Sauerkirsche schneiden: Wann und wie für optimale Erträge?
Damit Sauerkirschen mit ertragreicher Krone gedeihen, steht im Sommer ein Rückschnitt auf dem Terminplan. Die Schnittführung unterscheidet nach den Sortentypen „Schattenmorelle“ und „Weichselkirsche“. Lesen Sie in diesem Tutorial, wie Sie Ihre Sauerkirsche vorbildlich schneiden.
Sortentypen – Unterschiede kurz gefasst
Sauerkirschen unterscheiden sich im Wuchsverhalten deutlich von Süßkirschen. Dieser Umstand erfordert in erster Linie eine differierende Schnittführung. Fernerhin sollte dem Gärtner bekannt sein, welcher Sortentyp von Sauerkirsche in seinem grünen Reich gedeiht. Dem trägt die Schnittpflege Rechnung in vielerlei Hinsicht. Herausragende Kriterien beider Sortentypen fasst folgende Übersicht zusammen:
Typ Schattenmorelle
- Beliebte Sorten: Gerema, Morellenfeuer
- Blüht und fruchtet am einjährigen Holz
- Neigung zu langen, kahlen Peitschentrieben mit wenigen Blättern am äußeren Ende
Typ Weichselkirsche
- Beliebte Sorten: Karneol, Koröser Weichsel, Saphir, Achat, Jade, Heimanns Rubinweichsel
- Blüht und fruchtet am ein-, zwei- und dreijährigen Holz
- Charakteristisches Merkmal: kurzes Fruchtholz, reich garniert mit Blütenknospen und Blättern
Tipp
Die Unterscheidung nach Sorten-Typen ist Makulatur, wenn eine Sauerkirsche unter Monilia-Spitzendürre leidet. Trocknen inmitten der Saison Triebspitzen ein, besteht unmittelbarer Handlungsbedarf. Schneiden Sie alle betroffenen Äste zurück bis ins gesunde Holz. Reinigen und desinfizieren Sie das Schneidwerkzeug anschließend sorgfältig, um eine unabsichtliche Übertragung der Erreger auf andere Gehölze zu vermeiden.
Bester Schnittzeitpunkt ist im Sommer
Bei der Wahl des besten Schnittzeitpunkts hat der Erwerbsobstbau Vorbildfunktion für Hobbygärtner. Als Frühblüher legen Sauerkirschen ihre Knospen im Vorjahr an. Unterziehen Sie die Krone nach der Ernte dem Erhaltungsschnitt, fördern Sie die diesjährige Knospenbildung. Sorten des Typs Schattenmorelle werden jedes Jahr geschnitten. An Sorten des Typs Weichselkirsche steht alle 2 bis 3 Jahre die Schnittpflege auf dem Programm.
Eine Ausnahme gilt für radikale Schnittmaßnahmen, wie die Verjüngung einer vergreisten Sauerkirsche. In diesem Fall gilt die sommerliche Schonfrist von März bis September, die im Bundesnaturschutzgesetz vorgeschrieben ist. Ein umfangreicher Gehölzschnitt ist gestattet vom 1. Oktober bis 28. Februar, sofern keine wild lebenden Tiere in Baumkrone oder Strauch überwintern.
Schattenmorelle schneiden
Beliebte Sauerkirschen-Sorten, wie Schattenmorelle, Morellenfeuer oder Gerema blühen und fruchten am einjährigen Holz. Das bedeutet zugleich, dass die Obstbäume zur Verkahlung neigen. Fernerhin neigen sich die jungen, dünnen Triebe unter ihrer saftig-säuerlichen Last gen Boden. Dieses Wachstumsverhalten mit markanten Peitschentrieben erfordert einen alljährlichen Erhaltungsschnitt, wie untenstehende Abbildung illustriert. So schneiden Sie richtig:
- Bester Zeitpunkt ist nach der Ernte bei trockener, wolkiger Witterung
- Überhängende Triebe um die Hälfte bis zwei Drittel zurückschneiden
- Jeden Peitschentrieb ableiten auf einen tiefer stehenden Neutrieb
- Wichtig: Neutrieb nicht beschneiden, um ein kräftiges Wachstum zu fördern
In Verbindung mit dem Schnitt abgetragener Peitschentriebe widmen Sie sich einer kontinuierlichen Verjüngung der Krone. Zu diesem Zweck entfernen Sie alle zwei bis drei Jahre den jeweils ältesten Leitast auf Astring. Alternativ lenken Sie den betreffenden Gerüstast um auf einen jungen, nach außen weisenden Seitentrieb als Nachfolger.
