Rasen kalken: Warum, wann und wie es richtig gemacht wird
Dass das Mähen ein essenzieller Teil der Rasenpflege ist, gilt als wohl unbestritten. Weniger bekannt ist hingegen, dass das Kalken der Grünfläche ebenso wichtig ist: Ohne Kalk können die Gräser möglicherweise nicht von den im Boden vorhandenen oder durch Düngung hinzugefügten Nährstoffen profitieren.
Nur wenn Sie wissen, warum und wann Ihr Rasen Kalk braucht und wie das Mittel diesem hilft, kann die Grünfläche gesund und frei von unerwünschtem Bewuchs wie etwa Moos, Sauerklee und weiteren Unkräutern bleiben. Im folgenden Beitrag liefern wir Ihnen fundierte Antworten auf die wichtigsten Fragen bezüglich der optimalen Versorgung des Rasens mit Kalk.
Wie bringt man am besten Kalk aus?
Rasenkalk wird entweder in Pulverform oder als Pellets im Handel angeboten. Bei Kalkpulver handelt es sich um ein weißes, sehr feines Pulver, das einfach über den Rasen ausgestreut wird. Wählen Sie beim Kauf eine möglichst fein zermahlene Sorte, da diese aufgrund der größeren Oberfläche schneller mit dem Boden reagiert. Tragen Sie während des Auftragens eine Gesichtsmaske, um den feinen Staub nicht einzuatmen. Auf keinen Fall darf Kalkpulver zudem bei Wind und / oder starkem Regen ausgestreut werden. Des Weiteren ist von einer Kalkung bei Hitze sowie bei intensiver Strahlung der Sonne abzuraten, da es hierbei zu Verbrennungen der Grasnarbe kommen kann. Deutlich weniger Schmutz verursachen hingegen Kalkpellets, die einfach gleichmäßig auf der Rasenfläche verteilt werden. Nach dem Kalken – vor allem bei anhaltender Trockenheit – sollten Sie den Rasen kräftig gießen, damit das Calciumcarbonat in den Boden eindringen und seine Arbeit machen kann.
Wie viel Kalk sollte ich ausbringen?
Wie viel Gramm Kalk je Quadratmeter (g/m2) Kalk Sie ausbringen müssen, hängt von den Ergebnissen der zuvor durchgeführten Bodentests ab. Diese basieren auf dem Bodentyp sowie dem aktuellen pH-Wert und liefern Ihnen so die tatsächlich benötigte Menge. Befolgen Sie diese Empfehlungen genau, da die zulässigen Mengen je nach Bodentyp erheblich variieren können. So benötigt Lehmboden viel mehr Kalk als Sandboden, um die gleichen Ergebnisse zu erzielen.
Wann ist der beste Zeitpunkt für das Ausbringen des Kalks?
Frühling, Sommer, Herbst oder Winter – welcher Monat eignet sich am besten zum Kalken des Rasens? Grundsätzlich können Sie die Grünfläche im Frühjahr oder im Herbst mit Kalk bearbeiten, allerdings gelten die spätsommerlichen / herbstlichen Monate August und September als bester Zeitpunkt für dieses Vorhaben – schließlich hat das Mittel bis zum nachfolgenden Frühjahr reichlich Zeit für die eher langsam verlaufende chemische Reaktion, die die Neutralisation des Bodens nach sich zieht. Vermeiden Sie jedoch das Kalken bei großer Hitze und Minusgraden, denn dadurch wird die Wirkung erheblich reduziert.
Welches Mittel eignet sich am besten zum Kalken des Rasens?
Es gibt verschiedene Arten von Kalk, die sich mehr oder weniger für die Rasenpflege eignen. Am besten eignet sich einfaches Calciumcarbonat, das sehr mild und schonend wirkt sowie auf fast jedem Boden ausgebracht werden kann. Mit diesem Mittel ist zudem eine Überkalkung so gut wie unmöglich, da es seine Wirksamkeit nur in sauren Böden entfaltet. Ist der Untergrund hingegen neutral, so löst es sich nicht mehr so gut und wird stattdessen allmählich von Bodenorganismen abgebaut. Rasenkalk aus Calciumcarbonat erkennen Sie an der auf der Packung aufgedruckten chemischen Formel CaCO3. Des Weiteren eignet sich auch hochwertiger Dolomitkalk sehr gut.
