Gewürzpflanzen

Weinraute: Anbau, Pflege und Verwendung in Küche und Garten

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Lesen Sie in diesem kommentierten Steckbrief, ob die Weinraute giftig ist. Konsultieren Sie wichtige Hinweise rund um die sichere Verwendung von Ruta.

weinraute
Die Weinraute ist eine etwas in Vergessenheit geratene Heilpflanze
AUF EINEN BLICK
Ist die Weinraute giftig?
Die Weinraute (Ruta graveolens) ist eine giftige Pflanze, deren ätherische Öle, Cumarine, Alkaloide und Flavonoide in höheren Dosierungen toxisch wirken können. Bei der Verwendung als Heil- oder Gewürzpflanze ist daher Vorsicht geboten und eine Rücksprache mit Fachleuten empfohlen.

Steckbrief

  • Wissenschaftlicher Name: Ruta graveolens
  • Familie: Rautengewächse (Rutaceae)
  • Herkunft: Süd- und Mitteleuropa
  • Wuchstyp: Halbstrauch
  • Wuchshöhe: 50 cm bis 100 cm
  • Wuchsform: aufrecht, buschig
  • Blüten: gelbe Trugdolden
  • Blütezeit: Juni bis September
  • Blätter: gefiedert
  • Giftigkeit: giftig
  • Erntezeit: Mai bis Juni
  • Winterhärte: bedingt winterhart

Video: Die Weinraute als Heilpflanze

Giftigkeit

Die Weinraute ist mit Vorsicht zu genießen. Richtig angewendet besitzt das Rautengewächs zahlreiche gute Eigenschaften. In höherer Dosierung wird die Pflanze giftig. Grund für diese Gratwanderung zwischen Wohl und Wehe sind mehr als 200 Inhaltsstoffe. Im Wesentlichen handelt es sich um ätherische Öle, Cumarine, Alkaloide und Flavonoide, die jede Selbstmedikation zu einem gefährlichen Unterfangen machen. In Bezug auf die Giftigkeit einer Weinraute ist festzuhalten:

  • Weinraute als Heilpflanze: vor der Anwendung einen Arzt, Apotheker oder Homöopathen fragen.
  • Weinraute als Gewürzpflanze: Speisen und Getränke sparsam würzen.
  • Weinraute als Duft- und Zierpflanze: unbeschwert erfreuen am aromatischen Duft und den gelben Sommerblüten.
  • Weinraute im Familiengarten: nicht oder außerhalb der Reichweite von Kindern und Haustieren pflanzen.

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Wichtig für Hobbygärtner: Auf den Blattoberflächen lagert die Weinraute verschiedene Furanocumarine ab. Diese sekundären Pflanzenstoffe können in Verbindung mit Sonnenlicht phototoxische Hautreizungen verursachen. Betroffene Hobbygärtner leiden unter Photodermatitis mit Symptomen, wie Hautrötungen, Bläschenbildung und brauner Pigmentierung.

Blütezeit

Vom Frühsommer bis zum Herbst leuchten gelbe Rautenblüten mit der Sonne um die Wette. Kommt der Herbst als Altweibersommer daher, erstreckt sich die Blütezeit bis in den November. Folgende Eigenschaften zeichnen die Blüte einer Weinraute aus:

  • Blütenstand: reichblütige Trugdolde
  • Einzelblüte: zwittrig, seitenständig vierzählig, endständig fünfzählig
  • Blütengröße: Durchmesser 2 bis 4 cm
  • Blütenfarbe: gelblich-grün, hellgelb bis gelb
  • Blütenökologie: nektarreiche Scheibenblüte

Die Blüten duften nur schwach. Verantwortlich für den intensiven, aromatischen Duft sind die blaugrünen Fiederblätter.

Exkurs

Weinraute vertreibt Katzen auf die sanfte Tour

Wussten Sie, dass die historische Gewürzpflanze eine hochwirksame Anti-Katzen-Pflanze ist? Den aromatischen Duft einer Weinraute können die pelzigen Störenfriede überhaupt nicht leiden und suchen das Weite. Pflanzen Sie die mehrjährigen Halbsträucher am besten als gemischte Hecke mit der legendären ‚Verpiss-dich-Pflanze‘, um ungebetene Katzen erfolgreich und sanft zu vertreiben.

Weinraute Verwendung

Im Altertum und Mittelalter war die Weinraute eine geschätzte Heil- und Gewürzpflanze. Schon Hildegard von Bingen schwor auf die heilsame, krampflösende Ruta-Wirkung bei Augenleiden, Wechseljahresbeschwerden, Kopfschmerzen, Magenkrämpfen oder Verdauungsschwäche. In der mediterranen Küche ist die Weinraute bis heute ein beliebtes Charaktergewürz. Im Naturgarten darf die Raute als Zierpflanze nicht fehlen. Folgende Tabelle gibt einen Überblick zu vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten:

Gewürzpflanze Zierpflanze Heilpflanze
für warme Speisen Kräutergarten Augenleiden
für kalte Speisen Topfgarten Magen-, Darmbeschwerden
für Spirituosen Duftgarten Kreislaufprobleme/Fallsucht
für Würzmischungen Beetumrandung Muskelschmerzen
für Kräuteressig Balkonbegrünung Wassersucht
für Speiseöl Zaunbegrünung Rheuma
  Kräuterhecke Wurmbefall
  Bienenweide Abortivum
  Schmetterlingsweide und vieles andere mehr

Unsere Vorfahren schrieben der Weinraute magische Kräfte zu. Der Volksglaube war davon überzeugt, dass die Weinraute vor bösen Geistern und anderem Unheil schützt. Damit die Heilpflanze ihre Zauberkraft entfaltet, sollte die Aussaat der Samen begleitet sein von Flüchen und Verwünschungen.

