Rasenpflege: Vertikutieren für gesunden, dichten Rasen
Nicht jeder Rasen muss vertikutiert werden. Oft reichen Pflegemaßnahmen wie Sanden oder Düngen, um den Rasenfilz zu beseitigen. Erst bei einer dicken Filzschicht sollte der Rasen elektronisch vertikutiert werden. Dafür eignet sich das späte Frühjahr oder der Herbst. Geht das Vertikutieren mit weiteren Pflegemaßnahmen wie dem Düngen und Kalken einher, sind zeitliche Abstände zu beachten, denn das gleichzeitige verwenden von Dünger und Kalk schadet dem Rasen. Nach dem vertikutieren sollte zudem eine Nachsaat erfolgen, da elektrische Vertikutierer für Löcher im Rasen sorgen können.
Muss Rasen vertikutiert werden?
Nein, nicht jeder Rasen muss vertikutiert werden. Eine regelmäßige Bearbeitung des Rasens ist jedoch je nach Ausgangslage empfehlenswert. Je nach Bodenbeschaffenheit und grundsätzlicher Pflege lässt die Wuchskraft des Rasens mit der Zeit nach. Im Gegenzug nehmen unerwünschte Unkräuter und Moose zu. Diese wiederum entziehen dem Rasen Luft und Nährstoffe. Die Folge: Der Rasen verkümmert nach und nach. Das Vertikutieren setzt genau an dieser Problemstelle an. Durch die verbesserte Belüftung wird neuer Platz für den Rasen geschaffen.
Der ideale Zeitpunkt zum Vertikutieren lässt sich mit einem einfachen Test ermitteln. Dazu wird eine Metallharke ohne Druck über die Rasenfläche gezogen. Bleiben Moos und andere Bestandteile an den Zinken hängen, sollte die Fläche vertikutiert werden.
Exkurs
Moos als wichtiger Bestandteil der Natur
Moos filtert nicht nur Staub aus der Luft, er speichert Wasser und dient auch im Sommer als natürliche Klimaanlage. Gegen Moos haben Sie auch mit einem Vertikutierer keine Chance, denn er wird immer wieder nachwachsen. Möchten Sie nicht jedes Jahr vertikutieren, sollten Sie sich auf Dauer mit dem Gartenbewohner anfreunden. (Quelle: GEO)
Funktionsweise eines Vertikutierers
Vor dem Einsatz eines Vertikutierers weist der Rasen im Querschnitt oft eine sehr ungepflegte Struktur auf. Moos, Unkraut und verfilzte Stellen führen dazu, dass das Wachstum des Rasens gehemmt wird.
Der Vertikutierer, ob manuell oder elektrisch betrieben, besitzt an der Unterseite mehrere scharfe Messer. Diese ritzen die Grasnarbe in Längsrichtung drei bis fünf Millimeter tief ein. Je ungepflegter die Rasenfläche ist, desto tiefer sollte der Schnitt sein. Da die Graswurzeln jedoch wesentlich tiefer reichen als z.B. die Mooswurzeln, werden die Rasenwurzeln nicht verletzt. Durch die abgerundete Form am Ende der Klinge wird das abgeschnittene Material auch in kleinen Mengen erfasst.
Um eine optimale Wirkung zu erzielen, sollte die Fläche jedoch abschließend noch einmal gründlich mit einem Rechen abgezogen werden. Spätestens nach zwei bis drei Monaten sollte sich der Rasen durch die verbesserte Luft-, Wasser- und Nährstoffversorgung deutlich erholt zeigen.
Zeitpunkte und Häufigkeit
Rasen kann im Frühling oder Herbst vertikutiert werden. Es ist ratsam, die betreffenden Flächen nicht öfter als einmal im Jahr zu vertikutieren. Außerdem sollten die allgemeinen Witterungsbedingungen moderat sein. Sowohl extreme Hitze und Trockenheit als auch Kälte und Nässe laugen den Rasen zusätzlich aus. Im Sommer und Winter sollte daher auf das Vertikutieren verzichtet werden. Besser geeignet sind die milden Perioden im Frühjahr und Herbst. Für ein optimales Ergebnis sollte der Boden außerdem trocken sein. Bei zu feuchtem Boden besteht die Gefahr, dass die gebogenen Messer gesunde Grashalme ausreißen.
