Rückschnitt

Baumkrone optimieren: Kenntnisse über Astkategorien nutzen

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Die optimale Kronenform von Zier- und Obstbäumen hängt maßgeblich davon ab, dass Sie die strenge Hierarchie von Ästen beachten. Warum das so ist und welche Astkategorien für die Schnittpflege im Hausgarten von Bedeutung sind, erläutert dieser Leitfaden.

astkategorien
Für einen professionellen Rückschnitt ist es wichtig, die Astkategorien zu kennen
AUF EINEN BLICK
Warum sind Astkategorien bei Zier- und Obstbäumen wichtig?
Astkategorien bei Zier- und Obstbäumen sind wichtig für die optimale Kronenform und den Fruchtertrag. Sie umfassen Stammverlängerung, Leitäste, Seitenäste, Gerüstäste, Frucht- oder Blütenäste und Frucht- oder Blütenholz. Eine gezielte Schnittpflege unter Beachtung dieser Hierarchie fördert Blütenbildung und Wachstum.

Warum sind Astkategorien beachtenswert?

Im Garten von Hausgärtner Müller fristete der Apfelbaum ein trauriges Dasein. Jedes Jahr im Winter wurden die äußeren Äste emsig zurückgeschnitten, ähnlich einem Heckenschnitt. Daraufhin bildete sich eine reich verzweigte, mächtige Krone mit dichtem Blätterkleid. Von Blüten und Äpfeln weit und breit keine Spur.

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Diese kleine Geschichte versinnbildlicht die Folgen, wenn die Hierarchie der Äste beim Baumschnitt ignoriert wird. Wo alle Triebe mit ähnlichem Durchmesser gedeihen, entsteht ein heftiger Konkurrenzkampf um das Wachstum zum Licht. Die Bildung von Blüten und Früchten bleibt dabei auf der Strecke.

Berücksichtigt die Schnittpflege hingegen eine Asthierarchie in Form von Leitästen mit untergeordneten Frucht- und Blütenästen und daran befindlichem Frucht- oder Blütenholz, entsteht die perfekte Kronenform. Ein üppiges Blütenkleid und reicher Fruchtertrag lassen dann nicht mehr lange auf sich warten.

Astkategorien im Überblick – klassisches Ordnungssystem kurz gefasst

In der Schnittpflege von Zier- und Obstbäumen kursieren verschiedene Ordnungssysteme für die Benennung von Ästen nach ihrer Position und Funktion innerhalb der Krone. Der folgende Überblick widmet sich einer der häufigsten Kategorisierungen von Ästen für die perfekte Kronenstruktur:

Stammverlängerung/Mitteltrieb

Die senkrechte Verlängerung des Stamms oder Mitteltriebs in die Krone hinein. Der Ansatzpunkt befindet sich oberhalb der ersten Seitentriebe. Stamm und Stammverlängerung bilden die Hauptachse einer Baumkrone und sind Bestandteil des Gerüsts.

Leitast

Von der Stammverlängerung ausgehender, dominanter Ast. Mehrere Leitäste sowie daran ansetzende Seitenäste formieren sich zusammen mit der Stammverlängerung zum dauerhaften Grundgerüst einer Baumkrone. An einem hochstämmigen Zier- oder Obstbaum beispielsweise zielt der Erziehungsschnitt ab auf ein Gerüst aus Stammverlängerung mit 4 bis 5 Leitästen.

Seitenast

Von einem Leitast ausgehender, untergeordneter Ast, als dauerhafte Komponente im Grundgerüst.

Gerüstast

Zusammenfassender Begriff für alle Äste, die dem dauerhaften Gerüst eines Baums zugerechnet werden oder im Verlauf der Schnittpflege herangezogen werden für diese Funktion.

Fruchtast/Blütenast

Untergeordneter, zumeist schwächerer Kronenast, der Blütenknospen oder Früchte tragen wird, respektive dem eine derartige Funktion im Verlauf der Schnittpflege zugedacht ist. Ein Frucht- oder Blütenast kann sich an verschiedenen Positionen innerhalb der Krone befinden und ist nicht Teil des dauerhaften Grundgerüsts.

Fruchtholz/Blütenholz

Sammelbegriff für alle untergeordneten, schwächeren oder kurzen Zweige innerhalb der Krone. Kennzeichnend sind ein dichter Besatz mit Knospen, kurze Internodien und ein ausgeprägt schwaches Wachstum.

Innerhalb der Astkategorien wird eine weitere Unterscheidung vorgenommen, die sich auf den jeweiligen Astdurchmesser bezieht. Die folgende Tabelle fasst die Werte zusammen:

Astkategorie nach Durchmesser Astdurchmesser
Starkast mehr als 10 cm
Grobast 5 bis 10 cm
Schwachast 3 bis 5 cm
Feinast 1 bis 3 cm
Feinstast/Zweig weniger als 1 cm

Tipp

Als Hausgärtner Müller sich mit den Astkategorien vertraut gemacht hatte, profitierte der Apfelbaum vom neu gewonnenen Fachwissen. Im ersten Schritt wurde die Krone von oben geöffnet, um sich Einblick zu verschaffen ins Astgewirr. Die 5 kräftigsten Triebe der unteren Kronenetagen wurden zu Leistästen und Stammverlängerung auserkoren. In den oberen Etagen mussten die stärksten Äste weichen. An Stammverlängerung und Leitästen beließ der Gärtner handverlesene, schwach wachsende Triebe als zukünftige Fruchtäste, die das wertvolle Fruchtholz hervorbringen.

Bilder: Zbigniew Guzowski / Shutterstock