Weniger geeignet ist hingegen Branntkalk, der nicht ohne Grund auch als Ätzkalk bezeichnet wird. Er wird normalerweise als Mörtelbeimischung genutzt und ist aufgrund seiner ätzenden Wirkung auf Pflanzen nicht für die Rasenpflege geeignet. In Mischungen für Rasenkalk erkennen Sie seine Verwendung an dem chemischen Symbol CaO – ist dieses auf der Packung aufgedruckt, lassen Sie besser die Finger davon. Auch spezielle Kalkmischungen wie etwa Magnesiumkalk oder so genannter Hüttenkalk sind nur in Sonderfällen – etwa weil Ihr Rasen ohnehin einen Magnesiummangel hat – sinnvoll und ansonsten weggeworfenes Geld. Selbst teuer verkaufter Algenkalk bietet gegenüber schlichtem Calciumcarbonat keine weiteren Vorteile, auch wenn viele Hersteller blumig damit werben.
Warum sollte man den Rasen kalken?
Rasenflächen benötigen Kalk, wenn ein niedriger pH-Wert des Bodens die Verfügbarkeit von Nährstoffen beeinträchtigt. Die Präferenzen der verschiedenen Gräserarten hinsichtlich des pH-Werts variieren zwar, bewegen sich aber in einem neutralen bis leicht sauren Bereich zwischen 5,8 und 7,2. In der warmen Jahreszeit tolerieren Rasengräser einen etwas niedrigeren pH-Wert, während dieser in der kühlen Jahreszeit etwas höher ausfallen sollte. Weicht der pH-Wert zu stark ab, wird die Aufnahme auch reichlich vorhandener Nährstoffe eingeschränkt. Kalk stellt das Gleichgewicht in zu sauren Böden wieder her, um den pH-Wert wieder auf ein für den Rasen optimales Wachstumsniveau zu bringen.
Wann muss man den Rasen sanden?
Auch wenn sich der pH-Wert des Bodens in einem gesunden Bereich bewegt, können neben dem Kalken weitere Maßnahmen zur Bodenverbesserung notwendig werden. Dazu gehört etwa das Sanden des Bodens, bei dem durch das Hinzufügen von Sand schwere, lehmige Untergründe lockerer und durchlässiger gemacht werden. Beachten Sie dabei bitte, dass auch Sand Kalk enthält – je nach verwendeter Art und Sorte – und somit sich durch das Sanden ebenfalls der pH-Wert verändert.
Exkurs
Zeigerpflanzen
Sie erkennen recht schnell, ob der Untergrund Ihrem Rasen zu sauer wird: In diesem Fall werden die Gräser von Pflanzen, die bevorzugt in saurem Boden wachsen, verdrängt. So signalisiert beispielsweise das Vorhandensein von Moos oder Sauerklee, dass der pH-Wert des Bodens für ein gesundes Graswachstum längst zu niedrig geworden sind. Weitere Warnzeichen sind ein vermehrtes Wachstum von Unkräutern, Krankheiten (die sich etwa in der Gelbfärbung der Grashalme äußern) und das verstärkte Auftreten von Schädlingen. Vor allem Grasmilben, die sich bevorzugt in mooshaltigen Rasen aufhalten, sind ein sicheres und sowohl für Mensch als auch Tier unangenehmes Anzeichen dafür. Daher hilft das Kalken auch
- gegen (Sauer)Klee
- gegen Moos
- gegen Unkraut
- gegen Grasmilben
- und gegen Pilze
Bringen Sie unbedingt zuerst den Kalk und danach eventuelle Herbizide und Insektizide aus, da ein niedriger pH-Wert die Wirksamkeit dieser Mittel ebenfalls herabsetzt. Ein weiterer Hinweis auf einen sauren Boden ist übrigens die Tatsache, dass selbst die Gräser selbst auf hochwertigen Rasendünger nicht mit dem gewohnten bzw. erwarteten gesunden und kräftigen Wachstum reagieren.