Verwendung als Gewürzpflanze

Mit ihrem markanten bitter-aromatischen Geschmack verleiht die Weinraute warmen und kalten Speisen eine Extraportion Würze. Je länger Sie das Kraut kochen, desto intensiver die Würzkraft. Aus diesem Grunde ist es ratsam, Weinraute als Gewürzpflanze sparsam zu verwenden:

  • Warme Speisen würzen: Soßen, Fisch- und Fleischgerichte, Eierspeisen, Gemüseeintopf
  • Kalte Speisen würzen: Salat, Gebäck, Brotaufstrich, Kräuterbutter
  • Getränke und Flüssigwürze aromatisieren: Likör, Kräuterlimonade, Tee, Kräuteressig, Speiseöl

Überlieferte Weinraute-Rezepte haben an kulinarischer Aktualität nichts eingebüßt. So können Sie in Kochbüchern nachlesen, wie Sie den römischen Schafskäseaufstrich Moretum mit Weinraute zubereiten.

Verwendung als Zierpflanze

Der Klimawandel befeuert die zunehmende Popularität von Weinrauten als Zierpflanzen. Wie die Schlagworte obiger Tabelle verdeutlichen, sind die mehrjährigen Halbsträucher auch nördlich der Alpen ein fester Bestandteil in der naturnahen Gartengestaltung. Wie Sie die recht unspektakuläre Pflanze kreativ in Szene setzen, bringen folgende Tipps auf den Punkt:

  • Kombinieren mit Stauden, wie Heiligenkraut (Santolina chamaecyparissus) oder Perlkörbchen (Anaphalis).
  • Vergesellschaften mit Ziergräsern, wie Blaustrahlhafer (Avena sempervirens) oder Rutenhirse (Panicum virgatum).
  • Mit Weinraute eine Benjeshecke oder immergrüne Koniferenhecke begrünen.

Im Kübel auf dem Südbalkon harmoniert der mediterrane Halbstrauch wunderbar mit Provence-Lavendel (Lavandula intermedia) und Salbei (Salvia).

Verwendung als Heilpflanze

Heute ist Ruta in der europäischen Homöopathie lediglich bekannt für die Behandlung von Augenproblemen, Verletzungen des Bindegewebes, Muskelschmerzen, Verspannungen oder Rheuma. In der Volksheilkunde übrig geblieben ist der gelegentliche Genuss einer Tasse Weinraute-Tee bei Appetitlosigkeit, Schwindel oder leichten Kopfschmerzen. Wichtige Hinweise zur Anwendung:

  • Weinraute Tabletten als Globuli in Selbstbehandlung als Ruta D6 oder Ruta D12, höhere Dosierung nach Rücksprache mit dem Apotheker oder Heilpraktiker.
  • Weinraute Tee: 1 TL Weinraute übergießen mit 1/4 l kochendem Wasser, 5 Minuten ziehen lassen und abseihen; Tageshöchstdosis von 2 Tassen nicht überschreiten.

Die moderne Pflanzenheilkunde und Schulmedizin verzichten ganz auf die Anwendung von Weinraute als Heilpflanze, zumal das Bundesgesundheitsamt seit 1989 jegliche therapeutischen Anwendungen ablehnt aufgrund der zahlreichen giftigen Nebenwirkungen.

Achtung: Aufgrund der stark abortiven Ruta-Wirkung sollten Schwangere sämtliche Weinraute-Produkte konsequent meiden.

Weinraute pflanzen & pflegen

Die Weinraute ist eine traditionelle Gartenpflanze, die einfach zu pflanzen und zu pflegen ist. Lesen Sie in folgenden Abschnitten nützliche Tipps für die perfekte Kultivierung der historischen Naturschönheit in Ihrem grünen Reich:

Standort

Die folgenden Rahmenbedingungen motivieren den mehrjährigen Halbstrauch zu floralen Höchstleistungen:

  • Vollsonniger, warmer Standort
  • Idealerweise windgeschützte Lage vor einer sonnigen Mauer oder Hecke
  • Magere, sandig-trockene Erde
  • Vorzugsweise im kalkhaltigen Gartenboden

Meiden Sie Standorte mit Durchgangsverkehr, weil direkter Hautkontakt mit den Blättern bei Sonnenschein allergische Reaktionen auslösen kann.

