Gewürzpflanzen

Weinraute: Anbau, Pflege und Verwendung im Überblick

Die Weinraute (Ruta graveolens) ist eine vielseitige Pflanze mit aromatischen Blättern und leuchtend gelben Blüten. Dieser Artikel beleuchtet die Herkunft, den Wuchs und die Pflege der Weinraute und gibt wertvolle Tipps zu Standort, Vermehrung und Verwendung.

Steckbrief

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Pflanzenart
Halbstrauch
Lebenszyklus icon
Lebenszyklus
Mehrjährig
Wuchs icon
Wuchs
Buschig, stark verzweigt, kompakt
Wuchshöhe icon
Wuchshöhe
30 cm bis 50 cm (in Ausnahmefällen bis zu 100 cm)
Blütenfarbe icon
Blütenfarbe
Gelb
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Blütenform
Lockere Trugdolden
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Herkunft

Die Weinraute, auch Gartenraute genannt, stammt ursprünglich aus Südeuropa und dem östlichen Mittelmeerraum, insbesondere von der Balkanhalbinsel und der Krim. In Mitteleuropa findet man sie in alten Weinbauregionen und auf der südlichen Schwäbischen Alb. Besonders gut gedeiht die Pflanze in trockenheißen, steinigen Gebieten wie Weinbergen und Mauern.

Bereits im Mittelalter wurde sie in Klostergärten kultiviert und gelangte von dort aus nach England, Deutschland und die Schweiz. Heute ist die Weinraute weltweit verbreitet und eine beliebte Gewürz- und Zierpflanze. Ihr Name „Weinraute“ leitet sich von ihrem an Wein erinnernden Geruch ab. Der wissenschaftliche Name „Ruta graveolens“ bedeutet „stark riechendes, bitteres Kraut“ und beschreibt den intensiven Duft und Geschmack der Pflanze.

Wuchs

Die Weinraute ist ein buschiger Halbstrauch, der in der Regel Wuchshöhen von 30 bis 50 Zentimetern erreicht. In Ausnahmefällen kann sie bis zu 100 Zentimeter hoch werden. Sie wächst stark verzweigt und kompakt mit schwach verholzenden unteren Zweigen. Ihre Breite beträgt etwa 30 bis 40 Zentimeter. Besonders bemerkenswert ist die wintergrüne Eigenschaft der Pflanze, wodurch sie auch im Winter lebendig wirkt.

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Blätter

Die Blätter der Weinraute sind durch ihre bläulich-grüne bis graugrüne Färbung gekennzeichnet, die auf eine feine Wachsschicht zurückzuführen ist. Sie sind zwei- bis dreifach fiederschnittig mit lanzettlichen, schmal länglichen bis verkehrt eiförmigen Blattabschnitten. Die Blätter, die eine Länge von 6 bis 12 cm erreichen, enthalten durchsichtige Ölzellen, was ihnen ihr charakteristisches Aussehen und den intensiven Duft verleiht, der beim Zerreiben verstärkt wird.

Neben ihrem optischen Reiz sind die Blätter auch im Winter grün. Dank ihrer stark ausgeprägten Öldrüsen sind sie interessant für die Parfümindustrie und nützlich im Haushalt, um Ameisen fernzuhalten.

Blüte

Die Weinraute blüht von Juni bis September. Die reichblütigen Blütenstände bilden lockere Trugdolden. Die gelben Blüten variieren von vierzähligen seitlichen Blüten bis zu fünfzähligen endständigen Blüten und weisen einen Durchmesser von 12 bis 18 Millimetern auf. Die Kronblätter sind löffelartig und leicht gezähnt. Sie bieten Pollen und Nektar offen an, was vor allem kurzrüsslige Fliegen und Schwebfliegen anzieht.