Sollte man zuerst Kalken oder Düngen?
Eine ausgewogene Düngung gehört ebenso zu einer guten Rasenpflege wie das Kalken. Im Allgemeinen raten Experten dazu, Dünger und Kalk nicht zur selben Zeit auszubringen – lediglich in manchen Fällen kann das ratsam sein. Ansonsten hängt es von verschiedenen Faktoren ab, welche Maßnahme Sie zuerst vornehmen sollten.
Grundsätzlich bestimmt der pH-Wert des Bodens, ob zuerst gekalkt oder gedüngt wird. Ein Beispiel: Ist dieser zu niedrig, muss erst der Kalk ausgebracht und wirksam werden, sonst kann das Gras keine Nährstoffe aufnehmen. Daher ist es auch für die Klärung dieser Frage wichtig, welchen pH-Wert denn der Untergrund tatsächlich hat.
Wann muss man zuerst Kalken?
Weist der Boden einen hohen Säuregehalt auf, so muss zuerst gekalkt und erst nach einer bestimmten Wartezeit gedüngt werden. Da der Prozess der Entsäuerung langsam verläuft, müssen zwischen Kalkung und Düngung einige Wochen Wartezeit liegen. Sie können diese jedoch verkürzen, indem Sie besonders fein zermahlenen Kalk verwenden – dieser reagiert schneller mit dem Boden, so dass die Düngung schneller erfolgen kann.
Wann sollte man zuerst Düngen?
Anders herum lautet die Empfehlung, wenn Sie neuen Rasen säen oder nachsäen wollen: In diesem Fall wird zuerst gedüngt und dann gekalkt. Der Grund liegt in der Keimfähigkeit der Samen, denn diese können nur dann keimen und zu einem prächtigen Rasen heranwachsen, wenn im Boden ausreichend Nährstoffe vorhanden sind. Bereiten Sie vor der Aussaat die Fläche vor, düngen Sie gemäß den Empfehlungen, säen Sie – und warten anschließend etwa sieben bis zehn Tage bevor Sie nun kalken. Die Wartezeit ist notwendig, damit der Boden die Nährstoffe aus dem Düngemittel aufnehmen kann. Der Kalk wiederum erhöht nun die Wirksamkeit derselben und sorgt dafür, dass die Wurzeln der Keimlinge sie aufnehmen können und von dem zusätzlichen Schub profitieren.
In welchen Fällen können Kalk und Dünger gleichzeitig ausgebracht werden?
Das gleichzeitige Ausbringen von Kalk und Düngemittel ist hingegen möglich, wenn der pH-Wert des Bodens bereits neutral ist und es sich somit nur um eine Erhaltungskalkung handelt. In diesem Fall hat der Kalk die Aufgabe, den pH-Wert kontinuierlich aufrechtzuerhalten, während das Düngemittel die Gräser mit sofort verfügbaren Nährstoffen versorgt. Dennoch sollten Sie beides nicht zusammen ausbringen, da es sonst zu einer ungleichmäßigen Verteilung kommen kann. Verteilen Sie zuerst den Dünger auf der Rasenfläche und erst danach den Kalk.
Hintergrund
Was ist Kalk?
Weshalb ist eine Bodenuntersuchung wichtig?
Allerdings sollten Sie sich nicht allein auf eine Blickdiagnose verlassen. Eine Bodenuntersuchung in einem staatlichen oder privaten Institut liefert eine genauere Messung des aktuellen pH-Werts Ihres Bodens sowie weiterer Faktoren wie zum Beispiel des Bodentyps. Dieses Wissen ist notwendig, da sich auch dies auf die benötigte Kalkmenge und eventueller anderer Bearbeitungen des Bodens auswirkt. Das Auftragen von nicht benötigtem oder zu großen Mengen Kalk kann dem Rasen eher schaden, anstatt ihm zu helfen. Sollte Ihr Boden zu sauer sein, führen Sie die Testung jedes Jahr erneut durch und zwar so lange, bis das Gleichgewicht wieder hergestellt ist. Etablierte Rasenflächen hingegen bedürfen lediglich alle drei bis vier Jahre einer neuerlichen Überprüfung.