Handschuhe nicht vergessen

Widmen Sie sich bitte allen Pflanz- und Pflegearbeiten mit Handschuhen zum Schutz vor schmerzhaften, phototoxischen Hautreizungen. Empfehlenswert sind fernerhin lange Hosen oder Gummistiefel und ein langärmeliges Oberteil.

Pflanzen

Mitte Mai öffnet sich das Zeitfenster für die Pflanzung. Einfach und preisgünstig gelingt die Aussaat im feinkrümeligen Saatbeet. Bei Temperaturen um 20° Celsius sprießen innerhalb von drei Wochen die Keimlinge. Alternativ züchten Sie ab März aus Samen kräftige Jungpflanzen auf der hellen, warmen Fensterbank. Nach den Eisheiligen können Sie fertig vorgezogene Ruta preisgünstig in Gartencentern, Baumärkten und Supermärkten kaufen.

Geben Sie ins Pflanzloch etwas reifen Kompost und Gartenkalk als Startdüngung. Für die Pflanzung im Beet hat sich ein Pflanzabstand von 40 cm bis 45 cm in der Praxis gut bewährt. Gießen Sie frisch gepflanzte Weinrauten durchdringend an.

Gießen und Düngen

Lässt Ihre Weinraute bei brütender Sommerhitze die Blätter hängen, gießen Sie die Pflanze am frühen Morgen oder in den Abstandstunden. Verwenden Sie bitte normales Leitungswasser für eine Extraportion Kalk im Substrat. Im Übrigen reichen gelegentliche Regenschauer für die Wasserversorgung aus. Regelmäßig zu düngen ist eine Weinraute nicht.

Schneiden

Damit eine Weinraute nicht verholzt, sollten Sie den Halbstrauch einmal jährlich schneiden. So machen Sie es richtig:

  1. Bester Zeitpunkt ist im Februar oder März
  2. Handschuhe anziehen
  3. Triebe auf 10 cm bis 20 cm zurückschneiden
  4. Totholz bodennah auslichten

Nach dem Rückschnitt ist eine organische Startdüngung mit Kompost und Hornspänen vorteilhaft.

Vermehren

Für Halbsträucher, wie die Weinraute, ist die Stecklingsvermehrung zu empfehlen. Schneiden Sie im Spätsommer halb verholzte, nicht blühende Stecklinge mit einer Länge von 10 cm bis 20 cm. Die untere Triebhälfte wird entlaubt. Pflanzen Sie jeden Steckling zu zwei Drittel in einen Topf mit Kokoserde. Den Winter verweilen die Rautenstecklinge im Haus am hellen, frostfreien Standort, ähnlich wie Rosenstecklinge.

Beliebte Sorten

Über die reine Ursprungsart hinaus hält der Fachhandel zwei schöne Weinrauten-Sorten für Sie bereit:

  • Jackman’s Blue: kompakte, dichtbuschige Weinraute mit metallisch blaugrauen Blättern und gelborangen Blüten.
  • Variegata: farbenfrohe Sorte mit blau-grün-gelb panaschierten, hübsch gefiederten Blättern.

Die Schmalblättrige Weinraute (Ruta angustifolia) überzeugt mit filigranen Fiederblättern und einem besonders aromatischen Duft.

FAQ

Ist die Weinraute giftig für Katzen?

Ja, die Weinraute ist für Ihre Katze giftig in mehrfacher Hinsicht. Kommt Ihr Liebling mit den Blättern unter Sonneneinstrahlung in Berührung, drohen phototoxische Hautreizungen, insbesondere an der empfindlichen Nase. Lässt sich Ihre Katze durch den aromatischen Duft dazu verleiten, von den Rautenblättern zu naschen, drohen Übelkeit, Krämpfe und Durchfall.

Wie kann man Weinrautenblätter trocknen?

Ernten Sie im Mai und Juni die frischen Blätter mit Handschuhen zum Schutz vor der phototoxischen Ruta-Wirkung. Brausen Sie die Blätter kurz ab mit kaltem Wasser. Legen Sie die Blätter auf ein Backblech, das Sie in die mittlere Schiene des Backofens schieben. Stellen Sie den Backofen auf etwa 100° Ober- und Unterhitze. Klemmen Sie einen Holzlöffel in die Backofentüre, während die Blätter innerhalb von 30 bis 60 Minuten trocknen. Alternativ schneiden Sie beblätterte Triebe ab. Diese hängen Sie kopfüber an einem dunklen, regengeschützten Ort zum Trocknen auf.

Sind Weinrauten winterhart?

Beheimatet ist die Weinraute am sonnig-warmen Mittelmeer. Aufgrund dieser Herkunft ist der Halbstrauch nicht vollkommen winterhart. Bei klirrender Kälte frieren die krautigen Pflanzenteile zurück bis auf den verholzten Bereich. Das ist kein Grund zur Sorge, denn ab März/April treibt die Raute munter wieder aus. Empfehlenswert ist ein leichter Winterschutz aus Laub und Stroh auf der Wurzelscheibe. Schneiden Sie die Pflanze im Herbst nicht zurück, denn die Triebe fungieren als natürlicher Schutz vor Kälte und Nässe.

Bilder: Madeleine Steinbach / Shutterstock