Hintergrund
Steile Äste fruchten nicht
Weichselkirsche schneiden
An Sauerkirschen des Typs Weichselkirsche werden Sie zu keiner Zeit mit kahlen Peitschentrieben hadern. Beliebte Sorten, wie Saphir oder Favorit begeistern mit aufrechtem Wuchs. Blüten und Früchte gedeihen auch am älteren Holz, ohne Anzeichen vorzeitiger Verkahlung. Mit diesem Habitus machen Sauerkirschen dem Gärtner die Schnittpflege leicht. So machen Sie es richtig:
- Weichselkirschen in Intervallen von 2 bis 3 Jahren beschneiden
- Bester Zeitpunkt ist nach der Kirschenernte
- Krone freischneiden von schwachen, nach innen gerichteten oder abgestorbenen Zweigen
- Steiltriebe auf kurze Zapfen zurückschneiden
Nach drei bis vier Jahren ist das Fruchtholz nahezu erschöpft und im oberen Bereich häufig stark verzweigt. Mit einem gezielten Ableitungsschnitt hauchen Sie dem müden Holz frischen Lebensmut ein. Suchen Sie im hinteren Bereich einen jungen, ein- bis zweijährigen Seitentrieb aus. An der Verzweigung schneiden Sie das alte Holz ab.
Exkurs
Fruchtstiel abschneiden statt abzupflücken
Über allen Obstbäumen schwebt das Damoklesschwert von Obstbaumkrebs. Dabei handelt es sich um eine Pilzinfektion und nicht um Krebs im medizinischen Sinn. Die Erreger agieren als Wundparasiten und lauern auf kleinste Verwundungen im Holz. Es macht sich bezahlt, bei der Ernte von Sauerkirschen jeden Fruchtstiel abzuschneiden. Pflücken von Sauerkirschen hinterlässt am Ast kleine Wundstellen, die listigen Pilzsporen als willkommene Angriffsfläche dienen.
Alte Sauerkirsche verjüngen
Schattenmorellen vergreisen innerhalb weniger Jahre, wenn die Schnittpflege vernachlässigt wird. Ohne einen gelegentlichen Auslichtungsschnitt ist für eine Weichselkirsche dieses Schicksal ebenfalls besiegelt. Die Krone verwandelt sich in ein undurchdringliches Astgeflecht, das von innen her verkahlt. Blüten und Früchte haben Seltenheitswert. Das ist indes kein Grund, eine alte Sauerkirsche zu roden. Die gute Schnittverträglichkeit erlaubt einen radikalen Verjüngungsschnitt, der frischen Wind in die Ertragskraft bringt. So gehen Sie fachkundig vor:
- Bester Zeitpunkt ist zwischen Ende Januar und Ende Februar bei frostfreier, trockener Witterung
- Zu Beginn Totholz auf Astring absägen
- Schleppenartig verzweigte, herabhängende Äste ableiten auf einen jungen Seitentrieb an der Basis
Je mehr alte, vergreiste Äste Sie auf junge Seitentriebe ableiten können, desto besser die Verträglichkeit eines Verjüngungsschnitts. Sofern kein Seitentrieb zu entdecken ist, schneiden Sie den betreffenden Ast auf Zapfen. Lassen Sie einen Stumpf von 10 bis 15 cm stehen. Bis zum nächsten oder übernächsten Sommer treiben an dieser Stelle etliche Jungtriebe aus. Wählen Sie die beiden vielversprechendsten Exemplare mit einer schräg-waagerechten Wuchsrichtung. Alle übrigen Triebe entfernen Sie mitsamt der eingetrockneten Zapfenreste.
Häufig gestellte Fragen
Ist die Sauerkirsche selbstfruchtbar?
