Orchideen bestäuben: Methoden & Tipps für die Bestäubung
Orchideen faszinieren durch ihre Vielfalt und ihre raffinierten Bestäubungsmethoden. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Techniken, die Orchideen für ihre Fortpflanzung nutzen, von der Anlockung von Insekten bis zur Handbestäubung.
Wie werden Orchideen bestäubt?
Orchideen haben im Laufe der Evolution bemerkenswerte Techniken zur Bestäubung entwickelt. Hauptbestäuber sind Insekten wie Bienen, Ameisen, Fliegen und Käfer, die von Orchideen durch visuelle Reize oder duftende Lockstoffe angezogen werden. Einige Orchideenarten sind auf bestimmte Insektenarten zur Bestäubung angewiesen, was zu einer bemerkenswerten Anpassungsfähigkeit geführt hat.
Ein herausragendes Beispiel für diese Anpassung sind Orchideen mit „Kesselfallen“, wie der Frauenschuh. Diese Blüten besitzen eine pantoffelartige Form, die Insekten einfängt. Um zu entkommen, müssen die Insekten durch einen schmalen Ausgang kriechen und kommen dabei zwangsläufig mit den Bestäubungsorganen in Kontakt.
Daneben gibt es Orchideen, die Sexualtäuschung betreiben. Ragwurze verwenden diese Strategie, indem sie weibliche Insekten imitieren, sowohl optisch als auch durch die Produktion von Sexuallockstoffen (Pheromonen). Das Männchen, das sich mit der Blüte paaren will, nimmt dabei Pollen auf und transportiert diesen zur nächsten Blüte.
Einige Orchideenarten bestäuben sich selbst, eine Technik, die besonders in Umgebungen nützlich ist, in denen geeignete Bestäuber selten sind. Diese asexuelle Fortpflanzung sichert so das Überleben der Art unter suboptimalen Bedingungen.
Orchideen – Meister der Täuschung
Orchideen gehören zu den beeindruckendsten Täuschblumen und haben Mechanismen entwickelt, um Insekten zu manipulieren. Ein Beispiel dafür ist die Gattung Bulbophyllum. Die Art Bulbophyllum lobbii imitiert einen Ständerpilz und zieht Mücken an, die ihre Eier auf den vermeintlichen Pilzhut ablegen wollen. Wenn die Mücke auf der Blütenlippe landet, klappt diese plötzlich um und drückt das Insekt gegen die Pollensäcke, woraufhin die Bestäubung erfolgt.
Im Mittelmeerraum verbreitete Ragwurzarten ahmen Insektenweibchen nach und locken männliche Insekten mit Pheromonen und optischen Merkmalen an. Weibliche Bienen zum Beispiel besuchen die Blüten, um vermeintliche Artgenossen zu finden, und nehmen dabei Pollensäcke auf, die zur Bestäubung weiterer Ragwurzblüten führen.
Ein anderes faszinierendes Beispiel bietet die Gattung Coryanthes. Diese Orchideen erzeugen spezifische Duftstoffe, die männliche Prachtbienen anziehen. Diese sammeln den Duft ein, um Weibchen zu beeindrucken, und bestäuben dabei die Orchideenblüten.
Die ausgeklügelten Täuschungsmethoden der Orchideen demonstrieren ihre außergewöhnliche Anpassungsfähigkeit und sichern ihr Überleben in unterschiedlichsten Lebensräumen weltweit.
Die Bestäubung von Orchideen durch den Menschen
Die Handbestäubung spielt vor allem in der Orchideenzucht eine bedeutende Rolle. Für die Handbestäubung folgen Sie diesen Schritten:
1. Vorbereitung des Pollens:
- Verwenden Sie eine feine Pinzette (6,00€ bei Amazon*) oder ein speziell entwickeltes Holzstäbchen, um die Pollenkappe vorsichtig zu entfernen und den Pollen freizulegen. Wenn der Pollen besonders klein ist, können Sie die Spitze des Stäbchens leicht anfeuchten, um den Pollen besser aufzunehmen.
2. Übertragung des Pollens:
- Bringen Sie den Pollen zur Narbe der Zielblüte, dem weiblichen Teil der Blüte, und platzieren Sie ihn dort sorgfältig.