Früchte

Im Herbst bilden sich an den Zweigenden kugelförmige, etwa 1 Zentimeter große Kapselfrüchte. Diese vier- bis fünffächrigen Kapseln enthalten bis zu fünf Samenfächer, die schwarze, halbmondförmige Samen von etwa 2 bis 3 Millimetern Länge enthalten. Nach dem Trocknen öffnen sich die Kapseln und verteilen die Samen durch Wind oder tierischen Kontakt.

Welcher Standort ist geeignet?

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Weinraute (Ruta graveolens) mit gelben Blüten in voller Pracht.
Foto: Plenuska | Lizenz: CC BY-SA 4.0 | Quelle: Wikimedia

Die Weinraute bevorzugt einen sonnigen, warmen Standort mit kalkhaltigem, sandigem oder steinigem Boden. Staunässe sollte vermieden werden. Optimal sind sommerwarme und winterfrostgeschützte Lagen. Ein zusätzlicher Winterschutz, wie das Anhäufeln von Erde oder Abdecken mit Laub, ist in kälteren Regionen empfehlenswert.

Gute Pflanzpartner im Garten sind gelb blühende Stauden wie Margeriten, Rittersporn und Indianernessel sowie Kräuter wie Lavendel und Salbei. Auch in Steingärten oder an Mauern kann die Weinraute gut gedeihen.

Welchen Boden braucht die Pflanze?

Der Boden sollte trocken und gut durchlässig sein. Mischen Sie normalen Gartenboden zur Hälfte mit Sand und etwas Kalk, um die idealen Wachstumsbedingungen zu schaffen. Achten Sie darauf, dass der Boden mager und nicht zu nährstoffreich ist; zu saure Böden sollten vermieden werden.

Weinraute pflegen

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Weinraute in voller Blüte, Primorska, Slowenien.
Foto: Franz Xaver | Lizenz: CC BY-SA 3.0 | Quelle: Wikimedia

Die Weinraute benötigt nur wenig Pflege:

  • Gießen: Gießen Sie nur während längerer Trockenperioden zusätzlich. Vermeiden Sie Staunässe.
  • Düngen: Eine Düngung ist meist nicht nötig. Ein wenig Kompost im Frühjahr kann jedoch hilfreich sein.
  • Schneiden: Ein Rückschnitt im Frühjahr fördert ein buschiges Wachstum. Schneiden Sie die Pflanze auf 10 bis 20 Zentimeter zurück.
  • Überwinterung: Schützen Sie die Pflanze durch Anhäufeln mit Erde oder Abdeckung mit Laub. Im Kübel frostfrei, kalt und hell überwintern.

Weinraute richtig pflanzen

Pflanzen Sie die Weinraute im Frühjahr oder Herbst. Bereiten Sie den Boden vor, indem Sie ihn auflockern und bei Bedarf Sand untermischen. Setzen Sie die Pflanze tief in das Pflanzloch, sodass die Wurzeln vollständig bedeckt sind. Halten Sie einen Pflanzabstand von 30 bis 50 Zentimetern ein. Gießen Sie nach der Pflanzung gut an.

Für die Aussaat gilt:

  • Aussaatzeit: März bis April in Vorkultur, ab Mai im Freiland.
  • Substrat: Leichte Aussaaterde, die gut feucht gehalten wird.

Weinraute richtig schneiden

Ein Rückschnitt im späten Frühjahr fördert das buschige Wachstum der Pflanze. Schneiden Sie die Pflanze auf eine Höhe von 10 bis 20 Zentimetern zurück. Entfernen Sie abgestorbene, kranke oder schwache Triebe sowie Zweige, die im Winter abgefroren sind. Tragen Sie dabei immer Handschuhe, um Hautreizungen zu vermeiden.

Weinraute vermehren

Die Vermehrung der Weinraute erfolgt durch Aussaat oder Stecklinge:

  • Aussaat: Säen Sie die Samen zwischen März und April in Vorkultur oder ab Mai im Freiland aus. Halten Sie das Substrat feucht, bis die Keimlinge erscheinen.
  • Stecklinge: Schneiden Sie im Sommer oder Herbst halbverholzte Triebe und stecken Sie diese in Anzuchterde, die mit Sand gemischt ist. Halten Sie die Erde feucht, aber nicht nass. Überwintern Sie die Stecklinge an einem hellen, kühlen Ort und pflanzen Sie sie im Mai ins Freiland.