Vertikutieren im Frühjahr
Die ideale Zeit für das Vertikutieren im Frühjahr sind die Monate April und Mai. Bei Tagestemperaturen zwischen 15 und 20 Grad Celsius sind die Wachstumsbedingungen bereits optimal. Um den Rasen nach dem Winter zu aktivieren, empfiehlt es sich, anschließend eine Startdüngung durchzuführen. Dieser enthält in der Regel einen hohen Stickstoffanteil. Dieser unterstützt das allgemeine Wachstum und auch das schnelle Schließen der entstandenen Lücken.
Tipp
Die Blütezeit der Narzissen bietet ebenfalls einen Anhaltspunkt für den richtigen Zeitpunkt zum Vertikutieren. Die Zwiebelpflanze gehört zu den eher späten Frühjahrsblühern.
Vertikutieren im Herbst
Bei gemäßigter Witterung kann auch im Herbst vertikutiert werden. Um dem Rasen anschließend genügend Zeit zur Regeneration zu geben, sollte dies zwischen Anfang September und Mitte Oktober erfolgen. In diesen Monaten sind die Temperaturen in der Regel noch ausreichend. Besonders in dieser Zeit ist jedoch auf die Wettervorhersage zu achten, um den Rasen vor frühen Frösten zu schützen. Analog zur Maßnahme im Frühjahr sollte auch im Herbst eine entsprechende Düngung erfolgen. Die im Handel erhältlichen Herbstdünger enthalten im Vergleich zu den Frühjahrsdüngern deutlich weniger Stickstoff, dafür aber einen höheren Anteil an Magnesium. Dieser Mineralstoff ist vor allem für die Kälteresistenz der Pflanzen wichtig.
Richtige Reihenfolge: Düngen, Vertikutieren und Kalken
In der Regel beginnt die Pflege mit dem Vertikutieren im Frühjahr. Daran schließt sich die Düngung mit einem Mindestabstand von zwei Wochen an. Vor allem Frühjahrsdünger enthalten einen hohen Anteil an Stickstoff, der als Aktivator nach dem Winter dient. Grundsätzlich ist Stickstoff einer der elementarsten Nährstoffe für das Pflanzenwachstum. Alternativ kann die Frühjahrsdüngung auch vor dem Vertikutieren erfolgen. In diesem Fall sollte ebenso auf eine Pause von zwei Wochen geachtet werden.
Die Ausbringung von Kalk sollte mit einer deutlichen zeitlichen Verzögerung erfolgen. Viele Inhaltsstoffe handelsüblicher Düngemittel reagieren mit Kalk zu unerwünschten Nebenprodukten. Dadurch wird die ursprünglich gewünschte Wirkung nicht erreicht. Ein zeitlicher Abstand von mindestens zwei Monaten ist daher sinnvoll, da viele Rasendünger eine Langzeitwirkung haben. Idealerweise wird im Herbst gekalkt, um Nebeneffekte auszuschließen. 10 hilfreiche Tipps zum Kalken haben wir in diesem Artikel zusammengefasst.
Wenn Sie Ihren Rasen normalerweise nur im Herbst vertikutieren, sollten Sie die Kalkung umgekehrt im Frühjahr durchführen. Die Ausbringung der Herbstdüngung kann analog zu den vorherigen Ausführungen an zwei Terminen erfolgen. Entweder zwei Wochen vor dem geplanten Vertikutieren oder direkt danach.
Anleitung: Rasen vertikutieren
Das Vertikutieren stellt eine enorme Belastung für den Rasen dar. Die meisten Rasenflächen sind durch die zuvor schlechte Versorgung mit Luft, Wasser und Nährstoffen stark geschwächt. Das Vertikutieren soll diese Mangelzustände beheben, erfordert aber auch ein neues Wachstum des Rasens. Vertikutieren Sie deshalb nicht häufiger als einmal im Jahr.