3. Nach der Bestäubung:
- Die Blüte zeigt in wenigen Tagen Anzeichen einer erfolgreichen Bestäubung, wie das Schließen der Narbe und das Verdicken des Blütenstiels. Markieren Sie die bestäubte Blüte mit einem Etikett, um die Entwicklung nachverfolgen zu können. Die Orchideensamen benötigen mehrere Monate für die Reifung und in dieser Zeit optimale Pflege.
Diese Methode ermöglicht die Vermehrung seltener Orchideenarten und die Schaffung neuer Hybriden mit besonderen Eigenschaften.
Die Bedeutung der Bestäubung für die Orchideenzucht
In der Orchideenzucht ist die Bestäubung entscheidend für die Vermehrung und genetische Vielfalt. Orchideen produzieren klebrige Pollenpakete, die bei erfolgreicher Bestäubung auf die Narbe einer anderen Blüte übertragen werden. Diese hohe Spezialisierung vieler Orchideenarten bedeutet oft eine Bindung an bestimmte Bestäuber wie Bienen, Käfern oder Vögeln.
Nach der Bestäubung folgt die Samenbildung. Orchideensamen sind extrem klein und leicht, was ihre weite Streuung erleichtert. Für die Keimung benötigen sie jedoch eine Symbiose mit spezifischen Pilzen, die die jungen Keimlinge mit Nährstoffen versorgen, bis diese selbst Photosynthese betreiben können.
Neben der natürlichen Bestäubung durch Insekten nutzen Züchter die Handbestäubung, um gezielt Kreuzungen durchzuführen und die Vielfalt der Orchideen zu erhöhen. Diese Methode fördert Eigenschaften wie Blühfreudigkeit und besondere Farbintensitäten der Blüten. Allgemein verbindet die Bestäubung die Ökologie der Pflanzen mit der Kultivierung und Hybridisierung von Orchideen, indem sie die Fortpflanzung sichert und zur Entwicklung robuster Hybriden beiträgt.
Die vegetative Vermehrung von Orchideen
Neben der generativen Vermehrung, die die geschlechtliche Fortpflanzung umfasst, können Orchideen auch vegetativ, also ungeschlechtlich, vermehrt werden. Diese Methode gewährleistet genetisch identische Nachkommen zur Mutterpflanze und wird oft in der Zucht verwendet.
Gewebekultur
In der Gewebekultur wird Pflanzenmaterial wie Blattspitzen oder Wurzelspitzen unter sterilen Bedingungen auf einem Nährmedium kultiviert. Dies ermöglicht eine schnelle und effiziente Vermehrung, indem Stammzellen zu vollständigen, genetisch identischen Nachkommen heranwachsen. So können besonders blühfreudige und robuste Exemplare in größerem Umfang produziert werden.
Vermehrung durch Kindel
Kindel sind kleine Ableger, die an den Knoten von Orchideenstängeln entstehen. Diese Miniaturorchideen ohne Blätter entwickeln eigene Wurzeln und können von der Mutterpflanze getrennt werden, sobald sie ausreichend groß und stabil sind. Schneiden Sie die Kindel mit einem sterilisierten Messer ab und setzen Sie sie in Orchideensubstrat ein. Geduld zahlt sich hier aus, da die Entwicklung bis zu einem Jahr dauern kann.
Teilung
Die Teilung eignet sich besonders für sympodial wachsende Orchideen wie Cymbidium und Dendrobium. Schneiden Sie das Rhizom in mehrere Teile, die jeweils über ausreichend Wurzeln und Triebe verfügen sollten, und setzen Sie sie in frisches Orchideensubstrat. Dies ermöglicht eine schnelle Vermehrung in mehrere neue Pflanzen.
Stecklingsvermehrung
Terrestrische Orchideen können auch über Stecklinge vermehrt werden, wie bei der Vanilla planifolia. Schneiden Sie etwa 10 bis 15 Zentimeter lange, nicht blühende Ranken ab und pflanzen Sie diese in ein feuchtes Anzuchtsubstrat, um Vanille anzubauen. Die Stecklinge wurzeln schnell und entwickeln sich zu neuen Pflanzen.
Diese vegetativen Vermehrungsmethoden bieten eine effektive Möglichkeit, Orchideen zu vervielfältigen und ermöglichen Ihnen, robuste und blühfreudige Exemplare zu erhalten, die identische Kopien ihrer Mutterpflanzen darstellen.