Warum ändert sich der pH-Wert des Bodens ständig?
Der pH-Wert des Bodens ändert sich aus vielen Gründen, einschließlich des aufgebrachten Kalks oder anderer Produkte. In Gebieten mit starken Niederschlägen beispielsweise wird Kalzium auf natürliche Weise aus dem Boden herausgelöst, wenn Regenwasser durch die Erde fließt. Durch den Verlust von Kalzium sinkt der pH-Wert, so dass der Untergrund mit der Zeit sauer wird. In diesen Regionen ist das Ausbringen von Kalk eine Notwendigkeit für gesunde Rasenflächen. In Gegenden mit sehr wenig Niederschlag hingegen wird kein Kalzium freigesetzt, so dass Rasenflächen sogar zu alkalisch werden können. Des Weiteren senkt die Rasenpflege ebenfalls den pH-Wert des Bodens. Regelmäßige Düngung, richtige Bewässerung und eine erhöhte Aktivität nützlicher Bodenmikroorganismen tragen alle zu den allmählichen, normalen Rückgängen des pH-Werts bei.
Wie beeinflusst das Düngen den pH-Wert des Bodens?
Ein saurer Boden enthält viel Wasserstoff und wird umso basischer, je stärker Sie ihn mit einem stickstoffbasierten Düngemittel versorgen. Aus diesem Grund sollten Sie eine Überdüngung des Rasens unbedingt vermeiden, da diese in jedem Fall zu einer Versäuerung des Untergrunds führt. Viel hilft eben nicht viel – stattdessen ist eine genau auf den konkreten Bedarf abgestimmte Pflanzenernährung so wichtig. Durch eine gründliche Bodenanalyse erfahren Sie, welche Nährstoffe der Rasen in welcher Menge tatsächlich braucht.
Weshalb hat auch das Rasenmähen einen Einfluss auf den pH-Wert?
Daneben führt auch das regelmäßige Rasenmähen zu einer Versäuerung des Bodens. Der Grund hierfür liegt schlicht darin, dass Sie durch das Mähen den natürlichen Kreislauf unterbrechen – und dies natürlich Auswirkungen auf die weitere Umwelt hat. Die Gräser sind alkalisch und haben immer einen höheren pH-Wert als der Untergrund auf dem sie wachsen. In der Natur sterben die Pflanzen irgendwann ab, zersetzen sich in der Erde und stellen so das Gleichgewicht wieder her. Mähen Sie das Gras jedoch ab, wird dieser Vorgang unterbrochen und der Untergrund kann nicht ausgeglichen werden.
Welche Folgen drohen dem Rasen bei einer Überdosierung von Kalk?
Nicht nur ein Mangel, auch eine Überdosierung kann gravierende Folgen für die Rasengesundheit haben: Ein Übermaß an Calciumcarbonat hat in der Regel eine Eisenchlorose zur Folge, bei der die Gräser schließlich einen Eisenmangel erleiden. Aufgrund dessen färben sich die Halme schließlich gelb oder sterben sogar ab. Des Weiteren hat eine Überkalkung Verätzungen (v. a. wenn Branntkalk verwendet wurde!) sowie aufgrund der Schwächung ein vermehrtes Auftreten von Krankheiten (die sich etwa in einem verstärkten Wachstum von Pilzen zeigen) oder Schädlingen (beispielsweise Ameisen) zur Folge.
Tipp
Auch reifer Gartenkompost hebt den pH-Wert des Bodens an, weshalb so mancher erfahrene Gärtner zwecks Neutralisierung desselben auf selbst produzierten Kompost statt auf Kalk schwört. Hundeurin hingegen – wie manchmal in Foren empfohlen – ist ganz und gar kein geeignetes Mittel. Stattdessen schädigt Urin aufgrund der enthaltenen Scharfstoffe die Grasnarbe.