So geht’s:
- Fläche von Steinen, Wurzeln und Zweigen befreien
- Startdüngung mindestens zwei Wochen vor dem Vertikutieren, alternativ Düngung nach dem Vertikutieren (nach Schritt 5)
- Bestehenden Rasen möglichst kurz mähen (maximal drei Zentimeter hoch)
- Rasenfläche in Längs- und Querrichtung vertikutieren (ähnlich einem Schachbrettmuster)
- Loses Material (Moos, Rasenfilz, Unkraut) mit Rechen entfernen
- Freie Stellen mit neuem Saatgut nachsäen
- die gesamte Fläche gleichmäßig mit einem Rasensprenger befeuchten
- Kalkdüngung im Abstand von mindestens zwei Monaten (idealerweise zeitversetzt im Frühjahr und Herbst)
Pflege nach dem Vertikutieren
Aufgrund der hohen Belastung des Rasens durch das Vertikutieren ist eine anschließende Pflege unerlässlich. Dazu gehört das Düngen, Besanden und Lüften des Rasens.
Rasen düngen
Mindestens einmal im Jahr sollten Sie Ihrem Rasen neue Nährstoffe zuführen. Je nach Nutzung und Standort kann es aber auch sinnvoll sein, bis zu viermal im Jahr zu düngen. Die einmalige Düngung dient lediglich der Erhaltung des Rasens. Sie ist daher nur für wenig genutzte und schattige Flächen zu empfehlen. Eine bis zu viermalige Düngung wird für stark frequentierte Flächen empfohlen.
Eine ideale Wirkstoffkombination der benötigten Nährstoffe bieten die im Handel erhältlichen Düngemittel. Alternativ ist auch eine Düngung mit Kaffeesatz oder Hornmehl möglich. Zu beachten ist jedoch, dass sich die Bedürfnisse der Gräser im Laufe des Jahres ändern. Während im Frühjahr und Sommer vor allem stickstoffhaltige Dünger zu empfehlen sind, benötigt der Rasen im Herbst viel Kalium für eine hohe Frosttoleranz.
Weitere Hinweise zum richtigen Düngen von Rasen finden Sie hier .
Rasen sanden
Das Sanden des Rasens empfiehlt sich vor allem bei festen Böden. Ein zu stark verdichteter Boden fördert das Wachstum von Rasenfilz, Moos und Unkräutern. Die übermäßige Bildung von Filz und Unkraut ist daher ein starker Indikator für eine unzureichende Bodenqualität. Das Streuen von Sand sorgt für eine gleichmäßige Auflockerung des Substrates. Gleichzeitig wird die Durchlüftung und Wasserdurchlässigkeit verbessert. In Kombination mit Düngen und Vertikutieren schaffen Sie so eine optimale Grundlage für ein dichtes Rasenwachstum. Das Besanden sollte idealerweise einmal jährlich im Frühjahr analog zum Vertikutieren erfolgen.
Der gewählte Sand sollte ein spezieller Rasensand sein. Dieser hat eine sehr feine Körnung und ist bereits von unerwünschten Bestandteilen gereinigt. Je nach Rasenart und Bodenbeschaffenheit sind unterschiedliche Streumengen möglich. Beachten Sie deshalb genau die Angaben des Herstellers auf der Verpackung. Als Faustregel empfiehlt es sich jedoch, mindestens 0,5 bis 0,8 Zentimeter der Grasspitzen frei zu lassen.
Eine Anleitung zum richtigen Besanden von Rasenflächen haben wir in diesem Artikel zusammengestellt.
Rasen lüften
Das Aerifizieren ist eine ebenso weit verbreitete Technik zur Verbesserung des Rasenwachstums wie das Vertikutieren. In der Praxis handelt es sich um eine verstärkte Form des Vertikutierens. Während beim Vertikutieren die Grasnarbe nur angeritzt wird, werden beim Aerifizieren bis zu zehn Zentimeter tiefe Furchen gezogen. Dadurch erhöht sich allerdings auch die Belastung der Grasnarbe. Eine intensive Nachpflege gewinnt daher weiter an Bedeutung.
Ähnlich wie beim Vertikutieren liegen die geeigneten Zeitfenster im Frühjahr und Herbst. Sowohl zwischen März und April als auch von September bis Oktober kann der Rasen aerifiziert werden. Für mäßig beanspruchte Flächen ist eine jährliche Aerifizierung völlig ausreichend. Bei stark verdichteten Flächen wird eine intensivere Behandlung empfohlen. Diese sollte auch im Sommer in zweimonatigen Abständen durchgeführt werden. Die Regeneration der Fläche in dieser Jahreszeit dauert jedoch im Vergleich deutlich länger.