Sorten & Arten

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Weinraute in voller Blüte, Vantoux-et-Longevelle, Juni 2004.
Foto: Jeffdelonge | Lizenz: CC BY-SA 3.0 | Quelle: Wikimedia

Es gibt verschiedene Sorten der Weinraute:

  • ‚Jackmann’s Blue‘: Eine kompakte Sorte mit blaugrünen Blättern, Höhe etwa 40 Zentimeter.
  • ‚Variegata‘: Auffällig durch blaugrün-gelb panaschierte Blätter, ein besonderer Blickfang.

Verwendung

Die Weinraute wird sowohl als Heil- und Gewürzpflanze als auch in der Parfümindustrie verwendet. Ihre Blätter sind aromatisch und werden in der Küche sparsam eingesetzt, etwa zum Würzen von Fleischgerichten, Salaten und Saucen. In der traditionellen Medizin findet die Pflanze Anwendung bei Magen-Darm-Problemen, Menstruationsbeschwerden und als krampflösendes Mittel. Aufgrund ihrer Giftigkeit sollte sie jedoch mit Vorsicht verwendet werden.

Giftigkeit

Die Weinraute enthält ätherische Öle und Furanocumarine, die phototoxische Reaktionen verursachen können. Bei Hautkontakt und Sonnenlichtexposition können Rötungen, Juckreiz und Bläschenbildung auftreten. Der Verzehr großer Mengen kann zu Verdauungsbeschwerden führen. Schwangere sollten auf die Pflanze verzichten, da sie abortive Wirkungen haben kann. Tragen Sie bei der Ernte und Verarbeitung der Pflanze Handschuhe und vermeiden Sie Hautkontakt.

Mit diesen Informationen können Sie die vielseitige Weinraute sicher und erfolgreich in Ihrem Garten kultivieren und nutzen.

Häufig gestellte Fragen

Warum wird die Weinraute als Heilpflanze trotz ihrer Giftigkeit verwendet?

Die Weinraute enthält mehrere Inhaltsstoffe wie Furanocumarine und Alkaloide, die in wohldosierten Mengen gesundheitsfördernd wirken können. Traditionell wurde sie gegen Menstruationsbeschwerden, Hautentzündungen und Wurmbefall eingesetzt. In zu großen Mengen sind diese Substanzen jedoch giftig, weshalb moderne Anwendungen stark kontrolliert werden und vor allem in der Homöopathie zu finden sind.

Welche besondere Pflege benötigt die Weinraute im Winter?

Auch wenn die Weinraute wintergrün ist, benötigt sie in kälteren Regionen Schutz vor starkem Frost. Dies kann durch Anhäufeln mit Erde oder das Abdecken mit Laub erreicht werden. In Kübeln sollten die Pflanzen frostfrei, kalt und hell überwintert werden.

Was macht die Weinraute für die Küche und die Parfümindustrie interessant?

Die stark aromatischen Blätter der Weinraute liefern einen intensiven, würzigen Geschmack, der sich gut zum Würzen von Fleischgerichten, Käsespeisen und sogar Gebäck eignet. In der Parfümindustrie sind die stark duftenden ätherischen Öle der Pflanze sehr geschätzt, weil sie einzigartige Duftnoten liefern.

Gibt es geschichtliche oder kulturelle Besonderheiten zur Verwendung der Weinraute?

Historisch war die Weinraute ein Bestandteil der traditionellen römischen Würzmischung „Garum“ und wurde in der Antike auch zur medizinischen Behandlung diverser Beschwerden verwendet. Interessanterweise sollte die Weinraute im Mittelalter sogar als Schutz gegen den Bösen Blick dienen und war ein fester Bestandteil in Klostergärten.

Bilder: Madeleine Steinbach / Shutterstock