Überwiegend sind Sauerkirschen auf eine benachbarte Befruchter-Sorte angewiesen. Das kann auch eine Süßkirsche in Nachbars Garten sein, solange beide Kirschbäume zur gleichen Zeit blühen und genügend Insekten für die Bestäubung unterwegs sind. Als selbstfruchtbar angebotene Sauerkirschen profitieren grundsätzlich davon, wenn sich eine weitere Sorte im Umkreis von 200 bis 300 Metern befindet.
Die Sauerkirschensorte Saphir habe ich vor 3 Jahren gepflanzt. Heuer entwickelt sich eine einsame Kirsche. Was kann ich tun, um den Fruchtertrag zu erhöhen?
Es ist nicht ungewöhnlich, wenn Sauerkirschen erst im dritten Jahr erste Früchte tragen. Zu Beginn konzentrieren sich die Obstbäume auf ein kräftiges Wurzelwachstum und eine stabile Kronenbildung. Blühwilligkeit und Fruchtertrag können Sie verbessern, indem Sie einen Phosphor-betonten Beerendünger verabreichen von März bis Ende Juli. Fernerhin erhöht sich der Fruchtertrag, wenn Sie eine zweite Sauerkirschen-Sorte dazu pflanzen.
Meine Sauerkirsche „Morellenfeuer“ soll nicht größer werden, als 2,50 bis 3,00 Meter. Wann und wie sollte ich schneiden?
Unter diesen Umständen empfehlen wir einen zweimaligen Schnitt im Jahr. Im Sommer lichten Sie abgetragenes Fruchtholz aus und entfernen kahle, herabhängende Peitschentriebe. Zwischen Ende Januar und Ende Februar beschneiden Sie die Krone um ein Drittel überall dort, wo sich keine schwellenden Blütenknospen zeigen.
Können Sie mir mitteilen, ob die Sauerkirsche „Schattenmorelle“ zu schneiden ist? Wenn ja, wann und wie geht das?
Der Schnitt an Schattenmorellen sollte jährlich durchgeführt werden. Es ist empfehlenswert, mindestens ein Drittel der abgetragenen, peitschenförmigen Triebe zu beschneiden. Bester Zeitpunkt ist im unmittelbaren Anschluss an die Ernte bei bedeckter, trockener Witterung. Folgende Prämissen sollten Sie beachten: alle steil nach oben wachsenden, sich kreuzenden und parallelen Triebe entfernen. Zweige mit Wuchsrichtung ins Kroneninnere herausnehmen. Die Krone der Sauerkirsche insgesamt stark ausdünnen, damit das Licht in alle Regionen gelangen kann.
Die 3 häufigsten Schnittfehler
Eine Sauerkirsche ohne malerische Frühlingsblüte und saftige Früchte ist zumeist Leidtragende eines typischen Schnittfehlers. Um die Leser dieses Tutorials vor ärgerlichen Schadbildern und Ernteausfall zu bewahren, nennt folgende Tabelle die drei häufigsten Fehler und gibt Tipps für die Vorbeugung:
Schnittfehler | Schadbild | Vorbeugung |
---|---|---|
im Spätwinter geschnitten | Ausfall von Blüten und Früchten | Sauerkirsche nach der Ernte schneiden |
nie geschnitten | vorzeitige Vergreisung und Verkahlung, abnehmender Ernteertrag | Schattenmorelle jährlich, Weichselkirsche alle 3 Jahre schneiden |
Steiltriebe nicht entfernt oder flach gestellt | wenig Fruchtholz, dichtes Geflecht aus sterilen Trieben | zu steile Triebe auslichten oder in einen 60° Winkel spreizen |
Tipp
Regelmäßige Schnittpflege an Sauerkirschen dient zugleich als wirksame Vorbeugung gegen die gefürchtete Monilia-Spitzendürre. Indem Sie abgetragenes, altes und anfälliges Holz kräftig zurückschneiden, entfernen Sie bereits vorhandene Sporenlager der Pilzkrankheit. Entsorgen Sie verdächtiges Schnittgut bitte nicht auf dem Kompost, sondern geben es in die Mülltonne oder zur städtischen Kompostieranlage.