahlreiche, recht lästige Ausläufer. Damit Blauregen sich durch diese „Hintertüre“ nicht den gesamten Garten untertan macht, sollte er mit einer Wurzelsperre gepflanzt werden. Gut geeignet ist eine Tiefe von 60 bis 80 Zentimetern, bei einem Durchmesser von 100 bis 120 Zentimeter.