Weitere Informationen zur manuellen und maschinellen Belüftung finden Sie hier .
Alternativen zum Vertikutieren
Für den Hobbygärtner gibt es verschiedene manuelle Alternativen zum maschinellen Vertikutieren. Dazu gehören der Einsatz eines Metallrechens und der Handvertikutierer. Durch die fehlende maschinelle Unterstützung wird die Grasnarbe in der Regel nicht so intensiv bearbeitet. Für Rasenflächen, die nur leicht verfilzt sind, oder als zweite leichte Bearbeitung der Fläche im gleichen Jahr sind diese Verfahren dennoch geeignet. Der grundsätzliche Ablauf des Vertikutierens bleibt jedoch auch bei diesen Verfahren erhalten.
Der Metallrechen hat im Vergleich zum herkömmlichen Rechen deutlich längere Zinken, die zudem nach innen gebogen sind. Durch das gleichmäßige Harken der Rasenfläche werden trockene Teile der Grasnarbe gelöst. Für ein gleichmäßiges Ergebnis empfiehlt es sich, in Längs- und Querrichtung zu harken. Anschließend können die gelösten Pflanzenteile entsorgt werden. Durch die variable Einsatzmöglichkeit ist der Rechen auch an Hängen und auf kleinen Flächen problemlos einsetzbar.
Der Handvertikutierer (57,00€ bei Amazon*) ist ähnlich aufgebaut wie die maschinelle Variante. Im Gegensatz zu dieser besitzt er jedoch keinen Motor und wird ausschließlich mit eigener Kraft betrieben. Diese Variante eignet sich daher vor allem für gerade Flächen mit wenigen Ecken. Durch die Variation des Drucks kann die Schnitttiefe bestimmt werden. Man sollte nicht tiefer als drei bis fünf Millimeter schneiden.
Eine weitere Behandlungsmöglichkeit für stark vermooste Rasenflächen finden Sie hier .
FAQ
Wie wird vertikutiert?
Vor dem Vertikutieren muss die Rasenfläche vorbereitet werden. Das vorhandene Gras wird eine Höhe von maximal drei Millimetern gekürzt. Für ein optimales Ergebnis, empfiehlt es sich außerdem, in Längs- und Querrichtung zu vertikutieren. Dabei wird die Fläche schachbrettartig abgefahren, um eine vollständige Entfernung von Unkraut, Moos und Rasenfilz zu erreichen.
Wann wird vertikutiert?
Grundsätzlich eignen sich sowohl das Frühjahr als auch der Herbst zum Vertikutieren. In der Praxis hat sich der Zeitraum zwischen April und Mai bewährt. Im Vergleich zum Herbst regeneriert sich der Rasen durch die einsetzende Wachstumsphase deutlich schneller. Grundsätzlich kann der Rasen aber auch zwischen September und Oktober vertikutiert werden.
Wie funktioniert ein Vertikutierer?
Ein Vertikutierer besitzt an der Unterseite mehrere Messer, mit deren Hilfe die Grasnarbe eingeritzt wird. Je nach Einstellung erfolgt der Einschnitt in einer Tiefe von drei bis fünf Millimetern. Die einzelnen Einschnitte sorgen für eine bessere Durchlüftung und Wasserdurchlässigkeit. Außerdem werden durch die gebogene Form der Klingen abgestorbenes Material und unerwünschtes Unkraut entfernt.
Wie erkennt man, ob vertikutiert werden muss?
Ein einfacher Test zeigt Ihnen, ob Ihr Rasen vertikutiert werden muss. Fahren Sie dazu mit einem Metallharken ohne Druck über die gesamte Fläche. Bleibt Moos oder anderes Material an den Zinken haften, ist der richtige Zeitpunkt gekommen. Leichte Verfilzungen lassen sich auch mit einem Handrechen entfernen.
Wie pflegt man Rasen nach dem Vertikutieren?
Neben einer Düngung empfiehlt sich das Besanden der Fläche sowie das Aerifizieren. Beim Aerifizieren wird die Grasnarbe nochmals tiefer eingeschnitten. Vor allem stark verdichtete Böden können durch diese Maßnahme deutlich aufgelockert werden. Der zusätzlich ausgebrachte Rasensand füllt die entstandenen Ritzen aus, ohne sie zu verstopfen.